HaBEs Sternstunden 1.

Immer in der Gülle zu tauchen, um sie zu klären? Das führt auf die Dauer schon dazu, dass man nach dem Auftauchen und Duschen immer noch nach Gülle stinkt.

Eine meiner liebsten Schulfreundinnen, eine Mannheim-Neckarauer Metzgerstochter hat mir schon vor Jahren einmal, nein mehrmals geraten, mich nicht mit solchen andauernden Jauche-Tauchgängen selbst zu zerstören. Ich wollte lange nicht auf sie hören. Jetzt ist es aber so weit:

Liebe Lore, jetzt schreibe ich wenigstens zwischendurch über meine Sternstunden.

Sternstunden?. Ja, das sind die, die ich mit meinen Liebsten am liebsten auf einem noch warmen Autokühler  liegend die Sterne beobachte und versuche Sternschnuppen aufzufangen.

Wo anfangen?

Die frühste Glückserinnerung ist die an meine Kindergärtnerin, die Tante Heidelwich, die zwar immer drohte, Kindern, die nicht aufhörten zu schwätzen, die Zunge abzuschneiden. Aber sie hat es dann doch nie gemacht.  An ihren Geruch kann ich mich heute noch erinnern, wenn sie sich über mich beugte und ihr Achselhaar mein Gesicht streifte. Dieser Geruch, nein dieser Duft ist unauslöschlich und mit weiteren Gerüchen untrennbar verbunden: vom Kindergarten bis zum „Unteren Hammer“ kurz vor Asselbrunn waren es keine Tausend Meter. Dort gab es einen Wiesenhang, den wir als Kinder herunterrollten über Schlüsselblumen, Margaritten und Traubenhyazinten … dieser Wiesengeruch ist genauso unauslöschlich.

Der Dritte im Geruchsbunde war das Kochfeuer der Zigeuner, die in einem Gebüsch zwischen Kindergarten und Unterem Hammer lagerten: Teppich- & Kesselflicker, Scherenschleifer, Stuhlflechter …  die luden uns Kinder zum Essen ein… es war immer eine Mutprobe, denn bekanntlich klauen ja Zigeuner kleine Kinder und schlachten und braten sie. Aber es hat so gut geschmeckt und sie waren so freundlich zu uns…  Dass in Frankreich der Cigogne die Kinder bringt, wußte ich damals noch nicht…

Ach ja, jedes mal wenn ich bei meinem Zahnarzt sitze, kommt mir der Geruch von Tante Heidelwich wieder in die Nase: er hat in einem seiner Behandlungszimmer ein Plakat hängen: „Le Dent“ aus der Edition Desastre. Dort lasse ich mir am liebsten von ihm die aus meinen Kronen gebrochenen Zacken ersetzen und die Fresse polieren:

Da muss ich aber schon in der Volksschule gewesen sein. beim Lehrer Hofmann und etwas zu früh verliebt in seine Tochter Annelie …

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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