“Eiserner Wolf”: faschistische litauische Kampfgruppe gibt NATO-Manövern den Namen

Den folgenden Beitrag habe ich bei SPUTNIK abgekupfert: https://de.sputniknews.com/deutschland/20191113325983508-nato-russland-abschreckung/ Ich erwarte mit Spannung die “Nachtigall”-NATO-Manöver in der Ukraine, benannt nach der ukrainischen SS-Division “Nachtigall”

US-Panzer, die in der litauischen Stadt Pabrade stationiert sind

„Eiserner Wolf“ in Litauen: Übt Nato Russland-Abschreckung im Namen von faschistischem Kampfbund?

© AP Photo / Mindaugas KulbisDeutschland11:15 13.11.2019(aktualisiert 14:55 13.11.2019) Zum KurzlinkVon Liudmila Kotlyarova148131Abonnieren

In der litauischen Stadt Pabrade läuft seit Montag die aktive Phase der Militärübungen „Eiserner Wolf 2019 – II“. Neben zehn Nato-Partnern Litauens ist auch Deutschland dabei. Nichts Besonderes, wenn man nicht mitbekommt, dass eine litauische faschistische bewaffnete Gruppe in den 30er Jahren genauso hieß. Ein Zufall?

„Ich vermute einfach, dass man seitens dieser hervorragenden Verbündeten der so gemeinten Wertegemeinschaft Nato doch so hemmungslos ist, dass man diese historisch skandalöse Anzüglichkeit bewusst gewählt hat“, kommentiert der Vorsitzende des Deutschen Freidenker-Verbandes, Klaus Hartmann, gegenüber Sputnik, „Und zwar unter dem Aspekt, dass Geschichtsbewusste der beteiligten Nato-Partner und besonders Deutschland so wenig ausgeprägt und entwickelt sind, dass die es entweder nicht merken oder falls es einige doch merken, daran einfach keinen Anstoß nehmen.“

US-Panzertechnik in der litauischen Stadt Pabrade am Ende Oktober 2019

© AFP 2019 / PETRAS MALUKAS„Eiserner Wolf“ im Baltikum: Aktive Phase von Nato-Manövern begonnen

Grund dafür gibt es aber genug. Es hätte den Nato-Chefs allein schon gereicht, bei Wikipedia nachzusehen. Da stehen – nicht immer, aber in diesem Fall doch – die Fakten geschrieben: The Iron Wolf, oder der Eiserne Wolf, oder Geležinis vilkas – war demnach ein faschistischer Kampfbund, der 1927 unter der autoritären Regierung des litauischen Präsidenten Antanas Smetona und des Premierministers Augustinas Voldemaras gegründet wurde. Der aggressiv antisemitischen und faschistischen Vereinigung, von Voldemaras nach dem Vorbild der italienischen faschistischen Schwarzhemden gegründet, schlossen sich vor allem Offiziere, Studenten und Schüler an. Die „Voldemaristen“ setzten sich die Säuberung Litauens von Polen und Juden zum Ziel und generell einen starken Staat nach dem Vorbild der europäischen faschistischen Bewegungen. Viele der Mitglieder organisierten sich in dem offen nationalsozialistischen Bund Litauischer Aktivisten, der Litauischen Aktivistenfront und in der Partei Litauischer Nationalisten. Sie waren übrigens am national-litauischen Aufstand im Juni 1941 und der nachfolgenden Kollaboration mit der 1941 einmarschierenden deutschen Besatzungsmacht beteiligt. Voldemaras selbst wurde 1940 vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und starb 1942 in einem Moskauer Gefängnis.

„Das kann mir keiner erzählen, dass dies nicht als eine gezielte Provokation gedacht war“

Nun trainieren etwa 4000 Soldaten auf einem Truppenübungsgelände in Pabrade – unter dem Namen eines „Geležinis vilkas“. Genauso heißt eben die litauische mechanisierte Infanterie-Brigade. Ziel des Trainings soll eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften der Allianz sein. Zwei Bataillone der litauischen Armee hätten am Sonntag die Positionen eines bedingten Gegners angegriffen, in dessen Rolle das in Litauen stationierte Nato-Kombibataillon fungiere, geht aus einer Mitteilung der litauischen Armee hervor. Selbst die deutschen Medien wissen, worum es dabei eigentlich geht: „Sie sollen Russland abschrecken, auch wenn dieses Wort niemand in der Truppe in den Mund nimmt“ – weil Russland ja 2014 die Krim vereinnahmt habe.

Bundeswehr-Soldaten während der Übungen (Archiv)

© Foto: U.S. Army/Sgt. James Avery„Nervenaufreibender Job“ in Russland-Nähe: Wie geht es Bundeswehrsoldaten in Litauen?

Neben 1100 Soldaten gehören eben auch etwa 20 Panzer vom Typ Marder und Leopard 2 zu dem von den Deutschen geführten Bataillon in Rukla. Einige davon sollen auch am Manöver in Pabrade beteiligt sein. Die aktuellen Übungen sind schon dessen zweiter Teil: Im Juni fand unter Beteiligung einer ähnlichen Anzahl von Streitkräften die „Iron Wolf 2019 – I“ statt. Für ihr Großmanöver in Litauen setzte die Nato übrigens schon im Juni 2017 auf die Bezeichnung „Eiserner Wolf 2017“. Damals nahmen etwa 5300 Soldaten aus zehn Nato-Ländern inklusive Deutschlands  teil. Das aktuelle Manöver soll bis zum 18. November laufen. 

Man habe schon immer seitens der Nato gewusst, wie man historische Anlässe auf eine infame Weise „würdige“, fuhr Klaus Hartmann fort. Er weist darauf hin, dass Deutschland der Nato am 9. Mai 1955 beigetreten war – genau zehn Jahre nach dem russischen Tag des Sieges über den Faschismus.

„Das kann mit keiner erzählen, dass dies nicht als eine gezielte Provokation gedacht war“, sagt Hartmann. „Und in dieser historischen Traditionslinie, die die Nato verkörpert, muss man mir auch nicht erzählen, dass dies hier mit dem „Eisernen Wolf“ ein Versehen oder ein Ausrutscher war. Zumindest an der Front in Litauen einerseits, im Baltikum im Allgemeinen und gegenüber Russland wird dieses Signal ja verstanden“. 

Hartmann bemängelt weiter, dass Deutschland zu Hause den Ahnungslosen spiele und den Kampf gegen rechts angeblich auf die Fahne schreibe, aber dort wo es ankommen solle, die Provokation doch zulasse. Der relativ hemmungslose Umgang Berlins mit „manchen Faschisten in Kiew“ oder anderswo will der Aktivist der Friedensbewegung Hartmann eben nicht dulden. Nächstes Jahr kommt noch die militärische Nato-Großübung „Defender 2020“ dazu. An der Verlegung von Truppen nach Polen und ins Baltikum werden 37.000 Soldaten teilnehmen – für die Friedensbewegungen ein angeblicher Verstoß gegen den Zwei-plus-Vier-Vertrag  und ein neuer Anlass für die Forderung des Austritts Deutschlands aus der Nato. 

Deutschlands Marder im Rahmen der NATO-Aufrüstungsinitiative Enhanced Forward Presence, Litauen (Archiv)

© AFP 2019 / Armin Weigel / dpa„Deutschland sollte aus der Nato austreten“

Der russische Militärexperte Alexander Chrolenko zieht noch einige historische Parallelen zu den aktuellen Nato-Übungen in Litauen. Am 11. November 1918 – als die aktive Phase der Übungen gestartet wurde – endete übrigens der Erste Weltkrieg. „Hier besteht eine gewisse Aufeinanderfolge“, erklärte Chrolenko gegenüber Sputnik, „Wie etwa  kein Tag ohne Krieg, wenn auch bedingt, dann auch lieber im traditionellen Sinne eines ‘Drangs nach Osten’.“ All diese wölfischen Neigungen dürften laut Chrolenko eben einen Verweis auf Adolf Hitler haben, der zu Beginn seiner Parteikarriere den Spitznamen „Wolf“ trug. Hitlers Hauptquartier hieß übrigens die „Wolfsschanze“. Ob die baltischen Länder solch einen ideologischen Orientierungspunkt durchzusetzen versuchen? Das wagt Chrolenko nicht zu beurteilen, geht aber davon aus, dass dergleichen von ihren westlichen Partnern, die ihre eigenen egoistischen Zwecke hätten, bewusst unterstützt werde.

Neues zum Thema: Auf eine Sputnik-Anfrage antwortete der Sprecher des Einsatzführungskommando der Bundeswehr, Oberstleutnant Benedikt Hoff, wie folgt:  „Bei den Übungen der Iron-Wolf-Serie handelt es sich um Übungen in Verantwortung des Kommandeurs der litauischen Landstreitkräfte. Sie finden als Zertifizierungsübung der NATO enhanced Forward Presence Battle Group in Litauen einmal im Halbjahr statt. Insofern sind die  litauischen Landstreitkräfte auch für die Namensgebung der Übungen verantwortlich.“

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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