EIN LOKALAUGENSCHEIN IM KRIEGSLAND SYRIEN: 3. bis 14. Oktober 2016

MYTHOS UND REALITÄT: EIN LOKALAUGENSCHEIN IM KRIEGSLAND SYRIEN

 

  1. bis 14. Oktober 2016

Ein Reisebericht und mehr von Markus Heizmann, Eva Heizmann unter Mitwirkung von Henriette Koller

 

Impressum:

MYTHOS UND REALITÄT: EIN LOKALAUGENSCHEIN IM KRIEGSLAND SYRIEN erscheint als Privatdruck im Eigenverlag. Die Rechte an Text und Bildern liegen bei den AutorInnen.

Die Beiträge dieser Publikation sind transkribierte Gesprächsprotokolle von Eva Heizmann und verarbeitete Notizen von Markus Heizmann. Anderes stammt aus Referaten die Eva und Markus Heizmann gemeinsam an verschiedenen Orten gehalten haben. Die Fotos im Bildteil sind meist von Henriette Koller.

Wir danken allen Menschen in Syrien, die unsere Reise und damit unsere Publikation ermöglicht haben.

Ein allfälliger Erlös aus dieser Publikation geht vollumfänglich an die Hilfsprojekte von Mar Yakub.

Das Ende dieser Geschichte ist noch nicht geschrieben. [1]

Wir sind keine Profis und wir bitten daher, Mängel bei Lektorat und Layout zu entschuldigen. Wir hoffen, dass wir unsere inhaltlichen Anliegen gleichwohl übermitteln können und wir grüssen mit dieser Publikation all unsere mit uns solidarischen FreundInnen.

Rückfragen, Anregungen, Kritik an: buendnis.gegenkrieg@gmx.net

 

 

 

Inhalt:                                                                                                           Seite:

 

Ein kurzer Rückblick in die syrische Geschichte                                    3

 

Mythos und Realität – ein Lokalaugenschein im

Kriegsland Syrien                                                                                       8

 

Syrisches Tagebuch                                                                                    12

 

Exkurse                                                                                                        29

 

Politische Einschätzung der Lage in Syrien

Heute (Ende 2016)                                                                                      35

 

Bildteil                                                                                                          38

 

Literatur Empfehlungen                                                                            43       

 

 

EIN KURZER RÜCKBLICK IN DIE SYRISCHE GESCHICHTE

 

Frühzeit

Die ältesten archäologischen Funde auf dem Gebiet des heutigen Syriens sind ca. eine Million Jahre alt. In Syrien entstand zu Beginn des 13. Jahrhunderts vor Christus in Ugarit das erste Alphabet der Menschheitsgeschichte. [2]
Im Römischen Reich (ab 64 v. Chr.) war Syria neben Aegyptus die reichste und einflussreichste Provinz des Imperiums. Die oströmische Herrschaft endete im 7. Jahrhundert n. Chr. mit der Befreiung durch die arabischen Umayyaden.

 

Stichworte

Ab 634            gewinnt Syrien unter den Umayyaden eine zentrale                                                Bedeutung.
Ab 661            wird der Sitz des Kalifen von Medina nach Damaskus                                            verlegt.
Ab 877            enge Kooperation mit Ägypten, dieser arabisch-                                         islamische Zusammenschluss dauerte 600 Jahre an und gilt als die  Hochblüte der Kultur und der Wissenschaften.

 

1096-1453      1096 begann der erste  Kreuzzug. Damit beginnt eine der finstersten                     Epochen für die arabische Welt. Über 400 Jahre lang morden und                      plündern die Europäer  unter den wechselnden Königen, Kaisern und Päpsten die arabische Welt unter dem Vorwand einen „heiligen Krieg“ zu führen“.
1260                Eroberten die Mongolen kurzfristig das Land, wurden                                            jedoch von den Mamlucken zurückgeschlagen, die das                                      vereinte Syrien und Ägypten verteidigten.
1560                Eroberung durch die Osmanen.
1831-1840      Wird die erste arabisch-nationalistische Opposition                                                gegen die osmanische Herrschaft unterdrückt.

 

1918                Zusammenbruch des Osmanischen Reiches.

 

1918 –Heute   Penetrationen und Angriffe gegen Syrien durch die  imperialistischen                   Mächte, insbesondere Frankreich        als Kolonialmacht, ab 1948 durch                 Israel, ab 2011 durch bewaffnete Söldnerbanden, die Golfstaaten,        die                   Türkei, die USA und andere.

 

 

 

 

 

Sykes-Picot

Während des 1. Weltkrieges kämpften die Araber auf Seiten Frankreichs und Englands gegen die Osmanen. Dies weil ihnen von den Europäern nach dem Sieg über das Osmanische Reich die „Freiheit“ versprochen wurde. In keinem einzigen Land hielten die Europäer ihr Versprechen. Dies war kein Betriebsunfall der Geschichte, sondern gezielte europäische Politik, deren Auswirkungen einerseits bis heute andauern, die andererseits auch bis zum heutigen Tag fortgesetzt wird.

Diese Angriffe der Europäer und der USA gegen die Völker haben eine lange und blutige  Geschichte und es würde den Rahmen dieses Beitrages bei weitem sprengen, diese Geschichte auch nur ansatzweise zu erzählen. Ein paar Meilensteine, Syrien und den arabischen Raum betreffend müssen gleichwohl erwähnt werden:  Ein bedeutendes Ereignis war das Sykes-Picot Abkommen. Dieses Abkommen wurde vor 100 Jahren geschlossen, ist jedoch noch heute wirksam. Am 16. Mai 1916 schlossen der französische Diplomat Francois-Georges Picot und sein englischer Kollege Mark Sykes ein Abkommen zwischen den beiden Kolonialmächten ab. Dazu brauchten sie lediglich ein Lineal, eine Schachtel Farbstifte und sehr viel kriminelle Energie.

Dass das Sykes-Picot Abkommen überhaupt an publik wurde, ist übrigens der bolschewistischen Revolution in Russland zu verdanken. Die Revolutionäre brachten den Inhalt des Abkommens nach dem Sturz des Zaren an die Öffentlichkeit. England, Frankreich und alle anderen damaligen Kolonialmächte wollten das Abkommen eigentlich geheim halten. Gemäss dem Sykes-Picot Abkommen sollte Grossbritannien nach dem 1. Weltkrieg die Herrschaft über das heutige Jordanien, grosse Teile Iraks und Palästina bekommen. Frankreich sollte demgegenüber den Südosten der Türkei, den Norden des Iraks, Syrien und den Libanon bekommen.

So – und jetzt halten wir einen Moment inne und wir stellen uns folgendes vor: Ein asiatischer und ein afrikanischer Diplomat treffen sich und sie schliessen ein Abkommen: Das Land des asiatischen Politikers bekommt Österreich, Deutschland, Holland und die Benelux Staaten, und das Land des afrikanischen Diplomaten bekommt England, Frankreich, Spanien und Italien. Undenkbar? Gewiss ist das undenkbar, aber dieses undenkbare Verbrechen nehmen wir, da es von Europäern oder von den USA begangen wird, bis zum heutigen als gegeben und als selbstverständlich hin.  Wir nehmen verbrannte und vergiftete Erde hin, wir nehmen den Einsatz von international geächteten Waffen hin, wie nehmen das Streuen von Krankheitserregern hin. Diese menschenverachtende Haltung der imperialistischen Staaten zerstört die Länder des Südens, aber auch die Völker in den imperialistischen Staaten selbst. Die europäischen und die US Aggressoren berufen sich auf Demokratie: Die von ihnen angegriffenen Länder jedoch haben keine Wahl.

Das Sykes-Picot Abkommen steht als typisches Beispiel für die Verbrechen der Kolonialmächte an den von ihnen heimgesuchten Völkern. Im Vorfeld des 1. Weltkrieges wurde den Arabischen Völkern Unabhängigkeit versprochen, wenn sie auf Seite der europäischen Invasoren gegen das Osmanische Reich kämpfen würden. Nach dem ersten Weltkrieg wurden die Arabischen Gebiete zwischen den Engländern und den Franzosen aufgeteilt. Es fällt auf, dass diese koloniale imperialistische Arbeitsteilung bis heute ihre Gültigkeit hat: Der Irak wurde und wird hauptsächlich von den USA, bzw. USA und England angegriffen, während Frankreich heute zu den heftigsten Kriegstreibern gegen Syrien zählt. Auch das hat eine Vorgeschichte: Bereits im Jahr 1925 wurde der Suq al-Hamidiya, der grösste und wichtigste Markt –  von Damaskus von der französischen Armee angegriffen – ein Markt keine militärische Einrichtung!

die Einschusslöcher sind noch heute im Dach des Marktes gut sichtbar. Was aber hat die französische Armee in Syrien oder in Mali verloren? Was haben die Armeen  der USA und Englands im Irak, in Afghanistan oder sonst wo ausserhalb ihrer eigenen Landesgrenzen zu suchen? Was sind die NATO oder die US-Armee anders als Angriffsarmeen gegen die Völker?
Zionistische Angriffe
Ein anderer Meilenstein ist die Gründung des zionistischen Israel im Jahr 1948. Die Kolonialmächte haben Israel nicht gegründet um den verfolgten Juden der Welt eine sichere Heimstätte zu geben. Der Plan, in Palästina eine militärische Bastion für die europäischen Eroberer zu gründen spukte bereits im Kopf von Napoleon, nachdem er im Jahr 1801 aus Ägypten vertrieben worden war. Der deutsche General Helmuth von Moltke nahm diesen Plan auf. Er warb bereits zwischen 1841 und 1844  für die Errichtung eines christlichen Staates Palästina (das damals Teil des Osmanischen Reichs war, in dem Moltke wiederum von 1835-39 Militärberater war). Dieses Palästina sollte, nach Moltkes Ansicht, von einem deutschen Fürsten regiert werden. Erst sehr viel später hatten Rothschild, Herzl und andere ihre zionistischen Visionen. Unter diesem Rassismus, als Vision getarnt und der Weltöffentlichkeit als „einzige Demokratie des Nahen Ostens“ vorgelogen leiden die arabischen Völker bis zum heutigen Tag. Der palästinensische Widerstand gegen Vertreibung, Landraub und Unterdrückung wird nicht als legitime Notwehr anerkannt, sondern als Terrorismus diffamiert. Der wahre Terror im besetzten Palästina jedoch manifestiert sich an Namen wie Qfar Kasem, Deir Yasin, Sabra, Shatttila, Jenin und Gaza. Es fällt auf, das nahezu zeitgleich mit der Gründung des Zionistenstaates ein weiterer Schritt getan wurde: Am 14. April 1949 haben die nord- westlichen Länder die NATO gegründet.
Seit der Gründung des zionistischen Staates Israel führt dieser Krieg gegen all seine Nachbarländer. Einige Stationen dieser Daueraggressionen:

 

 

  • 1947 – 1949:              Dieser Krieg begann mit brutalsten                                                              Ausschreitungen zionistischer Terrorbanden                                               wie Irgun, Hagganah und Stern. 1948, nach                                                           der Staatsgründung Israels weiteten sich die                                                Angriffe gegen die Araber zu einem Krieg                                                  aus.
  • 1956 – 1957:              Dreier Aggression: Die vereinten Armeen von                                            England, Frankreich und Israel greifen                                                        Ägypten an. Der Zweck, nämlich die                                                   Nationalisierung des Suez Kanals durch                                                      Ägypten rückgängig zu machen kann                                                           abgewehrt werden.
  • 1967:                          Junikrieg: Israel greift völlig überraschend                                                 Ägypten, Syrien und Jordanien an. Aus                                                       diesem Angriff resultierte die Besatzung der                                     Sinai Halbinsel (Ägypten) des Gaza Streifens                                             (Palästina) und der Golan Höhen (Syrien).                                                   Entgegen mehrerer UNO Resolutionen hält                                                 Israel die Golan Höhen bis zum heutigen                                                       illegal Tag besetzt.
  • 1978:                          Israel überfällt den Libanon
    • 1982:                           Israel überfällt den Libanon – im Zug dieses                                    Überfalls Massaker von Sabrah und Shatila.                                     Die israelische Besatzungsmacht                               verantwortet bis zu 3000 Opfern, viele davon Frauen und Kinder.
  • 2006:                          Israel überfällt erneut den Libanon. Ziel dieses Angriffes                           war die Zerschlagung der Hisbollah. Dies ist nicht nur                          missglückt; der Hisbollah gelang es die Angreifer                                     endgültig aus dem Libanon zu vertreiben und sie ging                                gestärkt aus diesem Krieg hervor.

 

 

Syrische Regierungen

Der Aufstieg von Gamal Abdel Nasser in Ägypten kann von der Entwicklung in Syrien nicht getrennt werden. Ab 1955 bestand zwischen der ägyptischen und der syrischen Armee ein gemeinsames Oberkommando. (Präsident Syriens war Haschim Chalid al-Atassi) Bis heute beginnt übrigens die Zählung der ägyptischen Streitkräfte bei der 2. Armee, als 1. Armee gilt nach wie vor die syrische Armee. 1958 wurde die VAR (Vereinigte Arabische Republik) gegründet, die jedoch nur bis zum Jahr 1961 Bestand hatte.

m Jahr 1972 wurde Hafez al Assad per Plebiszit zum Staatspräsidenten gewählt. Unter der Präsidentschaft von Hafez al Assad (Ministerpräsident 1970 – 1972, Staatspräsident 1972 – 2000) stabilisierte sich Syrien zusehends. Zahlreiche soziale Errungenschaften wie das freie Schulsystem, die freie Gesundheitsversorgung und eine weitgehende Landreform und anderes mehr gehen auf die Präsidentschaft von Hafez al Assad zurück, oder wurden unter dessen Präsidentschaft ausgebaut. Der älteste Sohn der Familie Assad, Basil al Assad, wurde als Nachfolger des Präsidenten aufgebaut. Am 21. Januar 1994 kam Basil al Assad bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben. Als Hafez al Assad am 10. Juni 2000 einem Herzinfarkt erlag, wurde seine Nachfolge neu geregelt: Einige Monate nach Assads Tod im Jahr 2000 wurde sein von ihm als Nachfolger vorgeschlagener zweiter Sohn Baschar al-Assad mit 34 Jahren sein Nachfolger. Eigens dafür wurde am 10. Juni 2000 die Verfassung geändert und das Mindestalter für den Präsidenten von 40 auf 34 Jahre

herabgesetzt.

 

Seit 2011

Wir sehen: Niemals in seiner Geschichte hat Syrien ein anderes Land angegriffen. Jeder Krieg, den Syrien führte wurde dem syrischen Volk, der syrischen Armee von aussen aufgezwungen: Von den Osmanen, von den Europäern, namentlich der französischen Kolonialmacht, von Israel, und in unseren Tagen von den USA, der NATO und Israel und arabischen Vasallen. Angegriffen wird Syrien zum Teil direkt durch Luftangriffe, zum Teil mittels bezahlter Terrorbanden auf dem Boden. Diese Angriffe gegen Syrien, deren Zeugen wir heute sind, haben nicht im Jahr 2011, im Zug des sogenannten „arabischen Frühlings“ begonnen, sondern schon sehr viel früher. Da ist Israel, welches sich in einem permanenten Kriegszustand mit Syrien befindet und nach wie vor, entgegen internationalen Rechts, insbesondere entgegen der UNO Resolution 242 die Golan Höhen besetzt hält. Da sind die USA, welche Syrien (und andere Staaten) als „Schurkenstaat“ bezeichnen, der immer und mit allen Mitteln gegriffen werden kann. Schliesslich sind da noch die Golfstaaten, willige Vasallen der USA und der NATO, die Syrien ebenfalls angreifen und die am 16. 11. 2011 für dessen Ausschluss aus der arabischen Liga gesorgt haben. Die Gründe weshalb der funktionierende syrische Staat zersetzt und schlussendlich  zerstört

werden soll, sind bestimmt vielfältig, lassen sich jedoch unter einem einzigen Begriff subsumieren: Imperialistische Hegemonialinteressen. Da wäre die geplante Öl-und Gaspipeline von Saudi-Arabien und Qatar durch Syrien nach der Türkei und Europa zu nennen. Syrien hat sich diesen Plänen widersetzt. Da wären Strukturanpassungsforderungen des IWF verbunden mit Privatisierungsgelüsten, Syrien hat sich dem, nach Protesten im Land, widersetzt. Da wären nicht zuletzt die guten Beziehungen Syriens zu China, Russland, Iran und anderen Ländern, die nicht zum imperialistischen NATO Block zählen. Demonstrationen, die im Verlauf des „arabischen Frühlings“ Frühlings auch in Syrien zum Teil stattfanden, arteten sehr rasch aus: Agent Provokateurs schossen aus der Menge heraus auf Demonstrierende und auf Sicherheitskräfte. Sofort waren auch westliche Menschenrechtsorganisationen wir Human Rights Watch oder Amnesty International zur Stelle, die nur und ausschliesslich die Regierung und die Armee Syriens beschuldigten. Wir erinnerten uns an die Meldungen aus unseren Tagen: Da machte uns die westliche Presse weiss, der Sturz von Bashar al Assad sei nur mehr eine Frage von Tagen oder Wochen. Wohlverstanden: Das war im Jahre 2011!

Inzwischen schreiben wir das Jahr 2016, die Regierung von Damaskus mit Präsident Bashar al Assad an der Spitze wurde mittlerweile zwei Mal gewählt, sie geniessen das Vertrauen des Syrischen Volkes mehr denn je. Wie wir im Folgenden sehen werden haben dieses Vertrauen und diese Beliebtheit ihre Gründe und ihre Berechtigung.

 

Das Sykes-Picot Abkommen von 1916. Ohne die bolschewistische Revolution wäre das Geheimabkommen wohl noch immer geheim. Die Revolutionäre brachten das Abkommen an die Öffentlichkeit.

 

Syrien – von Damaskus nach Aleppo

  1. Oktober bis 14. Oktober 2016
    Ein Augenzeugenbericht:

MYTHOS UND REALITÄT: EIN LOKALAUGENSCHEIN IM KRIEGSLAND SYRIEN

 

„Syrien – ein vom Imperialismus angegriffenes Land“

Das Syrien ein vom Imperialismus angegriffenes Land ist, das haben wir in Syrien von vielen Menschen unabhängig voneinander gehört. Solche Worte hört man hier selten. Hier ist in aller Regel von der „Diktatur“ in Damaskus die Rede, die Märchen und Mythen von der Syrischen Armee die „ihr eigenes Volk ermordet“ werden noch immer ebenso verbreitet wie die Geschichten von den Fassbomben und den Giftgasangriffen. Leider müssen wir auch innerhalb der linken Presse lange und gründlich suchen, bis wir eine faire und integre Berichterstattung zu Syrien finden. Wir wollten uns ein eigenes Bild machen: Die Nonnen des Klosters Mar al Yakub im Dorf Qara, zwischen Damaskus und Homs gelegen, realisieren einige eigene Projekte. Unter anderen sind dies: Verteilung von Hilfsgütern, Verteilung von Lebensmitteln und Medizin, Hilfe zur Selbsthilfe, eine Volksküche u.a.m. Durch eine Hilfsaktion aus der Schweiz kamen wir in Kontakt mit den HelferInnen des Klosters Mar Yakub. Die Nonnen haben uns eingeladen, sie und ihre Projekte zu besuchen. Wir haben diese Reise zu dritt zu unternommen. Seitens der syrischen Behörden gab es für uns keinerlei Restriktionen, im Gegenteil wir wurden ermuntert überall hin zu gehen und mit allen Menschen zu sprechen.

 

Gespräche
Im Land selbst wird das Lügengespinst zu Syrien schnell zerrissen: Niemand spricht von einem Bürgerkrieg! Allen mit denen wir gesprochen haben, Bauern, Arbeitern, Intellektuellen ist klar: Das ist ein Angriff von aussen. Wohl haben wir auch Kritik an der Regierung gehört, diese bezog sich aber ausschliesslich auf die Zeit vor der Krise, also vor dem Jahr 2011. Kritisiert werden vor allem die Öffnung gegenüber dem Westen und der Türkei sowie die mittlerweile weitgehend rückgängig gemachten Privatisierungen. Eine viel gehörte Aussage war: „Präsident Assad ist in der Krise über sich selbst hinaus gewachsen“. In einem Verkehrskreisel in Aleppos Innenstadt (im westlichen von der Armee gehaltenen Teil!) schlug eine Cruise Missile ein. Nur die USA und Israel verfügen über diese Art Raketen. Dies sind nur zwei Beispiele von vielen, welche die völkerrechtswidrige Einmischung der USA, der NATO und Israels beklagen. Die russische Armee und die Kräfte der Hisbollah operieren in Syrien auf Ersuchen und auf Einladung der souveränen Syrischen Regierung. Alle anderen Bewaffneten, alle anderen militärischen Aktionen in Syrien, die nicht von der Syrischen Regierung autorisiert sind, widersprechen dem Völkerrecht eklatant. Ob nun Banden wie Al Nusra, al Qaida, FSA oder andere, ob nun „Menschenrechtskrieger“ wie USA, NATO und andere, sie alle führen einen Angriffskrieg gegen das Syrische Volk, sie alle verletzen internationales Völkerecht, u.a. gemäss Artikel 2 der UN Charta der Vereinten Nationen. (Einige der obigen Aussagen stammen von Oberst J. in Baniyas und von Lehrkräften in al Waha, nahe Aleppo).

 

Projekte
In der Region von Aleppo hatten wir Gelegenheit, die Nonnen bei einer Lebensmittelverteilung in drei Dörfern südöstlich von Aleppo zu assistieren. Unter dem Schutz der Syrischen Armee fuhr der Lastwagen mit den Lebensmittelpaketen in die abgelegenen Dörfer. In diesen Dörfern herrscht grosser Mangel. Da waren Menschen jeden Alters, Frauen, Männer und Kinder, deren Gesichter vom Krieg gezeichnet sind. Die einzigen, die sich in dieses Gebiet wagen um zu helfen, sind diese Nonnen. Die Dörfer waren während zwei Jahren von den Terroristen eingeschlossen und die Menschen konnten nur dank den Lebensmittelabwürfen der Syrischen Armee überleben. Auch das vom Westen verhängte Embargo gegen Syrien ist verantwortlich für die prekäre der Lage der Menschen hier und überall in Syrien. Die Berichte der westlichen Medien, dass die Armee „gegen ihr eigenes Volk kämpft“ konnten wir nirgends und von niemandem bestätigt finden. Im Gegenteil erlebten wir persönlich mit, wie die Syrische Armee die Hilfsaktion unterstützte. Ein weiteres Projekt der Nonnen ist eine sehr effiziente Volksküche im Dorf al Waha, ca. 20 Kilometer südöstlich von Aleppo. Hier werden täglich warme und gesunde Mahlzeiten für ca. 5000 (!) Familien zubereitet. 40 Frauen aus dem Ort arbeiten in der Küche, ebenso viele Männer und Jugendliche sind für die Verteilung der Mahlzeiten in die umliegenden Dörfer zuständig. Wir bewundern, wie gut organisiert alles abläuft. Alle arbeiten Hand in Hand zusammen, Sunniten, Schiiten, Christen, Alewiten. Auch diese Volksküche wird von der Syrischen Armee geschützt.

 

Ein Sozialstaat

Wir haben ein Land besucht, welches von den USA, Israel und der NATO sowohl direkt, vor allem aber  in Form von bewaffneten Banden angegriffen wird. Durch das Embargo stranguliert der Westen das syrische Volk. Wir waren beeindruckt von der Kreativität und vom Widerstandswillen des syrischen Volkes. Beeindruckend auch, dass der syrische Sozialstaat unter diesen schwierigen Umständen nach wie vor funktioniert: Das Bildungssystem ist kostenlos für alle, ebenso das Gesundheitswesen. Trotz des Embargos und den damit verbundenen enormen Preissteigerungen ist der Brotpreis nach wie vor stabil und vom Staat subventioniert. Die Mieten dürfen nicht erhöht werden; während unseres Aufenthaltes wurden diese von der Regierung per Dekret eingefroren.

 

Die Armee
Wir haben eine Armee gesehen, die mit ihrem Volk und hinter ihrem Volk steht – eine Volksarmee. An den zahllosen Kontrollposten der syrischen Armee konnten wir beobachten, wie den Soldaten von der Bevölkerung spontan Tee, Kaffee oder Zigaretten gebracht wurden. Wir haben gesehen, dass dieses Volk seiner Armee vertraut und uns packt die Wut, wenn hier die Journalistenmeute und die „Experten“ behaupten, diese Armee würde ihr eigenes Volk umbringen. Was wir berichten können ist, dass die Binnenflüchtlinge in Syrien immer dahin flüchten wo diese Armee ist – dort ist Sicherheit vor den bewaffneten Banden. Diese Söldnerbanden und die Todesschwadronen, welche  über die Türkei einschleust werden, stehen meist unter Drogen, namentlich Capatgon [3]. Sie als „Rebellen“ oder gar als „Freiheitskämpfer“ zu bezeichnen ist eine weitere Lüge.

 

Ein Versprechen
Niemand von unseren GesprächspartnerInnen machte einen Unterschied zwischen dem „IS“, einer „Nusra Front“ einer „al Qaida“ oder einer „Freien Syrischen Armee“: Wer mit der Waffe in der Hand gegen das Volk kämpft, ist ein Terrorist. Wir haben von den Terroristen zerbombte Dörfer, Moscheen, Schulen, Strommasten und Wasserleitungen gesehen. Die überwiegende Mehrheit der SyrerInnen mit denen wir gesprochen haben, durchschaut  die imperialistischen Mechanismen. Immer wieder hörten wir von den unterschiedlichsten Menschen und unabhängig voneinander die Aussage: „Seht euch an was sie mit dem Irak gemacht haben. Seht euch an, was sie mit Libyen gemacht haben. Soweit werden wir es hier nicht kommen lassen!“ Auf unsere Frage, was wir hier in Europa, in der Schweiz für Syrien tun können, folgten meist mehrere Gegenfragen: „Was haben wir euch denn getan? Warum belegt ihr uns mit einem Embargo und schickt eure Waffen und euer Geld an die Terroristen? Warum schickt ihr die  Terroristen in unser Land? Ihr wollt etwas für uns tun? Dann berichtet bitte bei euch zu Hause die Wahrheit: Unser Volk wird angegriffen und wir setzen uns zur Wehr!“ Männer, Frauen, Kinder, alte und junge Menschen erdulden in Syrien unermessliches Leid. Nicht wegen ihrer Regierung, sondern wegen der Politik des Westens und dem durch diese Politik verursachten Krieg. Dieser Artikel ist auch die Einlösung eines Versprechens: Wir berichten das was wir gesehen und von den vielen Menschen in Syrien gehört haben.

 

Einige Angaben zur Reise: Aus der Schweiz  nach Beirut. Die Stationen ab Beirut: Tartous, Banyias, Qara (zwischen Homs und Damaskus gelegen) einige Dörfer ca. 20 km südöstlich von Aleppo, Aleppo, Damaskus, Beirut. Kommunikation: Englisch, Französisch, ein Mitglied unserer Delegation ist spricht arabisch. Kosten: Wurden von allen Mitgliedern selbst übernommen, keinerlei Spenden, Lobbying oder Sponsoring von wo auch immer. Gerne stellen wir uns für Fragen, Diskussionen oder Veranstaltungen zur Verfügung.

 

Kontakt:         buendnis.gegenkrieg@gmx.net

Web:               http://www.syrieninfo.at/

 

 

Logo von „Hände weg von Syrien – Bündnis gegen den imperialistischen Krieg“

http://www.syrieninfo.at/

 

Syrisches Tagebuch

 

  1. Oktober bis 14. Oktober 2016

Im Jahr 2015 konnten wir mit Hilfe der katholischen Kirche von Arlesheim, Schweiz sechs Container mit Hilfsgütern nach Syrien schicken. Die Verteilung dieser Hilfsgüter wurde von Nonnen des Klosters Mar  Yakub im Dorf Qara  zwischen Damaskus und Homs gelegen, übernommen. Diese Nonnen haben uns eingeladen, sie und ihre Projekte zu besuchen. Wir haben uns entschlossen diese Reise zu dritt zu unternehmen, wir wurden bestens begleitet und der unten stehende Text kann nur ein Fragment von all dem sein, was wir in diesen knapp zwei Wochen erlebt haben. Zusammengefasst können von uns einige der Lügen über Syrien widerlegt werden, weil wir mit den Menschen vor Ort sprechen konnten und wegen den Dingen, die wir mit eigenen Augen gesehen haben: In Syrien gäbe es einen Bürgerkrieg, das ist eine Lüge. Präsident, Regierung und Armee seien gefürchtet und verhasst, das ist eine Lüge. Die Bewaffneten gegen die Regierung seien Rebellen oder Freiheitskämpfer, das ist eine Lüge. Die Medienlügen, welche wir auch schon an anderer Stelle dokumentieren [4] greifen im Fall Syrien besonders tief. Kaum jemand macht sich hierzulande die Mühe, das Lügengespinst welches täglich über Syrien verbreitet wird zu durchschauen. Sogenannte „Experten“ wiederholen gebetsmühlenartig die angeblichen Verbrechen der Regierung Syrien und verschweigen geflissentlich, dass dieses Land noch niemals in seiner Geschichte ein anderes Land angegriffen hat; Jeder Krieg, den Syrien führen musste, wurde ihm von aussen aufgezwungen, sei es durch die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, sei es durch das zionistische Israel oder sei es aktuell durch die USA, die NATO und deren Vasallen im arabischen Raum. Wir haben das Land im Krieg besucht aber wir sind keine Kriegberichterstatter. Wir haben ein offenes, freundliches Volk gefunden, welches müde ist vom Krieg und sich nach Frieden sehnt. Die Menschen, die wir getroffen haben, hatten in der Regel nur eine Bitte an uns: „Geht nach Hause und berichtet in Europa, was ihr hier seht. Berichtet die Wahrheit: Wir werden von Terroristen aus über 100 Ländern angegriffen, und obwohl wir nicht kämpfen wollen, werden wir nicht zulassen, dass sie unser Land zerstören“. Wir haben eine Armee gesehen, die mit ihrem Volk und hinter ihrem Volk steht – eine eigentliche Volksarmee. Wir haben gesehen, dass dieses Volk seiner Armee vertraut und uns packt die Wut, wenn hier die Journalistenmeute und die „Experten“ behaupten, diese Armee würde ihr eigenes Volk umbringen. Ja, es sterben täglich Menschen in Syrien, ja es gibt ein unermessliches Leiden, es gibt durch den Krieg verursachten Hunger und es gibt durch den Krieg verursachte Armut. All das haben wir gesehen. Wir haben aber auch gesehen, dass all das seinen Ursprung genau hier hat, hier in den sogenannt zivilisierten Gesellschaften des Westens beginnt die Barbarei, hier finden wir die Ursache für das syrische Drama. Die europäischen Länder und die USA belegen Syrien zu Unrecht mit einem mörderischen Embargo. Die NATO Staaten, die Türkei, die USA Israel und die Golfstaaten bekämpfen Syrien aktiv. Sie ermorden das syrische Volk, sie zerstören das Land und seine reiche Kultur. Die Söldnerbanden und Todesschwadronen, welche sie über die Türkei einschleusen sind degenerierte menschliche Bestien, sie als „Rebellen“ oder gar „Freiheitskämpfer“ zu bezeichnen ist eine weitere Lüge.

Das alles haben wir gesehen und die Menschen in Syrien haben es uns, frei und unabhängig voneinander erzählt. Wir hatten Gelegenheit mit ihnen zu sprechen, es gab uns gegenüber seitens der Armee keinerlei Auflagen, ausser der, dass die Armee für unsere Sicherheit verantwortlich war. Wir haben überall hingehen können wo wir hingehen wollten, wir haben mit allen sprechen können, die wir sprechen wollten. Dieser Text ist die Einlösung eines Versprechens: Wir berichten das was wir gesehen und von den vielen Menschen in Syrien gehört haben.

3. Oktober 22016
Abreise Basel – Frankfurt – Beirut. In Beirut werden wir von Nader und Salwa erwartet Freunde, von Mother Agnes. Sie fahren uns die Küstenstrasse des Libanon entlang zur syrischen Grenze. Gespräche unterwegs: In Qamischli, im Norden, hätten die Kurden Christen und Muslime vertrieben. Das schlimmste jetzt in Syrien, in den Gebieten, in denen keine Kämpfe stattfinden, sei die enorme Teuerung, die Ursache dafür ist hauptsächlich das Embargo, welches das syrische Volk regelrecht stranguliert. Die Preise hätten sich zum Teil verzehnfacht, Löhne aber seien gleich geblieben – eine der Folgen des Embargos. Leider gäbe es viele Kriegsgewinnler, die von der Lage profitieren. Die Verteidigung des Landes gegen die Terroristen sei unbedingt notwendig. Trotzdem würden viele junge Männer aus dem Land fliehen, wenn sie können. Es gäbe in Syrien jedoch, betreffend des Wehrdienstes ein Gesetz: Pro Familie bleibt ein Sohn vom Wehrdienst befreit, damit dieser für die Familie sorgen kann. Hat eine Familie nur einen Sohn, geht dieser nicht zur Armee. In der Region von Tripoli im Libanon, unweit vor der syrischen Grenze gäbe es einige schlafende ISIS Zellen, dies sei ein offenes Geheimnis. Wir erreichen die Grenze. Problemlos der Übergang vom Libanon nach Syrien hinein. Auf der syrischen Seite, erst Passkontrolle, danach werden uns Visa ausgestellt. Alles sehr höflich und problemlos. Nachdem alles erledigt ist, werden wir ins Büro des Kommandanten der Grenzwache gebeten. Es wird uns Kaffee serviert und er fragt uns, im Beisein von Nader höflich  darüber aus, warum wir nach Syrien gekommen sind. Er informiert uns, dass er bevor er uns einreisen lässt, erst nach Damaskus telefonieren muss um um Erlaubnis zu fragen, Europäer seien „a bit strange in this situation“. Nachdem auch das erledigt ist, werden wir äusserst höflich und mit vielen guten Wünschen verabschiedet. Ganz offensichtlich hat Mother Agnes vorgebahnt. Es folgt die Weiterreise nach Tartous. Unterwegs canceln Salwa und Nader per Telefon unsere Hotel Reservation in Tartous, sie wollen, dass wir  bei ihnen übernachten. Telefon von Agnes mit den weiteren Plänen: Reise in ihr Kloster, Besichtigung der verschiedenen Projekte. Nader versucht für uns Morgen oder Übermorgen ein Gespräch beim Gouverneur und bei einem Vertreter der Armee zu organisieren,Für Samstag ist ein Konvoi nach Aleppo geplant, den sollen wir begleiten. Ankunft in Naders und Salwas Haus. Herzlicher Empfang von ihrer Familie, Gespräche bis tief in die Nacht. Unbezahlbar ist Henriette als Übersetzerin, das englisch von allen ist zwar gut, aber natürlich ist arabisch auf jeden Fall besser und die Leute erzählen so sehr viel mehr als wenn sie nach den richtigen Worten suchen müssen.

4. Oktober 2016
Fahrt nach Baniyas. Besuch der dortigen Militärstation „Zentrum der Zeugen“, gemeint ist damit, Zeugen der Angriffe und der Verteidigung des Landes. Bilder der gefallenen Soldaten an der Aussenwand. Bild von Scheich Nassrallah, viele Bilder des Präsidenten Assad. Empfang im Büro des kommandierenden Offiziers. Unterhalb des Zentrums viele Gewächshäuser. Das Gebäude selbst steht auf einer Anhöhe, viele der ansässigen Bauern haben ihre Familien verlassen um das Land zu verteidigen. Bei einem Angriff im Jahr 2015 wurden hier 106 Soldaten der Armee getötet, 64 wurden verletzt. Alle Soldaten des Stützpunktes sind hier aus der Gegend, sie kämpfen jedoch im ganzen Land, überall dort wo Terroristen sind.

Der Offizier versichert, von der Armee würden nur Bewaffnete angegriffen. Wir fragen, wer die Bewaffneten seien. Sind es Syrer? Er räumt ein, es gäbe natürlich auch Syrer unter den Todesschwadronen. Die überwiegende Mehrheit seien jedoch Söldner aus dem Ausland. Bewaffnete aus über 100 Ländern würden in Syrien kämpfen.

Viele der Bauern haben ihr Land verkauft um überleben zu können, nun kämpfen sie in der syrischen Armee um  Syrien zu verteidigen. Der Kommandant des Stützpunktes, Jaheer, wird erwartet, er möchte uns treffen. Für uns eine Neuigkeit: Die Ereignisse in Syrien haben nicht, wie bisher geglaubt und kolportiert, in Da‘ra begonnen, sondern hier in Baniyas. Dazu ist anzumerken, dass diese Gegend vorwiegend von Alewiten bewohnt wird, ausserdem stammt die Familie al Assad aus dieser Region. Alewiten, Christen und eine sunnitische Minderheit leben in dieser Gegend schon seit jeher friedlich zusammen, nie gab es irgendwelche Probleme. Im Jahr 2011 wurde ein gewisser Nidal, ein 38-jähriger Alewit von Sunniten aus heiterem Himmel heraus bestialisch ermordet. Sein Körper wurde zerstückelt und auf der Strasse liegen gelassen. Dies drohte zu Ausschreitungen gegen die Sunniten zu führen. Die Regierung und die Armee reagierte prompt: Sie rückte in Baniyas ein und beauftragte einen Mediator, den wir noch kennenlernen werden, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Als Resultat dieser Bemühungen kam es zu keinerlei Ausschreitungen, die Lage blieb ruhig. Die von den Feinden Syriens erwünschte Provokation war misslungen. Ein weiteres Resultat der gelungenen Mediation war, dass in den folgenden Kämpfen Sunniten, Schiiten, Christen, Alewiten, kurz die gesamte Bevölkerung des Gebietes erfolgreich gegen die Todesschwadronen kämpften. Diese erste Provokation kennen wir in der westlichen Welt nicht, dafür jedoch die vielfach wiederholte Geschichte von den Kindern in Da‘ra, welche von der Regierung angeblich gefangen und gefoltert wurden. Alle die wir getroffen haben, bezeichnen diese Geschichte der Kinder von Da‘ra als Lüge. Der Kommandant Jaheer warnt uns: Wir sollen nur an die Orte gehen, die von der Regierung kontrolliert würden, woanders seien wir nicht sicher und nichts und niemand könne dort für unsere Sicherheit garantieren. In den Gebieten jedoch in denen die Armee sei, sollen wir uns frei bewegen und mit allen Leuten sprechen, was ja, dank unserer arabisch sprechenden Mitreisenden Freundin auch kein grosses Problem sei. Es wird uns erklärt, die Orte welche vom, IS besetzt gehalten werden, seien sehr schwer zu befreien. Dies deswegen, weil der IS die Bevölkerung dieser Orte als Geiseln nimmt. Ohne die Zivilbevölkerung zu gefährden, kann eine vom IS besetzte Stadt nur sehr schwierig wieder zurück erobert werden. Die Regierung schicke Hilfsgüter und Nahrungsmittel in diese Orte, diese würden jedoch von den IS Leuten gestohlen und der Bevölkerung werde nur das aller nötigste überlassen. Schreckliche Geschichten werden berichtet: Frauen und Kinder würden den Augen ihrer Familien vergewaltigt, Nader zeigt uns schreckliche Bilder von zerstückelten Leichen, welche die IS ins Internet gestellt hat. Es wird uns bestätigt, dass solche Gräueltaten nur unter massiven Drogeneinfluss verübt werden. Immer wieder werden bei Terroristen, welche die Armee gefangen nimmt Drogen, vor allem Captagon, (Wirkssubstanz Fenetyllin, siehe weiter oben)  gefunden. Diejenigen die das tun sind total entmenschlicht. Damaskus sei fest in der Hand der Regierung, allerdings käme es in den Vororten immer wieder zu Attentaten. Insbesondere in Yarmouk gäbe es noch immer schlafende Zellen. Diese auszuheben sei nicht einfach, aus denselben Gründen: Die Bevölkerung wird als Geisel genommen.  Wir kommen auf den Giftgas Einsatz von Ghouta zu sprechen: Die toten Männer, Frauen und Kinder, die der Welt in Ghouta präsentiert wurden, seien in Latakia von den Terrorbanden getötet worden. Danach hätten sie ihre Leichen nach Ghouta transportiert um sie dort der Welt als Giftgasopfer zu präsentieren und für diesen Giftgasangriff die Regierung anzuklagen.

Die Terroristen würden auch oft die Uniformen von getöteten oder gefangenen syrischen Soldaten anziehen. So verkleidet würden sie dann Morde und Massaker an der Bevölkerung begehen, die Bilder davon würden sie als „Beweis“ für die Brutalität der Armee ins Internet stellen. Lange vor 2011 habe der Westen brutalisierte Sexfilme nach Syrien importiert um so die Sensibilität der Menschen zu zersetzen. Wir fragen nach, in wie weit die Bevölkerung Syriens diese Mechanismen durchschaue. Die Antwort von Jaheer ist einfach: All dies sei eine Einmischung in die Syrische Kultur von aussen. Dieses Einschleusen von westlichen Filmen, nicht nur von diesen brutalen Sexfilmen sei ein Teil des Angriffes gegen Syrien. Sicher würde es in Syrien Menschen geben, die das durchschauen, wieviel das sind, könne er natürlich nicht sagen. Sobald jedoch diese Einmischung von aussen aufhört, wird es in Syrien schon nach kurzer Zeit wieder so sein wie es war, davon ist er überzeugt. Er fragt uns nach Demokratie. Hat Saudi-Arabien, hat Qatar etwa Demokratie? Ist das für die Demokratien des Westens ein Grund diese Länder zu zerstören? Nein, im Gegenteil das sind ihre engsten Verbündeten wenn es darum geht, Syrien zu zerstören!Würde das Geld, welches in den letzten sechs Jahren ausgegeben wurde um Syrien zu zerstören für den Aufbau verwendet, Syrien wäre das reichste Land der Welt, sagt er. Die Rede kommt auf Israel und auf den besetzten Golan. Der Golan gehört Syrien! Ohne die Unterstützung der USA und Europas könnte das Unrechtsregime in Israel nicht überleben. Dies vertritt auch Präsident Assad und auch deswegen lieben sie den Präsidenten. Jaheer sagt, wenn Assad gehen würde, dann würde auch er Syrien verlassen. Israel ist aktiv im Krieg gegen Syrien: Immer wieder fliegt Israel, zum Teil in Kooperation mit der NATO und den USA, Angriffe gegen Syrien. Israel bringt verwundete Terroristen über den Golan zu sich ins Land. Auf demselben Weg werden Waffen und auch wieder Terroristen zurück nach Syrien gebracht. Ein ehemaliger Soldat, der Opfer eines Angriffes wurde, kommt dazu. Es geschah in Aleppo. Ein korrupter Offizier zündete innerhalb einer Einheit eine Bombe. Innerhalb von 3 Minuten starben 105 syrische Soldaten. Er ist einer der wenigen Überlebenden. Er hat einen Arm verloren, seine Hüfte ist so schwer verletzt, dass er sich nur noch mit Krücken bewegen kann und sein Rücken ist mit grässlichen Narben übersät. Der Veteran bekommt eine Rente von 14‘000.-  SYP pro Monat vom Syrischen Staat. Damit hätte er noch vor ein paar Jahren mit seiner Familie gut leben können. Inzwischen reicht dieses Geld jedoch – wegen dem Embargo – kaum noch für das Notwendige. Er hat Frau und zwei kleine Kinder. Durch den Stress und den Krieg ist seine Frau ausserstande die Kinder zu Stillen – sie sind auf Milchpulver angewiesen. Ein Paket Milchpulver kostet 5000.- SYP. Natürlich kann er sich mit seiner spärlichen Rente kein Milchpulver leisten. Die Organisation von Mother Agnes und Nader helfen genau in solchen Fällen weiter. Der Kommandant erklärt uns, sein Salär sei umgerechnet 40.-$ im Monat. Vor den Ereignissen habe er mit seiner Familie mit diesem Geld ein komfortables Leben führen können, heute reiche auch das kaum. Die Preise seien ins Unermessliche gestiegen, die Löhne jedoch seien gleich geblieben. Bezogen auf das Schicksal des Veteranen erklärt es uns, Dissertation und Verrat kämen natürlich vor, seien jedoch Ausnahmen.  Rakkah sei die Hochburg der Terroristen. Auch die Menschen in Rakkah würden gegen die Banden kämpfen. Die Familien Rakkahs, auch die Familien der Terroristen (!) würden vor den Kämpfen ins Regierungsgebiet flüchten, wo sie alle Aufnahme und Pflege finden. Der verletzte Veteran will etwas sagen: Wenn er einen Wunsch hätte, dann würde er sich seinen Arm und seine Gesundheit zurück wünschen, damit er weiter kämpfen kann.

Kommandant Jaheer sagt, die syrische Armee würde für den Frieden kämpfen und er bittet uns, wenn wir zurück in unseren Ländern sind allen die Wahrheit zu sagen, wir sollen einfach berichten was wir mit unseren eigenen Augen sehen. „Sagt ihnen, sie sollen uns in Ruhe lassen, sagt ihnen, sie sollen damit aufhören diese Terroristen zu unterstützen, sagt ihnen, wir haben genug vom Krieg!“ Wir verlassen den Stützpunkt und mit Nader und mit Kommandant Jaheer fahren wir zum Garten eines anderen Kriegsveteranen. Eine staubige Strasse, Pflanzungen mit Gewächshäusern, ein kleines Häuschen, von aussen idyllisch mit blühenden Pflanzen umwachsen. Wir werden willkommen geheissen und nehmen auf dem Sofa Platz. Das Häuschen ist aus Stangen und einer Blache aus Plastik gebaut. Drin Leben eine Frau, zwei Kinder und der vom Krieg verkrüppelte Mann. Ein Bein wurde im in Aleppo weg geschossen,er bewegt sich mittels einer Krücke und einer Prothese. Auch bei ihm reicht die Rente die er bekommt nirgendwo hin. Diese beiden Veteranen haben uns alle sehr berührt, vor allem weil bei beiden der Lebensmut ungebrochen ist, obwohl sie beide schwerst behindert sind. Offensichtlich haben sie beide ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Kommandant Jaheer und zu Nader. Wir verabschieden uns von der Familie und fahren weiter um das Krankenhaus von Baniyas zu besuchen. Bis zum heutigen Tag ist die Behandlung für die Bevölkerung in diesem Spital – wie überall in Syrien, ausser in Privatkrankenhäusern – unentgeltlich. Für Schönheitsoperationen muss allerdings 10% des Preises bezahlt werden. Dies wird uns im Büro des Direktors Amar Iskander erklärt. Die Wand seines Büros ziert ein Foto des Präsidenten Bashar al Assad während er gerade operiert. Wir widersprechen: Gerade eben hätten wir einen Veteranen gesprochen, dieser habe uns erzählt, dass er eine andere Prothese benötige, sich diese aber nicht leisten könne. Der Direktor nickt. Er kenne viele solche Fälle. Die entsprechenden Prothesen müssen aus dem Ausland importiert werden und das sei wegen des Embargos sehr schwierig. Sehr reiche Leute können sich leisten die Prothese selber zu importieren oder gar ins Ausland zur Operation zu gehen. Dies sei natürlich im Fall des Veteranen nicht möglich. Ihm bleibe nichts anderes übrig als auf eine passende Prothese zu warten, die sei dann allerdings kostenfrei. Bei der Behandlung haben die Kriegsversehrten und die Flüchtlinge Vorrang. Die Behandlung hier im Spital sei gut, allerdings hätten sie nicht die benötigten modernen Geräte. Von Seiten der Regierung werde alles Mögliche getan, jedoch leiden sie, wie alle unter dem Embargo. Ein sehr grosses Krankenhaus befand sich in Afrin, das Al Kindi Spital. Dieses Spital wurde von den Terroristen angegriffen und schliesslich gesprengt. Vor dem Krieg war das syrische Gesundheitswesen in sämtlichen Belangen kostenlos und in seiner Qualität vorbildlich für die ganze Welt. Aber auch jetzt, unter diesen schwierigen Umständen werden hier alle die es nötig haben gepflegt auch die Terroristen. Immer wieder wird das Spital von Baniyas von Terroristen bedroht. Bisher ist es der Armee gelungen, diese Angriffe abzuwehren. In Cheble, einem Ort in der Nähe, gab es hingegen Anschläge gegen das Krankenhaus. Die Überlebenden dieses Anschlages werden jetzt hier, im Krankenhaus von Baniyas gepflegt. Das Spital in Cheble soll wieder aufgebaut werden, die Bauarbeiten sind im Gang. Auch Aleppo betreibt ein Spital in staatlicher Regie. Von Baniyas aus werden Material, Medikamente und sonstiges an dieses Krankenhaus geliefert, es wird getan was möglich ist. Die Konvois der UNO, des roten Halbmondes und des roten Kreuzes sind sehr wichtig für die Spitäler und die Bevölkerung. Allein schon deswegen ist es absurd, dass die Armee oder Russland als Verbündeter der Armee solche Konvois angreifen sollen. Es sei mittlerweile auch bewiesen, dass der UNO Konvoi, welcher vor Aleppo angegriffen wurde, vom Boden aus zerstört worden sei und nicht aus der Luft, wie das behauptet wurde. Auch stimme es nicht, dass die UNO ihre Hilfslieferungen eingestellt habe. Selbst wenn es wahr wäre, dass die Armee solche Konvois angreifen würde (was nicht stimmt), sei die UNO verpflichtet, Hilfe zu leisten, die UNO sei nicht irgend eine NGO. Viele NGO’s würden im Übrigen eine sehr fragliche Rolle spielen. Die „Ärzte ohne Grenzen“ zum Beispiel, gehen nur in die Gebiete rein, die von den Terroristen beherrscht werden.   Sie sind nicht neutral, wie sie behaupten, sie sind Partei und zwar sind sie Partei für die Feinde Syriens. 35% der syrischen Spitäler sind zerstört. Überall wo die Terroristen hinkommen, zerstören sie zuerst Spitäler, danach Schulen und Universitäten und dann Kulturgüter. Sie betrachten jeden Uniabschluss als „rückständig“. Der Direktor lächelt. „Wir hätten gerne medizinische Geräte aus Europa und den USA“, sagt er, „wir mögen die Entwicklung in Europa und den USA aber deren Politik mögen wir nicht.“. Als Alternative arbeiten sie nun mit China, Russland und Indien zusammen. Von ihnen bekommen sie die benötigten Gerade kostengünstig, oft auch umsonst. Allerdings sind diese Geräte häufig nicht kompatibel mit den vorhandenen Geräten, die meist aus dem Westen stammen. Wir fragen nach ob es genügend Ärzte in Syrien gäbe und er antwortet uns, das sei kein Problem, sie hätten so viele Ärzte, dass sie sogar welche ins Ausland schicken können. „Wir sind sehr gebildet in Syrien“, sagt er stolz.  Es gäbe keinen Unterschied zwischen einem syrischen Arzt und einem europäischen Arzt, ausser dem Geld. Ein europäischer Arzt verdiene sehr viel mehr als sein syrischer Kollege und der Syrer arbeite oft rund um die Uhr. „Vielleicht“, meint er leicht spöttisch, „werden in  Syrien die Menschen Ärzte weil sie die Menschen lieben und in Europa werden sie Ärzte, weil sie das Geld lieben“. Die Bildung ist in Syrien nach wie vor unentgeltlich, bis hin zum Uni Abschluss. Auch die Bücher bezahlt der Staat. Medizin ist ein kostenloses Studium. Dies gelte natürlich nur für die staatlichen Schulen und Universitäten, Private Institutionen müssten bezahlt werden und das könne sich  kaum jemand leisten. Das sei aber nicht das Problem. Ihr Problem sei tatsächlich der von aussen importierte religiöse Fanatismus. Wir fragen ihn, was er uns aus dem Westen noch mitteilen möchte. Er antwortet das syrische Volk sei ein Volk, welches die Bildung respektiere und liebe, auch wenn es natürlich unterschiedliche Meinungen bezüglich der Politik in der Bevölkerung gebe. Er möchte den Ländern des Westens sagen, sie sollen eine Politik des Friedens, nicht eine Politik des Krieges verfolgen. Viele junge Syrer hätten in Europa studiert und sie würden Europa lieben, nicht aber die europäische Politik. „Wir glauben an die Wissenschaft des Lebens, nicht an die Wissenschaft des Tötens“, sagt er, und: „Auch deshalb lieben wir unseren Präsidenten, denn er amnestiert auch die Terroristen wenn sie ihre Waffe nieder legen.“  Sie würden Europa und den USA die (militärische) Präsenz im Land verweigern, deswegen würden die angegriffen. Der  stellvertretende Manager des Spitals wirft ein, Syrien sei ein Opfer des Plans der USA vom „greater middle east“. [5]  Es ginge nicht um Demokratie oder Menschenrechte, es ginge auch nicht um arm oder reich, es ginge darum Syrien zu einer Kolonie des Imperialismus zu machen.   Syrien stehe in einer Linie mit Irak, Libyen und anderen angegriffenen Ländern. Syrien sei in den Fängen von Al Kaida und anderen Fanatikern. Aber wer steht hinter diesen? Wer bezahlt sie? Europa und die USA! Sein Vater sei 1948 aus Palästina geflüchtet. Von Syrien hätte seine Familie alles bekommen: Unterkunft Nahrung und Bildung. Er selber, als Sohn eines Flüchtlings sei heute Chirurg und stellvertretender Leiter dieses Spitals. Er betont, er sei nicht Mitglied der Baath Partei, er sei in überhaupt keiner Partei.  Nach dem Gespräch im Krankenhaus sind wir bei Jaheers Familie zum Essen eingeladen. Viele gute Gespräche bei reichhaltigem, ausgezeichneten Essen und Arak. Jaheer und seine Familie sind echte Patrioten, er sehnt ein Ende des Krieges herbei, ist sich aber bewusst, dass das Land verteidigt werden muss. Heute ist eine der seltenen Gelegenheiten wo er Zeit mit seiner Familie verbringen kann. Jaheers Frau Sawal unterrichtet an der Grundschule englisch, der jüngere Sohn geht zur Schule, der ältere ans Gymnasium, er will Medizin studieren. Nach diesem netten Zusammensein folgt ein Treffen mit Adnan Ibrahim, dem Agrarminister des Bezirks Baniyas. Er heisst uns willkommen und er versichert uns, er sei erfreut, dass Besucher aus Europa die Fakten verstehen. (Ganz offensichtlich wurde er im Vorfeld von Nader über unsere Ansichten orientiert). Während sich das Gespräch entwickelt erzählt er uns, dass er mit der Organisation von Mother Agnes und Nader ebenso zusammen arbeiten würde wie mit dem roten Halbmond. Sein Bruder würde seit 14 Jahren als Arzt in Deutschland arbeiten. Er selbst habe seit Beginn der Ereignisse so viel Arbeit, dass er das Gefühl habe nur noch Sandwichs zu leben.

Seine Behörde verwaltet auch das Saatgut für die Bauern der Region. Nebst dem haben er und seine Leute aber auch die Aufgabe zwischen den verschiedenen Gruppen zu vermitteln. Wenn Konflikte drohen zu eskalieren, sind sie so eine Art vor richterliche Instanz. Natürlich sei dies jetzt, in den Zeiten der Krise eine viel schwierigere Aufgabe als zu Friedenszeiten. Adnan Ibrahim ist der oben erwähnte Mediator, der bei dem Mord an dem Alewiten zwischen den verschiedenen Gruppen vermittelt hat.

Wir erwähnen, dass wir schon mehrfach gehört haben, dass viele ihre Arbeit verlassen haben um das Land zu verteidigen, so auch Bauern. Wer also, so unsere Frage, bebaut noch das Land, wenn so viele Bauern zu Soldaten geworden sind? Diese Arbeit werde in der Hauptsache von den vielen Binnenflüchtlingen erledigt, sagt er. Die Menschen würden aus dem Kampfgebiet dorthin flüchten, wo sie in Sicherheit seien und Sicherheit sei dort wo die Syrische Armee sei. Die Gegend hier exportiere sehr viel Gemüse, trotz des Embargos. Das Gemüse werde in den Libanon geliefert und von dort weiter in andere Länder.  Ein grosses Problem sei jedoch die Beschaffung des Saatgutes. Dieses importieren sie aus Holland und das sei sehr teuer, vor allem wegen dem Zerfall des Syrischen Pfundes und der damit verbundenen Teuerung innerhalb Syriens.  Er rechnet uns vor, dass 1000 Tomatensamen 2700.- SYP gekostet hätten, heute liege der Preis für dieselbe Menge Samen bei 7000.- SYP. Wir diskutieren über Saatgutproduktion und professionellen Anbau. Er meint, es sei ein Problem nicht hybrides, biologisches Saatgut im grossen Stil, so wie es hier notwendig ist, anzubauen. Wir widersprechen nicht, da wir diesbezüglich keine Fachleute sind. Wir weisen ihn jedoch darauf hin, dass Mother Agnes mit der er ja zusammen arbeitet, ausdrücklich solches Saatgut, nicht hybrid, biologisch und daher selbst reproduzierbar verlangt hat. Er meint, er würde gerne mit ein paar Mustertüten experimentieren. Er sei offen für alles. Wir versichern ihm, dass wir imstande sind, ihn an biologische Saatgut Firmen zu vermitteln, falls die Experimente mit dem mitgebrachten Saatgut die gewünschten Resultate bringen. Wir diskutieren noch eine andere, allgemeine Dinge: Er erzählt uns von einem Freund, der in USA lebe. Dieser habe über 200-mal beim Sender al Jazeera angerufen und sich über die Berichterstattung zu Syrien beschwert – ohne Erfolg. Er weiss, dass man in Europa nicht sagen darf, man sei ein Freund der Syrischen Regierung. Es gibt jedoch Fakten: Menschen sprengen sich selber in die Luft und töten andere Menschen, weil ihnen gesagt wurde, so kämen sie ins Paradies. Dies jedoch sei kein Problem des Islam, sondern ein Problem des fanatischen Wahabismus und der Muslimbruderschaft, einer Erfindung der Engländer, damals gegen das ägyptische Volk. [6]

 

  1. Oktober

Wir verabschieden uns nach einem ausgiebigen und ausgezeichneten Frühstück von Naders Familie. Nader fährt uns in einem Ambulanzwagen ins Kloster Mar Yakub, wo wir irgendwann Mother Agnes treffen werden. Zuvor jedoch fährt er uns noch zu einem anderen Militärstützpunkt, kein Stützpunkt der Syrischen Armee, sondern eine Miliz, Volkverteidigungskräfte, die von der Armee bewaffnet und ausgebildet werden, aber eine eigene Struktur haben. Ihr Kommandant, mit dem uns Nader eigentlich zusammen bringen wollte, ist leider zu Gesprächen in Damaskus. Nader ruft in an und wir grüssen einander kurz per Telefon.

Mit dem Ambulanzwagen rasen wir Richtung Homs und Damaskus. In Qara, an der Abzweigung nach Mar Yakub, nach gefühlten 1000 Strassensperren, die jedoch immer von äusserst korrekten und höflichen Soldaten besetzt sind, steigen wir aus. Wir werden vom Bürgermeister des Ortes empfangen und steigen in sein Auto um, er fährt uns durch den Ort Qara ins Kloster Mar Yakub, Nader fährt mit seinem Ambulanzwagen zurück nach Baniyas.

Im Kloster angekommen, erfahren wir, dass Mother Agnes noch nicht da ist, sie werde jedoch in den nächsten Tagen erwartet. Gemeinsam mit den Nonnen und Mönchen essen und trinken wir, danach werden uns zwei Zimmer zugewiesen.

 

  1. Oktober
    Ganzer Tag in Mar Yakub – mehr oder weniger rumhängen, Gespräche mit den Brüdern und Schwestern des Klosters, schöne und friedliche Atmosphäre – allerdings ist das ganze Gelände reihum von der syrischen Armee bewacht, auch um in das Kloster zu gelangen, müssen zuvor mehrere Strassensperren passiert werden. Die Mönche und die Nonnen des Kloster kommen aus aller Welt, Belgien, Armenien, USA, Frankreich, Nigeria, Türkei und natürlich Syrien. Das Kloster hat, nebst Kirche und Krypta einen riesigen, sehr gepflegten Garten, Gästezimmer für Leute wie uns, einen grossen Essraum, Zellen für Mönche und Nonnen und Konferenzräume. In einem dieser Konferenzräume fand just als wir zu Besuch waren ein Treffen satt. Wir haben dieses Treffen nicht besucht, aber uns wurde davon erzählt: Mittlerweile ist es in Syrien zu einem Problem geworden, dass Kinder, obwohl es eine allgemeine Schulpflicht gibt, nicht mehr zur Schule gehen. Viele Eltern sind arm und lassen ihre Kinder lieber arbeiten als sie zur Schule zu schicken. Andere Kinder haben ihre Eltern verloren, wachsen nun bei fremden Leuten auf und gehen auch nicht zur Schule. Die Konferenz die stattfand wurde vom Bürgermeister des Dorfes angeregt, Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Syrien nahmen teil, ebenso Beamte des Erziehungsministeriums, und Delegierte von UNICEF. Es wurde uns berichtet, dass das Problem geschildert wurde und dass auch Lösungsvorschläge erarbeitet wurden. So sollen zum Beispiel Eltern, die ihre Kinder zur Arbeit statt zur Schule schicken, Geld bekommen, dies aber mit der Verpflichtung, ihre Kinder zur Schule zu schicken, Wir konnten die Konferenz natürlich nicht verfolgen, sondern nur die Berichte darüber hören. Trotzdem ist es sehr eindrücklich zu sehen, wie der syrische Staat alles in seiner Macht stehende tut um die Strukturen aufrecht zu erhalten, dies unter äusserst schwierigen Umständen. Auch schön zu sehen ist die Zusammenarbeit der staatlichen Behörden mit den der Institution des Klosters: Niemand von Kloster nahm an der Konferenz teil, sie stellten lediglich ihre Räumlichkeiten zur Verfügung.
  2. Oktober
    Noch immer ist Mother Agnes nicht aufgetaucht. Wir schliessen uns einer Gruppe der Mönche, Novizen und Besuchern des Klosters an, die nach Damaskus fahren. Wir rufen Ghassan und Amin an und verabreden uns mit ihnen. Im Bus wird darüber gesprochen, eventuell noch nach Ma‘aloua zu fahren, aber das bleibt alles sehr vage und hängt von der Sicherheitslage ab. Hauptsächlich wollen die Mönche ihren BesucherInnen und den Novizen Damaskus zeigen. Je näher wir der Hauptstadt kommen, um so zahlreicher werden die Strassensperren, die Kontrollen werden strenger, d.h. man winkt uns nicht nur durch, sondern man kontrolliert tatsächlich die Pässe und guckt in den Bus. Dies alles geschieht jedoch mit grosser Höflichkeit und jede Kontrolle endet mit dem altbekannten „welcome to Syria“. In Damaskus angekommen besuchen wir zuerst das Haus von Abu Georges, einem Freund des Klosters, wo wir herzlich empfangen werden. Wir nehmen ein Gespräch mit einem jungen Mann auf, danach ein Gespräch mit einem Professor für Elektronik. Beide Tondokumente müssen aus dem arabischen übersetzt und transkripiert werden. Wir können diese auch Original dem arabischen Salon in Hamburg oder anderen Interessierten zur Verfügung stellen. Dann trennen wir uns von der Gruppe und warten in einem Kaffeehaus im Quartier Babtouma auf Ghassan, der auch bald erscheint. Wir begrüssen uns und er schlägt vor das Lokal zu wechseln, er führt uns in Restaurant in der Altstadt, ein wunderschönes Haus „Beit al Yasmin“ mit Namen und Eva und ich sind wirklich überrascht. Drinnen merken wir, dass eben dieses „Beit al Yasmin“ das erste Restaurant ist, das wir damals, im Jahr 2004 mit unserer Tochter besucht haben. Nichts hat sich verändert, der Brunnen plätschert noch immer in der Mitte des grosszügigen Raumes aber die Balkone auf denen wir vor so langer Zeit gegessen haben, sind heute leer, nicht weil heute Freitag, also Feiertag ist, sondern weil allgemein weniger Gäste kommen. Bald schon taucht auch Amin auf und wir trinken, rauchen Nargile und essen Eis. Wir telefonieren mit unserer Gruppe um sie wieder zu treffen und wir verabreden uns mit ihnen vor der Umayaden Moschee. Alte Erinnerungen werden wach. Der Souk vor der Moschee ist noch genau so schön wie früher, wenn auch sehr viel weniger Menschen flanieren und viele der Läden geschlossen sind, aber das ist der Tatsache das heute Freitag ist geschuldet. Auch hier: Vor und nach der Hauptstrasse zum Souk und auch an den Nebenstrassen gibt es bewaffnete Soldaten, welche die Besucher kontrollieren. Sie nehmen diese Aufgabe sehr ernst, jeder Rucksack, jede Tasche muss geöffnet werden. Schliesslich treffen wir unsere Gruppe vor der Moschee, wir machen uns auf den Weg in ein Restaurant. Nach einem herrlichen und ausgiebigen Essen spazieren wir zurück zum Bus und man kann sich kaum vorstellen, dass wir uns in einem Land befinden, welches im Krieg ist. Ein friedlicher Abend, die Menschen flanieren auf den Strassen, Kinder, Erwachsene, alte Menschen, verschleierte Frauen, Frauen in westlicher Kleidung, genauso wie wir das von früher kennen. Erst als wir im Bus sitzen wird uns der Krieg wieder ins Bewusstsein zurückgerufen. An der ersten Strassensperre werden wir zurück geschickt. Der Grund ist klar: In der Ferne hören wir vereinzelte Kanonenschüsse. Wir werden auf einem anderen Weg aus Damaskus heraus geführt und kommen glücklich in Mar Yakub an.Morgen sollen wir, so es die Lage erlaubt, mit Mother Agnes (die noch immer nicht angekommen ist) und ihrem Hilfskonvoi nach Aleppo fahren. Wir werden sehen.

    8. Oktober
    Abfahrt nach Aleppo. Wir werden orientiert, dass unser eigentliches Ziel nicht Aleppo ist, dort ist eine Verteilung nicht möglich. Wir werden mehrere Vororte besuchen und dort Nahrungsmittelpakete verteilen.Wir treffen in Homs ein, wo der Lastwagen mit den Nahrungsrationen, verpackt in Kartons bereits wartet. 2500 Kartons, in denen sich Grundnahrungsmittel wie Reis, Mehl, Öl, Zucker etc. befinden, wurde zusammengestellt und gekauft von Kloster Mar Yakub, finanziert mit Spendengeldern. Der Lastwagen, begleitet von zwei Soldaten der syrischen Armee fährt voraus, zwei PKW‘s mit Nonnen, HelferInnen und uns folgen. Immer wieder Strassensperren, bis wir schlussendlich an unseren Bestimmungsort, einem Ort namens al Waha, ca. 20 km südöstlich von Aleppo entfernt ankommen. Die Verteilung wurde schon vor unserer Ankunft vorbereitet: Die Behörden des Dorfes, also der Bürgermeister und übrige Mitglieder der Lokalbehörde erstellten Namenslisten von den Bedürftigen. Diese bekommen bei der Gemeinde Coupons, diese Coupons können sie dann, wenn die Pakete verteilt werden einlösen, indem sie einen Fingerabdruck neben ihren Namen auf der Liste drücken. Dafür bekommen sie dann ein Paket mit Grundnahrungsmitteln. Dadurch wird verhindert, dass sich welche mehrmals bedienen, oder andere leer ausgehen. Betrug wird so weitgehend ausgeschlossen. In Al Waha gibt es ein Magazin, in welchem die Nahrungsmittel gelagert und zu Paketen zusammengefasst werden. Im selben Gebäude in welchem sich dieses Lager befindet, entsteht auch eine Volksküche – davon weiter unten mehr. Morgen, am 9. Oktober sollen 2000 Familien Essen bekommen. Diese Versorgung ist notwendig, weil es den Menschen am Notwendigsten fehlt und sich keine andere Hilfsorganisation in dieses Gebiet wagt. Immer wieder werden von den Nonnen solche Aktionen gemacht, dies solange es eben nötig ist. Nötig ist es nur wegen dem Krieg. Die Gegend um Aleppo ist eine der reichsten Gegenden Syriens, eine Kornkammer nicht nur für das Land, sondern für die gesamte Region. Der Krieg hat all das zerstört, vor allem weil die Banden des IS, der FSA, oder der Nusra Front die Wasserversorgung zerstört haben. Den Leuten hier ist es egal, ob man diese Banden Daesh, Nusra, FSA oder wie auch immer nennt, sie machen keinen Unterschied; Für sie sind das alles Terroristen, die ihnen ihre Lebensgrundlagen zerstören. Hilfe die für sie kommt, die kommt ganz klar aus einer Richtung, nämlich von der syrischen Armee und von der kleinen Organisation des Klosters Mar Yakub. Diese wagen es als einzige mit Hilfskonvois in die Region zu fahren. (Bevor wir von Mar  Yakub aufgebrochen sind, mussten wir übrigens unterschreiben, dass wir uns bewusst sind, dass wir in eine Kriegszone reisen und das wir dies auf eigene Verantwortung tun).Das Essen, welches wir mithelfen zu verteilen ist Nothilfe; Keine Früchte, kein Gemüse, dafür möglichst Dinge die nicht lange gekocht werden müssen wie  Thunfisch und ähnliches. Kochen kann zu einem Problem werden, denn die Terroristen haben vielerorts die Stromleitungen gesprengt und den Stahl, samt den Leitungen gestohlen und verkauft, auch Gas ist hier Mangelware.Immer wieder betonen die Menschen hier, dass Syrien einst ein reicher und ein sicherer Ort war. Im ganzen Land lebten Christen, Muslime und Juden friedlich miteinander, religiöse Feste wurden sogar gemeinsam gefeiert. Zu den christlichen Hochzeiten kamen Muslime um mit zu feiern, an den muslimischen Beerdigungen trauerten Christen und Juden gleichermassen mit. All das soll nun zerstört werden: Mit Dollars aus den USA, mit Waffen und Söldnern aus aller Welt und mit einer Droge namens Captagon. Die Waffen, die Söldner und die Drogen, das berichten uns die Leute wie aus einem Mund und unabhängig voneinander, werden über die Türkei eingeschleust.Was es denn mit der „Freien Syrischen Armee“ auf sich habe, wollen wir von einem Mitarbeiter des Verteilzentrums wissen. Er winkt ab. „‘Freie Syrische Armee‘, Al Kaida, al Nusra, Muslimbrüder, ich kann dir noch andere nennen“ sagt er, „ das ist alles dasselbe. Sie haben nur ein Ziel, nämlich Syrien zu zerstören. Sie kämpfen für den Islam, sagen sie. Warum zerstören sie dann Moscheen? Wenn sie für die Freiheit kämpfen, warum töten sie dann wahllos Menschen? Die Grausamkeiten, sie sie begehen, können gar nicht alle erzählt werden!“Wir werden im Verteilzentrum zu Tee und Kaffee eingeladen. Immer mehr Leute stossen dazu und lebhafte Gespräche und Diskussionen entwickeln sich. Auch hier hören wir wieder von einfachen Menschen, dass es die europäische und US amerikanische Politik ist, unter der Syrien leidet. Natürlich, Saudi Arabien und Katar, das sehen sie natürlich auch. „Aber“ sagt einer „Was waren den die Saudis bevor entdeckt wurde was man mit Erdöl alles machen kann? Ein Haufen Kameltreiber ohne die geringste Kultur. Nimm ihnen das Öl weg und sie sind wieder genau das. Das Öl hat sie dekadent gemacht.“ „Warum“ fragt ein anderer, „schweigen die USA, warum schweigt die Welt zu dem was Saudi-Arabien in Yemen anrichtet? Soeben wurde gemeldet, wieder seien 400 Menschen unter den Bomben der Saudis gefallen, 700 wurden verletzt.“ Ein pensionierter Lehrer versichert uns, für ihn sei Bashar al Assad nicht nur Präsident, für ihn sei er ein Bruder und ein Freund.

    9. Oktober
    Volksküche im wahrsten Sinne des Wortes! In Al Waha haben die Nonnen vor Mar Yakub gemeinsam mit den lokalen Behörden und den Frauen des Dorfes eine Volksküche aufgebaut. Wir kommen an und uns wird alles gezeigt und erklärt: Das Projekt wurde lange geplant und ist jetzt eben dabei Realität zu werden. Mar Yakub kauft mit Eigenmitteln und mit Spendengeldern Nahrungsmittel auf dem syrischen Markt ein, Reis, Bohnen, Gemüse, Kartoffeln, alles was es für eine vollwertige Mahlzeit braucht, wird in der Volksküche in Al Waha eingelagert. Riesige Töpfe stehen bereit. Als wir ankommen, werden eben die freiwilligen Helferinnen aus dem Dorf instruiert. Strikte Disziplin wird gefordert. In der Küche darf nicht geraucht werden, niemand ausser denjenigen die darin arbeiten darf die Küche betreten, es werden verschiedene Teams gebildet, die Einen rüsten das Gemüse, die anderen kochen usw. So werden Mahlzeiten für 5000 Familien zubereitet, das bedeutet, dass ca. 25‘000 Menschen durch diese Volksküche zu mindestens einer vollwertigen warmen Mahlzeit pro Tag kommen. Das Essen wird in die umliegenden Dörfer an die Bedürftigen verteilt. Wiederum ist es, wie schon bei den Essenspaketen so, dass die örtlichen Behörden darüber Bescheid wissen, wer die Bedürftigen sind und bedürftig sind in diesem Kriegsgebiet so gut wie alle. Auch hier hören wir immer wieder Kanonendonner und Geschützfeuer.
    Diese Aktion der Volksküche ist in mehr als einer Hinsicht hilfreich: Erstmal bekommen natürlich die Menschen, denen die vom Westen finanzierten und ausgerüsteten Terroristen alles genommen haben, Nahrung. Dann aber ist es nicht irgendein Hilfsprogramm, sondern die Menschen vor Ort werden unmittelbar in das Projekt eingebunden. Sei es dass sie als Freiwillige in der Küche selbst mitarbeiten, sei es das sie als Verteiler die zubereiteten Mahlzeiten in die Dörfer bringen, sie sind nicht nur direkt beteiligt, sie diskutieren und bestimmen auch mit. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Pluspunkt dieses Projektes ist die Tatsache, dass sämtliche Rohstoffe die Zubereitung der Mahlzeiten auf dem syrischen Markt eingekauft werden. Wir verbringen die Nacht in einem Hotel, welches uns die Gemeinde al Waha zur Verfügung stellt. In diesem Hotel, so wird und berichtet, steigen die Delegierten von Nord Korea und von Russland ab, wenn sie die Region besuchen, Wir wissen natürlich nicht, wie diese Mitteilung auf die anderen Mitglieder der Delegation wirkt, wir jedenfalls fühlen uns geehrt.

    10. Oktober
    Aleppo. Wir reisen von Al Waha ins ca. 20 Kilometer entfernte Aleppo. Den Osten der Stadt zu besuchen ist unmöglich, dieser Teil Aleppos ist nach wie vor hart umkämpft. Die Zitadelle, so wird uns erzählt, sei in der Hand der Armee, jedoch von den Terroristen umzingelt, Die Armee Einheit innerhalb der Zitadelle wird aus der Luft mit Hubschraubern mit Nahrungsmitteln und mit Munition versorgt. Das Ziel ist natürlich ganz Aleppo aus den Klauen der Terroristen zu befreien. Dies ist jedoch, ebenso wie in anderen Städten auch, nur unter sehr grossen Schwierigkeiten möglich und die Armee geht mit äusserster Sorgfalt vor, weil die Terroristen auch hier die Zivilbevölkerung als Geisel halten. Mehr oder weniger erzählen uns die Menschen überall dieselben Geschichten: Sobald es der Armee gelungen ist, die Terroristen zu vertreiben, ist ein normales Leben wieder möglich. Niemand mit dem wir gesprochen haben, macht einen Unterschied zwischen Al Nusra Front, Al Kaida, ISIS, der „Freien Syrischen Armee“ oder anderen Banden. Für die Menschen hier sind das alles Terroristen, die ins Land gekommen sind, um Syrien zu zerstören, Es wird keineswegs verneint, dass es unter den Terroristen auch Syrer gibt, immer wieder betonen die Menschen jedoch, völlig unabhängig voneinander, diese Syrer seien die absolute Minderheit. In aller Regel flüchten die syrischen Mitglieder der Banden schon nach kurzer Zeit um von der Amnestie der Regierung zu profitieren.  Die Banden kommen aus dem Ausland sie werden vom Westen, von den USA und Europa finanziert, trainiert, bewaffnet und bezahlt.Die Autobahn nach Aleppo ist nicht passierbar. Also geht es in Begleitung des Militärs auf einer schmalen, viel befahrenen kleinen Strasse in die umkämpfte Stadt. Wie passieren gefühlte 1000 Checkpoints der Armee und der mit der Armee verbündeten libanesischen Hisbollah und wir sind dankbar für jeden einzelnen dieser Checkpoints. Anders als in manchen anderen, sicheren Teilen des Landes wird hier wirklich kontrolliert. Die Tatsache, dass wir in Begleitung von Offizieren der Syrischen Armee sind, lässt uns trotzdem relativ rasch vorankommen. In Aleppo sind wir dann erstmal überrascht, wie normal sie das Leben in der Stadt abspielt. Es gibt Märkte, die Läden sind offen, natürlich sehen wir viele Ruinen, aber es wird auch wieder auf gebaut. Neben der alltäglichen Geräuschkulisse einer Syrischen Grossstadt, bestehend aus Motorenlärm, Autohupen und den Rufen des Muezzin hören wir immer wieder das Krachen und Donnern des nahen Krieges. Wir werden von Jean C. Jeanbart, dem Bischof der melkitischen Kirche von Aleppo empfangen. Er ist höchst erfreut uns zu sehen und auch er bittet uns, nach unserer Rückkehr nach Europa das zu berichten, was wir gesehen und gehört haben, die Wahrheit: Christen, Muslime, Juden, alle Religionen und Ethnien hätten nicht nur in Aleppo, sondern in ganz Syrien seit jeher friedlich zusammengelebt, versichert er uns, und er sei davon überzeugt, dass dieses vorbildliche Zusammenleben wieder kommen werde, sobald die Einmischung von aussen aufhöre. Wir fragen in, ob in der gegenwärtigen Situation die Christen besonders gefährdet seien. Er überlegt einen Moment und verneint dann. Wohl sei die christliche Gemeinde von Aleppo wie jede andere christliche Gemeinde Syriens auch, erheblich geschrumpft. Dies habe natürlich mit dem Krieg, mit den schrecklichen Ermordungen und mit der Tatsache zu tun, dass alle die aus so einer Situation fliehen können, eben flüchten. Davon seien aber nicht allein die Christen betroffen, sondern ausnahmslos alle Menschen in Syrien. Bevor wir uns von ihm verabschieden, entschuldigt er sich noch bei uns, dass er nicht mehr Zeit für uns erübrigen konnte. Auf derselben Route auf der wir gekommen sind, verlassen wir Aleppo wieder. Wieder herrscht reger Verkehr auf der Zufahrtsstrasse und wir denken an die eingeschlossenen Menschen und sind dankbar für jeden Lastwagen der uns entgegenkommt und Waren nach Aleppo bringt.  In Nayab, einem der Vororte von Aleppo, besuchen wir ein Krankenhaus. Vor diesem Krankenhaus wird uns ein weisser Container gezeigt. Dieser Container wurde zu einem perfekt ausgerüsteten Operationssaal umgebaut. Der notwendige Strom kommt aus einem Benzingenerator. Gebraucht wird dieser Container hier in Nayab, er kann jedoch bei Bedarf auch an andere Orte verschoben werden. Dieses Spital verfügt nur über 10 Betten und sollte eigentlich 2500 Menschen medizinisch versorgen können. Natürlich werden unter diese Umständen nur die allerschlimmsten Notfälle aufgenommen, wann immer möglich wird ambulant behandelt.Ebenfalls in Nayab besuchen wir ein Rehabitialationszentrum für körperlich und seelisch behinderte Menschen. Das Zentrum wird zum Teil auch von Mar Yakub unterstützt, steht aber unter der Schirmherrschaft der UNESCO. In diesem Zentrum werden behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten entsprechend geschult und sie können in den Werkstätten arbeiten. Die Werkstätten umfassen ein Nähatelier, eine Metallwerkstatt, und Einrichtungen in denen die Kinder und erwachsenen zum Teil in Einzelunterricht geschult werden. Nur wenige Kilometer davon entfernt tobt der Krieg und hier finden wir eine Institution, welche in Europa wahrscheinlich schon längst der Sparwut unserer Politik zum Opfer gefallen wäre!Wir fahren zurück nach Al Waha und verbringen eine weitere Nacht im Hotel in dem auch der russische und der Nord-Koreanische Geheimdienst zu übernachten pflegen.

    10.  Oktober
    Rückreise, unsere Wege trennen sich. Wir packen unsere Sachen im Hotel zusammen und besuchen ein letztes Mal die Volksküche um uns zu verabschieden. Wir können nicht einfach hingehen und Hallo und auf Wiedersehen sagen. Wir müssen uns hinsetzen, Kaffee und Tee mit den Leuten trinken, alles was sie haben wird uns angeboten. Die Wärme und Herzlichkeit dieser Menschen ist wirklich unbeschreiblich. Nach der Volksküche besuchen wir noch eine politische Versammlung am Ort. In einem grossen Gebäude sind mehrere hundert Menschen versammelt. Auf dem Podium sitzen der Gouverneur der Provinz und mehrere Parlamentarier und Parlamentarierinnen, welche die Provinz in Damaskus vertreten. Sie stellen sich hier den Anliegen und der Kritik der Menschen, die Diskussion ist lebhaft aber sehr diszipliniert.Wir werden in einen kleineren Nebenraum geführt, in welchem schon einige Leute  versammelt sind, Offiziere, Bürgermeister und andere Offizielle. Sie alle hoffen, noch mit dem Gouverneur reden zu können, auch uns wurde gesagt, dass er sich für uns Zeit nehmen wird, Daraus wird jedoch nichts, denn er lässt sich mit den Leuten draussen die ihn anscheinend mit Anliegen und Fragen bestürmen alle Zeit der Welt. Nach einiger Zeit erscheinen jedoch ein Parlamentarier und eine Parlamentarierin, wir haben die Gelegenheit, ein paar Worte mit ihnen zu wechseln Aber auch sie werden schon bald von den anderen umringt und mit Fragen bestürmt. Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, dass die Mehrheit des Volkes hinter der Regierung steht, dann haben wir ihn hier: Vertreter des Parlaments und der lokalen Regierung stellen sich vor das Volk und sind ein Teil dieses Volkes. Wir wissen nicht wie lange die Versammlung noch gedauert hat, wir mussten aufbrechen, da wir wenn möglich die ganze Strecke zurück bei Tageslicht fahren wollten. In Homs machten wir vor dem Zentrum welches ebenfalls von den Nonnen von Mar Yakub unterstützt wird, Halt. Vor diesem Zentrum steht ein Container, der auch zu einem mobilen Krankenhaus umgebaut werden soll, wie der, den wir in Nayab gesehen haben. Im Keller des Zentrums ist ein Nähatelier eingerichtet. Dort werden ausschliesslich Schlafsäcke genäht. Das Prinzip ist dasselbe wie in der oben beschriebenen Volksküche: Die Nonnen kaufen das Rohmaterial ein und stellen die Maschinen zur Verfügung. Frauen und Männer des Ortes arbeiten im Atelier und nähen die Schlafsäcke zusammen. Diese Schlafsäcke sind eine Erfindung der Nonnen; sie können im Winter auch als Jacken verwendet werden und sie lassen sich innen leicht mit einem Teppich auslegen, falls man auf dem nackten Boden schlafen muss. Die Näherinnen und Näher werden für ihre Arbeit bezahlt und die fertigen Schlafsäcke werden an Menschen verteilt, welche durch den Krieg ihr Obdach verloren haben und nun gezwungen sind, irgendwo zu übernachten. Dieses Projekt wird mit besonderem Elan vorangetrieben, denn der Winter steht vor der Tür und die Menschen sind auf warme Kleidung, Decken und diese Schlafsäcke angewiesen. Wie überall wird auch hier nicht nur, aber vor allem mit Binnenflüchtlingen gearbeitet. Es sind vor allem diese Binnenflüchtlinge die leiden. Sie haben alles verloren und für den Staat ist es sehr schwer helfen. Wohl bekommen sie staatliche Unterstützung, die ist jedoch so gering, dass sie zu kaum was ausreicht. Eigentlich, so wird uns gesagt, wäre diese Unterstützung vollkommen ausreichend. Aber vor allen durch das Embargo gegen Syrien haben sich die Preise zum Teil verzehnfacht. Nothilfe von Institutionen wir dem Kloster Mar Yakub ist für viele Menschen also absolut existenziellNach der Besichtigung des Ateliers trennen sich unsere Wege. Wir fahren in einem für uns bestellten Servicetaxi zum Kloster Mar Yakub zurück, die Nonnen bleiben hier und Homs, um später nach Hama weiter zu fahren, wo sie weitere Projekte betreuen.

    11. Oktober
    Gestern Abend sind wir in Mar  Yakub angekommen, wo wir die Nacht verbracht haben. Heute Morgen dann sind wir mit zwei Autos nach Damaskus gefahren. Wiederum fuhr ein Offizier der Syrischen Armee mit uns, was die Abwicklung an den Checkpoints sehr erleichtert.In Damaskus wurden wir von Ghassan begrüsst und in der Wohnung seiner Familie willkommen geheissen. Im Jahr 2004 waren wir in Damaskus und seither nicht mehr. In diesen 16 Jahren hat sich die Stadt sehr verändert und das ist nicht nur dem Krieg geschuldet. Es ist auffallend, dass das Strassenbild, verglichen mit 2004 sehr viel westlicher geworden ist. Die Geschäfte bieten westliche Waren an, je nach Gegend in der wir uns bewegen könnte man sich vorstellen in einer europäischen Hauptstadt zu spazieren. Das gilt natürlich nicht für das alte Damaskus dieses hat nichts von seinem Charme eingebüsst. Durch den Krieg und durch das Embargo gibt es selbstverständlich keine westlichen Touristen mehr in Damaskus. Ein Antiquitätenhändler in der Altstadt erklärt uns, nun würde er seine Geschäfte hauptsächlich mit Kunden aus Dubai und den anderen Golfstaaten machen. Aber natürlich habe er enorme Einbussen. Der Ein- und Ausgang zum Souk al Hamidiya wird vom Militär bewacht. Taschen und Rucksäcke werden durchsucht, es kann auch vorkommen, dass man abgetastet oder mit Metalldetektoren durchsucht wird. Dass dies notwendig ist, sehen alle ein und so verlaufen diese Kontrollen denn auch diszipliniert und zügig. Nachts hören wir auch hier ab und an Gewehrsalven krachen. In Homs, Aleppo und in den anderen Gebieten wussten wir anhand der Lautstärke oder anhand unserer eigenen Position immer mehr oder weniger sicher, ob jetzt die Syrische Armee oder die Terroristen am Schiessen waren. Hier in Damaskus ist uns das nicht möglich. Der Lärm kann ebenso gut von Schafschützen der Terroristen als auch von den Streitkräften  der Armee kommen.

    12. Oktober
    Wieder den ganzen Tag mit unseren Freunden in Damaskus unterwegs. Wir organisieren verschiedene Dinge, wo werden wir zum Beispiel Schwester Joseph-Marie, die ja an der Container Aktion Arlesheim dabei war sehen und auch Amin werden wir vor unserer Abreise nochmals antreffen. Henriette, hat ihre eigenen Freunde besucht und wir werden sie morgen am späten Nachmittag in Damaskus treffen. Den Abend verbringen bei Ghassan, mit ausgiebig Nargile und Gesprächen. Auch hier fällt, wie überall, auf: Alle, sowohl von der der Familie, als auch von den Freunden die vorbeikommen vertreten ausnahmslos die Meinung, dass es in Syrien keinen Bürgerkrieg, sondern einen Angriffskrieg von aussen gibt.

    13.  / 14. Oktober
    Bummel mit Ghassan über den Souk al Hamidiya. Wären nicht die zahlreichen Kontrollen, alles wäre wie früher. Es läuft alles ein wenig lockerer, denn gestern ging die Aschura [7] zu Ende, und da wurden natürlich Anschläge befürchtet, die es tatsächlich auch an einigen Orten gab. Es gab Anschläge, aber alle mit denen wir gesprochen haben, sind der Meinung, es habe sich im Rahmen gehalten, ja es habe kaum mehr Anschläge gegeben als zu den übrigen Zeiten des Jahres. Nachts hören wir auch in Damaskus Geschützfeuer, weiter weg zwar als in Aleppo und Homs, dennoch aber sind die Angriffe eine Realität. Die Leute in Damaskus lassen sich davon nicht beeindrucken. Das Leben geht am Tag und in der Nacht weiter. Der Unterschied sind die bereits erwähnten Kontrollen und leider auch relativ viele Kinder die betteln. Dies ist ein Bild, welches wir von früher her nicht oder kaum kennen. Wir treffen noch ein letztes Mal unsere Freunde zu einem gemeinsamen Spaziergang über den Souk, dann trennen wir uns für eine Nacht, sie gehen mit Henriette nach Hause, während wir mit Ghassan und Amin zum Nachtessen in ein Restaurant einkehren. Die Nacht verbringen wir wieder bei Ghassans Familie, etwas gedrückt, weil wir Morgen ja schon wieder abreisen müssen. Am nächsten Morgen trifft Henriette mit Ali bei uns ein. Nach ein paar gemeinsamen Kaffees verabschieden wir uns. Issam, ein Freund von Ghassan fährt uns nach Beirut. Jetzt merken wir, dass die Kontrollen des Syrischen Militärs nicht so locker vom Hocker gehen wie wir uns das gewöhnt sind, wenn wir in Begleitung eines Offiziers reisen. Der Kofferraum muss geöffnet werden, ebenso das Gepäck, das Auto wird mit Detektoren nach Sprengstoff abgesucht.Wir kommen in Beirut an, Wir verabschieden uns von Issam und geben unser Gepäck auf.

Damit wäre die Reise eigentlich beendet, eine Episode muss dennoch angefügt werden: Der Rückflug ging nach Basel, mit einer Zwischenlandung in Frankfurt. Für den Anschlussflug nach Basel mussten wir in Frankfurt nochmals durch die Sicherheitskontrolle. Mein Rucksack, den ich als Handgepäck dabei hatte, blieb in der Kontrolle hängen: Der Scanner hatte offenbar Spuren von Sprengstoff am Rucksack gefunden. Zwei Beamte mit Maschinenpistolen wurden gerufen und mein Rucksack wurde aufs gründlichste durchsucht – ohne Resultat selbstverständlich. Ohne Entschuldigung seitens der Beamten konnten wir nun gehen und erreichten grad eben noch unseren Anschlussflug. Spuren von Sprengstoff an meinem Rucksack! Sowas ist doch vollkommen unmöglich, das muss einfach ein Irrtum sein. Dann aber fällt mir ein, wo wir überall waren: Kann es sein, dass mein Rucksack in Aleppo oder an sonst einem Ort mit Sprengstoff kontaminiert wurde, wenig zwar, aber doch genug um es auf dem empfindlichen Detektor anzuzeigen? Eine andere Erklärung haben wir nicht. Dann allerdings hätte mein Rucksack wohl die Sprengstoffspuren dahin zurück gebracht woher sie kommen.

 

Autorenkollektiv ISSN 1431-6293 16.- Euro                                                                                              Dr. Karam Khella
ISBN 978-3-939710-04-2
9.- Euro


Exkurse

 

I Kurden

Bei verschiedenen Leuten, mit den wir gesprochen haben wir uns nach der Situation im Norden, in den kurdischen Gebieten erkundigt. Die Antworten die wir bekommen haben waren nicht immer dieselben, aber doch mehr oder weniger gleich: In den Gebieten, die vornehmlich von Kurden bewohnt werden, war immer alles ruhig. Kurden, Muslime und Christen lebten ohne Problem zusammen. Durch die Ereignisse hat sich das geändert, auch kurdische Verbände sind jetzt in die Kämpfe verwickelt, anfangs haben sie allerdings noch versucht sich heraus zu halten.Soweit herrscht bei allen die wir befragt haben Konsens. Warum die Kurden nun in die Kämpfe verwickelt sind, darüber haben wir zwei verschiedene Erklärungen gehört, die sich teilweise überschneiden:

  1. Seien die Kurden der PKK und mit ihnen verbündete Truppen nach Syrien gekommen um sich dort mit den ansässigen Kurden gegen die Banden des IS und anderer Terroristen zu verbünden 2. Würden nun die syrischen Kurden, infiltriert von der PKK vom Syrischen Staat Autonomie bis hin zu einem eigenen Staat fordern.Wir fragen einen Offizier, der auch im Norden Syriens gekämpft hat, wie Ain al Arab, im Westen fälschlicherweise „Kobane“ genannt, von den Terroristen befreit worden sei. Seine Antwort ist ausführlich und klar: Die kurdischen Verbände dieser Region seien von der Syrischen Armee bewaffnet und zum Teil auch ausgebildet worden. Das Ziel sei gewesen, Milizen zu schaffen, die das Land verteidigen. Gemeinsam mit der syrischen Armee und mit diesen Milizen sei es schliesslich gelungen, Ain al Arab und ganz Rojava zu befreien. Wenn nun, nach der Befreiung von den Kurden Autonomie oder gar ein eigener Staat gefordert werden, dann müsse das eine politische, keine militärische Frage sein. Auf jeden Fall aber sei es falsch, jetzt, da das gesamte Land von allen Seiten angegriffen werde, solche Forderungen zu stellen.

    II Bildung
    Immer wieder fällt es auf, wie viel Wert auf Bildung gelegt wird. Alle die das einigermassen können bemühen sich mit uns in Englisch oder in französisch zu sprechen, obwohl ja Henriette als Übersetzerin zur Verfügung steht. Es wird auch immer wieder, von allen Seiten und unabhängig voneinander voller Empörung erzählt, dass die Terroristen überall wo sie hinkommen zuerst die Schulen, die Bibliotheken und die Universitäten zerstören. Syrien, das bestätigen uns alle, das ist auch allgemein bekannt, hat ein hervorragendes Bildungssystem und ist dafür auch in der ganzen Welt bekannt. Syrische Ärzte arbeiten in aller Welt, das hat sich, trotz des Krieges nicht geändert.

    III Bashar al Assad
    In den von den Terroristen befreien Gebieten ist der der Präsident omnipräsent. Kein öffentlicher Platz, keine Amtsstube, kein öffentlicher Raum ohne ein Bild des Präsidenten. Trotzdem wäre es völlig falsch von einem Personenkult zu sprechen, wie das zum Beispiel in der Türkei mit Mustafa Kemal Atatürk oder aktuell mit Erdogan der Fall ist. Eine Anekdote mag das verdeutlichen: Neben den Bildern von Bashar al Assad sieht man auch viele von seinem verstorbenen Vater Hafez al Assad, auch von anderen Mitglieder der Regierung. Besonders von Hafez stehen relativ viele Denkmäler auf den öffentlichen Plätzen. Die Unruhen in Baniyas konnten mittels einer Mediation geklärt werden. Im Sinn eines Entgegenkommens beschloss die Regierung die Statue von Hafez al Assad auf dem zentralen Platz von Baniyas entfernen zu lassen. In der Folge kam es zu Demonstrationen gegen diesen Entscheid und die Statue steht noch immer.

Die Regierung und vor allem der Präsident Bashar al Assad sind Integrationsfiguren für das syrische Volk. Wer noch in Friedenszeiten in Opposition zum Präsidenten stand, hat jetzt da das Land als solches bedroht ist, in aller Regel die Meinung geändert. Folgende Aussagen haben wir von verschiedenen Menschen unabhängig voneinander gehört:

  • Es gibt keine Alternative zum Präsidenten al Assad.
  • Wenn der Präsident das Land verlässt, werde ich auch gehen.
  • Der Präsident ist Syrien.
  • Syrien und sein Präsident sind die letzte Bastion gegen Zionismus und Imperialismus in der arabischen Welt.

Der Westen hat versucht Assad zu dämonisieren und zu demontieren, das Kalkül war ihm ein ebenso schnelles Ende zu bereiten wie zuvor Ben Ali, Mubarak und Muamar al Gadaffi. Dieses Verbrechen ist misslungen. Misslungen ist es vor allem weil das syrische Volk hinter dem Präsidenten und hinter der Regierung steht. Die Politik der Zersetzung und der Destabilisierung wird von der überwiegenden Mehrheit des syrischen Volkes, vom einfachen Bauern bis zum Intellektuellen, durchschaut.

IV Kriegsgewinnler
Die Teuerung in Syrien ist exorbitant und jenseits von Gut und Böse. So kostete zum Beispiel ein Kilo Zucker vor den Ereignissen 5000.- SYP, heute bezahlt man dafür bis zu 70‘000.- SYP. Der Grund für dieses Verbrechen liegt in einem anderen Verbrechen, nämlich dem Embargo, welches über Syrien verhängt wurde. Natürlich gibt es durch diese Ungeheuerlichkeiten auch innerhalb des Landes vermehrt Kriegsgewinnler, die sich am Leiden der anderen bereichern. Die Regierung versucht dem beizukommen, es ist jedoch, so wird uns gesagt, sehr schwierig. Das Ganze erinnert uns sehr an die Geschichte „Das gestohlene Hemd“ von Ghassan Kanafani.[8] In dieser Geschichte berichtet Kanafani von der Verzweiflung eines jungen Vaters im Flüchtlingslager, der für seinen Sohn ein Hemd und für sich und seine Frau Mehl für Brot braucht. Er trifft auf einen Verräter, der im anbietet ihm einem halben Sack Mehl zu überlassen, wenn er Schmiere steht, während der Verräter das Mehl aus von der UNO Hilfslieferung klaut. Das Problem im heutigen Syrien sehen wir ähnlich: Im von Kanafani beschriebenen Flüchtlingslager ist wohl der Verräter, der das Mehl stiehlt ein Verbrecher – dieses Verbrechen jedoch hat Ursachen, nämlich das Flüchtlingslager selbst und die Vertreibungspolitik der Zionisten. Ebenso sind die Kriegsgewinnler im heutigen Syrien Verbrecher. Ursächlich dafür sind jedoch die Angriffe gegen Syrien, das Embargo und die verbrecherische Politik des Westens.

VI Saatgut
Die Saatgutbank in Baniyas arbeitet ausschliesslich mit hybridem Saatgut, welches über den Libanon von Holland importiert wird. Wir halten das für einen Fehler. Einerseits weil so die Abhängigkeit von den Saatgutfirmen von Holland oder von anderswo gegeben ist, andererseits aber auch, weil sich dieses Saatgut nicht selber reproduziert. Die Bauern müssen zwar das Saatgut nicht, oder nur zu einem geringen Preis kaufen, weil es ihnen der Staat zur Verfügung stellt, gleichwohl sind sie immer wieder auf Lieferungen von neuem Saatgut angewiesen, sie haben keinen eigenen Vorrat an Saatgut. Adnan Ibrahim, der Direktor der Saatgutbank erklärt uns, dass die Erträge mit nicht hybridem Saatgut geringer seien, ausserdem sei nicht hybrides Saatgut viel teurer.

Nach dem Gespräch mit ihm haben wir angefangen zu rechnen: Wiederverwertbares Saatgut ist tatsächlich in etwa um 10% teurer, Über die Erträge können wir keine Aussage machen. Wir regen an, es mit einigen wenigen Versuchsfeldern zu versuchen, ohnehin arbeitet ja das Kloster Mar Yakub mit Adnan Ibrahim zusammen. Die Erfahrungen der Klosterplantagen können ausgewertet und möglicherweise auch für die grossen Felder Syriens genutzt werden. Adnan Ibrahim will einige Muster der nicht hybriden Samen und damit experimentieren. Ein guter Anfang!

VII Kurden (2)
In Ma‘aloula wird aramäisch gesprochen. In Qamischli wird syrjänisch, kurdisch und ein aramäischer Dialekt gesprochen. Amts- und Schulsprache ist in Qamischli, ebenso wie überall in Syrien, arabisch. Kurden haben, gemeinsam mit der syrischen Armee gegen den IS gekämpft. Nachdem es mit dieser gemeinsamen Anstrengung gelungen ist, die Banden der IS aus der gesamten Region, nicht nur aus Qamischli sondern auch aus Hasake und Ain al Arab zu vertreiben, haben die Kurden Autonomie verlangt. Einige Gruppen fordern mittlerweile sogar einen eigenen Staat. Nicht-Kurden, also Araber, Christen und andere wurden nicht direkt vertrieben, aber ihnen wird nahegelegt die Gegend zu verlassen. Ihnen werden zum Teil horrende Preise für ihr Land und für ihre Häuser angeboten. Diese Preise seien jenseits von Böse. Ein Stück Land im Wert von einer Million geht zum Beispiel für fünf Millionen weg. Woher die Kurden dieses Geld plötzlich haben weiss niemand. Salwa, die uns diese Geschichte erzählt, stammt selber aus Qamischli. Ihre Familie weigert sich bis heute, dem Druck nach zu geben und zu verkaufen.

VIII Strassensperren / Checkpoints
Es widerstrebt, das Wort „Checkpoint“ zu schreiben, weil dies ein von den Zionisten besetzter Begriff ist. Erwähnen müssen wir diese Kontrollposten der Syrischen Armee trotzdem. Sie sind überall, an jedem Ein- und Ausgängen der Ortschaften, an jeder Strasse, vor jedem wichtigen Gebäude. Wir haben gesehen, wie Autos penibel durchsucht wurden, das ist jedoch nicht die Regel. Oft, besonders auf dem Land, wo die Leute einander kennen, werden die Leute einfach mit einem lässigen Kopfnicken durch geschickt. Oft sehen wir auch, dass die Leute den Soldaten an der Strassensperre Kaffee, Zigaretten oder Süssigkeiten bringen. Auf der Zufahrtsstrasse nach Damaskus fuhr vor uns ein Tiertransporter, der Soldat am Schlagbaum winkte in durch. Er hielt trotzdem an, der Fahrer ging nach hinten, nahm drei lebende Hühner von der Ladefläche und schenkte sie den Soldaten im Wachhaus. All das ist viel zu wenig um es als Korruption bezeichnen zu können. Es ist die simple Wertschätzung der Bevölkerung für ihre Armee.

VIX Kritik an der Regierung
Bashar al Assad, die Regierung, die Armee werden  von allen geschätzt und geliebt. Trotzdem kann keine Rede davon sein, dass es keine Kritik am Präsidenten und an der Regierung gibt. Im Jahr 1994 kam Basil al Assad, der älteste Sohn von Hafez al Assad bei einem Autounfall ums Leben. Viele, die Meisten, mit denen wir gesprochen haben sind überzeugt, dass er von den Zionisten ermordet wurde. Tatsächlich ist ein Mord höchst wahrscheinlich. Das ein erfahrener Kampfpilot und Offizier so unvorsichtig ist, seinen Wagen in einen Betonpfeiler zu fahren, tönt wirklich mehr als abenteuerlich, vor allem wenn man bedenkt, dass Basil als Nachfolger von Hafez aufgebaut worden war. Bashar al Assad, ein Augenarzt, trat also sein Amt als Präsident völlig unvorbereitet an. Er öffnete Syrien gegenüber dem Westen und er öffnete die Grenze gegenüber der Türkei. Dies brachte dem Land einerseits einen kurzfristigen Wohlstand, andererseits aber auch eine überbordente Korruption, von der alle sagen, unter Hafez al Assad habe es das so, in diesem Ausmass,  nicht gegeben. Ein weiteres Resultat dieser Politik der Öffnung war die Einbindung Syriens in die Globalisierung, das heisst Privatisierungen und ein auseinanderdriften der Bevölkerung in Arm und Reich. Diese Kritik wurde jedoch vor 2011 von der Regierung zur Kenntnis genommen und schrittweise wieder korrigiert. Mit dem Beginn der Angriffe im Jahr 2011 wurde diese Kritik jedoch hinfällig. Wir haben tatsächlich keine einzige Person gesprochen, welche die Regierung oder den Präsidenten weg haben wollte. Allen ist klar, dass gegenwärtig die Stabilität gewahrt oder wiederhergestellt werden muss. Aussagen wie: „Seht euch an was aus Libyen und dem Irak geworden ist, soweit werden wir es hier nicht kommen lassen!“ haben wir von den verschiedensten Menschen und unabhängig voneinander immer wieder gehört.

X Sie werden zu Euch zurückkehren!
Viel von dem was Bashar al Assad sagt, wird später im Volk zitiert. So auch die folgende, sinngemässe Aussage von ihm: Terroristen aus über 100 Ländern versuchen im Auftrag des Imperialismus Syrien zu zerstören. Die Syrische Armee bekämpft diese Banden, aber sie wird niemals alle von ihnen töten können oder gefangen nehmen können. Viele von ihnen werden also flüchten und Syrien wieder verlassen. Wohin werden sie wohl gehen? Es ist damit zu rechnen, dass sie dahin gehen, woher sie gekommen sind. Also kann auch Europa damit rechnen, dass in nicht allzu ferner Zukunft eine Anzahl entmenschlichter Bestien zurück kehren wird. Wie wird Europa mit diesem Problem umgehen? Indem noch mehr Kriege gegen noch mehr unschuldige Völker geführt werden?

XI Entmenschlichte Bestien
Auf der Strasse nach Aleppo finden wir zerstörte, zerbombte Dörfer. Uns wird erzählt, dass die Einwohner eines dieser Dörfer nach der Bombardierung in ihr Dorf zurückgekehrt sind und mit dem Wiederaufbau  begonnen haben. Die Banden des IS haben das mitgekriegt und das Dorf erneut überfallen. 70 Menschen hätten sie geköpft und die Köpfe am Strassenrand aufgereiht, wird uns berichtet. Die Armee bewacht nun die Strasse, zu diesem und zu anderen Dörfern, der Aufbau ist wieder im Gang.

XII Israel
Der von Israel besetzte Golan, ist ebenso wie Iskanderun (von der Türkei besetzt) ein Dauerthema. Weder das eine noch das Gebiet hat die syrische Regierung aufgegeben, sie beharren, völlig zu Recht,  darauf, dass diese Gebiete legitimer Teil des syrischen Staates sind. Iskanderun ist höchst gefährlich, weil über diese Region Todesschwadronen und Waffen nach Syrien eingeschleust werden. Mit den Golan Höhen verhält es sich nicht anders: Von verschiedenen Seiten haben wir gehört, dass verletzte Kämpfer der Todesschwadronen über den Golan nach Israel gebracht werden um dort gepflegt zu werden. Über denselben Weg kommen Kämpfer und Waffen nach Syrien hinein. Immer wieder provoziert Israel Syrien auch durch Militärschläge. Syrien jedoch lässt sich nicht provozieren, bisher wurde geflissentlich vermieden, Israel direkt militärisch anzugreifen. Umgekehrt jedoch funktioniert das nicht: Drei Tage bevor wir in Aleppo ankamen schlug in einem Verkehrskreisel eine Cruise Missile ein, durch puren Zufall gab es keine Opfer. Die Terroristen verfügen nicht über solche Waffen, der Angriff kann also nur von den USA oder von Israel kommen.Syrien hat niemals sogenannt „normale“ Beziehungen mit dem Zionistenstaat aufgenommen. Dies mit gutem Grund: Bis zum heutigen Tag weigert sich jede israelische Regierung hartnäckig die besetzten Golan Höhen zu räumen, so wie es u.a. die UNO Resolution 452 bestimmt. [9]

Es würde den Rahmen dieses Beitrages bei weitem sprengen, wollten wir all die Ungeheuerlichkeiten erwähnen, die Israel täglich gegenüber dem palästinensischen Volk begeht. Syrien gehört zu den wenigen Ländern weltweit, welches ungebrochen solidarisch mit der palästinensischen Sache und mit dem Volk Palästinas ist. Dies hat die Welt Syrien nie verziehen und dies ist ein bestimmt nicht unwichtiger Grund, weshalb die syrische Regierung dermassen diffamiert und angegriffen wird. Israel gibt seine Politik des Landraubes und der Vertreibung nicht auf. Forcierter illegaler Siedlungsbau und erneute Vertreibungen führen zu immer neuen Flüchtlingswellen, von denen die Nachbarländer, vor allem auch Syrien betroffen sind. Die syrische Flüchtlingspolitik, nicht nur gegenüber den von den Zionisten Palästinensern, ist vorbildlich. Yarmouk ist ein eigentlicher Stadtteil in Damaskus und kann keinesfalls als Flüchtlingslager bezeichnet werden. Wir haben Yarmouk, nicht auf dieser Reise, sondern bei anderer Gelegenheit besucht und haben nichts gesehen was auch nur ansatzweise an die eingesperrten und kasernierten Flüchtlingslager in Europa erinnert. Wir haben einen normalen Stadtteil gesehen, mit Schulen, Moscheen, Märkten und Strassencafés. Die Bevölkerung von Yarmouk ist der übrigen Bevölkerung Syriens gleichgestellt. All das ist den Zionisten natürlich ein Dorn im Auge. Ebenso wie die Welt seit 1948 die Augen vor den Verbrechen Israels verschliesst, erfährt man auch heute kaum, dass sich Israel an den Angriffen gegen Syrien beteiligt.

 

XIII Yarmuk, Palästina

Am südlichen Stadtrand von Damaskus befindet sich das palästinensische Flüchtlingslager Yarmuk. Wir kennen Yarmuk von einer früheren Reise nach Syrien, diesmal hatten wir keine Gelegenheit zu einem Besuch. Der Begriff „Flüchtlingslager“ täuscht. Yarmuk ist ein integrierter Stadtteil von Damaskus mit Wohnhäusern, Schulen, Cafés, Märkten, Moscheen, mit allem was zu einem Damaszenser Viertel dazu gehört.

Jede Syrische Regierung stand immer loyal und solidarisch zur palästinensischen Sache. Insbesondere die Hamas genoss in Yarmuk Freiheiten wie sie keine andere Partei oder Bewegung genoss. Im Nachhinein muss konstatiert werden, dass dies ein Fehler war: Sehr rasch schlug sich die Hamas auf Seiten der Terroristen und die Menschen in Yarmuk wurden – wie die Menschen an anderen Orten auch – von den

Terroristen als Geiseln genommen. Inzwischen ist Yarmuk befreit, obwohl uns gesagt wurde, dass im Geheimen noch die eine oder andere Zelle der Terrorbanden existieren mag.

Demgegenüber stehen palästinensischen Milizen, die überall im Land gemeinsam mit der syrischen Armee, den Kräften der Hisbollah und der russischen Armee Syrien verteidigen. Oft hat diese loyale Haltung auch

schlicht mit Dankbarkeit zu tun: Ein Palästinenser sagte uns: „Seit 1948 gibt der Syrische Staat meiner Familie Schutz und unsren Kindern Ausbildung. Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich diesen Staat, jetzt in

den Zeiten der Not verraten würde?“

XIV Hoffnung
Der Wiederaufbau ist überall im Gang Projekte für die Zukunft werden lanciert. Zum Beispiel haben wir mit einem Ingenieur gesprochen, der schon seit langer Zeit Solarenergie Projekte vorantreiben will. Durch das Embargo wurden diese zurückgeworfen, er verhandelt jetzt mit China und Russland. Die Regierung hat, auf Druck der Mieterinnen und Mieter ein neues Gesetzt erlassen: Mieten dürfen generell nicht mehr erhöht werden, dies hat Gültigkeit solange die Krise andauert. Überall bemüht man sich, Kinder von der Strasse zu holen und sie zur Schule zu schicken, die allgemeine Schulpflicht soll durchgesetzt werden, so wie das früher war. Nachbarschaftshilfe braucht nicht organisiert zu werden, das ist ohnehin eine Selbstverständlichkeit. All dies und noch viel mehr macht Hoffnung. Es braucht wenig, sehr wenig um das Leiden und den Krieg in Syrien zu beenden. Die NATO Staaten, die USA und Israel, mit einem Wort alle die vom Syrischen Volk und von der Syrischen Regierung nicht ausdrücklich eingeladen sind, sollen aus dem Land verschwinden. Die Unterstützung der Terrorbanden durch Europa und die USA über Strohmänner wie Saudi-Arabien und Katar muss aufhören. Die Türkei und Israel müssen mit den Angriffen gegen Syrien aufhören und das gestohlene Land des Golan und von Iskanderun zurückgeben.Es liegt an uns, bei unseren Regierungen, diese Forderungen zu stellen und sie durchzusetzen.
XV Zerstörung – Kreativität
500 ArbeiterInnen waren in der Weberei Olabi Tex beschäftigt. Die Olabi Tex in al Waha war die grösste Textilfabrik, nicht nur in Syrien, sondern in der gesamten Region. Während der Besatzung 2013 bis 2014 durch die Terroristen wurde die Fabrik weitgehend zerstört, die Maschinen wurden gestohlen und abtransportiert. 1500 Familien verloren auf einen Schlag ihre Existenz. Der Schaden belief sich auf über 10 Millionen SYP (damals war das eine weitaus grössere Summe als Heute, weil das Syrische Pfund noch sehr viel mehr wert war). Die Terroristen kamen aus Idlib. Chaleb al Alewi, der ehemalige Direktor der Fabrik und bis heute Mitglied des Parlaments in Damaskus, meint es könne sein, dass der Angriff seinetwegen erfolgt sei.

Er habe sich geweigert, sein Mandat als Parlamentarier aufzugeben, als der IS ihn dazu aufgefordert habe. Die Fabrik wurde 2013 zerstört, seither haben er und mit ihm 1500 Familien kein Existenz mehr. Aber, sagt Alewi, verglichen mit anderen gehe es ihm gut. In Damaskus besitzt er eine Wohnung, seine Frau sei Beamtin und mit dem Einkommen seiner Frau und mit den Mieteinnahmen der Wohnung in Damaskus kämen sie durch. Andere haben nicht so viel Glück. Was von den Räumlichkeiten der Fabrik übrig geblieben ist, stellt Alewi deshalb für die oben erwähnte Volksküche zur Verfügung und auch er selbst arbeitet in dieser Volksküche mit.

Die innersyrische NGO Oasis betreibt, gemeinsam mit den Nonnen von Mar Yakub diese Volksküche. Dies ist einigermassen typisch, das treffen wir immer wieder an: Auf das sinnlose Zerstörungswerk der Terroristen folgt sofort Kreativität, Konstruktivität und Aufbau, bei welchem alle Mitglieder der Gesellschaft tatkräftig mithelfen.

Die ehemalige Textilfabrik Olabi steht übrigens noch immer im syrischen business directory, wenn auch mit ungültigen oder veralteten Adressen.  [10]

Politische Einschätzung der Lage in Syrien Heute (Ende 2016 / Anfang 2017)

 Wenn wir die politische Lage in Syrien heute realistisch beurteilen wollen, stehen wir vor einem relativ neuen Phänomen: Es ist schwierig, nahezu unmöglich an die für eine seriöse Analyse notwendigen Fakten zu kommen. Was die offiziellen Mainstream Medien zum Thema berichten darf getrost als Kriegspropaganda abgebucht werden. Fast alle europäischen Länder, auch sogenannt „neutrale“ Länder, wie die Schweiz oder Österreich, alle NATO Mitglieder, die USA und Israel befinden sich mit Syrien in einem erklärten oder unerklärten Krieg. Objektive Berichterstattung ist aus diesen Ländern nicht zu erwarten. Leider gilt dies auch für die sogenannte oppositionelle Presse. Bis auf ganz wenige Nischenprodukte wird auch dort die Mär vom blutigen Diktator von Damaskus reproduziert, die linke Presse entpuppt sich als linker Arm des Imperialismus. Uns fällt auf: Wenn die Rede auf Syrien, insbesondere auf Präsident Assad kommt, schlägt uns eine Dämonisierung entgegen, der nicht anders als pathologisch genannt werden kann. Eine nüchterne Analyse beruhend auf Tatsachen vor Ort und auf den regional und den geopolitischen Gegebenheiten wird kaum  gemacht.  Zu einer nüchternen Analyse gehört ein Abwägen der Plus und der Minuspunkte der  Regierung von Damaskus. Weiter oben haben wir gesehen, dass sich die Syrisch Arabische Republik in einem permanenten Kriegszustand befindet. Wir haben aber auch gesehen, dass Syrien diese Kriege von aussen aufgezwungen werden. Die Regierung unter Bashar al Assad hat im Jahr 2011 den Ausnahmezustand aufgehoben. Dies war eine der vielen Reformmassnahmen mit welcher Bashar al Assad Aufsehen erregte. Diese und andere Schritte der Regierung, wie zum Beispiel die Öffnung gegenüber dem Westen und der Türkei, Öffnung der des syrischen Marktes für westliche Konsumgüter und anderes mehr nahmen eigentlich viele der  Forderungen des sogenannten „Arabischen Frühlings“ vorweg. Dieser „Arabische Frühling“ ist bis heute nicht gebührend analysiert worden, schon gar nicht was die Ereignisse in Syrien betrifft. Hier wird kolportiert, diese Ereignisse seien eskaliert, nachdem die Armee in Da’ra auf friedliche Demonstranten geschossen und Kinder inhaftiert und gefoltert habe. Nicht nur diese Sichtweise, welche die Schuld einseitig auf die Armee schiebt ist höchst umstritten. Jaheer al Hakim, der Kommandant der Garnison von Baniyas, nahe Tartous schildert uns seine Sicht: Begonnen hätten die Ereignisse nicht in Da’ra, sondern in Baniyas. In Baniyas leben Alewiten, Schiiten, Sunniten und Christen zusammen, wobei die Alewiten in der Mehrheit sind. Niemals in der Vergangenheit war das ein Problem. 2011 wurde ein Mitglied der alawitischen Gemeinde bestialisch ermordet, fanatisierte Sunniten bekannten sich zu der Tat. In der Folge drohten Ausschreitungen gegen die sunnitische Minderheit. Die Armee reagierte sofort und sie besetzte Baniyas um diese Ausschreitungen zu verhindern. Unter der Leitung des Gouverneurs Adnan Iskander, mit dem wir ebenfalls sprechen konnten, wurde eine Mediationsgruppe gegründet. Es gelang, der alawitischen Mehrheit klarzumachen, dass diese Ermordung eine Provokation war. Keinesfalls dürften dafür alle Sunniten verantwortlich gemacht werden. Dank dieser Mediation blieb Baniyas ruhig und schon nach kurzer Zeit konnte die Armee wieder abziehen. Dieses Ereignis von Baniyas aus dem Jahr 2011 ist exemplarisch für die Politik der syrischen Regierung bis zum heutigen Tag: Sie versucht zu deeskalieren, die Einheit Syriens muss gewahrt werden und das Volk muss unter allen Umständen vor der Gewalt der Terrorbanden geschützt werden. Diese Politik ist glaubhaft: Wäre sie es nicht, könnte sich die Regierung, könnte sich Bashar al Assad unmöglich halten. Dafür brauchen wir keine Nahost Experten, dafür brauchen wir auch nicht nach Syrien zu reisen, dafür genügt  uns simple Logik: Die Golfstaaten sind gegen diese Regierung, die USA ist gegen diese Regierung, der Westen, die NATO sind gegen diese Regierung, Israel ist gegen diese Regierung. Wäre nun auch noch das Syrische Volk gegen diese Regierung, sie könnte sich keine zwei Wochen mehr im Amt halten. Sicher – die Regierung Syriens hat Fehler gemacht, das ist nur normal, welche Regierung dieser Welt macht keine Fehler? Die beinahe unkontrollierte Öffnung der syrischen Märkte zählt sicherlich ebenso zu diesen Fehlern, wie die Öffnung der Grenzen gegenüber der Türkei. Dies rächt sich heute auf fürchterliche Weise. Wenn wir jedoch Bilanz ziehen, dann müssen wir fairerweise sagen, dass die positiven Errungenschaften bei weitem überwiegen, so gut wie alle Staaten Europas die ihre Beziehungen zu Syrien abgebrochen haben, könnten vom syrischen Staat einiges lernen: Die Bildung ist in Syrien nach wie vor umsonst – von der Kindergartenstufe bis zur Universitätsreife. Die Gesundheitsversorgung ist auch jetzt noch, in den Jahren des Krieges und unter den erschwerten Bedingungen des Embargos für alle umsonst. Der Brotpreis wird nach wie vor vom Staat subventioniert und stabil gehalten. Die Mieten wurden, per Dekret der Regierung eingefroren. Mittlerweile sind in Syrien auch Privatschulen und Privatkrankenhäuser zugelassen, diese müssen natürlich bezahlt werden. Innenpolitisch gibt die syrische Regierung eher weniger Anlass zu Kritik als dies bei anderen, auch und gerade westlichen Regierungen der Fall ist.Wie aber sieht es aussenpolitisch aus? Wie im ersten Teil unseres Berichtes dargelegt wurde, ist die syrische Aussenpolitik nach wie vor von der Idee der arabischen Einheit geprägt. Die von der UNO anerkannten und völlig legitimen Ansprüche Syriens auf die Golan Höhen (seit 1967 von Israel besetzt) hat Syrien ebenso wenig aufgegeben wie den Anspruch auf die Provinz Iskenderun. (Heute zur Türkei gehörend, 1920 durch den Vertrag von San Remo illegal von Syrien abgetrennt). Diese Ansprüche vertritt jedoch Syrien politisch, zu keinem Zeitpunkt griff eine syrische Regierung zu militärischen Mitteln um diese Ziele durchzusetzen. Allen Provokationen Israels, der NATO Staaten und der USA zum Trotz- Syrien liess sich nicht provozieren Vor allem Russland steht aktuell Syrien auch militärisch zur Seite. Wir machen uns keine Illusionen: Dies geschieht nicht nur aus Solidarität mit dem angegriffenen syrischen Volk, sondern hat auch mit handfesten geopolitischen Interessen zu tun. Der letzte Mittelmeerhafen zu dem die russische Marine noch Zugang hat, befindet sich in Syrien, in Tartus. Eine Öl- und Gaspipeline sollte von Qatar und Saudi Arabien quer durch Syrien und die Türkei Europa mit billigem Gas und Öl beliefern. Syrien hat dieses Projekt auch im Interesse Russlands abgelehnt. Als Resultat dieser eigenständigen und selbstbewussten Politik wird Syrien nun mehr seit dem Jahr 2011 angegriffen – erst verdeckt durch vom Westen via Saudi Arabien und Qatar finanzierte Terrorbanden, seit Kurzem aber auch völlig offen durch die US amerikanische und die türkische Luftwaffe. Diese Angriffe verletzen internationales Recht es sind Angriffskriege, analog zu vielen anderen imperialistischen Angriffskriegen in jüngerer Vergangenheit. Erwähnt seien Afghanistan, Somalia, Jugoslawien, Irak, Libyen – die Liste liesse sich fortsetzen. Gewiss: Die Lage in Syrien präsentiert sich komplex und unübersichtlich: Al Nusra Front, ISIS, Al Qaida, Freie Syrische Armee, USA, NATO, Kurdische Milizen, Rebellen, Terroristen, wer soll da noch durchblicken? Diese Komplexität ist natürlich beabsichtigt. Die Menschen vor Ort lösen diesen gordischen Knoten mit einem einfachen Satz auf: „Diese Gruppen greifen das syrische Volk und die syrischen Institutionen an, das sind Terroristen!“ Damit wird nicht über Gebühr vereinfacht, sondern damit wird eine Situation beschrieben, wie sie die Menschen im Kriegsgebiet realistisch in ihrem Alltag erleben. Interessant auch, dass diese Menschen die Syrische Armee, Russland, Iran und die Kräfte der Hisbollah nicht als Angreifer, sondern als Befreier erleben. Dass die Situation in Syrien komplex sein soll, erleben wir tatsächlich nur hier, in Diskussionen mit westlichen Menschen, in den westlichen Medien, durch westliche „Nahostexperten“ aber auch durch hier lebende und hier korrumpierte Menschen aus dem arabischen Raum. In Syrien selbst ist die Botschaft die wir bekommen eine höchst einfache: “Stoppt die Unterstützung der Terroristen in jeder Form, beendet das Embargo, mehr wollen wir nicht“. Diese Botschaft hören wir von verschiedensten Menschen unabhängig voneinander immer wieder. Dazu kommt der bereits erwähnte Aspekt des internationalen Völkerrechts. Die bewaffneten Kräfte von Russland, Iran und der Hisbollah wurden von der Regierung Syriens zur Unterstützung im Kampf gegen die Terroristen gerufen. Das ist legitim. Die USA, Frankreich, die Türkei, und die bewaffneten Terroristen aus unzähligen Ländern kämpfen illegal in Syrien. Sie führen einen Angriffskrieg und damit verletzen sie internationales Völkerrecht.Ein Frieden in Syrien ist machbar: Stopp jeglicher Unterstützung der bewaffneten Banden! Der Mythos einer „gemässigten Opposition“ ist längst als Lüge entlarvt. Eine Opposition, die bewaffnet gegen die Regierung vorgeht, ist keine Opposition, das sind eben bewaffnete Kämpfer, die Menschen vor Ort in Syrien nennen sie Terroristen. Auch das ist legitim. Wenn in London eine U-Bahn oder in in Frankreich ein Konzertlokal angegriffen wird, dann nennen auch wir diese Mörder „Terroristen“ und nicht „Freiheitskämpfer“ oder „Rebellen“. Warum soll das in Syrien anders sein? Es sind Terroristen, die nicht gegen die Armee oder gegen die Regierung kämpfen sondern gegen das syrische Volk. Ein Frieden in Syrien kann mit einer einfachen Parole hergestellt werden: Hände weg von Syrien!

„Ein Frieden in Syrien sei nur ohne Assad möglich“ behaupten Obama, Hollande, Merkel und wie die Exponenten der westlichen Oligarchien alle heissen mögen. Man mag sich die Empörung gar nicht vorstellen, wenn das Gegenteil passieren würde und Präsident Assad zum Beispiel Merkel zum Rücktritt auffordern würde. Die Arroganz der westlichen Machthaber hingegen wird als etwas völlig Selbstverständliches hingenommen. Seit den Tagen von Sykes-Picot scheint die europäische Politik wenig dazu gelernt zu haben. Wie Syrien regiert werden soll, ob das mit oder ohne Bashar al Assad geschehen soll, das zu entscheiden ist alleinige Sache des syrischen Volkes. Wenn das endlich von den westlichen Machthabern begriffen wird, wenn die westlichen Völker ihre Herrscher endlich dazu zwingen, den Dauerkrieg Europas zu stoppen, dann wird es Frieden geben. Nicht nur in Syrien, sondern überall!

 

 

 

 

 

V.l.n.r.: Henriette K., Jaheer H. , Eva H., Markus H.

 

 

 

 

 

 

 

Besuch im Krankenhaus von Baniyas, leitendes Team

 

 

Kloster Mar Yakub

 

 

Lebensmittelverteilung in den Vororten von Aleppo

 

 

Volksküche in al Waha nahe Aleppo

 

 

Strassenszene in Aleppo

Leider…auch das ist Aleppo

 

V.l.n.r.: Markus H., Eva H., Bischof J. Jeanbart, Mother Agnes-Mariam

 

Der Suq al-Hamidiya in Damaskus. Es ist Freitag, deswegen sind die

Läden geschlossen. Beachte die hellen Punkte im Dach des Suq: Es

handelt sich hierbei um Einschusslöcher. 1925 wurde der Markt von

der französischen Luftwaffe angegriffen. Ein Markt, keine militärische

Einrichtung! Im Suq al-Hamidiya sind Tafeln angebracht, die an das

Verbrechen erinnern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Empfohlene Literatur

Weiter oben weisen wir mehrfach darauf hin, dass die westlichen Medien in ihrer überwiegenden Mehrzahl Kriegspartei sind. Das heisst, bis auf einige wenige Nischenprodukte werden die Agenturen der NATO zitiert und rezipiert. Von einer unabhängigen Berichterstattung kann meist keine Rede sein. Es gilt: Die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden. Es fällt uns daher einigermassen schwer, Zeitungen, Zeitschriften oder Magazine zu empfehlen. Ähnlich verhält es sich mit Webseiten. Was heute eine gute Internetseite ist, kann schon Morgen schlecht oder schlicht vom Netz verschwunden sein. Eine bessere Quelle sind Bücher: Einmal gedruckt hält man sie in der Hand, die Aussagen bleiben bestehen und können noch lange Zeit genutzt werden. Wir betrachten die unten aufgeführten Empfehlungen nicht als vollständig.

 

LÜGE-MACHT-KRIEG                  AutorInnenkollektiv, TuP Verlag, Hamburg

 

Syrien – von der Wiege                     Karam Khella, TuP Verlag, Hamburg
der Menschheit bis zur

Krise

 

Der Schmutzige Krieg                       Tim Anderson, Liepsen Verlag, Marburg

Gegen Syrien

 

Flächenbrand                                     Karin Leukefeld, Papy-Rossa Verlag, Köln

 

Geschichte der

Arabischen Völker                             Karam Khella, TuP Verlag, Hamburg

 

Imperialismus Heute                         Karam Khella, TuP Verlag, Hamburg

 

The Globalization of NATO             Mahdi Darius Nazemroaya, Clarity Press. Inc. London, New York, Berlin

 

Napoleon in Ägypten Abdarrahman Al-Gabarti, Artemis Verlag Zürich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[1]             Zur Zeit da dieses Impressum geschrieben wird, (Dezember 2016)  gilt Aleppo als befreit. Dies verdankt die Bevölkerung Aleppos und die Welt den vereinten Anstrengungen der Syrischen und der Russischen Streitkräfte. Bezeichnend die Reaktion der westlichen Medien: Erst jetzt wird das Leiden der Bevölkerung von Aleppo beklagt, vielfach ist auch von „Fall“ Aleppos die Rede.

[2]             Ugarit (heute: Ra’s Schamra) war ein seit etwa 2400 v. Chr. keilschriftlich bezeugter kanaanäischer Stadtstaat und während der Bronzezeit ein wichtiges Handels- und bedeutendes Kulturzentrum im NordwestenSyriens. 1928 wurde es bei dem modernen Ort Ras Schamra nahe der Küste, etwa 11 km nördlich von Latakia, wiederentdeckt.

[3]          Captagon ist der Markenname des Amphetamin-Derivats Fenetyllin, das Menschen in Hochstimmung versetzt und  auch für Schmerzen unempfindlich macht. In den 60er und 70er Jahren wurde Captagon bei Depressionen, aber auch zur Behandlung von hyperaktiven Kindern eingesetzt.
Seit den 80er Jahren ist Captagon in Deutschland, wo es von Degussa hergestellt wurde, verboten.

[4]             Risala Nr. 8: LügeMachtKrieg, TuP Verlag Hamburg, ISSN 1431-6293

 

[5]             Die Bezeichnung Großraum Mittlerer Osten (im Deutschen auch in der englischen Fassung wird meist „Greater Middle East“ verwendet) wurde als politischer Begriff von der US-Regierung unter George W. Bush im Rahmen einer Initiative zur politischen Umgestaltung einer weiter gefassten Region des Middle East (deutsch: Naher Osten) geprägt. Sie umfasst in ihrer US-amerikanischen Verwendung alle „islamischen Nationen“ von nordafrikanischen Mittelmeeranrainerstaaten im Westen bis nach Pakistan im Osten als geopolitische Grossregion und schliesst die Türkei und Israel ein. All diese Länder sollen – so sie es nicht bereits sind – der US und Europa Hegemonie unterworfen werden.

 

[6]             Die Muslimbruderschaft wurde 1928 von Hasan al-Banna unter der Herrschaft Grossbritaniens in Ägypten gegründet.

[7]             Während der Aschura  gedenken die Schiiten des Todes des für sie dritten Imams Husain in der Schlacht von Kerbela. Er gilt als Märtyrer, dessen Ermordung sowohl für Schiiten und Alewiten als auch generell in der Geschichte des Islams ein besonderes Ereignis darstellt, dessen sie mit verschiedenen Trauerfeiern gedenken. Husain war der Sohn von Ali ibn Abi Talib (dem ersten Imam der Schiiten) und der  Enkel des Propheten Mohammed.

[8]             Das gestohlene Hemd, Erzählung von Ghassan Kanafani, in: Poesie des Widerstandes, TuP Verlag Hamburg

[9]             New York, (SANA)- The UN General Assembly Tuesday, once again, adopted a resolution demanding the Israeli occupation to withdraw from the whole occupied Syrian Golan to the line of June 4th, 1967 according to the UN security council relevant resolutions, stressing that the Israeli continued occupation of the Syrian Golan and annexing it is an obstacle in front of the achievement of a just, comprehensive peace in the region.

[10]           http://www.syriayp.com/company/540418/Olabi_Tex

 

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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