
Herr Schlöndorf! “Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach” war vor 40 Jahren !

Wie wärs 2011 mit einem neuen Film über “Die fürstliche Armut der einfachen Leute von Mittel-Gründau” ?

Lieber Volker, (seit wir uns bei Angies Geburtstag getroffen haben, sind wir Drei per Du, böse Zeugen sagen, wir wären „perdue“:-)))
Also, Volker hat zugesagt. Hat jedoch das Drehbuch komplett umgedreht und sich dabei an einem Artikel der Frankfurter Rundschau orientiert, der beschreibt, wie die Region vom Fürsten lebte und nicht umgekehrt. So kriegt der Volker die Filmförderung, arte und Guido Knopp mit ins Boot.
Veröffentlicht am von Hartmut Barth-Engelbart
Nun ja, Herr Schlöndorf residiert nach seinem nicht ganz so plötzlichen Reichtum im Penthouse seines vergoldeten Turms von Babelsberg . Für eine Verfilmung der fürstlichen Armut der einfachen Leute von Mittel-Gründau müssen wir jemanden Anderen suchen: Atze Brauner, diesen alten Filmfuchs hatte ich schon Mal angefragt. Er war neugierug geworden, aber er meinte dann doch, ich solle mir etwas jüngere Verrückte suchen.
Hartmut Barth-Engelbart, Bachgasse 1 / 63584 Gründau (Mittel-Gründau) , 30. August 2008
HaBEbuechnerei@web.de; www.barth-engelbart.de.vu
Herrn Artur Brauner
Koenigsallee 18
14193 Berlin
Sehr geehrter, lieber Herr Brauner,
Sie können sich kaum vorstellen, wie sehr ich mich über Ihre Antwort auf meinen Geburtstagsglückwunsch gefreut habe. Mag sein, dass es daran liegt, dass ich bei der Suche nach Ersatzvätern in meinem Leben oft bei den falschen Adressen gelandet bin, wenn ich mir statt meines leiblichen extrem deutsch-nationalen und fast faschistischen einen besseren suchen wollte. Ich hab es aufgegeben, denn weder kann sich ein Kind die Eltern noch können sich diese die Kinder aussuchen. Und ich weiß nicht, ob ich mich in seiner zeit anders entwickelt hätte oder hätte entwickeln können. Mein Vater hat mir auf dem Sterbebett “gebeichtet“, er hätte mich in den 20ern nach dem gewonnenen Ruhrkampf erschießen müssen. Die Kommunisten seien zwar die zuverlässigsten Verbündeten im Ruhrkampf gewesen. Aber danach wären sie für die Brigade Ehrhard fällig gewesen. Mein Vater war Jahrgang 1896 und hat sich noch als 18jähriger „freiwillig“ zum Militär gemeldet (auf Befehl seines Vaters), um vor Verdun nach seinen vier Brüdern zu suchen, die in einem Gemisch von deutschem und französischem Giftgas ihr Leben für Gott, Kaiser und Vaterland lassen mussten.
Ich hatte in den letzten Monaten einen großen Wunschtraum: zusammen mit Artur Brauner meine beiden Romane „Putztruppen“ und „der Damenschneider“ zu verfilmen. Beide Romane sind historisch-politische und bearbeiten die Zeit zwischen 1920 und 1994.
Ich schicke Ihnen gerne ein paar Auszpüge aus den Manuskripten, wenn Sie sich dafür interessieren.
mit freundlichen Grüßen
ihr
hartmut barth-engelbart
Atze Brauner wollte aber dann auch diese Romane leider nicht mehr verfilmen
Also! Bitte mailden!! “Die Region lebte vom Fürsten” schrieb vor einigen Jahren die Frankfurter Rundschau. Die Leute aus der Region können vom Gegenteil einige Klagelieder singen und Geschichten ohne Ende erzählen: nur Mal so: die Schweizer im Hofgut wurden noch in den 50er/60er Jahren im Winter vom Fürsten bzw. seinen Leuten/der Rentkammer, dem Pächter, dem Gutsverwalter bei der Krankenkasse abgemeldet … Pech für die, die im Winter krank wurden.
Das Drehbuch
wird sich um die Frage drehen, warum die Bevölkerung dieses Dorfes nach einem hoffnungsvollen Neuanfang nach dem 30jährigen Krieg so bettelarm wurde.
Einer der Hauptgründe war das Freikaufen aus der Leibeigenschaft & dem Fronarbeitsverhältnis beim Büdinger Fürstenhaus. Diese Freikaufmöglichkeit boten nach den Stein’schen Reformen auch die ersten erkämpften konstitutionellen Verfassungen der beiden Hessen. Darmstadt/Oberhessen und Hessen-Kassel um 1831/32 (also 1 bis 2 Jahre nach den von Mittel-Gründauern angeführten Oberhessischen Bauernaufständen!). Doch war dieser “Freikauf” meist der sichere Schritt in Schuldknechtschaft und Lohnsklaverei u.a. in den fürstlichen Fabriken, Manufakturen und land- und forstwirtschaftlichen Betrieben. Diese Betriebe wurden zusätzlich zur direkten Ausbeutung aus den Freikauferträgen finanziert. Noch bis 1916 hatten viele Familien an den Schulden zu zahlen, die wegen des Freikaufs entstanden waren. Familien, die ihre letzten Äcker in Zahlung gegeben hatten, ihre letzten Waldstücke, hatten keine Grundstücke mehr als Bauland für die Kinder, geschweige denn Geld für Baumaterial. Für den tagtäglichen Bedarf mussten Kredite aufgenommen werden, wurde “angeschrieben”, es konnte kein Lehrgeld gezahlt werden. Die meisten Kinder wurden deshalb ungelernte Tagelöhner, Mägde, Hilfsarbeiter, Wanderarbeiter in einfachen Gewerken. Dazu kam noch der Verlust der Waldrechte und damit der Verlust von Bauholz, Brennholz, Waldweide durch die preußischen Gesetze zur Zwangsablösung der gemeindlichen Wald- und Wasser-Rechte … Der Widerstand gegen diese Entwicklung gipfelte dann 1926 in der Kampagne für einen Volksentscheid für die Enteignung der Fürsten, die nichts weiter bedeutet hätte als die Rückgabe der geraubten Äcker, Waldstücke, Bäche, Fischteiche, Weiden an ihre ehemaligen von den Fürsten bestohlenen Eigentümer….
Diese Kampagne wurde auch in Mittel-Gründau durchgeführt. Zentrumspartei und NSDAP forderten zum Boykott der Volksabstimmung auf und postierten Wachen vor den Abstimmungslokalen, die alle notierten, die sich an der Abstimmung beteiligten und mit Repressalien am Arbeitsplatz bedrohten. Selbstverständlich forderten auch die Unternehmerverbände zum Boykott auf..
So stimmte zwar die Mehrheit der Wahlberechtigten für die Enteignung, aber das nötige Quorum wurde nicht erreicht. Die Fürsten haben es der NSDAP mit weiterer Unterstützung gedankt.
Augenfällige Folge dieser systematischen Verarmung der Bevölkerung durch die Fürsten waren die engen Wohnverhältnisse auf den Restgrundstücken. Familien lebten mit über 10 Personen in notdürftig ausgebauten Ställen, Teilen der Scheunen, teilweise direkt mit den Tieren zusammen. Mit jeder Generation wurden die Erbteile kleiner, während dem Fürsten zu jedem Geburtstag ein Stück Wald nach dem anderen geschenkt wurde, um ihn milde zu stimmen …
Woher kommt “die fürstliche Armut der einfachen Leute von Mittel-Gründau” ?
Diese Frage hat für die Region exemplarischen Charakter: die Kombination von staatlich verordneten Zwangsablösungen, Freikauf aus Leibeigenschft auf Kredit und durch Abgabe von Acker, Weide und Wald an die Herrschft, Verbot von Verhütung und Abtreibung ließ den Grundbesitz der Kleinbauern und Handwerker verschwinden und auf den Resten ballten sich die Großfamilien und Sippen von Meininger I bis Meininger XII, von Weinel I bis Weinel XIV , von Lott I bis Lott IX . An den Freikaufschulden und dem Brennholzkauf beim Fürsten aus den ehemals eigenen Wäldern und den Losholzrechten hatten die Familien bis 1916 zu zahlen…
Und noch was: die Fürstenhäuser waren nicht nur wie seinerzeit die Kaiser bei Fugger und Welser verschuldet, sondern auch bei Geldinstituten, die von Juden geleitet wurden – eines der wenigen luktrativeren Geschäfte, die die Juden betreiben durften. Für die Fürsten war es immer sehr einfach, sich die Schulden vom Hals zu schaffen: Man veranstaltete mit kirchlichem Segen das eine oder andere Pogrom “gegen die Christus-Mörder” und stellte die Juden nur dann unter Schutz, wenn sie den Fürsten die Schulden erließen. Wut auf die Geldverleiher, besonders die jüdischen, hatte das gemeine Volk schon immer, weil man sich Geld leihen musste, um die feudalen Steuern und Zölle zahlen zu können. Diese Vorgehensweise war aber kein fürstliches Privileg: die großen Industrie-Unternehmen in Frankfurt, Hanau, Offenbach. Aschaffenburg, Höchst, usw… beauftragten immer jüdische Zwischenhändler mit dem Einsammeln der Vorprodukte in der Provinz. Den Häuslern, den Webern, den Spinnern, den Bauern wurde für Garn, Tuch, Filz, Schafwolle, Vieh, Korn usw.. ein von der Groß-Industrie diktierter Dumping-Preis bezahlt, der dem Zwischenhändler auch gerade noch etwas Luft ließ. So richtete sich die Wut der kleinen Leute oft nicht gegen die meist “christlichen” Großen im Hintergrund, sondern direkt gegen die jüdischen Zwischenhändler.. Die großen im Hintergrund wurden mit Polizei und Militär geschützt und die jüdischen Zwischenhändler meist nicht..http://www.barth-engelbart.de/?p=835
Herr Schlöndorf! “Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach” war vor 40 Jahren ! Wie wärs 2011 mit einem neuen Film über “Die fürstliche Armut der einfachen Leute von Mittel-Gründau” ?
Da es sich bei diesem neuen Schlöndorf-Film um einen mit Überlänge und drei Teilen handelt wie die Hunsrück-Heimat-Filme von Edgar Reiz folgen hier jetzt die Links zu weiteren Drehbuch-Kapiteln.:
http://www.barth-engelbart.de/?p=490 2 Gründauer Lehrer zu Zuchthaus verurteilt ?
http://www.barth-engelbart.de/?p=689 Auch die Feuerwehr bekam kein Wasser mehr
http://www.barth-engelbart.de/?p=1141 Wie Armut entsteht: am Beispiel Mittel-Gründau 1705 bis heute
http://www.barth-engelbart.de/?p=1144 Wie man massenweise arme Leute herstellt – am Beispiel Gründau
| Wie Carlo Levi nach Gründau-Lieblos kam |
| http://www.barth-engelbart.de/?p=8002 Suchmeldung: Lehrer Paul Nagel (Mittel-Gründau) wird vermisst |
400 Gelnhäuser und Gründauer gegen Polizei und Militär
www.barth-engelbart.de/?p=3097 Wäre Wilhelm Pfannmüller Bürgermeister von Dachau geworden.