„Putztruppen“ & “Oppenheimer-Effekt”? Fragt den TATORT-Autor Peter Zingler!

Hellas EZB 1.Mai 13 065

….. nun hatte ich so um die 2004 Peter Zingler mein damals schon über 350 Seiten dickes word-manuskript zugeschickt, mit der Bitte, es zu begutachten, mir Tipps zu geben, denn die Geschichte spielt zum großen Teil im Ostend, rund um die damals noch nicht existente „Romanfabrik“ und Zingler kannte  sowohl den “Flüsterwilli”, “Stalin” und seine Frau Margarete, die die Breite Gasse unter sich hatte, die “Sonne von Mexiko“, den Frankfurter Untergrund….

Womit wir schon beim Oppenheimer-Effekt wären..    Doch langsam!

Peter Zingler hat mir geantwortet, er hätte noch nie einen so durchgängig  querstrukturierten Roman gelesen, das sei ihm zu schwierig und „Normalos“ wie ihm nicht zuzumuten. Das hat mich zunächst schwer getroffen. Aber nach ein paar Tagen wurde mir klar, dass es sich hierbei eher um eine Art „Chapeau“-, eine “Hut-ab”-Geste handelte. Naja, vielleicht auch nicht.

Was Zingler aber damit punktgenau getroffen hat, ist der „Oppenheimer-Effekt“. „durchgängig querstrukturiert“

Hellas EZB 1.Mai 13 076

Der Oppenheimer-Effekt hat nun gar nichts mit dem Atom-Bomben-Entwickler und Widersacher von Einstein zu tun, auch nur am Rande, nein auch gar nichts mit dem Frankfurter Bankhaus Oppenheimer. Das kommt zwar ein paar Mal im Roman vor.. aber es ist nicht die Struktur..

Vielleicht erkläre ich jetzt erst Mal, was der Oppenheimer Effekt ist: bei Erzählungen, Romanen geht die Geschichte über mehrere zeitlich-geschichtliche Ebenen und springt zwischen diesen Ebenen, überspringt auch welche usw ….. manchmal weiß man nicht, auf welcher Ebene man sich gerade befindet. In Oppenheim ist Mal ein Auto mitten in der Altstadt weggesackt . Man hat es in einer über 20 Meter tiefen Grube wieder entdeckt. Die Bergung mit Autokränen war schwierig, weil auch die abzustürzen, einzusacken drohten. Erst dann entdeckte man die mehrfach über/untereinander verlaufenden Katakomben unter der Stadt… ein riesiges dreiminensionales Labyrinth, bei dem  man nach kurzer Zeit nicht mehr weiß wo Nord, Süd, West und Ost ist, auf welchem Zeithorizont man sich befindet und wo man , wenn man nach oben steigt, oben herauskommt, und ob man .. denn Glück auf. Glück auf ! , man weiß nämlich auch nicht in welchem Stollen und in welchem Schacht man sich bewegt und ob es nur ein Notschacht, ein Lüftungsschacht ist und ob man nicht schon in der nächsten Grube angelangt ist…  literarisch-historisch-bergmännische Vortriebsweise … denn es ist nicht soooo weit vom Bergwerk “Putztruppe” zur benachbarten Grube “Damenschneider”, die wiederum über einige “Querstollen” mit der Grube “Erbsenzähler” verbunden ist. Und wer sich in diesem Bergbaurevier auskennt, zumindest bewandert ist, der wird sich schnell den Durchbruch zu den Gruben der “Grenzgänger” gegraben haben … der Schacht “Onkelmord” und die Grube “DoppelKopp” liegen in nicht allzu ferner Nachbarschaft …

Man muss höllisch aufpassen , dass man sich beim Lesen nicht ne Steinstaublunge holt

 “Durchgängig querstrukturiert” war schon richtig.

In Frankfurt gibt es hunderte von Durchgängen, Durchschlupfen, die zwar zum großen Teil nach dem 1944er Bombardement verschüttet waren, aber die Übriggebliebenen reichten noch für die Querstrukturierung der Frankfurter Unterwelt. Es gab Durchgänge von der Hasen- in die Töngesgasse, vom Fisch-Franke bis zum Fischerfeld vom Main-Ufer in die Fischergasse, vom Aquarius neben dem Arbeitsamt im Fischerfeld bis in die Kleine Bockenheimer  direkt in den Jazzkeller, nachdem Emil und die Jazzdektive ihr Nikolai-Kirchen-Asyl aufgeben mussten und konnten, denn die Kleine Bockenheimer inclusive der drunterliegenden Katakombenteile wurden 1947 schon freigeschaufelt. Da wurde die einst so reiche  Stadt endlich wieder das Gegenteil vom Mangelsdorf.

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(HaBE ab 1963 auch Posaune gespielt, (eher mangelhaft und mehr dörflich)- bis es mir von dem Ex-SS-Offizier, meinem evangelischen Schul- & Internatsleiter verboten wurde ..ab 1974 eine erneuter Versuch im KBW-Musikzug des Soldaten-& Reservisten-Kommitees, aber die haben mir dann doch zu viel & nach ZK-Pfeifen-Kommandos den Marsch geblasen und so griff ich zur Klampfe)Bild (2) (2)

 ……. Und “Dribbdebach” hinterm Sachsenhäuser Main-Ufer war es nicht anders: vom Underground am Deutschherrenufer gings direkt bis zur Herrenmühle, zum Schlachthof oder in die „Fabrik“, die alte Frankfurter , nein Sachsenhäuser Ölmühle. Ich bin mir sicher, dass es einen ZusammenGang von Jazzkeller und Club Voltaire gibt…

Querstrukturiert. Aus dem Keller der “Sonne von Mexiko” gab es bei Razzien so viel Auswege:  man konnte durch mehr als ein halbes Dutzend verstellte Türen in viel mehr als nur die Luftschutzkeller der benachbarten und zerbombten Häuser gelangen, es gab Falltüren zu dem System der Katakomben … und die Stadtverwaltung hatte wie die Polizei auch überhaupt keine Übersicht mehr über dieses Tunnelgewimmel. Ja, es gab da schon welche, die sich ziemlich gut in diesemm Labyrinth auskannten, Zivil-Bullen wie den Finkh, den Vogel, den Loos, die von der „Putztruppe“  …..

Geschichten bis ihr schwarz werdet

„Putztruppen“ und der Oppenheimer-Effekt ? Was ? Fragen wir Mal den TATORT-Autor Peter Zingler

07-der-freut-sich-am-meisten

Die  HaBE „Putztruppen“-Lesung im Café Wiesengrund am 20.06. 20 Uhr sollte man schon etwas vorbereiten. Als „Warming-Up“ habe ich den folgenden Text:

DER WEITER VORNE IST NICHT MINDER WISCHDISCH

Peter Zingler, dessen erste Bücher ich in der Neuen Hanauer Zeitung (nhz) 1983/84, als er noch in Dieburg im Knast schrieb, euphorisch rezenziert HaBE (bei wikipedia sind davon leider nur die „Notizen aus der Mülltonne“ aufgeführt, die „Spur 362“, die von seiner folgenschweren und teilstödlichen Begegnung mit Generalbundesanwalt Bubak handelt, fehlt bei wikipedia ((kann sein, dass der arrivierte Zingler selbst dieses Buch bei wikipedia  verschweigen ließ?)) Jedenfalls ist diese „Spur 362“  auch einer der Gründe dafür, dass ich auf seine Bücher überhaupt aufmerksam wurde …  das kam so: beim Kneipenverkauf der Kommunistischen Volkszeitung (KVZ), dem „Zentralorgan des KBW“,  traf ich so um 1978 in der Hanauer Innenstadt in der Gaststätte „Gassebub“ auf Dieter Schlüssler, der frisch entlassen aus dem Knast in Dieburg auf seinen nächsten Blackout zu soff. Der Lebensabschnittsgefährte der Wirtin, ein Palästinenser, war Abonnent der KVZ und ich versuchte mit magerem Erfolg auch an den Gassebub-Tischen die Zeitung  an den kleinen Mann und seine Frau zu bringen. Bisweilen auch mit HaBE- Liedersingen in Hanauer Platt verbunden. „Vadder kumm, mir gehn naus in die Bulau…“ „Oamm Heumargd wer’n die Beem gefällt unn doann, unn doann.  im Lambewald widder uffgeschdelld…, de Lambewald werd platt gemacht, unn doann, unn doann.. wo moije schunn IKEA lacht…“ oder „Beiß, Bagger beiß, bau mer bloss koan Scheiß…“ …   12 Leute in der Kneipe, 3 Zeitungen verkauft.  Heute Nacht noch eine Meldung über den Zellenleiter an die Regionalleitung Mitte (an Horst Löchl, den späteren Prof. an der Francfort University of Finance and Manangement) über den heutigen Betriebs-, Straßen- und Kneipenverkauf. Die Zeit drängt. Ab 24 Uhr Zellensitzung. Morgenfrüh 4.30 DUNLOP, VAC, HERAEUS,  eventuell Vertretungseinsatz  vor Honeywell in Maintal. Das war was für Ochsen wie mich, dort verteilten wir Flugblätter bis „die Knechte vom Knecht“  (die IGMetall-DKP-Betriebsgruppe) Ohrfeigen verteilten.  Anschließend zur vom AA verordneten Dummschulung nach Frankfurt..

 

De Dieder, wie er in der Kneipe genannt wird, blafft mich auf dem Weg nach draußen vom Tresen her an: „Ihr seid doch all nor Schwätzer, eier Zeidung versscheehd doch koaner, mit demm Paddeischinesisch. Wonns rischdisch hard werd, siehd mer nix me-i vunn aisch!“  Ich setze zu einem Widerspruchsversuch an. Zwecklos. „Ihr seid doch all nor Waamduscher, nix gschaffd, koa Schwiel on de Händ, unn Schweiß ? , denn kennd er vielleischd vunn de Disco. In Hanau gibts nor oan, demm könnd ischs abnemme, dass ers werrglisch sou moahnd, wie  ers seschd, dass er dudd, was er redd: des hodd mer de Zingler in Dieborsch gschdeggd, des hodd in de Bildzeidung gschdonne: Drei Jahre wegen Bubak ! –  Geesche denn seid er doch nor uffgebloosene GarrdeZwersch! Oxefresch!“  Erst als ich dann auch etwas lauter werde und mich anschließend etwas leiser oute, hört de Dieder uff ze brülle.  Seit diesem Zusammentreffen HaBE ich in der Hanauer Region eine ehrenamtliche Body-Guard.  Die berüchtige “Schlüssler-Gang”. Bis weit über den Tag hinaus, an dem der zwischenzeitlich halbtrockene Dieder als Wortführer der Kioskfraktionsschlange von der Willemsbrigg , am vom OB Kaminski weggesäuberten Törgge-Wasserhäusi gegenüber der Szenekneipe „Brückenkopf“ sich mit seiner letzten Pfandflasche ans Kinzigufer legte und dort ins Gras biss.  Dieter ist so verflogen wie seine Dauerbeflaggung:  die hieß damals noch nicht HARTZ-NOT-ROLLT. Aber auch er hat schließlich die Fahne hochgehalten, wenn WIR wiedermal Champion wurden. Auch Dieter wurde quartalsweise, periodisch irgendwie irgendwo Weltmeister, Meist aber mehr Jägermeister.

 

Nun hatte ich so um die 2003 oder 4 Peter Zingler mein damals schon um die 350 Seiten dickes word-manuskript zugeschickt, mit der Bitte, es doch mal zu begutachten, mir Tipps zugeben, denn die Geschichte spielt zum großen Teil im Ostend, rund um die damals noch nicht existente „Romanfabrik“ und Zingler kannte  sowohl den Flüsterwilli, Stalin und seine Frau Margarete, die die Breite Gasse unter sich hatte, die Sonne von Mexiko“, den Frankfurter Untergrund….

Womit wir schon beim Oppenheimer-Effekt wären..

Doch langsam!

Peter Zingler hat mir geantwortet, er hätte noch nie einen so durchgängig  querstrukturierten Roman gelesen, das sei ihm zu schwierig und „Normalos“ wie ihm nicht zuzumuten. Das hat mich zunächst schwer getroffen. Aber nach ein paar Tagen wurde mir klar, dass es sich hierbei eher um eine Art „Chapeau“-, eine Hut-ab-Geste handelte. Naja, vielleicht auch nicht.

Was Zingler aber damit punktgenau getroffen hat, ist der „Oppenheimer-Effekt“. „durchgängig querstrukturiert“

 

Der Oppenheimer-Effekt hat nun gar nichts mit dem Atom-Bomben-Entwickler und Widersacher von Einstein zu tun, auch nur am Rande, nein auch gar nichts mit dem Frankfurter Bankhaus Oppenheimer. Das kommt zwar ein paar Mal im Roman vor.. aber es ist nicht die Struktur..

 

Durchgängig querstrukturiert war schon richtig.

In Frankfurt gibt es hunderte von Durchgängen, Durchschlupfen, die zwar zum großen Teil nach dem 1944er Bombardement verschüttet waren, aber die Übriggebliebenen reichten noch für die Querstrukturierung der Frankfurter Unterwelt. Es gab Durchgänge von der Hasen- in die Töngesgasse, vom Fisch-Franke bis zum Fischerfeld vom Main-Ufer in die Fischergasse, vom Aquarius neben dem Arbeitsamt im Fischerfeld bis in die Kleine Bockenheimer  direkt in den Jazzkeller, nachdem Emil und die Jazzdektive ihr Nikolai-Kirchen-Asyl aufgeben mussten und konnten, denn die Kleine Bockenheimer inclusive der drunterliegenden Katakombenteile wurden 1947 schon freigeschaufelt. Da wurde die einst so reiche  Stadt endlich wieder das Gegenteil vom Mangelsdorf.  Und “Dribbdebach” hinterm Sachsenhäuser Main-Ufer war es nicht anders: vom Underground am Deutschherrenufer gings direkt bis zur Herrenmühle, zum Schlachthof oder in die „Fabrik“, die alte Frankfurter , nein Sachsenhäuser Ölmühle. Ich bin mir sicher, dass es einen ZusammenGang von Jazzkeller und Club Voltaire gibt…

 

Querstrukturiert. Aus dem Keller der Sonne von Mexiko gab es bei Razzien so viel Auswege:  man konnte durch mehr als ein halbes Dutzend verstellte Türen in viel mehr als nur die Luftschutzkeller der benachbarten und zerbombten Häuser gelangen, es gab Falltüren zu dem System der Katakomben … und die Stadtverwaltung hatte wie die Polizei auch überhaupt keine Übersicht mehr über dieses Tunnelgewimmel. Ja, es gab da schon welche, die sich ziemlich gut in diesemm Labyrinth auskannten, Zivil-Bullen wie den Finkh, den Vogel, den Loos, die von der „Putztruppe“

 

Von hier aus steigen die „Putztruppen“ in die (Frankfurter ) Geschichte ein, Sie brechen ein, wie das Kölner Stadtarchiv in einen U-Bahntunnelschacht, bzw. die ausgeschwemmten Nebenhöhlen der U-Bahn , mit direkter Verbindung zum Rhein.. in Frankfurt wars die zum Main. Nur bei solchen Einbrüchen in EZBankfurt käme man eventuell noch einigen Heinz-Herbert Karry-Mördern auf die Spur, würde die eine oder anderen Leiche, bzw. deren Sklelette in maroden U-Bahnpfeilern finden, wenn jetzt die Stahlbetonkonstruktionen langsam vor sich hin rostend nach Sanierung schreien. Daaas wird teuer! Und  man wird dabei einiges aufzudecken haben… auch die Täter in der Stiftstraße. Rosemarie hatte nämlich kein Baby, war auch nicht schwanger… aber Abs an den Pranger ? Nö. So mancher Würger wurde Ehrenbürger.

 

Den Oppenheimer-Effekt habe ich deshalb so benannt, weil mir in Oppenheim ein Historiker verklickerte, dass man die Geschichte der Stadt wie in einem Bergwerkschacht begehen, und versuchen kann sie zu ergründen.  Man steigt im Hauptschacht ein, geht in den nächsten Stollen (auf einer Etage gibt es bis zu sechs und mehr Stolleneingänge..) und an jeder Biegung muss man sich entscheiden, welchen der hier lauernden Durchgänge man nimmt, um im nächsten Schacht zu landen und sich dann erst Stockwerke tiefer oder höher in der nächsten Geschichte wieder zu finden. Man wird an völlig anderen Stellen eventuell das Tageslicht wiedersehen oder auch den gleichen Ausstieg wiederfinden. Oder auch nicht.

 

Und es ist ja nicht so, dass man beim Einbruch in die Katakomben so wie das Kölner Stadtarchiv oder der plötzlich verschluckte VW-Käfer in Oppenheim automatisch eine Strickjacke gegen die unterirdischen Kälte-Einbrüche dabei hat, von der sich dann der Rote Faden der Ariadne abwickelt, abspult … wer ihn nicht dabei hat, kommt auch nicht zu Schaden, man kann diesen oder jenen Schacht oder Stollen oder auch eine Tropfstein-Nebenhöhle schön, gruselig, oder sonst wie finden ohne zu wissen, wie man da hin gekommen ist  und wie man wieder rauskommt. Man kann einfach auch das buch zuklappen. Das ist nicht mal ein Film, das ist nur Papier…. Und wer den einen oder anderen Stollen versteht, hat schon viel verstanden..  Und Schwimmwesten muss man auch nicht dabei haben..

 

Deshalb scheint der Roman auch nicht als durchkonstruierte Geschichte. Er erscheint vielen als eine Sammlung von Modulen, die irgendwie zusammen gehören..    Ihre Schnittmengen sind die Katakomben, sind Karl-Wilhelm-Friedrich Finkh (K2F oder auch Schmutzfinkh genannt), Christine Plappert, Hannes Schwarzmüller, seine Mutter Hannia, Drucker Dunker, der Autoschieber „Flüster“-Willi Münch, de “Stalin” un soi Fraa Maggredd, das Königspaar der Frankfurter Unterwelt, die “Sonne von Mexiko”, die Uhlandkommune, das 18.K., das alte Landgericht und die Tunnel zum Klapperfeld, die Noske-Burg in der Friedrich-Ebert-Anlage, Ludwig Landmann, Polizeipräsident Littmann und seine Tochter, ……07-der-freut-sich-am-meisten

(hier zieht auf der HaBE-Fotocollage von 1968/69 Herbert Wehner an ihren Beinen und der Sohn des damaligen HR-Intendanten Prof. Gerd Kadelbach  rechts daneben mit modisch abgedunkelter Brille muss zuschauen)

….. Carlos, der Erzähler, Vogel, Loos und eine endloooose Reihe von TeilschittmengenNebenrollen, Randfiguren wie die Matura oder die Nitribitt, Politiker, Banker, Ehrenbürger und andere kapitale Strichjungen und -Mädels, die sonst eher im Mittelpunkt stehen… Metzger, nein zwei Metzger oder sinds gar drei ?

Mindestens aber zwei „BIO“-Metzger … und ne Menge Journalisten, wie Rolf Kotau, Emil Carlebach, Karl Gerold, Arno Rudert, Peter Kammer, Willi Lang, genannt „ Tally“, und  gemischte alt68er Politprominenz, die man dreht oder wendet, wenn sies nicht schon selbst getan hat… Einige leicht verschlüsselt, andere mit Klarnamen .. der Sexualwissenschftler Alfred Arme, der gleiche Bernd Beginn (der als RKler beim OPEL ans Band musste, als Jürgen Metzger sich schon lange hatte feuern lassen, um die Führung im Häuserkampf zu übernehmen und seinem Compagnon Cohn-Bendit einen Job im ASTA-Kinderladen zu verschaffen: “Let The Children Play!” das war weniger anstrengend als am Band beim OPEL und keine Steinwurf weit von der Zentrale der Revolutionären Kampfes entfernt. Wenn also die revolution rief, hieß es: “Let the Children Play!” Das war gut für die Bewegung mit dem Wahlspruch “Wir Wollen Alles”. Nun , alles bekamen sie nicht, aber für Einige hat es gereicht bis in die Penthäuser hoch über den einst besetzten Häusern: vom Hausbesetzer zum Hochhaus-Mitbesitzer. Aber lassen wir den Kinderkram, Neid-Debatten nutzen nix. Wer hätte nicht gerne auch seine Bank(en), seinen Reitstall, seine Yacht, seinen Hund, seine Westend-Villa, seine fünfte Frau und seinen zehnten Beratervertrag und einen ganzen Bilderberg an Beutekunst ….:-)))

 

Kann man sich in einem Krankenbett 1971 an das erinnern, was 1974 passierte , 1978 oder 1984 an das was sich 2006  ereignete ? Doch wohl nicht oder ?

Doch, sehr wohl, wenn man berücksichtigt, dass der sich Erinnernde im Erzählstrang , im Halbcoma, im HAlbtagtraum z.B.  in einer Situation 2006 in eine 1968er Szene eintaucht und an Orten vorbeikommt, sie beschreibt, Menschen trifft, die 1968 wie 1978 …. 89… 2001 eine Rolle gespielt haben.

Der erinnernd Erzählende muss sich immer wieder vergewissern, in welchem Zeitraum er sich befindet, verwechselt die wechselnden Personen nicht selten, wenn sie in gleicher oder ähnlicher Funktion in die Geschichte eingreifen. Das geht bei negativen wie positiven Figuren so. Es gibt in den Putztruppen vier wichtige Frauengestalten, die in ihren Haltungen, Handlungsweisen, auch in Teilen ihrer politisch-ethischen Orientierung in Kopf und Bauch des Erzählers zu einer Figur verschmelzen. Hannia, Anna 1 und Anna 2 und Louise.

Hannia ist die aus Lodz stammende Medizinstudentin, die wegen ihrer Reise nach Theresienstadt und ihrer Fortsetzung nach Auschwitz den Traum aufgeben muss, Ärztin zu werden, sie überlebt Auschwitz und ihr Sohn soll dann bitte schön Arzt werden. Der aber scheitert …. Hannia hatte ein drittes Leben begonnen, das wird durch den Ansturm, die Jagd einer Journalisten-Meute nach ihrer Story beendet. Herzversagen ?

 

Anna, die Mutter des Hannes Schwarzmüller, hat alle Geschwister und die Eltern und Großeltern in Auschwitz „verloren“, obwohl ihr von Finkh die Rettung der Familie versprochen wurde, weil sie für einen SS-Goldfasan die Beine breit gemacht hatte. Finkh rettet und beseitigt Anna, indem er ihr die Flucht über Hamburg nach Lissabon und von dort aus in die USA ermöglicht. Von dort kehrt sie Ende der 40er zusammen mit ihrem Mann, dem Kernphysiker Schwarzmüller nach West-Deutschland zurück, und lebt ab Mitte der 50er in der Waldstadt bei Karlsruhe, jenem Stadtteil, der mit seiner Europaschule und anderen VorzeigeEinrichtungen extra für das Euratom.-Kernforschungszentrum gebaut wurde.

Hannes Schwarzmüller wird dort denn auch zum Rädelsführer der Vereinigung “Roter Turm“, jener berüchtigten linksradikalen Karlsruher Schülergrupppe, die dafür sorgte, dass in den 60ern von Karls “ruhe” nicht mehr die Rede sein konnte  zumindest so lange wie Hannes es noch in dieser gefächerten Beamtenstadt aushielt, in der nachrichtendienste sich tummelten, der Bundesgerichtshof den Ruf der 1000 Jahre vor Mord beschützte … und die Atombombensicherheit der NATO garantiert wurde, d.h. eigentlich die Atombombenfähigkeit der EVG ,….

 

Anna 2 ist wie Hannia aus Palästina, aus Israel  in den 60ern geflohen, lebt in London als Untersützerin der Palästinenser und war als kleines Mädchen bereits nur gaaanz kurz Mitglied des BDM

 

Louise Bröll ist, war eine Hanauer Widerstandskämpferin. Ihr Mann wurde nach einem erfolgreichen Brückenkopfunternehmen des Strafbattaillons 999 am Donez oder am Don von der SS erschossen. Louise Bröll hat russische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene bei Heraeus in Hanau illegel mit Lebensmitteln versorgt, sie bei Bombenangriffen der Allierten heimlich in Luftschutzkeller geschmuggelt und war ab 1945 Mitglied und Parteitagsdelegierte der KPD …

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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