Et jab allet hier: vom Seidenstrumpf bis zum Klavier -nur für wen jab et 700Gramm ?

Der Luftbrückenartikel bei Steinberg und bei indymedia hat viel Echo erhalten: das jüngste ist besonders aufschlussreich und bestätigt noch mal die Aussagen im Initial-Artikel: Versorgung Westberlins über die Grüne Grenze, Energieversorgung zuerst auch fast ausschließlich aus dem “Osten” und empfindliche Störung der Versorgung der SBZ durch West-Hamsterer im großen Stil -bis Stendal!!

Hier der Brief aus Berlin:
Hallöchen HaBe, ja also z.Zt. der Blockade lebte ich (Bj. 1940) in der SBZ und zwar in Stendal am Ostbahnhof. Wir so als Kinder mochten die Berliner Hamsterer, erkennbar an Rucksäcken und großen Tragetaschen nicht. Sie kamen vom Hauptbahnhof mit dem Dieseltriebwagen auf dem Ostbahnhof bei Einbruch der Dämmerung an und schwärmten dann in Richtung der Landwirtschaftlich genutzten Felder, um zu ernten was sie nicht gesät hatten. Auch im Winter, denn da ging es um die Kartoffel- und Mohrrübenmieten, das waren auf dem Feld ausgehobene Gruben mit Stroh ausgekleidet und an der Oberenschicht mit Laub abgedeckt und dan mit dem Bodenaushub bedeckt. Jede Miete fasste mehrere Tracktorenanhänger Kartoffeln oder auch Mohrrüben. Aus der Ferne sahen die Mieten wie Riesengrabstätten aus und dazu wurden sie auch desöfteren, wir Kinder und jugendliche aus der Stadt haben dort auch geklaut wie die Raben, haben die Mieten jedoch nach unserem Raub gegen Frost gesichert wieder verschlossen. Anders die Hamsterer, die ließen sie offen, so daß Tonnenweise Kartoffeln und Rüben erfroren und dadurch vergammelten. Das war die eine Seite der Medallie, die andere war das einige meiner Verwandten und deren Freunde ganze LKW- Ladungen mit Äpfeln, Kohl, Kartoffeln etc. , je nach Erntezeit über die sog. grüne Grenze nach Westberlin schmuggelten. Ersatzpropusk war Wodka (Kartoffelschnaps so um die 90%) aus der Stendaler Großdestillerie.
1949/50 zog meine Familie, als anerkannte politische Flüchtlinge nach Westberlin um, Papas Schwarzmarktgeschäfte waren aufgeflogen.

Noch was zu den Eingeflogenen Nahrungsmitteln, wenn ich recht erinnere, ich habe jahrelang für die Berliner Kraft und Licht AG, als vermieteter Lohnsklave von kleineren Firmen aus für die Bewag gearbeitet. Dort wurde die Erinnerung gepflegt, das für Kraftwerk Reuter via Luftfracht eine komplette Ausbaustufe während der Blokade eingeflogen wurde.
Habe jetzt mal bei http://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_Berlin-Reuter#Ausbau_in_West-Berlin
nachgesehen:
“Spezialisten der Siemens-Schuckertwerke kümmerten sich um eine möglichst beschädigungsarme Zerlegung der Kraftwerksteile und unter der persönlichen Mitwirkung von Lucius D. Clay wurden entsprechende Flugzeuge für den Transport ausgewählt. Ab dem 6. April 1949 wurden so in 580 Flügen 1416 Tonnen an Kraftwerksausrüstung eingeflogen. Hinzu kamen Schamottsteine, Zement und weitere Baumaterialien, die ebenfalls per Luftbrücke West-Berlin erreichten. Unter anderem dieser spektakuläre Kraftwerksbau „aus der Luft“ verdeutlichte der Sowjetunion die Aussichtslosigkeit der Berlin-Blockade. Sie wurde am 12. Mai 1949 eingestellt.”

also gruß an die Rechner -580 Flüge
und immer dran denken -alle sind vor dem Gesetz gleich, einige aber gleicher- es ist lediglich rein rechnerisch für jeden West-Berliner 694 g Nahrung vorhanden gewesen.
So habe ich z.B. auch mal in Senatsreservelagern gearbeitet, die waren angelegt für den Fall einer weiteren Blockade, dort waren Seidenstrümpfe, Lackschuhe und sogar Kavier eingelagert.
mfg
M.A.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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