Des Griechischen nicht mächtig habe ich 1961 in einem Zeltlager am Edersee den Zettel mit ihrer Adresse: Tessaloniki, WAS Sophias 19 immer falsch gelesen, denn das WAS war ODOS (οδός) und ich habe das handschriftlich schnell Geschriebene οδός oder ωΔς als WAS gelesen.

Μαίρη Μιχαηλίδου, Maria war für mich als 14-Järigem mit ihren schon 21 Jahren eigentlich unerreichbar, aber sie hat mich nicht abgewiesen und gesagt: „Komm, Kleiner, geh spielen!“ Sie hat mir zum tränenreichen Abschied ihre (für mich damals auch unerreichbare) Adresse in Griechenland gegeben. Und ich habe ihr geschrieben nach Thessaloniki in die WAS Sophias 19 und natürlich ist keiner der Briefe jemals dort angekommen. Immer, wenn ich ihr Gesicht sehe, verstehe ich, was ein Lakonisches Lächeln ist.

Von: Hartmut Barth-Engelbart <habebuechnerei@web.de>
Gesendet: Mittwoch, 2. Juli 2025 17:56
An: ’silkroads@unesco.org‘ <silkroads@unesco.org>
Betreff: Meine Jugendfreundin Maria Michaelidou
Sehr geehrte Damen und Herren,
vor 30 JAHREN habe ich meine Jugendfreundin Maria Michaelidou in Githeon am Golf von Lakonien beinahe wieder getroffen, aber leider nur noch ihr Buch über die Geschichte der Mani dort kaufen können, das dort im Museum auf der Peninsula quasi als Katalog auslag, jener Insel, wo sich Paris und Helena trafen. Und jetzt, oh Wunder, arbeitet Maria in Paris! Das Buch wurde mir bei einem Einbruch in unserem Haus in Glykovrisi Ano gestohlen und leider von den analphabetischen Räubern in unserem Furno verbrannt. Ich habe Wochen später nur noch einige verkohlte Blätter im Ofen gefunden. Können Sie mir ein Exemplar dieses Buches verkaufen? Ich bräuchte es für die Fertigstellung meiner „Kindergeschichten aus dem Evrotas-Delta“ und für eine „Kurze Geschichte der Heloten und ihrer Verstecke im Delta“.
Meiner Jugendfreundin würde ich gerne eines der letzten Exemplare meines Buches über ein griechisches Bergdorf, meine Gedichte für Manolis Gletzos, Mikis Theodorakis und Jannis Ritsos schicken
Für Jutta, die für mich jetzt neben Jannis Ritsos liegt – barth-engelbart.de
Hier nur ein Ausschnitt:
… Beginnen will ich mit meinem jüngsten Gedicht und den offenen Brief an Jannis Ritsos.

Zwischen 1983 und 2016 habe ich unendlich viel in und über Griechenland geschrieben, Bilder gemalt und gezeichnet, Interviews gemacht. Hier entstand meine Erzählung „Lakonisches Lächeln“, (weitere Bilder zur Erzählung kann man am Ende des Artilels sehen)

den WiderstandskämpferINNEn zwischen Sparta und Monemvasia – und besonders Zacharias aus Molai gewidmet, der Sprengstoff Anschläge gegen die deutsche Luftwaffe und den in Zwangsarbeit errichteten deutschen Flugplatz in der Ebene zwischen Molai und Sikea organisierte. Geschrieben habe ich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Jannis Ritsos, den ich während der 7 Jahre von 1983 bis zu seinem Tod 1990 immer wieder verpasste habe. Als ich Mitte/Ende November zufällig 1990 nach Monemvasia fuhr, traf ich abends auf das Requiem für Jannis vor den Toren seiner Heimatstadt. In diesem Moment löste sich aus dem Mauerring der Oberstadt ein Felsbrocken und stürzte knapp hinter das Orchester, den Chor und die Solistinnen.
Für mich war es ein himmlisches Zeichen gegen die Vereinnahmung Jannis Ritsos durch die Herrschenden, die sich nach seinem Tod mit seinem Namen schmücken wollten. …
Meine Postadresse ist
Hartmut Barth-Engelbart
Bachgasse 1
63584 Gründau
(Deutschland)
Ach ja, kennen gelernt haben wir uns in einem DLRG-Zeltlager am Edersee 1961 geleitet von zwei wunderschönen Menschen, die mich ins Asyl aufnahmen, als ich wegen Widerstand gegen Missbrauch durch evangelische Diakone Prügelstrafe erhielt und aus dem benachbarten christlichen Zeltlager ausgeschlossen wurde. Für mich war dieses Asyl wie ein Paradies, auch, weil ich Maria getroffen habe.

Das war auch eine Kinderliebe: die Lagerleiterin. Sah aus, wie die Johanna von Koczian („Das Bisschen HAUSHALT …“) . Die Flüstertüte hat dann 60 Jahre später in meinem Schriftstellerdasein eine zentrale Rolle gespielt bei den Widerstandslesungen in Hanau am Freiheitsplatz, als die nach dem Mikrophon, dem Megaphon dann auch noch beschlagnahmt wurde und ich danach das polizeiliche „Verbot des Megaphon-artigen Einsatzes der Stimme“ erhielt, leider nicht schriftlich! Aber unter noch lebenden Zeugen!!!

Und ihr Freund und Kollege sah so blendend aus wie Hansjörg Felmy.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Barth-Engelbart

