19. Erzählabend des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau von 1848 am Do. 1.12. um 18.30 Gaststätte Stenger/Heiss

Historisch-Demokratischer Verein Mittel-Gründau von 1848 i.d. IAS e.V.
c/o Hartmut Barth-Engelbart / Bachgasse 1 / 63584 Gründau/ Tel 06058 1460
Einladung / Pressemitteilung / Bitte um Ankündigung

Am Donnerstag, 01.12. findet der 19. Erzählabend des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau ab 18.30 in der Gaststätte Stenger/Heiss statt.
Der Regionalhistoriker und Archäologe Hans Kreutzer wird an diesem Abend einen PowerPoint-Vortrag zur Armut in Gründau um 1850 halten.
Eingeleitet wird der Erzählabend mit einigen Anmerkungen zur Geschichte des ältesten Hauses und Hofes freier Mittel-Gründauer Bauern aus dem Jahr 1782. Der Hof, bzw. die Scheune und die Ställe sind  vor einigen Tagen komplett abgebrannt, das Dach des Wohnhauses istvollständig zerstört und zumindest der zweite Stock kaum noch zu retten. Ein Wiederaufbau des Wohnhauses wird wohl kaum zu finanzieren sein, wenn nicht die Denkmalschutzstiftung mit erheblichen Mitteln eingreift. Von der geschichtlichen Bedeutung des Hauses her wäre das eigentlich geboten.  Sollte das Haus abgerissen werden müssen, so muss die Gemeinde Gründau unbedingt dafür sorgen, dass die Arbeiten von Historikern und Archäologen begleitet werden.
Das Wohnhaus gehörte mit seiner nach Osten weisenden Eingangsseite zum Bebauungsoval des Dorfplatzes um den zentralen Oberdorfer Schöpfbrunnen und markierte den Ortsrand des alten Mittel-Gründau zum Oberdorf Buchen, das sich nordwestlich anschloss …Am Baustil dürfte auch zu klären sein, ob die Meiningers aus Meiningen  (vielleicht zusammen mit den Grimmelshausens aus Grimmelshausen bei Meiningen?) oder aus dem Hanauer Land eingewandert sind.
Das Haus des Mittel-Gründauer Landtagsabgeordneten  Heinrich Otto, der in der Weimarer Republik von 1929 bis 1931als KPDler im Hessischen Landtag arbeitete, ist ein Zeugnis für den über 3 Generationen mit eigener Hände Arbeit geschaffenen bescheidenen Reichtum der Mittel-Gründauer freien Bauern.

(Bitte bei den Ankündigungen bis hierher mit veröffentlichen! Wenn Platz und Interesse vorhanden, auch gerne den folgenden Text)

Der  durch den 30-jährigen Krieg bis auf die Gundmauern zerstörte Hof gehörte zu dem Areal, das die Großfamilie Meininger nach ihrer Einwanderung 1705 wieder aufbaute. Die “Neubürger” Meininger wohnten zunächst wie die überlebenden 5 Mittel-Gründauer Eingeborenen in notdürftig geflickten Kellern und Lößhöhlen am Hang oberhalb der heutigen Alten Schulstraße. Die “Neueinrichter” Meininger und die dazu Eingewanderten verteidigten zusammen mit den Eingeborenen das Gebiet links des Hasselbaches gegen den Zugriff der Isenburg-Büdinger Fürsten, des Fürstbischofs von Mainz, des Deutschherren-Ordens und gegen die Prämonstratenser, die sich 1765 untereinander vor dem Reichskammergericht in Wetzlar und in Wien um Mittel-Gründau stritten.
Die Büdinger, wie die anderen Streitparteien konnten jedoch für das Gebiet links des Hasselbaches keine Besitz-Dokumente vorlegen. Lediglich die Dominikaner des Groß-Klosters Arnsburg konnte den Besitz eines kleinen Klosters (an der heutigen Straße “Im Klösner”) nachweisen. Die Kapelle des später aufgegebenen ((wahrscheinlich durch Napoleonischen Eingriff säkularisierten und den Bauern zugeschlagenen)) Klosters , war um 1860 so baufällig, dass sie abgerissnen werden musste. Die Steine und die Balken kaufte der Bauer Betz 1867zur Erweiterung seiner Stallungen.  Das Reichskammergericht entschied 1765 nach der Befragung der als Zeugen und nicht als Prozesspartei geladenen Bauern Karl Meininger und Boller, dass das Areal links der Hasselbach im Besitz der Bauern verbleibt.
Es folgte darauf ein verschärfter “Wasserkrieg” der Isenburg-Büdinger gegen die Mittel-Gründauer Bauern, zapften ihren Quelles das wasser ab, leiteten den Hsselbach um in ihrer Holzleitungssysteme, die Fürsten machten den Bauern die Waldweide, die kaiserlich verbrieften Holzrechte streitig, ließen ihre Jäger das Rot- und Schwarzwild in die Felder treiben und sich dort fettfressen und verfolgten die Bauern als “Wilddiebe”, wenn die sich dagegen zur Wehr setzten. Trotalledem schafften es die Mittel-Gründauer Bauern innerhalb dreier Generationen, von 1705 bis 1782 eine Scheune am Hasselbach wieder als Schule auszubauen –  bis die den Kindersegen nicht mehr aufnehmen konnte und den Bauern auch zu hochwassergefährdet und mit dem ebenerdigen Stampfboden zu schlecht heizbar war. Dann bauten die Bauern um 1760 in der “Alten Schul-Straße”, direkt neben dem Mühlbach am Hang eine neue größere Schule.(deren Hochkeller heute noch steht, das Fachwerk im ersten Stock wurde durch Hohlbocksteine ersetzt). Nach dem Bau der neeun schukle, wurde aus der alten (wieder) ein Hirtenhaus gemacht, also wieder eine Scheune, in dem der Dorfhirt mit seinem Vieh hauste.
In dieser Zeit wurden nach und nach auch die (immer noch Behelfs-)Wohnhäuser der Bauern aus-, um- und neu gebaut: in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war das Herrschaftssystem der Isenburger noch nicht wieder so gefestigt, die eingeborenen und eigenständig früh eingewanderten Bauern waren zu rebellisch. Die Fürsten holten sich lieber abhängige Glaubensflüchtlinge  zur Wiederbesiedlung, Wiederbearbeitung ihrer Domänen und Dörfer: Inspirierte, Waldenser, Herrenhuter Brüder (die Zinsendorfianer) ….
Die noch nicht wieder gefestigte feudale Herrschaft ließ es auch zu, trotz der vielen Grenzen der verschiedenen Grafschaften, Fürstentümer, Bistümer …  die landwirtschaftlichen Produkte ohne größere Zollbelastungen offen oder geschmuggelt auf die Märkte zu bringen nach Selbold, nach Düdelsheim, nach Büdingen (zumindest in die Vorstadt), nach Hanau (auch in die Vorstadt), nach Gelnhausen (in die Burgsiedlung außerhalb der Stadtmauer) ….
Die hoffentlich noch erhaltene Stuckdecke in der guten Stube des schwer brandgeschädigten Bauernhausesiast meines Wissens noch nicht datiert. . Es könnte sein, dass die Stuckdecke erst nach dem Einmarsch der Franzosen und der Säkularisierung der Klöster, nach der Verringenung der Grenzen und Zölle entstanden ist. Die anfängliche “Franzosen-Zeit” brachte für die Bevölkerung zunächst viele Vorteile, Rechte und Steuererleichterungen… bis zur Vorbereitung des Rußlandfeldzuges die Zwangsdienste (Bau der Trasse für die neue Leipziger Straße als Heerstraße, die möglichst nicht mehr durch die engen Ortskerne führte sondern als Umgehungsstraße gebaut wurde) und die Einquartierungen und Requirierungen kamen … Von da an haben sich die Bauern gegen Napoleon gestellt und ihm auch die Kriegskasse in Rothenbergen im Keller vom Gasthof Fass (der heutigen Volksbank) geraubt und sich so ihre Zwangsdienste entlohnt.
Mehr (oder weniger) dazu
am 1.12. beim Stenger. (Die Jahreszahlen in diesem Text sind aus dem Kopf geschrieben und deshalb nicht alle haargenau. Hans Kreutzer oder Erwin Rückriegel werden sie sicher korrigieren können.)
Hartmut Barth-Engelbart
Nachwort zur Armut in Mittel-Gründau
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen/ Ursachen für die sich (wieder) entwicklende Armut der Bauern in Mittel-Gründau. In Mittel-Gründau gab es im 18 Jahrhundert – wahrscheinlich auch noch bis weit in das 19. Jahrhundert wegen der nicht so weit fortgeschrittenen Arbeitsteilung (Hauptberufe außer “Bauer” gab es nur wenige: Schmied, Wagner, Metzger, Bäcker – aber auch die lebten zumeist hauptsächlich von der Landwirtschaft, weil die meisten Bauern/Bäurinnen auch diese Gewerke leidlich beherrschten und man z.B. zusammen Brot backte, schlachtete usw…
Für die nach 1705 stark zunehmende Einwohnerzahl hätten die Bauernfamilien mehr Acker unter den Pflug nehmen müssen, die Allmende-Weiden und Wälder ausdehnen müssen. aber das gegenteil war der fall: die Füsten eigneten sich immer mehr Wald und Feld an. Den immer kinderreicheren Bauern-Familien blieb so  ´nichts anderes übrig als die “überzähligen” wegzuschicken (Hänsel & Gretel!!) zur Arbeitssuche in den Städten..oder sie als Hintersassen in Wüstungen und noch nicht in fürstlichen Besitz genommenen Sauren Gründen siedeln zu lassen (Hüttengesäß, Etzengesäß, Weitengesäß. Bösgesäß ….).  Doch vor und parallel zu dieser Aussiedlung kam die Erbteilung von Haus, Hof und Wald und Feld und die (Wieder-)Verdingung in Fron-/Lohnarbeit beim Fürsten. Wer sich aus der alten wie derneuern Fron freikaufen wollte, wer in der Not Kredite aufnehmen musste, “anschreiben ließ für Holz und Kartoffeln, Getreide .. fürs fast nackte Überleben oder auch für die rettung der freien eigenen Landwirtschaft, der musste sich aus den ASllmenden zur Sicherheit Stücke sichern, Wer keine Sicherheit bot, kein Besitzbürger wurde, hatte Kreditwürdigkeit noch später Wahlrecht , war kein Freier sondern Knecht..usw.  Diese Entwicklung löste für eine kurze Rettung aus der Not den Allmendenverband, die Gemeinde, die Solidargemeinschaft des Dorfes auf. Dann war jeder allein , vereinzelt seines (meist Un-) Glückes Schmied. Denn mit dem nicht mehr Gemeineigentum sondern Privatbesitz, waren die Gemeindewälder und Felder bald Privatbesitz der Kreditgeber. Die meisten (Klein-) Bauern wurden rückzahlungsunfähig. In der Zwangslage, viele Mäuler aus immer weniger Acker stopfen zu müssen gaben immer mehr bauern die Dreifelder-Wirtschaft auf, die nur alös Dorfgemeinschft sinnvoll zu betreiben war und die Böden nicht auslaugte. Jatzt laugten die Bauern ihre Böden aus, es häuften sich Missernten auf den immer kleiner werdenden Parzellen, die Preise der Lebensmittel stiegen im notwendig gewordenen ZusatzEinkauf. Die Preise der Kleinbauern die sie für ihre Produkte bei Ablieferung erzilen konnte stagnierte oder stiegen nicht ausreichend. Die fürstlichen/bischöflichen Bannmühlen mit ihren Mahlmonopolen verlangten nicht mehr zahlbare Preise, den kommunalen Mühlen wurde das Wasser abgegraben und /oder das Mahlen von der Obrigkeit direkt verboten = Wasserkrieg!”..  alle Mögliche wurde von der Herrschaft besteuert: Viehsteuer, Hundesteuer, Fenster- und Türsteuer, Stocksteuer, Treppensteuer, Grundsteuer, Salzsteuer, Brand(wein)steuer , wahrscheinlich gab es auch eine Ofensteuer..
Selbst mit der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die reise um Justus von Liebig entwickelte Nothilfe durch Kunstdünger war die Armut nicht zu verhindern. Zum Teil wurde sie noch verschärft, weil die kleineren Bauern sich diesen Dünger nicht kaufen konnten, sich dafür verschulden mussten..und die Schulden dann wieder mitsamt ihren Äckern und Höfen loswurden . Meist reichte auch das nicht aus und die Schuldknechtschaft zwang immer mehr zur Lohnknechtschaft…. Auch die aufkommende Genossenschaftsbewegung  wurde nach angfänglichen Erfolgen zur großen Enttäuschung, weil sie den Pferdefuß des Privateigentums an Grund und Boden nicht beseitigte. Auch gegenüber den Genossenschaften und den sich aus ihnen entwickelnden Sparkassen und  Raiffeisen- und Volksbanken hafteten die Kleinbauern mit hrem Grundbesitz, mit ihren Höfen, samt Vieh und Wohnhäusern, die meist letztlich auch nur notdürftig ausgebaute Ställe waren. Schulden sind erblich: die zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach der französisschen Revolution aus Angst vor derselben bzw. Angst vor ihrem Übergreifen auf die deutschen Kleinstaaten zugestandenen Möglichkeit, sich aus den Leibeigenschfts- & Fron-ähnlichen freizukaufen (um überhaupt als Bürger anerkant zu werden und z.B. Stimmrecht  selbt nur für die feudalen ständischen Landtage zu erhalten, diese Freikaufmöglichkleit brachte unzählige Familien in so große Schuldknechtscht, dass sie nicht nujr ihren gesamten Grund und Hausbesitz loswurden sondern auch noch ihre Urenkel mit den schulden belastet wurden und bis weit ins 20. Jahrhundert daran abzuzahlen hatten. Eine weiter Schuldewrbschft ist hier noch garnicht erwähnt: Unterernährung der Kinder, Zwang zur industriellen und großagrarischen Kinderarbeit, damit verbunden nur mangelhafte schulbildung (Was Schule ? Du musst arbeiten gehen!!). Unsd Kinder nmit schlechter Ausbildung oder ohne, weil das lehrgeld nicht gezahlt werden konnte, weil die Lernmittel unbezahlbar waren .. das alles hatte wieder Armut zur Folge und grnzenlosen reichtum auf der anderen Seite (des Hasselbaches, wo im Treppenhaus noch 1995 die Bilder der Isenburg-Büdingenschen Besitzungen in Brasilien, Argentinien, West-Ost- und Süd-Afrika hingen)
Heute ist alles nicht mehr so schlimm? Man sollte sich Mal genauer ansehen, wieviele Höfe, Wohnhäuser, Äcker usw tatsächlich den Banken gehören und wieviel von denen, die sie bewohnen, bearbeiten zum großen Teil allein die Zinsendienste kaum noch zahlen können..

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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