Syrien: Die Journalisten Kämpfer von Baba Amr

Diesen Artikel HaBE ich wieder mal bei Einar geklaut. Du wirst mir sicher verzeihen. Gerne wäre ich in Leipzig bei Deiner Buchvorstellung dabei, auch weil ich es zur Hälfte lektoriert HaBE: nur schade, dass es im Titel nicht -wie von mir vorgeschlagen- “Genossinnen” heißt, denn Arundhati Roy ist überwiegend mit Naxalitinnen durch den indischen Dschungel gewandert: Arundhati Roys ‘Wanderung mit den Genossen’, Arundhati Roy

Diesen Artikel würde ich gerne übersetzen, doch ist es unmöglich, weil er erstens 10 Seiten lang ist und ich zum anderen morgen früh um 3 Uhr raus muss, um meine Fähre nach Sassnitz um 7.45 Uhr zu erreichen.
Jan Myrdal und ich werden zuerst in Berlin und dann auf der Buchmesse in Leipzig zu unseren jeweiligen Büchern sprechen (Myrdal ‘Roter Stern über Indien’ und ich als Herausgeber und Übersetzer von Arundhati Roys ‘Wanderung mit den Genossen’, beide im Zambon Verlag, Frankfurt a. Main erschienen). Für den Blog werde ich also nicht so viel Zeit in den folgenden 12 Tagen haben.
Hier werde ich also nur eine Zusammenfassung ohne die Videos (das Original am besten daneben legen, so dass man die Fotos und Videos verfolgen kann) dieses wirklich äußerst wichtigen Berichts geben.
***

von Thierry Meyssan
am 7. März 2012
Voltaire Network

Ist das harte Durchgreifen in Baba Amr die größte politische Maskerade seit 9/11? Dies will Thierry Meyssan in einer exklusiven, mehrteiligen Serie beweisen, die vom Voltaire Network zusammen mit den relevanten Videos veröffentlicht wurde. In diesem ersten Teil konzentriert er sich auf das Entkommen der westlichen Journalisten und macht deutlich, dass einige von ihnen in der „Freien Syrischen Armee” eingebettet waren.

Die sogenannte Freie Syrische Armee (FSA) hatte Ende 2011 die Millionenstadt Homs, Zentrum der Erölindustrie Syriens eingenommen. Am 9. Februar 2012 stürmte die reguläre syrische Armee Homs und kesselte die FSA auf einem ca. 40 ha großes Gebiet ein. Als alle Mittlungsversuche scheiterten, nahmen die loyalen Streitkräfte am 27. Februar diesen Stützpunkt der vom Westen finanzierten und bewaffneten zumeist ausländischen Söldner ein.
Foto: Luftaufnahme von dem „Unabhängigen Islamischen Emirat Baba Amr“. Westliche Medien nahmen die dicken Rauchwolken als Beweis für Luftwaffenangriffe.
Die Mainstreammedien (MSM) verheimlichten die grausame Existenz des „Emirats“ und verbreiteten eine Story von Revolution und Unterdrückung. Zentrale Medien waren Al Dschasira (Katar), Al-Arabiya (Saudiarabien), France 24 (Frankreich), BBC (England) und CNN (USA), koordiniert von israelischen Journalisten.
Die öffentliche Meinung fragt sich natürlich, was sie glauben soll. Wir werden versuchen, Schlüsselelemente zusammenzustellen, damit die Menschen sich eine eigene Meinung bilden können.
Die in Baba Amr eingeschlossenen westlichen Journalisten legten tränentriefende Videos im Internet auf. Zwei schienen verwundet. Frankreich schickte Beamte, um mit den Rebellen zu verhandeln. Russland bot auch seine Dienste an.
Ich nahm an diesen Bemühungen teil zusammen mit dem Internationalen Roten Kreuz und dem Syrischen Roten Halbmond. Ein Franzose lehnte eine Möglichkeit herauszukommen ab. Dann scheiterten alle Verhandlungen.
Geheimdienstagenten verschiedener westlicher Staaten konnten feststellen, dass die syrischen Behörden ihr Bestes taten und dass das Hindernis die FSA war.
Was für eine Überraschung, als wir feststellten, dass drei Journalisten sowohl die Rebellen- als auch die Armeelinien durchbrochen hatten und im Libanon auftauchten.

Dann wurde klar, dass sie von einem westlichen Kommando herausgeholt worden waren.
Zweifellos werden die Überlebenden die Version des Westens erzählen. Sie werden weiter lügen, wie sie die ganze Zeit gelogen haben. Deswegen bemühe ich mich, dieser Desinformation vorzugreifen.
Die „Rebellen“ in ihrer Festung überlebten drei Wochen intensiven Beschusses, auch mit GRAD-Raketen (von den Deutschen Stalin-Orgeln genannt) am 22. Februar. Bei dem Sturm auf Baba Amr wurden Marie Colvin (Sunday Times) und Remi Ochlik (IP3 Press) getötet, während Edith Bouvier (Le Figaro Magazine) und Paul Conroy (Sunday Times) verwundet wurden. William Daniels (Ex-Figaro Magazine und Time Magazine) war bei ihnen, während Javier Espinosa (El Mundo) sich abgesetzt hatte.
Die Überlebenden hatten vier Videos mit einer merkwürdigen Geschichte aufgelegt.

Im ersten Video der FSA sind Marie Colvin und Rémi Ochlik von hinten in Kampfanzügen zu sehen. Man fragt sich, wie dieses Detail, das dem nichtkämpfenden Status von Journalisten auf dem Schlachtfeld widerspricht, keine Empörung seitens beruflichen Journalisten-Kreisen gefunden hat.

Im zweiten Video liegen Edith Bouvier und Paul Conroy auf einem Bett. Anwesend ist Dr. Ali vom Roten Halbmond, und ein FSA Soldat, der sich „Dr. Mohammad“ nennt.
Edith Bouvier weigert sich, ihren Namen zu nennen und versucht, ihr Gesicht zu verbergen. Paul Conroy macht einen ängstlichen Eindruck.
Offensichtlich wollte die FSA eine dramatische Version der Situation liefern.

Auf dem dritten Video liegt Paul Conroy auf einer Couch, nachdem er versorgt worden ist.
Er appelliert an „Globale Agenturen“ zu intervenieren, „die dieselben Ziele vor Ort haben“. Wer sollte das sein?
Die einzig mögliche Interpretation ist, dass er eine Botschaft an die alliierten Geheimdienste schicken wollte. Dann gibt der „Doktor Mohammad“ seine Diagnose ab und zeigt einen schneeweissen Verband am Bein von Paul, das kein bisschen geschwollen ist. „Dr. Mohamed“, der kein Doktor ist, braucht auch keinen Patent, weil er Wunder wirken kann.
Paul Conroy schickt dann noch eine Botschaft an seine „Familie und Freunde in England: Mir geht es ausgezeichnet“.
Diese geheime Botschaft scheint Dr. Mohammed entgangen zu sein. Jedenfalls spricht der „Fotograf“ zu hohen Beamten im britischen militärischen Geheimdienst.

In einem vierten Video am selben Tag fordert Edith Bouvier, träge auf dem Bett liegend, Hilfe. Ersten „eine Feuereinstellung“ und zweitens „einen Krankenwagen, der sie nach Libanon fahren kann“.
Die beiden Foderungen sind unvereinbar. Eine Feuereinstellung ist eine Angelegenheit der Militärs und Politiker und ein Transport nach Libanon würde zuerst eine Amnestie erfordern, weil sie illegal mit den Rebellen ins Land gekommen ist.
Allerdings korrespondieren diese beiden Forderungen mit der Schaffung eines „humanitären Korridors“, wofür sich der französische Außenminister Alain Juppé stark macht.
Bouvier bringt also nicht ihre eigenen Bedürfnisse vor sondern die der FSA und Frankreichs. Das ist nicht überraschend, da sie von Georges Malbrunot für den Figaro geworben wurde, der laut den syrischen Behörden in 80-er Jahren Verbindungsoffizier des DGSE (französischer Geheimdienst) zur Moslem-Bruderschaft war. Er wurde in Hama verhaftet und auf Druck von Mitterrand frei gelassen.

In der nächsten Filmsequenz erklärt „Dr. Mohammed“ die Situation und William Daniels unterstreicht die Wichtigkeit. Ein Übersetzer ins Englische ist anwesend und der junge Khaled Abu Saleh. Dieser junge Mann ist Chef des Pressezentrums der FSA, das im übrigen mit modernstem Hi-Tech-Material ausgerüstet ist. Manche ironisieren über deren Niveau und das der Syrischen Nationalen Armee, die mit veralteten Kommunikationssystemen arbeitet.
Wer der generöse Geber dieser Dinge war, wird nicht gesagt.
Ein Schlüssel ist die Laufbahn von Khaled Abu Saleh. Er hat für Al-Dschasira gearbeitet, war freier Mitarbeiter vom Figaro und ist Mitarbeiter des Observer. Diese Organe sind die Megaphone der NATO und der Golfländer, die sich schon eifrig für die „Rebellen“ in Libyen einsetzten.

Als Beispiel der von französischen öffentlichen Medien praktizierten Ethik sei genannt, dass France24 am 7. Juni 2011 eine live-Sendung brachte mit Syriens Botschafterin in Frankreich, Lamia Shakkour, die ihren Abschied nahm wegen der Massaker in ihrem Land. In Wahrheit war es eine Fälschung und die Stimme gehörte der Frau eines Journalisten.


Vorläufige Schlussfolgerungen

Das Team von Sunday Times (Mary Colvin und Paul Conroy) arbeitete für MI6 (britischer Geheimdienst) und das Le Figaro-Magazine Team (Edith Bouvier) war vom DGSE (franz. Geheimdienst) geschickt worden.

Am Ende bekam ich auch heraus, wie das Verschwinden der britischen Journalisten zustandekam. Der syrische General Assef Shawkat traf mit hohen französichen Militärs ein Übereinkommen, um das Problem zu lösen. Die Franzosen wurden im Libanon abgeholt und durch die Linien nach Baba Amr gebracht, wo sie die Journalisten rausholten.
Daraufhin ergaben sich die Söldner und ließen ihre Ausrüstung zurück. Die Islamisten wollten nicht aufgeben. Darauf gab General Assef Shawkat das Signal zum Angriff und in wenigen Stunden wurde das „Emirat“ eingenommen.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert