Do. 3.2.2011 um 18.30 h: 9. Erzählabend des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau von 1848 in der Gaststätte Stenger/Heiss – Herr Schlöndorf! “Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach” war vor 40 Jahren ! Wie wärs 2011 mit einem neuen Film über “Die fürstliche Armut der einfachen Leute von Mittel-Gründau” ?

Nun ja, Herr Schlöndorf residiert nach seinem nicht ganz so plötzlichen Reichtum im Penthouse seines vergoldeten Turms von Babelsberg . Für eine Verfilmung der fürstlichen Armut der einfachen Leute von Mittel-Gründau müssen wir jemanden Anderen suchen: Atze Brauner, diesen alten Filmfuchs hatte ich schon Mal angefragt. Er war neugierug geworden, aber er meinte dann doch, ich solle mir etwas jüngere Verrückte suchen. Also! Bitte mailden!! “Die Region lebte vom Fürsten” schrieb vor einigen Jahren die Frankfurter Rundschau. Die leute aus der region können vom Gegenteil einige Klagelieder singen und Greschichten ohne Ende erzählen: nur Mla so: die Schweizer im Hofgut wurden noch in den 50er/60er Jahren im Winter vom Fürsten bzw seinen Leuten/der Rentkammer, dem Pächter, dem Gutsverwalter bei der Krankenkasse abgemeldet … Pech für die, die im Winter krank wurden.
Pessemitteilung
mit der Bitte um Veröffentlichung / Ankündigung im Terminkalender /  BITTE auch AN DIE REDAKTIONEN GELNHÄUSER BOTE UND GT-EXTRA weiterleiten !!!!!!!
Sehr geehrte Damen und Herren in der Redaktion
der am Donnerstag, 3.2. 2011  ab 18.30h stattfindende 9. Erzählabend des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau von 1848
wird sich um die Frage drehen, warum die Bevölkerung dieses Dorfes nach einem hoffnungsvollen Neuanfang nach dem 30jährigen Krieg so bettelarm wurde.
Einer der Hauptgründe war das Freikaufen aus der Leibeigenschaft und dem Fronarbeitsverhältnis beim Büdinger Fürstenhaus. Diese “Freikaufmöglichkeit” boten nach den Stein’schen Reformen auch die ersten erkämpften konstitutionellen Verfassungen der beiden Hessen. Darmstadt/Oberhessen und Hessen-Kassel um 1831/32 (also 1 bis zwei Jahre nach den von Mittel-Gründauern angeführten Oberhessischen Bauernaufständen!). Doch war dieser “Freikauf” meist der sichere Schritt in Schuldknechtschaft und Lohnsklaverei u.a. in den fürstlichen Fabriken, Manufakturen und lland- und forstwirtschaftlichen Betrieben. Diese Betriebe wurden zusätzlich zur drirekten Ausbeutung aus den Freikauferträgen finanziert. Noch bis 1916 hatten viele Familien an den Schulden zu zahlen, die wegen des Freikaufs entstanden waren. Familien, die ihre letzten Äcker in Zahlung gegeben hatten, ihre letzten Waldstücke, hatten keine Grundstücke mehr als Bauland für die Kinder,  geschweige denn Geld für Baumaterial. Für den tagtäglichen Bedarf mussten Kredite aufgenommen werden, wurde “angeschrieben” ,es konnte kein Lehrgeld gezahlt werden. Die meisten Kinder wurden deshalb ungelernte Tagelöhner, Mägde,  Hilfsarbeiter,  Wanderarbeiter in einfachen Gewerken.. Dazu kam noch der Verlust der Waldrechte und damit der Verlust von Bauholz, Brennholz, Waldweide durch die preußischen Gesetze zur Zwangsablösung der gemeindlichen Wald- und Wasser-Rechte … Der Widerstand gegen diese Entwicklung gipfelte dann 1926 in der Kampagne für einen Volksentscheid für die Enteignung der Fürsten, die nichts weiter bedeutet hätte  als die Rückgabe der  geraubten Äcker, Waldstücke, Bäche, Fischteiche, Weiden an ihre ehemaligen von den Fürsten bestohlenen Eigentümer….Diese Kampagne wurde auch in Mittel-Gründau durchgeführt. Zentrumspartei und NSDAP forderten zum Boykott der Volksabstimmung auf und postierten Wachen vor den Abstimmungslokalen, die alle notierten, die sich an der Abstimmung beteiligten und mit Repressalien am Arbeitsplatz bedrohten. Selbstverständlich forderten auch die Unternehmerverbände zum Boykott auf.. So stimmte zwar die Mehrheit der Wahlberechtigten für die Enteignung, aber das nötige Quorum wurde nicht errreicht. Die Fürsten haben es der NSDAP mit weiterer Unterstützung gedankt.
Augenfällige Folge dieser systematischen Verarmung der Bevölkerung durch die Fürsten waren die engen Wohnverhältnisse auf den Restgrundstücken. Familien lebten mit über 10 Personen in notdürftig ausgebauten Ställen, Teilen der Scheunen . teilweise direkt mit den Tieren zusammen. Mit jeder Generation wurden die Erbteile kleiner, während dem Fürsten zu jedem Geburtstag ein Stück Wald nach dem anderen geschenkt wurde, um ihn milde zu stimmen …

Liebe Mittel-Gründauer/innen
und liebe Nachbarn
im Main-Kinzig-,
Vogelsberg-,
Wetterau-
und Main-Spessart-Kreis
und dem angrenzenden Ausland
Aschaffenburg, Seligenstadt, Maintal, Offenbach, Frankfurt,
War die Einladung zu “unbotmäßig”?  Hat sie der BOTE deshalb zum  zweitenmal nicht abgedruckt ? Oder war es wieder nur ein Versehen? Die Zeit ist knapp, der Platz ist rar, der text zu lang und völlig klar, dass das keine Absicht war!
da weder der Gelnhäuser -, Main-Kinzig- Mittelhessen- Bote noch das GT-Extra den 9. Erzählabend am Donnerstag 3.2. um 18.30 in der Gaststätte Stenger/Heiß angekündigt haben, hier nochmal eine Erinnerung.
Hauptthema wird sein: woher kommt “die fürstliche Armut der einfachen Leute von Mittel-Gründau” ? 
Diese Frage hat für die Region exemplarischen Charakter: die Kombination von staatlich verordneten Zwangsablösungen, Freikauf aus Leibeigenschft auf Kredit und durch Abgabe von Acker, Weide und Wald an die Herrschft, Verbot von Verhütung und Abtreibung ließ den Grundbesitz der Kleinbauern und Handwerker verschwinden und auf den Resten ballten sich die Großfamilien und Sippen von Meininger I bis Meininger XII, von Weinel I bis Weinel XIV , von Lott I bis Lott IX  . An den Freikaufschulden und dem Brennholzkauf beim Fürsten aus den ehemals eigenen Wäldern und den Losholzrechten hatten die Familien bis 1916 zu zahlen…
Und noch was: die Fürstenhäuser waren nicht nur wie seinerzeit die Kaiser bei Fugger und Welser verschuldet, sondern auch bei Geldinstituten, die von Juden geleitet wurden  – eines der wenigen luktrativeren Geschäfte, die die Juden betreiben durften. Für die Fürsten war es immer sehr einfach, sich die Schulden vom Hals zu schaffen: Man veranstaltete mit kirchlichem Segen das eine oder andere Pogrom “gegen die Christus-Mörder” und stellte die Juden nur dann unter Schutz, wenn sie den Fürsten die Schulden erließen. Wut auf die Geldverleiher, besonders die jüdischen, hatte das gemeine Volk schon immer, weil man sich Geld leihen musste, um die feudalen Steuern und Zölle zahlen zu können.  Diese Vorgehensweise war aber kein fürstliches Privileg: die großen Industrie-Unternehmen in Frankfurt, Hanau, Offenbach. Aschffenburg, Höchst, usw… beauftragten immer jüdische Zwischenhändler mit dem Einsammeln der Vorprodukte in der Provinz. Den Häuslern, den Webern, den Spinnern, den Bauern wurde für Garn,Tuch, Filz, Schafwolle, Vieh, Korn usw.. ein von der GroßIndustrie diktierter Dumping-Preis bezahlt, der dem Zwischenhändler auch gerade noch etwas Luft ließ. So richtete sich die Wut der kleinen Leute oft nicht gegen die meist “christlichen” Großen im Hintergrund, sondern direkt gegen die jüdischen Zwischenhändler.. Die großen im Hintergrund wurden mit Polizei und Militär geschützt und die jüdischen Zwischenhändler meist nicht..http://www.barth-engelbart.de/?p=835
Dass der Gelnhäuser Bote den Erzählabend nicht angekündigt hat (und das jetzt zum zweiten Mal hintereinander) widerspricht der Vereinbarung, die zwischen dem Main-Kinzig-Kreis und dem Pressehaus Naumann getroffen wurde, als der Kreistag Ende der 80er Jahre beschlossen hat, den Gelnhäuser Boten zum Kreismitteilungsblatt zu machen. Die Bedingung dafür war die Zusage , dass der Gelnhäuser Bote die Veranstaltungen der Vereine im Erscheinungsgebiet kostenlos ankündigt. An diese Vereinbarung hat sich das Pressehaus Naumann auch lange Zeit gehalten. Sie galt auch für alle Gemeinden, die den Boten zum Mitteilungsblatt gemacht hatten. So auch für Gründau. Deshalb wurden auch die gemeindlichen  Mitteilungsblätter eingestellt.
Ich hatte extra eine Kurzversion für den Boten geschrieben und die auch noch einmal extra an die Boten-Redaktion geschickt. Sie hat sie also zwei Mal erhalten.
Warum der Erzählabend trotzdem nicht angekündigt wurde ist mir rätselhaft. Der Demokratische Verein kandidiert doch nicht zur Kommunalwahl und spricht auch keine Wahlempfehlungen aus.  Warum also die Nichtankündigung?
Mit freundlichen Grüßen
bis morgen Abend
Hartmut Barth-Engelbart
für den
Historisch-Demokratischen verein Mittel-Gründau von 1848 i.d. IAS e.V.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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