Der Lehrer, der HaBE durchs Abi brachte

Während des Mathematikunterrichtes 1965 auf schlechtes Papier gezeichnet:

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Dr. Vogt, der sich weder von der Karlsruher Kirchenleitung noch vom Popen Erich Kühn, dem Chef der “Neckarauer Liebeswerke” (Altenheim, Heim für „gefallene Mädchen“ und Behinderte) mit dem angeschlossenen musischen Bach-Gymnasium, der “Neckarauer Kantorei” und den beiden Internaten “Ott-Heinrich-Stift” (Jungen) und “Bucer-Haus” (Mädchen) reinreden ließ. Auch nicht von Dr. Wallenwein, dem nach nicht nur meiner Erinnerung SS-Tätowierung Tragenden, der nach Spruchkammer-Predigtverbot bis 1958 als Internatsleiter eingestellt eine evangelische Elite erziehen sollte  –  und auch nicht von seinem Nachfolger, Dr. Renner, dem vermutlichen Bruder der späteren Frau Hannelore Kohl, geborene Renner. Im Sponsoren- und Elternbeiratskreis der Ex-SS-Obersturmbannführer und Brauereibesitzer Sepp Dietrich-Monninger, alter Kamerad aus goldnen Prager Tagen mit Heydrich und Ex-Kollege der SS-Obersturmbannführer Hans-Martin Schleyer und Ries ( beide Ziehväter von Helmut Kohl).

Beide SS-Goldfasane arbeiteten in der Nachbarschaft. Ries war der oberste Boss von “PEGULAN”, sein Chefmanager war der spätere FDP-Wirtschaftsminister Klump, dessen Filius ebenfalls als evangelischer Elitespross in Neckarau aufgezogen werden sollte. Der Rüstungsindustrielle und ebenfalls Ex-SS-Goldfasan Renner betrieb seine multipatentierte Rüstungsproduktion auch in der Region. Schleyer ließ von Mannheim aus 1964 die bundesweit flächendeckende Aussperrung gegen die Metallarbeiter organisieren, die gerade mit ihrem stärksten Verband Nord-Baden/Nord-Württemberg für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle streikten.

Weil ich diesen Streik mit Liedern und Flugblättern und Plakaten unterstützte, wurde ich von der Schule verwiesen. Auf Druck der IGM-GewerkschafterINNEN und des Mannheimer Bürgermeisters Walter Krause, der mit Sperrung städtischer Gelder drohte, musste mich das Bach-Gymnasium nach einer Woche wieder aufnehmen. Manche hier nicht genannt werden wollenden Menschen haben behauptet, bei der wundersamen Wiedereinschulung hätte auch Schleyer die Finger im Spiel gehabt. Das wär mir aber sooo was von peinlich.

Dr. Vogt hat mir nach meiner schriftlichen 5 minus am nächsten Montag nur gesagt: „Barthle, bis zum dreßigschde Februar kannscht des un des un des“. Ich habe nur Bahnhof verstanden und treudoof ehrlich geantwortet: „ Sie wissen doch, dass ich das nicht kann!“. Mein Banknachbar Schreiber aus der Friedrichstraße, einer der katholischen Alibi-Schüler des evangelischen Gymnasiums, stieß mir in die Rippen: und flüsterte: “Mensch, halt doch den Mund! Der hat dir grad deine Aufgaben im Mündlichen gesagt!“

Mein lieber Dieter (?) Schreiber, vielen Dank noch Mal nach 50 Jahren für die fast 5 Wochen anschließenden Mathe-Nachhilfeunterricht, nach denen ich mein Mündliches mit extra eingearbeiteten Fehlern absolviert habe. Der Vogt hat es sofort augenzwinkernd gemerkt und noch Mal nachgefragt: „ So, Herr Barth, denken Sie als Wackelkandidat, das wäre so OK?“ Ich darauf mit nachdenklich gefalteter Stirn: „Ich bin mir noch nicht so ganz sicher!“ gehe noch Mal an die Tafel und beginne zögernd zu korrigieren. Nicht alle, aber alle bis auf einen Fehler. ..

Ja, und dann war da noch einer, der Gerbig, mein Französisch-Lehrer, der mit Erstaunen bei einer Studienreise ins Elsass festgestellt hatte, dass ich fließend Französisch sprechen konnte, wenn ich angetrunken war. Auf seine Frage nach meinem Gespräch mit einem fränzösischen Wachsoldaten auf dem französischen Brückenkopf an der Brücke von Kehl nach Straßbourg:„Warum können Sie hier auf einmal Französisch ?“, habe ich beantwortet: „Weil ich hier federverweißt keine Angst vorm Sprechen habe!“

Beim schriftlichen Abi drehten wir vor der Französisch-Prüfung in der Pause um den Schulbrunnen unsere Runden gegen den Uhrzeigersinn. Im Uhrzeigersinn kam uns immer der aufsichthabende Gerbig entgegen und sagte jedesmal eine Vokabel mit Übersetzung an.  Ich glaube, keiner von uns ist in Französisch durchgefallen. Apropos durchfallen. Nach den federgeweißten Abenden in Straßbourg und Kehl sahen wir meist im Gesicht ziemlich federweiß aus, wir haben gekotzt wie die Reiher – außer mir. Ich hatte wahnsinnigen Durchfall. Aber der hat dann doch mit dazu beigetragen, dass ich nicht durchgefallen bin.

Da war aber noch wer mitschuld: Uli Grewe, die desertierte NATO-Offizierstochter aus Fontainebleau, die nicht nur die nächtlichen Treffen mit unseren angehimmelten Mädels im Bucer-Internat ermöglichte. Sie hat uns francophil und francophon gemacht und uns trotz Strafpredigten, Zimmer- und Hausarresten, Schulverweisen und Polizeieinsätzen das SAVOIR VIVRE und den Camus, den Roland, den Sartre und den Fanon ohne den gestreckten Zeigefinger gelehrt.

(mehr steht in dem Rhein-Main-Neckar-Schelmenroman: “Die Vertreibung aus dem Rosengarten”)

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Unser klasse Klassen-& Kunstlehrer Häfelinger … dann Straßenszenen in Neckarau

Landschaft 13Landschaft 12

ein Blick aus dem Internatsfenster auf das in den 1920ern im BAUHAUS-Stil erbaute Neckarauer Volkshaus .. aus einer Feder/Grafit-Zeichnungsreihe der 1960er,

Landschaft 11Landschaft 10Landschaft 09Landschaft 07Landschaft 08Landschaft 06Landschaft 05Landschaft 04Landschaft 03DörteLandschaft 02Landschaft 01Kopf 4

die ich ab 1983 in Griechenland

DauerflauteElea

fortgesetzt habe: am Hafen von Eleia, am Strand von Elos, in Glikovrisi in Lakonien auf dem südöstlichen PeleponnesLakonisches LächelnBlechstadtBergdorfFolterstuhl (nicht wirklich, aber wer es länger als zwei Stunden darauf aushält, hat die FAKIR-Prüfung bestanden :-)))))FeigenblattTalblickReferenzOlivenfriedhofNektarei

und ab 1984 in Gelnhausen, Hanau, Bad Salzuffeln und Gründau

Haus 3

Haus 2Haus 1alte Frau Gesichtalte FrauLuise

und das stammt aus der Reihe Ravenna bei Tag und Nacht,

Kapitel  ein “abgebrochenes” korinthisches Kapitel, abgebrochen, weil ich zur Nachtwache ins Hospital fahren musste

DauerflauteBlechstadtBergdorf

dieses Bergdorf liegt nicht in Jugoslawien, nicht in Afghanistan, nicht im Irak, nicht in Mali, nicht in Somalia, nicht im Jemen, nicht in Palästina, nicht in Libyen und nicht in Syrien …. Die Zerstörungen waren auch nicht eine Befreiungs- & Entwicklungshilfemaßnahme der deutschen Wehrmacht für Griechenland. . Dieses Dorf wurde in den 1970ern weitgehend aufgegeben. Doch in den 1940ern holten sich hier die Wehrmacht und die SS Zwangsarbeiter für den Bau des Luftwaffenflugplatzes zwischen dem benachbarten Molaion und Sikea … Wer sich weigerte, wurde erschossen… wenn er nicht rechtzeitig zur ELAM/ELAS in die Parnon-Berge fliehen konnte und von dort aus den Partisanenkrieg gegen die deutschen Besatzer und die später nachrückenden  Briten unterstützte..

2011-08-31-an-0940

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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