Nelkenrevolutions-Dokumentar-Film “Viva Portugal”soll wieder entstehen

Keine Bange, die deutsche Version des von Malte Rauch und seinem Team gedrehten Dokumentarfilms existiert noch und würde 2016 im Film-Forum Frankfurt-Hoechst wiederaufgeführt vor voll besetztem Saal und Malte Rauch als Macher und Kommentator. Zuvor war er im völlig ausverkauften Frankfurter NAXOS-Theater zu sehen,  später im Filmklubb Offenbach – auch ausverkauft.

Es geht um die portugiesische Originalfassung, die wie die französische Fassung verschollen war. 2016 tauchte im Wiesbadener Filmarchiv eine erheblich lädierte Kopie auf. Die soll jetzt restauriert und in Portugal wiederaufgeführt werden, vor einem Publikum, das zum Teil damals die Diktatur Caetanos mit gestürzt hat. Und die Enkel derer kommen, die mittlerweile verstorben sind (HaBE).

WORK IN PROGRESS: VIVA PORTUGAL  APRIL 1974 / MÄRZ 2017 

 Ein Aufruf zur Unterstützung  – von Malte Rauch

 

Liebe FreundInnen, KollegInnen und andere Kinofreunde,

Was ein ‘ work in progress ‘ ist, erfahren wir gerade wieder an unserem Dokumentarfilm VIVA PORTUGAL.

 

Am 25.April 1974 hatte uns ein befreundeter portugiesischer Priester, jüngst aus dem Gefängnis befreit, aus Lissabon angerufen : dort sei gerade die älteste Diktatur Europas gestürzt worden. Wir müssten unbedingt kommen, um diese ‘ Revolution der roten Nelken in den Gewehrläufen ‘ zu filmen.

 

Einige Tage später brachen wir auf.

Den Mangel an Geld glichen wir durch eine Vielzahl von Mitmachern aus: Die portugiesische Gemeinde in Frankfurt; die katholische Kirchenredaktion des ZDF; der Filmemacher und Kinobetreiber Marin Karmitz (MK-2) in Paris; schließlich die jungen Offiziere und Soldaten in Lissabon und  die von der Zensur befreiten Journalisten im portugiesischen Radio und Fernsehen. Und nicht zuletzt die Landarbeiter, die gerade ihre Felder besetzt hatten, denen wir das Mikrophon in die Hände gaben und sie frei reden ließen. Die Lissaboner Zeitung Republica titelte später ihre Filmbesprechung: „ Die besten Reporter aus Alveiras da Cima und den anderen portugiesischen Dörfern“. Wir waren ein großes, chaotisches und fröhliches Team hinter dem großartigen Chefkameramann des HR, der sich spontan frei genommen hatte und alles drehte, was wir ihm vor die Linse brachten.

2014 wollte Teo Mesquita und Lála de Brito vom TFM Buchladen den Film zum 40. Jahrestag der Revolution in Lissabon zeigen, doch sowohl die portugiesische Fassung wie auch die französische waren verschollen. Erst Ende 2016 tauchte eine 16mm Kopie im Lager des Filmarchivs in Wiesbaden auf,  ebenfalls ziemlich lädiert, besonders auch der fragile Magnetton-Streifen, den man damals als soundtrack auf den Filmrand kopiert hatte. Doch kaum hatte Teo die Nachricht von dem Fund in Lissabon verkündet, kam der Wunsch, den Film unbedingt zum 25. April dieses Jahres ( 2017 ) in Portugal zu zeigen. Wir sagten natürlich überall zu : In Lissabon im kommunalen ‘ Zentrum für Widerstand und  Demokratie ‘ (ALJUBE) – die Protagonisten von damals werden anwesend sein ( außer der Bauer Vilhelmo Henriques, der 2013 verstorben ist; aber seine Kinder kommen.); in der Cinemateca Portuguesa und  in Schulen Lissabons, in Evora und anderen Städten auf dem Land. Und wahrscheinlich wird er sogar in der Stadt Grandola gezeigt werden, der Stadt, die  dem Lied des 25.April seinen  Namen gegeben hatte.

Das Problem :

Wir müssen eine vorführbare portugiesische Kinofassung  herstellen, was schwierig aber möglich ist. Die Portugiesen haben wenig bis kein Geld und wir auch nicht ( ‘Schäuble macht uns alle arm ‘ sagte der Leiter der Cinemateca ) Deshalb heute, im März 2017 die Idee zu einerArt Crowdfunding. Nicht jeder muß gleich zweihundert Euro geben, wie es Teo und Lála spontan getan haben ( und was ihnen hoffentlich zurückgegeben werden kann ). Gut wäre, wenn möglichst viele einen Betrag spenden würden, der einer oder zwei  Kinokarten für die  portugiesischen Zuschauer entspricht. Dankbar wären wir auch für Tips zu Stiftungen, Förderungen und sonstige Möglichkeiten. Wir werden dann berichten, wofür wir das Geld ausgegeben haben und wie alles in Portugal gelaufen ist.

 

KONTO: Sparda-BankHessen . IBAN DE79 5009 0500 0011 1139 27 . Malte Rauch . STICHWORT : VIVA PORTUGAL

 

 

 

Was bis dahin geschen war.

 

 

Der Film war schon 1975 fertig, zunächst in einer deutschen und französischen Version, dann Kopien in immer mehr Sprachen und Ländern in Europa und den USA , oft von Initiativen handgemacht sozusagen und irgendwie finanziert. Marc N. Weiss in New York machte das erste crowdfunding für eine amerikanische Fassung unter  „ THE VIVA PORTUGAL PROJECT “.  Immerhin gewann der Film später einige Preise und wurde wärmstens empfohlen u.a. von Variety und den Cahiers du Cinema, von der Frankfurter Rundschau und von Le Monde…

 

Bis in die 80er Jahre zeigte dann der portugiesische Buchladen TFM ( Teo Ferrer de Mesquita ) in Frankfurt eine portugiesische Fassung des Films jedes Jahr wieder zur Feier des 25.April –  zu Fado Klängen und Volkstänzen, in Offenbach und Pfungstadt, in Erlangen, Nürnberg, München…

 

dann wurde es ersteinmal ruhig.

 

Bis 2012 der Laika Verlag nach einer Kopie des Films für ihre DVD Reihe

‘ Bibliothek des Widerstandes ‘ anfragte. Wir holten einige 16mm Filmkopien, die wir in Kellern und im Lager des Deutschen Filmarchivs in Wiesbaden abgelegt hatten, alle in sehr schlechtem Zustand und teilweise zerstört. Sie waren durch so viele Amateurhände und 16mm Filmprojektore gegangen. Der Laika Verlag beauftragte einen der besten Filmrestauratoren in Berlin (u.a. hatte er Metropolis restauriert ), um aus den verbliebenen Kopien (leider kein Filmnegativ) eine restaurierte digital gemasterte DVD zu machen. Sie muß den Laika Verlag ein kleines Vermögen gekostet haben. Die DVD lief aber schlecht, auch weil der Vertrieb durch das Ende der Buchläden Zweitausendeins zum Erliegen kam .

 

2016 wollte das NAXOS KINO in Frankfurt am Main den Film zeigen  und wir hofften, daß – nach all den Jahren – überhaupt noch jemand kommen würde. Tatsächlich aber gab es einen regelrechten Ansturm auf die Karten und nicht alle bekamen noch eine. Volle Häuser später auch im Filmforum Höchst und dann im Filmklubb Offenbach.

 

Und dann kam also 2017: Lissabon. (siehe oben) Der Film kehrt von Frankfurt am Main nach Portugal zurück, hoffentlich wieder mit Eurer Unterstützung.

 

Wir würden uns über eine Rückmeldung sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen,

i.A. Malte Rauch

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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