HaBE das Original “Zwischen Berg & tiefem, tiefem Tal”, das Lied der drei(!) Hasen aus Büchners “Woyzeck” gefunden

Auch die Original-Hessische-Dialekt-Version des Straßenräuberliedes aus dem “Lenz” ist hier “bei’s TOBIASSE” wieder aufgetaucht. Sie folgt demnächst als eigener Artikel

Der bekannte, vermeintlich richtige Text des Liedes aus dem”Woyzeck” lautet:

Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal
saßen einst zwei Hasen,
fraßen ab das grüne, grüne Gras
fraßen ab das grüne, grüne Gras
bis auf den Rasen.

Als sie sattgefressen warn,
setzten sie sich nieder,
bis das der Jäger kam
und schoß sie nieder.

Als sie sich nun aufgesammelt hatten
und sich besannen,
daß sie noch Leben hatten,
liefen sie von dannen.

Das Lied lautet aber in der jetzt in Gründau gefundenen Originalfassung nur im ersten Vers fast gleich, handelt aber von den 3 Hasen, jenem Fruchtbarkeitssymbol aus der vorschristlichen Zeit. Im Text sind Anlehnungen an das verschlüsselte Revolutionslied “Auf einem Baum ein Kuckuck saß” zu erkennen und die ebenfalls verschlüsselte Hasen-Geschichte, die der Frankfurter Psychiater Heinrich Hoffmann in seinem Struwwelpeter verarbeitet hat. Hoffmann ist zwar im Vormärz als schlagender Burschenschafter an den 1848 Revolutions-Vorbereitungen beteiligt, wird auch Paulskirchen-Abgeordneter, setzt sich aber für eine “Wahlmonarchie” ein. So lässt er auch die bewaffnete Revolte des Hasen gegen den Jäger böse enden, nämlich mit der Verbrühung seines Hasenkindes. Der Anti-Republikaner Hoffmann ist im Gegensatz sogar zu Pestalozzi ein Vertreter schwärzester Pädagogik und das passt gut zusammen. Ganz anders Georg Büchner, dessen Haltung eben auch im “Lied der 3 Hasen” im Woyzeck sehr deutlich wird.

Die Geschichte vom wilden Jäger

Die Geschichte vom wilden Jäger.

Es zog der wilde Jägersmann
Sein grasgrün neues Röcklein an;
Nahm Ranzen, Pulverhorn und Flint’-
Und lief hinaus in’s Feld geschwind.

Er trug die Brille auf der Nas’
Und wollte schießen tot den Has.

Das Häschen sitzt im Blätterhaus
Und lacht den wilden Jäger aus.

Jetzt schien die Sonne gar zu sehr,
Da ward ihm sein Gewehr zu schwer.
Er legte sich ins grüne Gras;
Das alles sah der kleine Has.
Und als der Jäger schnarcht’ und schlief,
Der Has ganz heimlich zu ihm lief
Und nahm die Flint’ und auch die Brill’
Und schlich davon ganz leis’ und still.

Die Brille hat das Häschen jetzt
Sich selbst auf seine Nas’ gesetzt;
Und schießen will’s aus dem Gewehr.
Der Jäger aber fürcht’ sich sehr.
Er läuft davon und springt und schreit:
„Zu Hilf’, ihr Leut’, zu Hilf’, ihr Leut’!“

Da kommt der wilde Jägersmann
Zuletzt beim tiefen Brünnchen an,
Er springt hinein. Die Not war groß;
Es schießt der Has die Flinte los.

Des Jägers Frau am Fenster saß
Und trank aus ihrer Kaffeetass’.
Die schoß das Häschen ganz entzwei;
Da rief die Frau: „O wei! O wei!“
Doch bei dem Brünnchen heimlich saß
Des Häschens Kind, der kleine Has.
Der hockte da im grünen Gras;
Dem floß der Kaffee auf die Nas’.
Er schrie: „Wer hat mich da verbrannt?“
Und hielt den Löffel in der Hand.

Georg Büchners

“Lied der 3 Hasen”

Während kürzlich im Langenselbolder Hinzerdorf (das Dorf der Langenselbolder Hintersassen, die aber wegen des fruchtbaren Äcker auf dem Schwemmland der Gründau-Auen schnell reicher wurden als die Pantoffel- & Spieß-Bürger rund um den Selbolder Klosterberg mit seinem Grafenschloss) beim Abriss eines Bauernhauses viele Briefe von Juden aus dem 17., 18. & 19. Jahrhundert dem “Gericht Gründau” gefunden wurden, die noch vor den Stein’schen Reformen im preußischen Teil der Gerichts Gründau versuchten, zwischen Handel, unzünftigem Handwerk und Bandenwesen der aufgezwungenen Armut zu entfliehen- in Richtung kleinbürgerlichem Handwerk und Klein- oder Großhandel,

wurden fast zeitgleich bei Restaurierungsarbeiten an einer Scheune in Mittel-Gründau einige Original-Textblätter des “Woyzeck” und dabei der Text des “Liedes der 3 Hasen” gefunden. So überraschend war das nicht, denn Georg Büchner suchte schon kurz nach dem Hanauer Wilhelmsbader Fest 1832 Kontakt zu den Anführern der weitgehend gescheiterten “Oberhessischen Bauernaufstände” von 1830, die von Mittel-Gründau ausgingen.

Er riet damals den Bauern, sich besser zu organisieren und zu bewaffnen.

Einer der Hauptanführer der Aufstände war der Mittel-Gründauer Bauer Tobias Meininger. Durch dessen Hof ließ Georg Büchner 1834 seinen “Hessischen Landboten” nach Gießen schmuggeln und von dort aus in Oberhessen verteilen, bis dieser Schmuggel von einem Gastwirt Kuhl an der Schmuggelstrecke verraten wurde.

Und nun Büchners Text “Das Lied der drei Hasen”

Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal
saßen einst drei Hasen,
fraßen ab das grüne, grüne Gras
fraßen ab das grüne, grüne Gras
bis auf den Rasen.

Und als sie sich dann sattgefressen hatten

sprangen sie von dannen

suchten sich im Schatten einenPlatz

sicher vor der Fürsten Jäger Hatz

unter dunklen Tannen

Doch dann kam des Fürsten Försterpack

mit Sägen, Beil und Hacken

hauten um den schönen finstern Wald

für des Jägers Hund gab’s keinen Halt

schnappt die Hasen im Nacken

Doch die Hasen haben sich gewehrt

den Jagdhund abgeschüttelt

des Jägers Brille weggezerrt

des Jägers Büchse umgekehrt

und alle Tiere wachgerüttelt

Als sie sich dann auf der Lichtung trafen

all im lichten Buchenwalde

schworn sie sich, die Jäger zu bestrafen

und den Fürsten Arbeit zu beschaffen

hier im Buchenwalde

auf des Steinbruchs Halde

und das sogar balde

Und dann gab’s im Wald ein großes Fest

Fressen, Saufen, Singen, Tanzen

um den Kuckucksbaum mit seinem Nest,

das die Tierheit wieder hoffen lässt …

An dieser Stelle hatte jemand vielleicht schon vor 190 Jahren ein Stück des Manuskriptes abgerissen. Wir konnten es nicht finden, sodass der Text sich leider nicht bis zum Ende wiedergeben lässt.

Möglicherweise hat Büchner auch die ganze Natur hoffen lassen:

und auch die Pflanzen (?) oder “und sogar die Pflanzen”. Ich vermute, dass Georg Büchner da die “unterste Schicht der Tierheit” einbezogen hat: “auch Läuse, Flöhe und die Wanzen!” … oder “im Großen und im Ganzen!”

Vieles an dieser Geschichte HaBE ich erfunden,

Manches aber auch nicht.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert