Das letzte Versteck der Biggs-Beute aus dem 63er Postraub ist Mittel-Gründau

Der Postwagen im Gesindehof: hat jemand den passenden Dietrich? Der Posttransporter in der Werkstatt des Mittel-Gründauer Getränke Händlers Hans Griesbeck blieb über 30 JAHRE verschlossen. Nach 26 weiteren Jahren soll nun im Gesinde-Hof Engelbart / Bei’s Tobiasse

der Versuch gemacht werden, den Transporter mit seiner NSU-Quickly-Kupplung, mit Hilfe erfahrener Schränker zu öffnen, ohne die dort verschlossenen Papiere zu zerstören. Aktien?, Pfundstirling in Papier?, Demarkbeträge auch in Papier? Biggs wird nichts mehr davon erfahren. Er ist 2013 gestorben.

Das ist aber keine NSU-Quickly – die Maschine ist erheblich stärker. Mit der sind mehrere Dörfer versorgt worden. Von wem das Bild stammt, weiß ich nicht. Hans Griesbeck, hat es mir mit dem Anhänger gegeben. Der Fotograf soll sich mailden, wenn er die rechte sam Bild hat. Wenn es was kostet, muss ich das Bild löschen. Er soll sich mailden, damit ich ihn fragen kann.

Grad wolld isch noch e paar Käsde bschdelle beim Greisbeck, do merg isch, de Griesbeck is weg, den gibbts nimme-i. – Gedränkehoandel? Wo doann sundschd? De Vaubel in Büdinge, der hodd schunn zu, beim Griesbeck woar’s immer sou aofach, zwannsisch Meder de Aldwiedermuser Wesch enuff … vom Gesinde-Hof isses ned weid. Bei‘s Tobiasse um die Eck. 

Wer kennt übrigens noch den Kiosk am Altwiedermuser Weg? Der wurde in den 50ern geschlossen. So steht es in den Gemeinderats-Protokollen.

Viel spannender ist die Frage, wer noch den historischen Bier- & Weinkellereingang zum Rothenberger Gasthaus “Zum Fass” kennt. Dem Überrest des Arkaden umkränzten Winzerhofes.

Den hat die Volksbank abreißen und zu asphaltieren lassen. Das war der Kellereingang, durch den die von der französischen Armee zwangsverpflichteten Bauern der Region in den Fass-Keller eingebrochen sind, um sich an Napoleons Kriegskasse zu bedienen. Der Kaiser hatte nämlich an der von den Bauern zur Heerstraße ausgebauten und mit Pappeln bepflanzten Leipziger Straße im Fass übernachtet und die Kasse für seinen Russland-Feldzug bombensicher im Fass-Keller deponiert. Er machte damals aus gutem Grund einen weiten Bogen um den Landgasthof Bogen, der heute deshalb noch so heißt.

Die Bauern haben ihre Beute untereinander aufgeteilt: für die Spanndienste, die Ablieferung von Fleisch und Gemüse, für das Herbeikarren von Steinen und Erde für die Trasse, alles wie gewohnt in Fronarbeit. Von wegen Fraternitee, Egalitee, Libertee … es gab nicht Mal Muggefugg. Und Tee wollten die Bauern nicht, zumindest keinen grünen. Heute gibts den auch wieder in NATO-Oliv-Grün. An der Route 66 ist das schon wieder der Fall. Durchfahrt bis zur Ostfront. Egal.

Damals haben die Gründauer Bauern dafür gesorgt, dass der Russlandfeldzug scheiterte. Aber das wird nicht weiter veröffentlicht. Warum wohl? Aber, es gibt noch Bilder von diesem Kellereingang, bevor die Volksbank ihn zubetonieren ließ. Warum wohl? Die hat eben auch Angst vor den Gründauer Bauern, auch wenn es keinen mehr gibt. Aber die letzten Mond-Scheinbauern haben es ihren Kindern und den Kindeskindern erzählt. Und die könnten ja. Aber die Kriegskasse liegt nicht mehr unter der Volksbank und auch nicht in Rothenbergen.

Ach so, da fällt mir ein,  der Getränkehändler Hans Griesbeck war ein Mann der Tat.  Der hat die Initiative Alte Schule – also diesen Verein mit der dörflichen Volkshochschule, Jugendzentrum, Fahrradwerkstatt … Dorftreff, Fremdsprachen, Reparatur-Kaffee, Erzählabende, Mehrgenerationentreff, Kino, Krabbelgruppen, Hausaufgaben- und Nachilfe, Drogen- und Sexualberatung, Bewerbungstrainig, Prüfungsvorbereitung und salles ehrenamtlich und zum Selbstkostenpreis …. als der Griesbeck hat das seit dem ersten Tag  der IAS-Gründung 1992 ununterbrochen unterstützt. Wie viele andere in Dorf auch. Bis 2003. Als die Glocke aus dem Schulturm gerissen wurde.

Als wir vor die Wahl gestellt wurden, kaufen oder untergehen, Abriss oder Umwandlung in Baugrund und Verkauf an Private, hatten wir kurzfristig, beraten von einem Jungbanker tatsächlich vor,  die Alte Schule zu kaufen. Das Angebot des sozialdemokratischen Jungbankers,  uns bei einer britischen Bank günstige Kredite zu besorgen, lehnten wir ab. Es klang uns alles zu vermarschmeiert.  Nun, die Bank ist mittlerweile pleite und alle., die dort ihr Geld angelegt hatten, wurden reingelegt. Bzw. wir hätten noch heute an die Abwickler/Gläubiger unsere Kredite zurückzuzahlen.

Wir boten 10.000,- DM für die Schule, so viel hätten wir noch zusammensammeln können, Peter Freienstein ist damals schon losgezogen und hat nicht nur Unterschriften für die Erhaltung der Alten Schule als Dorftreff gesammelt.

Und da kam Hans Griesbeck und schenkte uns einen Posttransporter mit dem Hinweis, das sei das letzte Versteck aus dem legendären großen Postraub.

Der Postwagen, der mit einer Anhängerkupplung mit einer NSU-Quickly zu verbinden war, hat ein Spezialschloss. Hans Griesbeck sagte uns, er hätte den Schlüssel in der Werkstatt in einer Kiste. Er müsse ihn erst suchen, das würde aber noch eine Welte dauern, weil er erst aufräumen müsse. Das mit dem Aufräumen hat sehr lange gedauert. 

Schließlich hat Hans den Werkstattplan mit ins Grab genommen. Die Kiste mit dem Schlüssel ist jedenfalls weg und das Haus ist ja verkauft und wurde umgebaut. Wahrscheinlich ist die Kiste mit dem Spezialschlüssel beim Schrotthändler gelandet.

Nun ist es ja mittlerweile üblich, dass man solche fahrenden Tresore sprengt. Wie die Geldautomaten, die Bankfilialen, bevor sie dicht gemacht werden.

Das ist aber so was von primitiv und doof, denn das  Problem ist, dass wir nicht wissen, ob es sich um Münzgeld oder Wertpapiere, Papiergeld oder Aktien handelt. (Gegen Münzgeld spricht das doch sehr geringe Gewicht des Postwagens).

Wenn wir den Postwagen sprengen, verbrennt der Inhalt und alles ist verloren.

Wir brauchen also dringend knasterfahrene Alt-Panzerknacker mit guter handwerklicher Ausbildung aus den 50er Jahren, die sich bei diesen Schlössern auskennen. Der Postwagen steht unter Denkmalschutz, darf also nicht zerstört werden und soll nach seiner Restaurierung und Entleerung  in das Museum für Kommunikation in Frankfurt mit einer original NSU-Quickly von einem Post-Pensionär abgeschleppt werden. Zur Sicherheit haben wir die Räder abmontiert und nur unbrauchbare und platte BMX-Räder aufgezogen, damit niemand auf dumme Gedanken und auf den Hund kommt.  Wer doch kommt, sollte sich  wegen der Selbstschussanlage keine Sorgen machen, die haben wir während der Festtage  auch nachts abgeschaltet. Weil sie sonst vom Wachhund ausgelöst wird. Und das macht einen Heidenlärm zu unchristlicher Zeit.

Es soll ja jetzt in Internet schon solche Einbruchssets zu kaufen geben. Wenn man aber keine Praxis hat, nutzt so was gaar nix.

800 Jahre Mittel-Gründau, wir feiern am 31.5. abends und am 1.6. und 2.6. von 12 bis 18 Uhr im Gesindehof Engelbart und der blinde Akkordeonspieler Philipp Hoffmann und sein Gitarrist Kolja David, beides ausgebildete Baritöne machen GEMA-freie Musik aus sechs Jahrhunderten: Handwerker- und Soldatenlieder vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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