ziemlich windige Wolkengeschichten von der Wasserkuppe, von Karussells, Brauereien, Riesenrädern & Windmühlen, von Harry Can & Harry Muss & Himmel, Marsch & Wolkenbruch

Hier haben die Windgeschichten angefangen: HaBEs ziemlich windige Wolkengeschichten (mit Gebrauchsanleitung) – barth-engelbart.de

Wie gefährlich für Kinder das „Riesenrad-Fahren“ mit der Windmühle in Libehna bei Köthen/ Sachsen-Anhalt schon vor über 70 Jahren war, kann man an diesem Bild gut erkennen: die Windflügel reichen bis zu einem Meter über dem Boden, also noch viel weiter runter als in der folgenden Geschichte. Der „Mühlberg“ war aber auch noch deshalb sehr verlockend, weil dort die schönsten, tiefroten Steinnelken blühten

und man rundherum wunderbare Feuersteine fand, die Funken sprühten, wenn man sie im Halbdunkel unter der Mühle aufeinanderschlug. Damit konnte man schon in der (Feuer-)Steinzeit mit etwas getrocknetem Moos, mit dem „Zunder“ Feuer machen. Zum Glück haben wir als Kinder vor über 70 Jahren nicht viel Zunder gegeben und so die Mühle nicht angezündet.

Passt wie die Faust aufs Auge dazu: Der Asphalt-Literat HaBE macht jetzt auch noch Kunst aus der Mülltonne & schreibt windige Wolkengeschichten. Kunst? Mitnichten! Das ist doch keine Kunst! Sozusagen „EntARTet“! – barth-engelbart.de

Der Wolkenzähler auf dem Feldberg hat viele Freunde. Einer wohnt auf der Wasserkuppe, das ist der höchste Berg der Rhön. Dort zählt der die Wolken & kitzelt sie. & dann regnet es & regnet & regnet runter & nicht rauf & wenn’s genug geregnet hat, dann hörts auch wieder auf.

Manche Leute meinen, dass der Berg deshalb eine Regenmütze aufgesetzt hätte, eine Wasserkappe und deshalb heißt er jetzt auch Wasserkappe oder Wasserkuppe. Oder heißt er Wasserkaputze oder Wasserkopf oder auf Hessisch Wasserkopp? Vielleicht, weil in dem Berg so viel Wasser drin ist? Bestimmt ist das so. Deshalb haben die Menschen den Berg auch angebohrt und durch die Bohrlöcher sprudelt jetzt das Wasser raus. Das füllen die Leute dort in Flaschen und verkaufen es als Bitzelwasser. Weil das Wasser beim Trinken so bitzelt. Das könnte aber auch Kitzelwasser heißen, weil das Wasser vom Regen kommt und Regen kommt nur, wenn man die Wolken kitzelt.

Manchmal erzählen die großen alten Wolken den kleineren, die noch nicht so alt sind, wie es früher war. Die Wolken wollten früher so gerne auch mal Karussell fahren, wie die Kinder auf den Weihnachtsmärkten, bei der Dippemess, beim Kalten Markt, beim Heiner-Fest, beim Gallusmarkt, beim Bürgerfest, beim Lamboy-Fest, beim Mannheimer Maimarkt, auf den Cannstatter Wasen, beim Oktoberfest oder beim Wiesenmarkt … Sie konnten aber nicht tief genug fliegen, um sich da unten an den Karussells festzuhalten, in ein Karussell-Auto einzusteigen oder sich auf ein Karussell-Pferd zu setzen. Da war der Auto-Scooter im Weg, die Schiffschaukel, die Achterbahn ….

Da hatte eine große alte Wolke eine Idee. Nein, nicht Achterbahn oder Geisterbahn fahren.

Ich glaube, es war die Wolke Nummer 13, die sagte, es gäbe in Frankfurt am Main ein Karussell ganz oben auf einem Bier-Hochhaus. In dem Karussell sitzen Leute, die essen und trinken. Und weil das Karussell sich manchmal ganz schnell dreht, rutschen die Teller, die Biergläser und die Gabeln und Löffel und die Messer vom Tisch. Wenn das passiert, muss der Karussell-Bremser ganz vorsichtig und langsam bremsen, weil sonst noch mehr Teller vom Tisch rutschen. Das ist wie beim Auto, wenn man zu schnell bremst, dann rutscht der Einkaufskorb vom Sitz, wenn er nicht angeschnallt ist. Die Eier sind kaputt, die Milch läuft aus und die Sahne muss man nicht mehr schlagen. Und die Eier nicht mehr rühren.

Ach so, das Hochhaus heißt Henninger-Bier-Turm. Der steht dort, wo früher Mal in Frankfurt Bier gebraut wurde.

Ihr wisst nicht was Brauen heißt, was eine Brauerei ist? Eine Brauerei ist eine Bierfabrik und Brauen nennt man das Bier-Machen. Bier wird aus Wasser, Gerste und Hopfen gemacht. Hopfen ist eine Pflanze, die wächst ganz hoch oben an Stangen und Seilen. Zum Ernten muss man ganz hoch hüpfen, deshalb heißt diese Pflanze auch Hopfen. Gerste nennt man die kleinen spitzen Körner mit den langen Fühlern, die ganz fürchterlich jucken, wenn sie auf der Haut hängen bleiben.

Als einmal ein paar von uns alten Wolken am Bier-Turm hängengeblieben sind, haben wir auch etwas Bier getrunken und sind Karussell gefahren. Den Bier-Turm hat die Bierfabrik bauen lassen. Die Fabrik heißt Henninger-Brauerei.. Und warum man für das Bier-Brauen einen Turm braucht, weiß ich nicht. Ich glaube, die wollten nur angeben: wir sind die Größten, wir haben den höchsten Turm, der heißt Henninger-Turm. Neben der Henninger-Brauerei stand noch eine andere Bierfabrik, die Binding-Brauerei. Die hatte keinen Turm, dafür aber eine Straße und Bierdeckel, die man auf das Bierglas legen konnte, damit keine Fliegen ins Bier fliegen .. Und auf den Deckeln stand geschrieben: Dir und mir Binding-Bier. Die beiden Bier-Fabriken habe sich gestritten, wer das bessere Bier braut, wer das bessere Wasser nimmt und den besseren Hopfen. Zum Schluss war Hopfen und Malz verloren, das Bier war vergoren und beide Bierfabriken wurden abgerissen. Nur der Bierturm und die Bierkeller sind übrig geblieben.

Jetzt wurden die kleinen Wolken etwas ungeduldig: „Wir wollen jetzt aber nichts mehr vom Bier-Brausen und von Bier-Fabriken hören. Sag doch endlich, wie ihr Karussell gefahren seid. Habt ihr euch angebunden, festgeklebt, festgehalten? Wurde es euch dann schwindelig? Seid ihr rausgeflogen, hattet ihr einen Drehwurm?“

„Ich weiß was“, quäkte da die Wolke drei dazwischen: „man kann mit Bier Brausen oder Duschen! Das macht man, wenn eine Fußballmannschaft gewonnen hat. Da wird der Trainer mit Bier geduscht oder mit Sekt gebraust!“

„Halt doch Mal deine Klappe, wir wollen jetzt wissen, wann die alten Wolken schwindeln und ob sie einen Drehwurm kriegen.“

„Manchmal schon“, sagte die alte Wolke, „Ein paar von uns haben auch zu viel Bier getrunken, dann wurde der Drehwurm ganz schlimm bis zum Brechen, dann gab es nämlich einen Wolkenbruch.“

„Und wir mussten höllisch aufpassen, dass nicht gerade ein Wirbelwind dazukam. Das hätte nämlich einen Wirbelsturm, einen Hurrikan gegeben. Und das kann ganz gefährlich werden, wenn aus einem Harry can ein Harry-muss wird.“

„Das passiert, wenn sich die Spitze vom  Henninger-Turm viel zu schnell dreht und die Gäste im Restaurant fast aus dem Fenster fliegen.

„Das Restaurant oben auf dem Henninger-Turm dreht sich schon lange nicht mehr. Die haben das jetzt festgeschraubt, weil das zu gefährlich war und es war zu viel Arbeit, immer wieder das ganze Essen vom Boden aufzuwischen. Und das Geschirr ging immer kaputt.“

„Und was habt ihr dann gemacht, wo seid ihr dann Karussell gefahren?“

„Manchmal hat uns ein Wirbelwind etwas rumgeschleudert. Aber das war langweilig. Spannender war es, wenn es ein Wirbelsturm war. Doch dann sind wir zu weit geflogen und mussten immer zu stark regnen und waren danach so schwach, dass wir uns auf einer Wolkenbank ausruhen mussten.

Deshalb haben wir dann nach Riesenrädern gesucht, die aus Eisen mit den Gondeln dran, wie beim Skilift, das ist bequemer. Aber die meisten waren für Wolken zu klein oder sie standen mitten in der Stadt und wir kamen nicht richtig dran. Immer stand etwas im Weg. In Gelnhausen – gar nicht weit von Frankfurt entfernt war es ganz schlimm. Wenn wir versucht haben mit dem Riesenrad zu fahren, sind wir von den Kirchtürmen runtergezogen worden, Die Riesenräder standen zu nahe an den Kirchtürmen und die haben dann immer einen Wolkenzipfel aufgespießt. Das Riesenrad hat sich weiter gedreht und wird sind runtergefallen und hingen dann so lange am Kirchturm, bis die anderen mit dem Kondensy den Wind angerufen hatten und der uns mit vollen Backen vom Kirchturm geblasen hat. Da haben wir noch Mal Glück gehabt, dass die Kirchtürme so hoch sind. Wir sind gefallen aber kurz über dem Kopfstein-Pflaster hängen geblieben. Wenn wir nur einen Meter tiefer gefallen wären, hätte es einen Wolkenbruch gegeben. und wir hätten ins Krankenhaus fliegen müssen.

Ja, und dann haben sich ein paar von uns daran erinnert, dass es früher diese Windräder mit vier Flügeln gegeben hat. Das waren Windmühlen. Und da konnte man als Wolke mit dem Wind zusammen übers freie Feld oder auf einem Berg gut hinkommen und sich an die Flügel hängen.“

„Da gibt’s doch ganz viele davon auf den hohen dünnen Türmen, die Spargel-Räder! Im Taunus, auf dem Vogelsberg, im Rothaargebirge“, riefen die kleinen Wolken aufgeregt durcheinander. Jede hatte irgendwo schon Mal welche gesehen und es wurden immer mehr.

„Nein, die waren das nicht. Die Spargelräder haben nur drei Flügel. Die Windmühlen haben vier. Wie ein Kreuz. Zwei Balken überkreuz zusammengeschraubt.“

„Ja, ja, wir wissen, was ein Kreuz ist, sag uns lieber endlich, wie ihr das mit den Riesenrädern gemacht habt.“

Da meldete sich ganz leise die Wolke 8: „ Ja, aber was ist denn jetzt ein Kreuz wirklich? Eine von euch alten Wolken hat doch immer gejammert, sie hätte es im Kreuz. Das käme vom Bücken. Sie hätte sich beim Regnen immer ganz tief auf die Erde bücken müssen. Da wäre sie oft an Bergen, an einem Wald oder an Hochhäusern hängen geblieben. Oder an Kirchtürmen“

„Du hast Dich bestimmt verhangen“ habe ich zu ihr gesagt, „das passiert, wenn die Wolken nicht richtig ziehen!“  

„Da hat sie nur gesagt, ich wäre ziemlich altklug, dabei bin ich doch noch ganz jung. Und dann hat sie noch gemeint, sie hätte sich nur zu oft verregnet.“

„Und was ist jetzt mit dem Kreuz von der Alten?“, riefen die anderen kleinen Wolken.

„Sie hat gesagt, ich muss jetzt Mal in die Horizontale. Auf eine Wolkenbank. Das sagt sie immer, wenn sie sich etwas ausruhen will und sich hinlegt. Da habe ich mal genau ihren Rücken untersucht und ich habe nirgendwo ein Kreuz gesehen. Auch kein Hohl-Kreuz, in das man etwas reinfüllen kann.“

„Wolke 8, gib mal acht.: Da wo man einen Strich machen kann von Kopf bis Fuß und bei nach der Seite ausgestreckten Armen auch einen Strich von der rechten bis zur linken Hand, da kreuzen sich die Striche. Und das ist die Mitte vom Kreuz. Und wenn den alten Wolken es kurz darunter, darüber oder daneben etwas weh tut, dann sagen sie, sie hätten es etwas im Kreuz“

Jetzt aber wieder zum Riesenradfahren! Wisst ihr, was Windmühlen-Riesenrad-Fahren ist? Für Kinder ist das sehr gefährlich.

Weil wir so gut fliegen können, ist das Riesenradfahren für uns viel leichter als für Menschenkinder. Die Flügel der alten Windmühlen drehen sich bis zwei Meter über dem Boden, wer über zwei Meter groß ist, kriegt eine mit dem Flügel gewischt. Kinder sind aber viel kleiner. Die müssen auf Kisten steigen, eine Stehleiter nehmen, um sich an einem Flügel festhalten zu können. Und dann schnell wieder abspringen, damit sie nicht zu hoch mitgenommen werden. Wer als Kind von weiter oben abspringt, der wird dabei sehr schwer verletzt. Manche Kinder haben sich auch so wie die Bremer Stadtmusikanten übereinandergestellt und das oberste Kind konnte den Windflügel erreichen. Das ging nicht lange gut. Hals- und Beinbruch, Arm und Knöchel, Wolkenbruch, Holzschliffern in den Händen … Ja, weil die Windflügel doch aus Holz sind.“

„Und was ist dann passiert?“

„Die Eltern haben geschimpft, sie waren auch böse auf den Windmüller, weil der die Kinder nicht weggejagt hat. Konnte er ja auch schlecht. Er hat ja bei dem Wind und dem Krach in der Mühle nichts gehört von den Kindern.  Nur manchmal hat er oben aus seinem Mühlenfenster geschaut und dann geschrien: „Sofort weg vom Mühlberg!“ , denn die Mühle stand auf einem Hügel, einem kleinen Berg.“

„Und was habt ihr dann gemacht?“

„Wir haben uns das lange angeschaut und dann konnten wir einfach zu den Windmühlen-Flügeln fliegen, haben uns etwas festgehalten und sind immer rundrum rauf und runter gefahren. Der Müller hat nichts gemerkt. Nur hat er manchmal gebrummelt: „Zapperlot, heut ist aber wieder richtig dicke Suppe! Da müssen die Bauern aber höllisch aufpassen, wenn sie die Säcke vom Wagen abladen!“ Einige Bauern wollten die Getreidesäcke nicht so weit tragen und fuhren ganz nah an die Mühle ran. Da hat der Müller in sein Nebelhorn geblasen. Das war ein Kuhhorn. Und wenn der Müller das Nebel-Kuh-Horn blies, war das das Zeichen für die Bauern, dass sie mit ihren Wagen nicht so nah an die Mühle fahren dürfen. Wenn ein Bauer auf dem Wagen steht und sich einen Sack mit Körnern auf den Rücken lädt, dann ist er höher als zwei Meter.

Und ihr wisst ja, höher als 2 Meter, da wird’s gefährlich!

Und dazu gibt es den Spruch: „Willst Du schnell zur Mühle hin, warte bis die Wolken ziehn!“ und „Hörst Du das Mühlen-Kuh-Nebelhorn, halte hinten, und nicht vorn!“

Der Vorteil bei den alten Windmühlen ist, dass die Flügel aus Holz sind. Da kann man sich besser festhalten. Uns machen die Holzschliffern ja nichts aus. Oder habt ihr schon Mal eine Wolke gesehen, die sich mit der Pinzette einen Holzschliffer rauszieht?

Bei den neuen, den Spargelwindrädern sind die drei Flügel so glatt, dass man schneller abrutscht als eine Riesenraddrehung dauert. Und dann fliegt man so weit, wie bei einem Wirbelsturm. Das macht keinen Spaß.

Die nehmen wir uns nur zum Kitzeln oder Kratzen

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HaBE EIGENWERBUNG geschrieben:

HaBEs „Hanauer Geschichten“ im Brückenkopf: So. 18. 01. 26, 19h u.a Lamboy-Geschichten mit verschlüsselten Namen: Tally, Trinkwein, Schmalschnur, Waldweg & Hahn- nur wer ist wer? Who is who? Noch war’n die Amis da, das „Skyline“ & der Straßenstrich zwischen Karl Marx- & Friedrich Engels-Straße. – barth-engelbart.de

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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