Der erste Streik der GEW und dann auch noch WILD !! 1971/72

dies ist eine SuchMaildung: gesucht werden Leute, die sich an diesem Streik
1971/72 beteiligt, an den erwähnten Projekten mitgearbeitet und eventuell
noch Dokumente dazu haben. Der als Beiprodukt einer Roman-Recherche
entstandene 68er-Artikel für die HLZ hat noch einige klärungsbedürftige
Stellen.
Wer sich an dieser Recherche beteiligt,  kriegt von mir als Belohnung einen
Ausschnitt aus dem  “Putzmänner” -Roman , einem Frankfurter 68er PolitKrimi
zu lesen. oder wahlweise drei Gedichte die ich beim Frankfurter
EUROPÄISCHEN-POESIE-FESTIVAL gelesen HaBE:
u.a. Ein U.M. geschriebenes Liebesgedicht.
Dass das Folgende erst noch ein Artikel werden soll, dürfte man/frau sehr bald merken…

Liebe Hessische LehrerINNEN Zeitung der GEW

in der Euphorie des Überzeugungstäters habe ich ganz vergessen, dass wir
damals  ganz ohne die
Absicherung durch Streikgeld gestreikt haben. Es gab natürlich auch etliche
Lehrbeauftragte, die das nur als einen periphären Nebenjob machten und
genügend Einkommen oder eine(n) Ehegatten/in mit einem solchen hatten, aber
die große Mehrheit hatte buchstäblich NIX.
Außer etwas Honneffer-Modell-Geld oder Bafög, oder noch einen anderen
Teilzeit-Aushilfsjob in
der Industrie, aufm Bau usw…

Liebe Redaktion !
Als Grundschulmeister habe ich bekanntlich Schwierigkeiten damit, den
Zahlenraum
über dem Hunderterfeld zu beherrschen.
Aber ich versuche Mal das Unmögliche: Eure Anforderung an mich:  10.000
Anschläge ? Da wird sich die
Achse des Guten aber wundern und Schäuble zählt genau mit. Obama Bin
AfterBush kriegt die basedowschen Augen nicht mehr zu.

Aber wir setzen ja nur Zeichen und machen keine Anschläge !

Der erste Streik in der Geschichte der Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft 1971/72

Es hörte sich an wie ein Märchen, ein gutes, eine Sage, eine
Bildungslegende: da sollte es im Schwäbischen eine Gruppierung geben- im
Randbereich des SDS, die sich nach dem Picht’schen Katastrophengemälde
aufmachte in die Bildungsferne der schwäbischen Alb. Von Tübingen aus, von
der pädagogischen Hochschule oder dem Lehrerseminar in Reutlingen, von der
Uni Freiburg noch lange bevor es die Uni Konstanz gab. “Student auf’s Land”
oder “Bildung to the Bauer” oder so ähnlich hieß das. Und “euner isch dabei
gwäh”, mit Namen Richard Meyer, ein frischgebackener Referendar, der in
schwäbischen Dorfschulen eingesetzt wurde, auf eigenen Wunsch oder
eventuell auch als Strafeinsatz. Und dieser Meyer stellte fest, dass zu
bestimmten Zeiten die Bauernkinder, die Tagelöhnerkinder nicht zur Schule
kamen. Und auch Gespräche mit den Eltern nutzten nichts: die Kinder
mussten zuhause bleiben und mit aufs Feld Rüben vereinzeln, Kartoffeln
lesen.  Und Richard
Meyer stellte fest: das ganze Bildungsgelaaber nützt nichts, wenn nicht die
materiellen Bedingungen geschaffen werden, die es den Kindern ermöglichen
in die Schule zu kommen — oder die Schule muss zu den Kindern und deren
Eltern kommen … nicht als Bußgeldeintreiber und
KopfnotenExekutionskommandos, sondern als Helfer. Richard Meyer setzte sich
abends mit den Eltern nach der Feldarbeit zusammen und holte sich auch einen
oder zwei Maschinenbauer aus Karlsruh dazu und dann entwickelte er mit den
Bauern zusammen eine Rübenvereinzelungsmaschine bis zur Serienreife. Und
während dieser Zeit kamen die Kinder schon trotz der Feldarbeit in die
Schule zu dem Lehrer-Mit-Bauer und beteiligten
sich an der Maschinen-Entwicklung, denn auch sie waren Experten beim
Rübenvereinzeln. und es ging um ihre Zeit und ihre Zukunft. ….
Pathetisch ? Zu pathetisch? Nee ! Es war dieses Bild, das sich in
Frankfurt  einer ganzen oder halben Generation von Pädagogikstudentinnen
einprägte. Das Bild vom anderen Lehrer und von der anderen Schule, die man
eventuell aus Makarenko-Kerchensteiner- Korcak-Texten kannte, aber nicht in
der faßbaren Praxis im hier und heute. Nein, keine Waldorfschulen, auch
keine wie die späteren Freien Schulen. Eine von den “Unterschicht-Eltern”
und
ihren Kindern mitgestaltete “Arbeits-Schule”. Eine Schule, die den Muff
unter den Talaren nicht
nur theoretisch bekämpfte und einen Ausbruch aus dem Elfenbeinturm – auch
der
linken Version dieses Turmes –  ermöglichte und Arbeit in Aussicht stellte,
die den Widerspruch zwischen dem Beamten als Teil des Problem-Systems und
dem
Klientel aufzuheben schien.  Scharenweise liefen bereits hoffnungsvolle
Diplomanten und fast Doktoranten und entsprechende -Innen an die AFE, die
Frankfurter Uni-“Abteilung für Erziehungswissenschaften” passend in einem
alten Fabrikgebäude untergebracht, wo Richard Meyer so aussah, als
wisse er nichts mit der Professur anzufangen, zumindest nicht mit einer hier
im Frankfurt üblichen. Schon sein Erscheinungsbild war erfrischend
unprofessoral, wenn er mit hochgekrempelten Hemdsärmeln heftig
transpirierend und nach körperlicher Arbeit lechzend und auch schon
riechend im Hörsaal schwäbelte.
Wo er seine Seminare so kollegial hielt, dass man als Student seine
Professur
vergaß und einfach mit ihm zusammenarbeitete, während andere noch an der
Vorstellung verzweifelten, dass der Universitäts-Konvent paritätisch besetzt
werden
sollte. Ein Drittel Studenten, ein Drittel Hilfkrfte und ein Drittel
Professoren (und die Angestellten und die Arbeiter , wie die Putzmänner
und -frauen ? Die hatten ihren Personalrat und beim Programm der Uni nichts
zu melden!). Professor Heydorn kam von den Geisteswissenschaftlern noch am
ehesten an diese
Paraxisnähe des Richard Meyer heran und arbeitete sich aus den Höhen der
Geisteswissenschaft in die Meyerschen Niederungen, um dort endlich Luft zu
holen., wenn seine DoktorantenColloquien im Heydorn’schen
Frankfurt-Sossenheimer
Wohnzimmer bei Kaffee und Kuchen in
der dünnen geistigen Hochgebirgs-Athmosphäre an Sauerstoffmangel
dahinzusiechen drohten. “Wir wurden früh schon alt” !, allerdings nicht
durch zu frühe
Kinderarbeit, wie die schwäbischen Bauernkinder oder die GastarbeiterKinder
in Köln-Nippes, im Kamerun-Gallus , in Rödelheim oder im Hanauer Lamboy, wo
sie schon früh in die Erwerbstätigkeit aller Art gezwungen wurden.
Unterstützt wurde dieses fruchtbare Theorie-Praxis-Bündnis auch durch
theoriegefestigte Praktiker wie Ernest Jouhy, der die StudentINNen in diesem
Studiengang als Soziologe, Psychologe und Pädagoge begleitete, ermutigte und
die “Experimente” wissenschaftlich absicherte – so wie Professor Seifert.
Auch das machte uns in dieser Zeit  gegenüber der schul-und
gesamtgesellschaftspolitischen Reaktion stärker. So wagte die hessische
CDU-Spitze nicht noch heftigere Schläge. Auch das von Jouhy mit aufgebaute
Netz von Initiativen.– Bürgerinitiativen – nicht nur im Bildungssektor
stand uns zur Seite.
Und gerade, weil Richard Meyer und unsere ganze Crew seine wie die
Jouhy’schen Theoreme so
volkstümlich in Schulerlternabenden mit hunderten von Besuchern öffentlich
den Menschen nahebringen konnte, sah die CDU sehr schlecht aus. Ihm (und
uns) gelang
der Verbindungsschritt zwischen den “Unterschichten”, der Linken und dem
Bildungsbürgertum unter Einbeziehung der Mittelschichten. Er vermittelte die
Möglichkeit und die Notwendigkeit einer praxisbezogenen, kindgerechten,
Entwicklungsfreiräume gebenden Schule und die unerlässliche qualifizierte
Mitbestimmung der SchülerINNEN und Eltern und Lehrerinnen in diesen Schulen.
Und er tat dies in einer Weise, dass selbst das untere CDU-Klientel es
kapierte und Beifall klatschte und mitarbeitete. Ganz “unideologisch”,
einfach LOGISCH. Das war seine, das war unsere Stärke.

Das alles vor dem Hintergrund wachsender Proteste gegen zu
volle Klassen, gegen Lehrermangel und Mangel an guten Lehrern, die nicht aus
der Generation der strafversetzten Altnazis und wiederverwendeten
Komissköppe stammten.  Für viele Schulamtsdirektoren waren damals gerade
diese gut für Bernnpunkt-Grund-Haupt und Realschulen, bevor die so genannt
wurden. Denn “in die neuen Gesamtschulen können wir die nicht schicken!”
Für
mich und meine StudienkollegINNen im Primarbereich waren die Gesamtschulen
das
Weiterführende Mekka, für das wir den BildungsNachschub aus der
Arbeiterklasse organisieren wollten.  Die Aktion Kleine Klasse wurde schon
sehr früh von verschiedenen Betriebsräten unterstützt, , die dann auch die
Demonstrationen meist informell mitorganisierten. Es müsste in vielen
Archiven auch Flugblätter und Presseerklärungen aus den Frankfurter
Betrieben zu den Forderungen der Schüler, der Eltern, der Lehrer geben. Ich
habe sie leider nicht archiviert. Aber die gewerkschaftlichen
Vertrauensleute, die Betriebsräte waren zahlreich und meist ganz vorne
mit dabei bei den Kundgebungen vor dem Stadtschulamt in Sachsenhausen, vor
dem Römer….   Und Rudi Arndt, wir haben dich gewarnt, (wie das damals
Daniel Cohn-Bendit zu sagen pflegte, als er noch vorübergehend als
Bezugsperson in einem Kinderladen auf dem Campus arbeitete, wenn das Geld
aus der Karl-Marx-Buchhandlung nicht ausreichte und ein späterer
Außenminister mit Eigentumstransaktionen von einer zur anderen Buchhandlung
nicht genügend Haushaltsgeld erwirtschaftete) -:

von Frankfurt
ausgehend wurden die Klassenstärken an allen Schulen auf  25, 20 und
weniger Kinder gesenkt. Es wurden Lehrer zusätzlich eingestellt und an der
Uni
organisierten wir die Koordination von praxisbezogenem Studiengang und
Einsatz als Lehrbeauftragte in der Aktion Kleine Klasse.  Es wurden
Lehraufträge bis zu 12
Wochenstunden geschaffen, Hospitationen durch Profs organisiert.
Die Begleitseminare zusammen mit den Tutoren/innen und die (be-)greifbare
Dialektik von
Theorie und Praxis konnten die schönsten Blüten und Früchte entwickeln. Es
entstanden unzählige pädagogische Projekte, Erstklässler bauten Spielhäuser
mit Unterstützung durch Facharbeiter, es gab Betriebspatenschaften von
Betriebsräten organisiert, Handwerker luden in die Werkstätten ein ….  Die
Zahlen der Anmeldungen für weiterführende Schulen stiegen rapide an, die
Gesamtschulen taten ihren Teil dazu und nahmen die erfreulich selbstbewußt
entwickelten Grundschülerinnen mit Freude auf.

Monatelanger Beschuss durch Quick, Bunte, Welt, BILD-Zeitung, Frankfurter
Abendpost-Nachtausgabe und FAZ waren die Folge dieser erfolgreichen
pädagogischen Arbeit zum Beispiel im Brennpunkt Zentmarkweg in Rödelheim,
im
Ben Gurion-Ring Bonames, Arnulf Borsche und Gottfried Milde von der CDU bzw.
der jungen Union fuhren schwerste Geschütze auf, die CDU schickte gezielt
Spitzel in den Unterricht, zu Lehrerkonferenzen. Der prinzipiell offene
Unterricht wurden von CDU-Parteigängern genutzt, um
Situationen zu schaffen oder herbeizufantasieren, um die Aktion Kleine
Klasse, den Praxisbezogenen Studiengang und die damit führend befaßten
Lehrer
zu kippen. Anfragen im Hessischen Landtag: “Statt Rechen gab es
BADER-MEINHOF!”, “Mit dem Messer in die Schule” usw… Ein besonders gut
plazierter Spitzel der CDU beobachtete Hilfestellungen beim
Turnen ( Aufschwung
am Reck) auf dem Schulhof, um dann Anzeige wegen Kindesmissbrauch zu
stellen.. Besonders konzentrierten sich die Angriffe der CDU auf die
Grundschule Am Biedenkopfer Weg in Rödelheim, wo die Frankfurter Kinderläden
zusammen mit Renate Stubenrauch eine oder zwei repressionsarme Klassen in
einer Stärke von 20 Kindern einrichten konnten, Monika Seifert, die Tochter
Alexander Mitschterlichs, Renate Stubenrauch, die Tochter der ehemaligen
Kultusministers Schütte, der Religionslehrer Hans Härterich, der Begründer
des praxisbezogenen Studienganges
Richard Meyer und last not least ich als  rotes Tuch für die CDU sollten
getroffen werden. Der Einsatz des Liedes vom Baggerführer Willibald von
Dieter Süverkrüpp wurde ebenfalls zum Gegenstand einer parlamentarischen
Anfrage im hessischen Landtag, das Fernsehen schaltete sich ein mit der
sympathisierenden und wohlmeinenden Dokumentation “Terror aus dem
Kinderladen” (Gerhard Bott vom NDR),
was zu entsprechenden Reaktionen der Reaktion von CDU und Teilen der FDP
aber auch der SPD führte. Die eigentliche der Sache wohlgesonnenen Leute im
Schulamt und im Jugendamt (Herbert Faller z.B.) bekamen langsam kalte Füße
und verboten als erstes den Einsatz des Liedes vom Baggerführer
Willibald im Unterricht.

Nicht erst heute ist mir klar, wie wir diese geballten Angriffe der CDU
abwehren und aushalten konnten. Es war die Unterstützung durch die einfachen
Leute, durch die Belegschaften der Frankfurter Großbetriebe, durch die
Betriebsräte, durch die Belegschaften der Rödelheimer Betriebe vom
Handwerker
bis zum Mittelbetrieb, weil wir dort regelmäßig mit den Kindern erschienen,
weil wir dort um Unterrichtsmaterial bettelten und vieles bekamen, weil wir
offensiv mit den Eltern zusammenarbeiteten und auch nachmittags erreichbar
waren.. Die Kinder kamen nachmittags freiwillig in die Schule, um dort an
den angefangenen Projekten weiterzuarbeiten. Es war aber auch die
Unterstützung durch den sich konstituierenden Sozialistischen Lehrer-Bund
SLB, die Frankfurter LehrerGruppe, durch Monika Seiffert und Professor
Seiffert, durch Oskar Negt, durch Heide Berndt, durch die verschiedensten
Initiativen, die sich aus dem Konglomerat von SDS und AUSS ergeben hatten:
die Arbeiterselbsthilfe mit Luis Tratter und dem ExperimentalKino “Mal
Sehn”, den vereinigten Frankfurter Kinderläden, dem WeiberRat und dem
HäuserRat

Und gerade hier gab es eine auf die Dauer nicht zu bewältigenden Spagat: wir
waren als ÜberzeugungstäterINNEN im Einsatz, hatten (meist noch) keine
Familien zu ernähren, aber es gab immer mehr, denen das Geld einfach nicht
reichte, die durch das Eingespannt sein in den Unterricht auch keinen
weiteren Job mehr leisten konnten. Wir brauchten dringend höhere
Vergütungen. Wir orientierten uns damals an den MitarbeiterInnen, den
Honorarkräften und Dozentinnen der Volkshochschulen, die für die Stunde rund
45
DM brutto erhielten. Wir bekamen  in Frankfurt zwischen 10 und 15 Dm und in
den
Städten und Gemeinden um Frankfurt nicht mehr als 10 DM. Zum Sterben zu viel
zum Leben zu wenig.

In der Frankfurter Bleichstraße, in der Geschäftsstelle des GEW-Bezirks
Frankfurt konstituierte sich der Streikrat der Lehrbeauftragten in Hessen
soweit ich mich erinnern kann 1972/73.  Wir waren nur schlecht organisiert,
die wenigsten waren schon Mitglied in der GEW. Aber wir streikten mit
erstaunlichem Erfolg: das Honorar für die Jahreswochenstunde stieg von 10-15
DM auf 45 DM.

Wir haben in der Frankfurter Bleichstraße zur Vorbereitung des Streiks viele
Nächte durchgearbeitet, Flugblätter, Infos geschrieben und gedruckt auf
Rotaprint-Wachsmatrizen und Plakate entworfen und die dann bei befreundeten
Architekten in deren Büros – also in den Büros ihrer Arbeitgeber zu
Blaupausen vergrößert
und vervielfältigt und dann morgens ausgefahren, verteilt und geklebt
wurden. Ohne
den organisatorischen Rückhalt durch die GEW, ohne deren politische
Unterstützung hätten wir als nicht sehr große Gruppe in Hessen diesen Streik
nicht erfolgreich durchführen können.  Und dieser Streik hat rund hundert
neue Mitglied in die GEW gebracht. Was allerdings noch entscheidender ist,
diese Lehrer hatten neben ihrem Studium, neben dem praxisbezogenen
Studiengang eine besondere Vorbereitung für ihren Beruf erarbeitet: ein
starkes Rückgrad….. an dem sich mancher Schulrat und auch viele
Schulleiter die Zähne ausbeißen konnten. Nivcht zuletzt die Kultusminister,
was Krollman und Holzapfel noch zu spüren bekamen.   Und die Kinder und
Eltern hatten
mit uns verläßliche Verbündete gewonnen. Bis heute.

Notwendige Ergänzung:
DIE STAFFELBERG-KAMPAGNE mit Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gundrun Ensslin
und Holger Meins

aber erst noch ne Frage ins Publikum:

liest sich der Text ein wenig wie Großvater erzählt vom Krieg ?  Manchmal
schien es mir so, aber dann auch wieder nicht. Und irgendwie war es ja auch
so was wie ein low-level-Krieg, den die CDU gegen uns führte.

Und dann noch was: ich treffe zwischendurch immer wieder eine ganze reihe
meiner ehemaligen BrennpunktschülerINNEN, die vom Zentmarkweg in FFM
Rödelheim, vom Frankfurter Berg, vom Ben-Gurion-Ring und von Hausen, die aus
Bruchköbel-Süd in der Kirle-Siedlung, die von der Maintal-Bischofsheimer
Villa-Kunterbunt, die vom Dunlop-Freigericht-Viertel in Hanau und die vom
Lamboy und nicht zuletzt die vom Jugendzentrum Gallus-Kamerun. Schön wie dir
mir berichten, was sie alles weitertragen, was sie geschafft haben und auch
was nicht..

Gitta Düppertal hat jetzt über eine Rapper- Gruppe im Gallus in der jW
geschrieben, ohne die der Gallus schonlängst brennen würde.. Das selbe gilt
für den Lamboy und die lamboy-Kigs und die Rapper aus dem Viertel: die
Platin-Playaz, darüber zu schreiben bräuchte man ein ganzes Buch und nicht
nur ne Doppelseite in der jungenWelt.

Und auch nicht ganz unwichtig: Professor Mollenhauer hat einen riesigen
Schritt aus dem Elfenbeinturm gemacht und wir waren dabei: die
Satffelberg -Kampagne, bei der alle Jugendlichen aus dieser hess(l)ischen
Kinderhölle von Erziehungsheim befreit und dann von uns in Frankfurt in
Wohngemeinschaften untergebracht, versteckt wurden bis Professor Mollenhauer
offiziell die Verantwortung für dieses soziälpädagogische Projekt übernahm,
es mit universitärem Segen versorgte und schützte, in dem Andreas Baader,
Holger Meins, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und Thorwald Proll zu Anfang
auch mitgearbeitet haben. Allein in der AUSS-Bundesvorstands-WG, der
“Uhland-Kommune” hatten wir neben zahlreichen “Run-Away-Kids” aus dem
Rhein-Main-Neckar-Gebiet 4 Ex -StaffelbergerINNEN aufgenommen,
Schulabschlüsse nachgeholt, Berufsausbildung angebahnt usw… und von Harten
Drogen ferngehalten, manche Entziehungskuren und therapien durchgeführt (mit
ärztlicher Assistenz und Unterstützung aus dem Umfeld des Sigmund
Freud-Instituts) …  Klingt wie im Märchen. War auch märchenhaft. Bevors
ein Buch wird.  Schluss jetzt.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

2 Gedanken zu „Der erste Streik der GEW und dann auch noch WILD !! 1971/72“

  1. Lieber Fritz, hoffentlich lest ihr beiden, Du und die Isolde diese zeilen noch: ich habe mich über Deine Ergänzungen unendlich gefreut. Gerade Gestern hat mir ein wegen mehrfach Behinderung ausgeschiedener Bundesgrenzschutz-Goldfasan erklärt, was er zurückblickend an der innerdeutschen Grenze an Kameradschaft beiderseits des Zaunes erlebt hat (u.a. nachts im “Uslar-Sack” beim gemeinsamen OstWest-Abendmahl mit Hackbrötchen und “Westzigaretten”) und was er im Gegensatz zur verkitschten Landser-Romantik echte Kameradschaft nennt. Oder Kameradinnenschaft. Da habe ich immer wieder an euch beide gedacht

  2. Zu deiner Frage, lieber Hartmut, ob sich das anhört wie \”Opa erzählt vom Krieg\”:
    Ja, es hört sich an wie, \”Was waren wir doch für tolle Kerle\”, ebenso männliche wie weibliche. Aber es sind eben keine Kriegsgeschichten, in denen es um Sieg ging und um Herausstellung eigener Tüchtigkeit im Töten anderer.
    Bei dir geht es um unser pädagogisches Tun in einer höchst interessanten Zeit. Diese Darstellung hat vielleicht auch eine Bedeutung für Historiker, die mal diese Zeit aus einer geschichtlichen Perspektive betrachten werden.
    Dafür einige Ergänzungen: Die Jahre ab 1970 waren Jahre, in denen eklatante Knappheit an Lehrern bestand. Ich erinnere an die von der CDU verspottete Anzeigenkampagne von Landrat Martin Moytal in überörtlichen Zeitungen, um Lehrer für die acht (!) Gesamtschulen im damaligen Landkreis Hanau zu bekommen. Bargeld konnte er nicht bieten, aber etwa Hilfe bei preisgünstigem Wohnraum.
    Auch fehlten Erzieher und Erzieherinnen in den Kindergärten des Landkreises. Mit Ernst Jouhy gelang es mir als damaliger VHS-Leiter, in der Gesamtschule Dörnigheim eine Ausbildung von ca. 20 vornehmlich Frauen zur Erzieherin zu organisieren, über die Jouhy – wie in anderen Fällen – seine schützenden Hand hielt.
    Als eine der wenigen Volkshochschulen wurden ab 1971 Lehrgänge zum Nachholen aller (!) Schulabschlüsse durchgeführt. Meine Nachfolger in der Leitung der VHS Hanau haben diese Lehrgänge ab 1994 auch weitergeführt. So wurde geholfen, wenigstens in unserem Bereich die nachteiligen Folgen des dreigliedrigen Schulsystems zu mindern.
    Soweit \”Opa erzählt vom Krieg\” , den Krieg gegen den Konservatismus.
    Gruß
    Fritz

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