15-jährige redet der UN-Menschenrechtskommission ins Gewissen! Und “Linke” kritikastern nur?

Nein, das ist sie nicht. Das ist die 16-jährige, die beim Weltwirtschaftsforum in Davos und jetzt vor der UN-Vollversammlung sprach und sich neuerdings auch um die Menschenrechte in Russland und in China kümmert.

Das ist die 15-jährige, vermeintliche kuwaitische Krankenschwester, die erschütterte Augenzeugin irakischer Kriegsverbrechen: Soldaten zerschlagen die Brutkästen kuwaitischer Frühchen, zerren sie heraus und werfen die Babys auf den Boden

http://www.arbeiterfotografie.de/galerie/kein-krieg/hintergrund/index-vergangene-kriege-0002.html

Ist Kritik am gehobenen Fridays for Future-Protestmanagement nicht die Vorstufe zum Klimawandelleugnen? So wie ja auch die Kritik an “Adopt a Revolution” und den arabischen Frühlingsrollen eine Vorstufe zum Verrat an den Völkern Nordafrikas und des Nahen Ostens war? Oder die Kritik an Israel die Vorstufe zur Holocaustleugnung?

Der folgende Artikel eines Hanauer Urgesteins aus der theoretisch wie praktisch fundierten Tiefe der “Gruppe Arbeiterpolitik” bietet einen guten Analyseansatz für die aktuelle Lage. Auf einige seiner Schwächen werde ich anschließend eingehen

Was sollte in der Einschätzung und dem Umgang mit Fridyas for Future unbedingt beachtet werden?

Kritik, kleinliche Kritik an Fridays for Future kommt nicht nur von Regierungs- und Oppositionsparteien, Unter­nehmenslobbyisten, konservativen Medien und -besonders scharf- der AfD, sondern leider auch von manchen Linken. Auch aus meinem Verteiler bekam ich neben sechs positiven Stimmen zu meinem Leserbrief auch eine Zuschrift, die sich sehr nahe am Rande solcher Verhetzung befand. Daher will ich den Versuch machen, darzule­gen, was unter den gegenwärtigen Bedingungen in der Einschätzung und dem Umgang mit Fridyas for Future unbedingt beachtet werden sollte, damit man sich ein realistisches Verständnis und den Zugang zu den Themen und Aktivitäten dieser Bewegung nicht verbaut.

Wir leben in einer Zeit, in der der Kapitalismus sich global ausgebreitet hat und von der überwältigenden Mehr­heit dieser Gesellschaft bei allen Problemen und Gefahren als alternativlos aufgefaßt, hingenommen bzw. -natür­lich auch- begeistert gefeiert wird. Wir können historisch die ganze Reihe durchgehen: die als bürgerliche Re­volution mäßig gelungene, als sozialistischer Ansatz aber völlig gescheiterte Novemberrevolution 1918, die durch faschistischen Terror der Nazizeit durchgesetzte “Volksgemeinschaft”, der unbedingte Wille der Sozialde­mokratie und der Gewerkschaften nach dem Krieg und der Befreiung vom Faschismus zur “Sozialpartnerschaft” mit Kapital und Regierung, damit zum Verzicht auf eigenständige Klassenposition und -kritik; weiter in Teilen der 68er-Bewegung der vergebliche, weil den realen Bedingungen nicht mehr entsprechende Rückgriff auf Wei­marer Verhältnisse in Theorie und Praxis sozialistischer Organisierung, damit fortbestehende Entfremdung von intellektueller Theorie und praktischen Erfordernissen; die nahezu vollständige Integration der kritischen Ansät­ze in die bürgerliche Gesellschaft und schließlich die globale Niederlage des im sozialistischen Aufbau befindli­chen Lagers um die Sowjetunion, der die bis heute anhaltende Diskreditierung des Sozialismus als Alternative zum Kapitalismus folgte.

In dieser Zeit einer Leere in der Theoriebildung und dieser entsprechenden Praxis kann eine Massenbewegung wie Fridays for Future nicht perfekt und auf allen Feldern mit guten und “richtigen” Antworten, Lösungen und Strategien gewappnet die Bühne betreten. Es geht zunächst nicht mehr und nicht weniger darum, ihr Kernanlie­­gen, den Klimawandel, ins allgemeine gesellschaftliche Bewußtsein zu rücken. Das ist, “objektiv” betrachtet, ih­re Funktion im derzeitigen Stadium der gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Und das hat sie gebracht.

Für die Älteren sowie die historisch Interessierten unter den Jüngeren: Man vergleiche das mit der 68er-Bewe­gung. Auch deren Anfänge waren äußerst bescheiden, waren tastende Versuche. Schließlich bildete sich ein stu­dentisch geführter Kern heraus, der SDS (ursprünglich eine Unterorganisation der SPD, die auf dessen Radikali­sierung alsbald mit Ausschlüssen und Unvereinbarkeitsbeschlüssen reagierte), der der Bewegung ein Gesicht nach außen und eine kurze Zeitlang eine Struktur und einen Raum zur Diskussion bot, bis die Bewegung in ihren sich entfaltenden Widersprüchen soweit differenziert war, daß sie in mehrere Richtungen und zahllose Organisa­tionen auseinanderging. Ähnliches ist mit Fridays for Future zu erwarten.

Der Vergleich mit der 68er-Bewegung ist freilich nur der einer oberflächlichen Analogie. Theoretisch steht sie auf einem Niveau, das vielen ihrer wohlmeinenden KritikerInnen völlig unzureichend und naiv erscheint. Das mag sein. Aber es sind SchülerInnen unter den oben skizzierten, der Theoriebildung sehr ungünstigen Bedingun­gen. Bisher lösen sie das Problem pragmatisch und ihrem Kernanliegen angemessen auf eine sehr naheliegende Weise: Sie orientieren sich an den Aussagen der klimatologischen Wissenschaft. Und anders -als etwa im wirt­schaftswissenschaftlichen Bereich- haben sie hier den Vorteil, daß die Wissenschaft sich in grundsätzlichen Aus­sagen zum Klimawandel einig ist. Sie nutzen diesen Vorteil, bekommen umgekehrt Unterstützung aus der Wis­senschaft und fordern nun ein, daß “die Politik” die Vorgaben der Wissenschaft (und die eigenen Beschlüsse, s. Pariser Abkommen) umsetzt. Das ist, unter gegenwärtigen Umständen, eine genial einfache Strategie.

Daraus folgern nun aber manche kleinlichen Kritiker unter Linken, daß die gesamte Bewegung im Kapitalinter­esse bzw. Interesse einzelner Kapitalgruppen handele bzw. von diesen gesteuert sei. Sie regen sich darüber auf, daß die Bewegung insgesamt keine dem Kapitalismus entgegen zu setzende Theorie und Praxis habe. Sie begreifen (noch) nicht, daß es die klare Absonderung von Interessen und die Konsequenz in der eigenen Praxis in einer komplexen bürgerlichen Gesellschaft nicht von Anfang an geben kann, sondern daß diese sich entwik­keln müssen. “Aller Anfang ist schwer” ist ein zutreffendes Sprichwort aus dem praktischen Alltag, und wir befin­den uns eben erst an einem Anfang.

Besonders lächerlich sind die Auseinandersetzungen um die “Ikonisierung” von Greta Thunberg und die Aufre­gung um das, was sie tut und was sie vertritt (etwa die Atomenergie als “Brückentechnologie”). Hier wird Ursa­che und Wirkung verwechselt. Die Bewegung Fridays for Future existiert nicht wegen Greta Thunberg, sondern der Bekanntheitsgrad von Greta Thunberg kommt von der Bewegung. Sie mag mit ihrem Protest vor dem schwe­dischen Parlament eine Marke gesetzt haben, aber daß sie damit durchkam, ist eher Zufall. Wäre ihr Protest nicht von einer weltweiten Bewegung aufgegriffen worden (begünstigt durch die modernen Kommunikationsmittel), hätte nach kurzer Zeit kein Hahn mehr nach ihr gekräht. Die Bewegung entstand aus den realen Bedingungen und dem daraus folgenden Bedürfnis, der Existenzgefährdung etwas entgenzusetzen, bevor es zu spät ist.

Trotzdem ist an den erwähnten Befürchtungen etwas dran, aber es ist sekundär und muß für die Einschätzung der Bewegung von der Sache als bedeutungslos gelten. Natürlich versuchen die eingangs erwähnten Faktoren -Regierungs- und Oppositionsparteien, Unter­nehmenslobbyisten, bürgerliche Medien- Thunberg und die Bewe­gung zu vereinnahmen, und diese gehen darauf ein, nach individuell verschiedener Motivation. Zum einen müs­sen sie es, weil es aus der Logik folgt, ihr Kernanliegen gesellschaftlich zu verankern. Zum anderen gibt es in der noch ungetrennt beieinander liegenden Bewegungen unterschiedliche Strömungen, Organisationen und Auf­fassungen. Das wird sich in den nächsten Jahren ausdifferenzieren, und ein Verständnis der Vorgänge wird sich nicht erschließen, wenn man ihnen mit Verschwörungstheorien beizukommen versucht.

Differenzierung ist auch jetzt schon zu erkennen, wenn man etwa “Extinction Rebellion” sieht oder die Koordi­nation mit “Ende Gelände”, die eine klare antikapitalistische Ausrichtung haben. Bislang haben sie aber kein In­teresse an Gewerkschaften, weil sie mit der im Energiebereich zuständigen IGBCE schlechte Erfahrungen ge­macht haben und auch die zweite dort zuständige Gewerkschaft, ver.di, einen antikapitalistischen Weg nicht mit­gehen will. Diese Situation muß man (mit ihren historisch gegebenen Voraussetzungen) zur Kenntnis nehmen, bevor und damit man darangehen kann, sie zu verändern. Mit anderen Worten: Die Auseinandersetzungen in den Ge­werkschaften, in denen eben die Lohnabhängigen organisiert sind, deren Arbeitsplätze als Argument für Still­stand bzw. Entwicklungsverzögerung herhalten müssen, ist von großer Bedeutung. Die Mitglieder und Funk­tionäre müssen für den Klimaschutz gewonnen werden, wozu die Chance natürlich besteht, weil auch diese Lohnabhängigen nicht nur ihre Arbeitsplätze haben, sondern auch ihr Leben außerhalb der Arbeit, das von Kli­maveränderungen bedroht ist.

So sind die Bedingungen, die die weitere Entwicklung der Bewegung “Fridays for Future” bestimmen werden. Sie ist nicht der Weisheit letzter Schluß, sondern ein Anfang von vielem.

F.W.H., 23.9.2019

HaBE F.W.H. geantwortet:

Wenn die “FREE-HONKONG”-Aktivistinnen das Schild “Protect Honkong-Climate from Peking” vor die Tränengaskanonen hielten, wären Zig-Millionen dafür, für die Rettung des Klimas in Honkong zu intervenieren.

Dann dürfte auch der BILD-Liebling Joshua Wong mit Greta zusammen vor der UN-Vollversammlung sprechen

Lieber F.W.H.

das ist ein guter Beitrag zur Analyse der Lage, der aber doch an manchen Stellen Einiges auslässt, und so die “Kleinlichkeit” der Kritiker scheinbar belegen kann. Natürlich gibt es da kleinliche “linke” Kritiker, die wohl dem Verlust der Deutungshoheit, der Platzhirsch- oder Leitkuhrolle bei Kundgebungen nachtrauern, die die üblichen Mängel im naturwissenschaftlichen Bereich nicht geisteswissenschaftlich glaubhaft kompensieren können usw.

Die politische Unerfahrenheit und die geschichtliche Unkenntnis der Fridays for Future Aktivistinnen kann man denen nicht zum Vorwurf machen. Aber es ist unsere Pflicht, sie auf die Gefahren, die Instrumentalisierer und deren Tricks aufmerksam zu machen, ohne die Bewegung damit auszubremsen. Ich habe nicht die notwendigen naturwissenschaftlichen Kenntnisse und kann sie mir auch nicht mit einem Studium der 3. Lebensphase im Eilverfahren noch ausreichend aneignen, um im Streit der Wissenschaftler fundiert Stellung zu beziehen. Das Sich Verlassen auf den “gesunden Menschenverstand” reicht hier nicht mehr und nicht wenige Linke gehen hier wie auch schon beim Streit um Glyphosat Kapitalinteressen auf den Leim.

Unsere fehlende naturwissenschaftliche Qualifikation macht uns auf diesen Feldern zum Spielball kapitaler Interessen, die uns über Teilwahrheiten im Stile Edward Bernays vor ihren Karren spannen und wir meinen auf der Seite der Guten mitzuziehen.

Und darin inbegriffen sind dann auch die Eigentore der Linken, die genau auf dem Hintergrund der naturwissenschaftlichen Halbkenntnisse möglich werden. Natürlich sind die nicht von der Gegenseite geplant. Aber sie werden genutzt wie das Zbigniew Brzezinski immer empfohlen hat.

Die Gegenseite ist nicht blöd. Die analysiert die Lage viel besser und differenzierter als wir das tun können. Und sie handelt nach dem Brzezinskischen Imperativ: “Krisen und Brüche bei den Targets nutzen, wie sie kommen und wenn & wo sie nicht kommen, dann welche schaffen” (Sein Satz war etwas anders formuliert, aber inhaltlich stimmt er auch so).

Der US-Geheimdienst hat genauso wenig wie der MI5 die Bewegung im Pariser Mai 68 geschaffen. Aber er hat sie genutzt wenn nicht zum Sturz so doch zur Schwächung Charles de Gaulles und seiner antiatlantischen Position. Cohn-Bendits BBC-Aufruf zum Sturz De Gaulles kam nicht von ungefähr über diesen UK-Staatssender. Und ich Idiot habe ihn damals noch bei seiner Flucht vor der Sureté nach England unterstützt. Diesen NATO-oliv-GRÜNEN “EUROfighter”, Jugoslawien- & Libyen-Überfaller, diese Ober-Macrone. Es wäre damals notwendig gewesen, ihn inhaltlich auffliegen zu lassen. Uns wäre eventuell Einiges erspart geblieben.

Die SOLIDARNOSC in Polen ist kein Produkt des US-Geheimdienstes, aber er hat die SOLIDARNOSC über seine Marionetten wie den Pater Jankowski, den Beicht- und Ziehvater Lech Walesas genutzt …

Der Maidan in Kiew war keine US-Geheimdienst-Gründung … nun bei Honkong habe ich doch schon Zweifel an ihrem heimischen Ursprung

Ich könnte diese Reihe hier schier endlos fortsetzen…

Dass genau zur Zeit der wachsenden Anti-KriegsMahnwachen und Aktionen von einer Springer-nahen Werbeagentur die “PEGIDA” aufgezogen wurde (die durchaus vorhandenes orientierungslos gewordenes “Material” aufsaugen konnte), riecht doch schon etwas nach Planung genauso wie der Aufbau der AFD, der parallel zum Niedergang der Partei “die Linke” als organisierte Opposition “gegen” den Abbau Ost (und West) durchgezogen wurde und den stramm gegen das gemeine Volk gerichteten Kurs aus Mutti Merkels Mitte als demokratisch-maßvoll erscheinen lässt. Wenn das nicht von solchen Füchsen wie Gauland und Henkel mit Hilfe KAS-naher Thinktanks langfristig geplant wurde -möglicher weise auch mit Wissen der schwarzen Crème de la Crème aus CDU und CSU- , will ich einen großen Besen fressen.

Das ist “die Krise als Chance nutzen”.

Die Mahner und Kritikerinnen der Fridays for Future mit dem reaktionären Kampfbegriff “Verschwörungstheoretiker” zu diffamieren ist wohl das Allerletzte.

Ich werde dessen ungeachtet die Erfahrungen aus 58 Jahren politischer Arbeit an die Youngsters weitergeben und freue mich über jede Einladung zu lauschig launischen Abenden “Wenn der Apo-Opa erzählt”.

Siehe dazu http://www.barth-engelbart.de/?p=216871

GRETAS World, erforscht von Cory Morningstar

(hier geht es zu den Dokumentarfilmen & Video-Reportagen der kanadischen Umwelt-Aktivistin & Journalistin: https://www.youtube.com/channel/UCQ3QashBd3jLASXgh53j9ww )

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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