
John Cage & Wolfgang Stryi & Joseph Beuys & Frank Zappa: „High-Matt-Himmlische Kompositionen“

Den ursprünglichen Plan, Ausschnitte aus den Star-Schwärmen über Rom nachzukomponieren, hat John Cage nicht mehr realisiert.
Dafür aber zusammen mit Wolfgang Stryi die „Himmlischen Kompositionen“ der Schwalben vor ihrem Abflug nach Süden. John Cage wird mir verzeihen, dass ich ihn bei der ersten Version des Artikels unterschlagen, und Frank Zappa, dass ich seine Koproduktion mit Wolfgang nur hinten drangehängt und seine 4.33-Version nicht erwähnt hatte: https://www.discogs.com/de/Various-A-Chance-Operation-The-John-Cage-Tribute/release/764617.
Als ich John Cage in Köln im August 1986 zwar wegen seiner früheren Kontakte zu Farah Diba und Schah Reza Pahlewi kritisierte und ihn scherzhaft „Joseph Beuys Music-Brother in Soul“ nannte, und „Till Eulenspiegel des Musikmarktes“, der den Musikmarkt ähnlich aufräumte und verarschte wie Beuys den der „bildenden Kunst“, wusste ich noch nichts von der direkten Zusammenarbeit von Beuys und Cage. Die wurde mir erst ein halbes Jahr später klar: Der Westdeutsche Rundfunk richtete anlässlich seines 75. Cage-Geburtstags im Februar 1987 einen 24-stündigen NachtCageTag aus und für die documenta 8 in Kassel schuf Cage die Klanginstallation
Writings through the Essay: On the Duty of Civil Disobedience.
In dem Bekenntnis zur „Pflicht des zivilen Ungehorsams“, zur „Duty of Civil Disobedience“ trafen sich John Cage, Joseph Beuys, Frank Zappa und Wolfgang Stryi nicht nur in Hanau in der Metzgerstraße
.


Wolfgang ist kurz vor unserer Europa-Tournee und dem Erscheinen unseres Buches „unter-schlag-zeilen“ im Offenbacher Hallenbad nach einem Hirnschlag ertrunken.


sammeln sich die Kanzelschwalben von der Niedergründauer Bergkirche und verwandeln sich in Zugvögel und wollen auswandern. (Aber ganz heimlich haben sie dann doch die Rückfahrkarte mitgelöst. Der Zettel im Schnabel ist nur der Fahrschein für „hin“, den für „rück“ soll niemand sehen, behaupten Böse Zungen.)

Noch bösere Zunge behaupten, es handele sich beim Gründauer Wappen zwar schon um den Wormser Paradies-Schlüssel und damit um den Hinweis auf die Christianisierung der Region von Süden her und das schon zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert. Da dachte noch nicht Mal der UrUrUrUr Urgroßvater von Bonifacius und Kilian an die beiden, die ja erst im 8. Jahrhundert von Norden kamen. … aber was behaupten die noch böseren Zungen? Das halbe Hähnchen ist nicht der halbierte preußische Adler – sonst wäre ja sein Haupt gespalten … es handelt sich um den österreichisch-ungarischen Doppeladler, der halbiert wurde. Und das macht auch Sinn: denn nach 1815 gehörte zumindest Mittel-Gründau circa ein Jahr zu Österreich.

Unser Dorf soll schöner werden

vorher & nachher:



Noch ein solcher Verschönerungsk(l)otz hinter der VR-Bank & am Sportplatz

HaBE meine Federzeichnung des Usinger-Hofes im Ahl von 1989 leider verloren. Da war die Haustüre noch überdacht und hinter dem Wohnhaus noch die Reste des Mühlrades zu sehen, denn hier endete der Mühlbach, die Abzweigung des Hasselbaches, der dann in einen Gründau-Arm in den Auwiesen mündete
Wenn Scheunen und Vordächer

auch die Federzeichnungen des Betz’schen Hofes von vor dem Abriss in den 90ern sind verschwunden
und Ställe

und fürsterliche Domänen-Dächer sich unheimlich dahin- & davonmachen und so den Störchen die einst sicheren Nester rauben, (http://www.barth-engelbart.de/?p=216969 / http://www.barth-engelbart.de/?p=206366) ((bei diesem Dach der fürstlichen Remise ahnt man schon, warum das „Krüppel-Walmdach “ heißt))

wenn der warme Sand überm Ofen im Backhaus auf dem Dachboden in Herbst und Winter

und das Bus-Wartehäuschen und der Hof-Torbogen in der sommerlichen Dämmerung lauschige, trockene Plätze bieten und feuchte Träume wahr werden lassen,

wenn die Oma Heiss schon lang oder nur mal kurz weg vom Fenster ihres „Hexenhäuschens“ ist und der „Eigenbrötler“ links hinten in seinem kleinen eigenen Backhaus sein letztes Eigenbrot gebacken hat, ( http://www.barth-engelbart.de/?p=88018 /

dann fliegen die Hexen in den Abendhimmel

und wer meint, sie würden von unerkannter Hand gezogen

der irrt sich. Die Hexen spannen nachts die Notenlinien über den Himmel und sichern sie mit einem Notenschlüssel, damit am nächsten Morgen Wolfgang Stryi mit seinen Ton-Tauben- und -Schwalben

Motive für seine himmlischen Sinfonien komponieren und variieren kann

Das Freiluftkomponieren findet im Rahmen des Corona-Notprogrammes des Osthessischen Kultursommers statt

Die besten Interpretationen sollen hier veröffentlicht werden.
Aber nicht nur: http://www.barth-engelbart.de/?p=223086

Nur Mut. Trotz des verhexten Notenschlüssels und der außerordentlichen Sitzordnung versuche ich es auch. Wolfgang hat mich immer dazu ermutigt, wenn er zwischen Luigi Nono und Frank Zappa Zeit dafür hatte: “ Hartmut, Du kannst so gut nicht Gitarre-Spielen, dass man es kaum merkt!“
Das, was jetzt kommt, hat nur gaaaanz wenig mit dem zu tun, was hier vorher gespielt wurde.

in einem Rudel von FR-medien-designerINNEn durfte ich am 30. April 2008 in Frankfurt in den 1.Mai abrocken …. wurde aber nix: die Musik war mittelmäßiger 60er Verschnitt und die Power-Point-Präsentation von Uschis Titten war unter aller Sau: eine schlechte Werbeveranstaltung der Welt-& HeimatFRont-Schau und des hässlichen Schwarzfunks)
68er Revival-Disco im Sinkkasten
Vietnam Ho-tschi-Tralala
Ohnsorg’, Rudi-Rallalla
und in Mitten
Uschis Titten
Rainer Langhans’ Unterhosen
zwei drei viele becks in dosen
kaufhaus Schneider steinwurfweit
etwas weggesprengt zur Zeit
KfW bauts wieder auf
bis zum Sommerschlussverkauf ?
die Toten gibts in Ramallah,
Falutscha, Belgrad und Kabul-
grün mandatet find ich cool.
Dany gafft durchs Absperrgitter
heute ist er Kreuzzugsritter
Joschka trägt jetzt den Talar
weil er eh katholisch war
Als Messdiener wurd er vernascht
deshalb hat der Bub gehascht.
FR-sponsort- HR eins
Opening mit Holger Meins
Holger Meins das ist kein Spass
starb weil er die Supp nicht aß
Nur der gute Struwwelpeter
Rainer, den kennt hier noch jeder
blieb noch übrig
Gott sei Dank
jettet von Berlin nach Frank
furt wo er die Haare rauft
und sich dann als Buch verkauft
HR2 da gibts Kultur
die FR promotet nur
leider sind sie jetzt zerstritten
Rainer und die O mit Titten
Opa, Mutti und der Pappa
tanzen groovig
nach Frank Zappa
Und die Opfer von MyLai
sind per Dia mit dabei
Ach MyLai das war doch Gestern
Dalai ruft zum Beten Schwestern
Free-InsTibett mit dem Lama
gutes Feministen Karma
Und was sind schon Frauenrechte
gegen solche Himmelsnächte
die seine Heiligkeit durchschlürft
wenn ihr ihm euch opfern dürft
Revoluschen dröhnts im Ohr
ich komm mir so beschissen vor
Rainer nahm auch LSD
Nixon, Fixon ganz ok
Statt Black Panther
Flower Power
Leary Lari
auf die Dauer
was Westmoreland sehr erheitert:
wenn dir Age das Hirn erweitert
Tolle Party, gute Äckschen
I can get no Sättisfäckschen
Alles tut noch einmal so
Ich muss Kotzen.
Schnell zum Klo.
Mein Neffe geht nach KOSOWO
geschrieben in der nacht vom 1. zum 2. Mai 2008
gut Nacht
&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&
SchreibtischTöter
Schreibtischtöter
müssen für ihre Tätigkeit
weder
sitzen
noch
dazu
stehn
Mai 2008
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The Grey Dark Shark
This is the face
of Yellow Shark
he’s getting old
looks grey and dark
And if you
do not know him
than this is not so very schlimm
Than you should ask your papa
He knows of course
the Yellow Shark
is real Franky Zappa
and sometimes it is Wolfgang Stryi
They both swam back into the sea
and both since long in heaven
I will them there once treffen
Dass Dein Geburts- vor 70 Jahren
mit dem Todestag des Panthers*
zusammenfällt
das hast
Du Dir nicht ausgesucht
Ihr habt euch lediglich
um knapp 5 Jahre
verpasst,
doch gibt es außer
dem noch mehr
was euch zusammenhält.
- *Panther war einer der Künstlernamen Kurt Tucholskys
Hallo Franky,
an unser erstes Zusammentreffen kannst Du Dich sicher noch erinnern. Fritz Rau hatte Dich 68/69/70 nicht in den popeligen SINKKASTEN http://www.barth-engelbart.de/?p=135 oder in die IG-Farben-prächtige Harzburg-Kronberger-Front-JAHRHUNDERTHALLE (von der heute kein Mensch mehr spricht) sondern gleich in die Frankfurter Messehalle gelockt. Wir haben Dich damals als weißen James Brown begrüßt, diese Dienstwaffe gegen die Black Panthers: unsere Frankfurter Mehltüten-Attacke haben viele Deiner Fans damals nicht verstanden, die Polizei hat gefilmt, was die Super8 hergab, die Bullen trugen noch Papphelme und waren auch damit weit hinter den PLÄÄSTIK-PIEPEL zurückgeblieben. Heute tragen sie HARD-PLÄÄSTIC-WARE und drohen Dir bis in die Wohnung mit BeDrohnung. Frankfurts Polizeipräsident wie der OberBürgermeister fandens gut, wenn wir, die Langhaarigen GammelRadikalinskis uns an Dir abarbeiteten, einem noch dreckigeren Langhaarigen, der selbst auf die heiligsten Örtchen öffentlich scheißt. Ich konnte damals kaum unterscheiden zwischen zivilen HalbNazis und ZivilKriminalen, die Schlapp- und ManchesterCordHüte waren die Gleichen, und nicht wenige Vollbärte und Rainer LanghaarHänse standen nicht nur Schlange vor den MessehallenKassenHäuschen sondern auch auf der Gehaltsliste des Innenministers. Es war schrecklich aufregend. G8 und S21 sind fast nix dagegen. Du warst 68/69/70 dagegen nur kurz in Rage und hast dann das Ganze als HAPPENING aufgefasst und uns den Wind aus den Segeln genommen. Ob wir danach zusammen eine Friedenspfeife geraucht haben im Backstage ? Ich weiß es nicht mehr. Das hat mir die Polizei aus dem Kopf geschlagen. Fritz Rau war sauer. Er verstand die Welt nicht mehr. Na klar, der war auch gegen den Krieg in Vietnam. Und wir unterstellten ihm , er wäre ein Handlanger der CIA. Wir machten aus den “Mothers of Invention” die “Mothers of Invasion – of Intervention – of Investigation” ….
Wir haben erst viel später begriffen,dass nicht die Mothers of Invention sondern die RollingStones sich instrumentalisieren liessen und ihr Streetfighter-Qutfit nur Schaufensterdekoration war.
Ganz so wie es das Duo propagiert hatte, das wir noch vor Dir bemehlten: Bärmeier und Nickl von PARDON. (Dieses ‘Attentat’ filmte nicht die Polizei sondern Holger Meins hat darüber einen wunderhübschen Dokumentarfilm gemacht) Der PARDON-Schlachtruf im Gemetzel der AnzeigenAkquisition lautete: ” Verkauft den Kids Che-Guevarra-T-Shirts, rote Ringelsocken, stopft ihnen die süßen Mündchen und die großen Mäuler mit LPs “I can get no Satisfaction” – dann ist Ruhe im Karton!!” An Zappa hat die Neue Frankfurter Schule und auch der WiVo (Pardon-FR-SPIEGEL…) nicht gedacht. Warum wohl? … Dass Deine CDs auch die Blitzmädels – und Luftschlag-Jungs begleiten – besonders jetzt, wo allen voran die FRontschau Dich zu Deinem 70. für die YoungAbonnenten-Akquise ausschlachtet bis unter die Haarspitzen…(So was nannte man früher Leichenfledderei!).
Klar haben sie versucht auch Dich zu instrumentalisieren, doch sie haben es letztlich nicht so doll geschafft, weder politisch noch bei deiner Musik. Du bist ihnen im Hals stecken geblieben, sie konnten Dich nicht so recht verdauen. Dein Yellow Shark beißt quer zum mainstream. Immer noch.
Dass der mainstream versucht, Dich posthum zu vereinnahmen, ist nicht erstaunlich: Zappa Sells!! Und die FrischzellenKur für das feindlich übernommene Schlachtschiff des WiderstandskämpFRs DuMont verpackt Dich pietätstränendruckend in seine Mittel-Seiten, dass sich die BalkenÜberschriften biegen.
Es war schön, Dich nach über 30 Jahren wieder zu treffen durch einen, der sich wie Du nie hat zerbiegen lassen:
Wolfgang Stryi, die Bassklarinette, das Saxophon, der Komponist, der NaturMenschenFreund, diese Vertonung des Urschreis. Durch ihn und seine Arbeit habe ich Dich im Yellow Shark mit ihm zusammen wieder gefunden. Und es war das erste Mal , dass ich die Frankfurter Alte Oper wieder betreten habe, seit Rudi Arndt sie zusammen mit Klints Kameruner Rocker-Plänen für ein riesiges Jugend-KulturZentrum in Selbstverwaltung in die Luft gesprengt hatte: Rudi Dynamit, das war ein echter Brandstifter. Ein BetonTerrorist der frühen Stunde. Nur gesprengt hat Rudi die Oper nicht, aber er hat sie einem SchwarzmarktChiefDealer, NachKriegsVerbrecher und Ehrenbürger Frankfurts als Eigendenkmal überlassen. Nein, nicht Herrmann Joseph Abs, auch nicht Hilmar Kopper, auch nicht Joseph Ackermann.
Hätten die Kameruner Rocker gegen Rudi gewonnen und die Alte Oper erfolgreich besetzt, ich bin mir sicher, Du hättest zusammen mit Wolfgang und dem ensemble modern den Yelloew Shark damals noch viel lieber und autentischer durch die alten Mauern schwimmen lassen.
Wo ihr euch jetzt trefft, das wissen die Wale und die Haie und die, die ihre Gesänge, ihre Schwingungen nachfühlen und verstehen.
Bei mir wird das noch ein Weilchen dauern.
Ich bin ins Erzählen gekommen. Macht nichts. Du hast ja Zeit.
Aber Dein GeburtstagsGeschenk hätte ich fast vergessen dranzuhängen:
Am Golf von Lakonien schwamm mir ein hölzerner Fisch entgegen, den ich aus den Fluten retten konnte. Der sah aus wie ein gealterter Yellow Shark. Das war der Grey-Dark Shark. Den schenke ich Dir zum 70.




Bei meiner leider verschwundenen Federzeichnung von 1990 stand die Scheune des Usinger-Hofes noch und der Eingang war überdacht. Rechts von der Haustüre sieht man noch die Löcher in der Verschindelung, wo die Stützbalken des Vordaches befestigt waren

Die Scheune des Heinrich Usinger-Hofe mit dem großen aus neuen Ziegels eingedecktem HU auf dem Dach wird gerade abgerissen. Das Walm-Vordach verschwand schon bei der Letzten Dachsanierung. Die Löcher für die Stützbalken rechts und links der Haustüre sind noch zu sehen.

Frank Zappas Gelber Hai ist im Golf von Lakonien ergraut und so weit erblindet, dass er sich bereits an Einhörnern vergreift. Aber er ist doch ziemlich gutmütig geworden. Er lässt sich von einer Seeschlange die Ohren putzen oder nur kraulen. Er selbst kann ja nicht kraulen, weil er keine Arme hat, der Arme. Er muss dringend mal wieder zum Zahnarzt, damit er Bertholt Brecht nicht Lügen straft: „Und der Haifisch, der hat Zähne …“ ? Hatte Zähne!!
The Grey Dark Shark
This is the face
of Yellow Shark
he’s getting old
looks grey and dark
And if you
do not know him
than this is not so very schlimm
Than you should ask your papa
He knows of course
the Yellow Shark
is real Franky Zappa
and sometimes it is Wolfgang Stryi
They both swam back into the sea
and both since long in heaven
I will them there once treffen
HaBE 2007
DORFERNEUERUNG
Weil die Bauern
keinen Mist mehr machen
und auch noch
der letzte Dreck
im Dorf
unter Asphalt und Beton
verschwindet
kräht danach
kein Hahn mehr
auf dem Haufen
und die Schwalben müssen
sich zum Nisten
ihre Höhlen
erst im Baumarkt kaufen
ein blindes Huhn
hat kaum noch eine Chance
Mauersegler hauen sich
an fugendichtem Gasbeton
die Schädel ein
Frühlingsgefühle
zwischen Gift und Gülle
Pollenallergie mit Rinderwahn
Hormongedopte Fleischtransporter
um acht uhr abends fährt die letzte Bahn
Wer hier noch bleibt
der ist zurückgeblieben
Keine Sau fühlt sich hier wohl
Bauernlegen gibts nicht mehr
Der letzte Bauer hat sich selbst erhänkt
Das ärmste Schwein im Dorf
hat jetzt
im Schlachthof
um Asyl gebeten
07.2002
No Milk Today
Der letzte
Milchbauer
im Dorf
hat der Moha
ein Schnippchen
geschlagen
Bevor sie
ihn legen
konnte
hat er
sich aufgehängt
Lieblos säubern
Triptychon für ein Dreckloch
(Lieblos heißt eigentlich lieblicher Ort und das Haus der letzten Juden von Lieblos wurde nach dem Krieg zur berüchtigten “Patras-Bar”)
Wer das vorletzte
und älteste
noch erhaltene Haus
jüdischer Bürger
als Dreckloch
Rattennest
und Schandfleck
brandmarkt
geht
zumindest lieblos
unwissentlich
gewissenlos
mit der Ortsgeschichte
um
Wo
Saubermänner
Brandreden
halten
fangen
Strohköpfe
Feuer
Der ahnungslos
warmsanierte
Investor
stünde dann
mit dem Ausdruck
des Bedauerns
vor der Asche
Dem City-Center
stünde dann
kein Denkmal
mehr im Wege.
Ein Dreckloch?
Ja,
doch nur
weil Ihr
aus diesem Judenhaus
ein Saufloch und Bordell
gemacht
und dort
mit vollem Wanst
und hohlen Köpfen
gewissenlos
und lieblos
zahllose Nächt
durchgezockt
gesoffen
und gebummst
und dabei
noch liebloser
Politik gemacht
habt
Und keiner
will jetzt dran
erinnert werden
mit wem Ihr
dort so oft schon
unter einer Decke stecktet
während andere
für Euch
die Zeche
zahlen durften.
Ein Schandfleck?
Ja
und er
wird bleiben
und
daran erinnern
dass Ihr und Eure Eltern
geschwiegen
weggesehen
zugesehen habt
oder
(schon damals)
Beifall klatschtet
wenn eure Nachbarn
beraubt und geschlagen
ins Judengetto
fliehen mussten
Wenn braune Terroristen
mit Anspruch auf Pension
die beiden Alten
aus dem Stedl holten
um sie
in Ausschwitz
zu ermorden
Ein liebloser
schwarzbrauner Fleck
getrocknetes Blut
im goldenen Buch
der Ortsgeschichte
auf einem ansonsten
aus schlechtem Gewissen
völlig unbeschriebenen Blatt
Der Schandfleck bleibt.
Kein Tintenkiller
und kein Schreibtischtöter
kein deutscher Schädlingsbekämpfer
und kein Abrissbagger
wird ihn verschwinden lassen.
HaBE geschrieben 1988
=================================
Ein Psalm
zu singen
an den Ufern
der Milchseen
von Babylon
am Fuße der Butterberge
Gott Aldi-Asko-Metro sprach
Es werde Milch
so billig wie Mein Quark
und andre Billigspeisen
und es ward
zu festen Dumping-Preisen
da geht die
Molkerei fast ein
An Bauernopfern
solls nicht mangeln
Die Milch ab Hof
wird weggeschüttet
Die Tante Emma
ist längst tot
Der Asko-Rewe-Aldi Gott
hat sie zu sich genommen
Er sprach
du sollst
keinen Laden
haben
neben dir
neben Mir
Lasset die Kunden
zu Mir kommen
und lehret ihnen nicht
ihren Quark
woanders
einzukaufen
Denn Letzten Endes
bin Ich überall
dein Nächster
und du sollst
zu Mir fahren
und Mir dein Letztes geben
bis an dein Lebensende
(oder vorher schon dran glauben)
HaBE geschrieben 1987
=========================================
Bauer bleibt Bauer
sagte die Lehrerin
Frau Bachmeier
und hatte unrecht
Dem Schorsch
lief seine Frau
davon
ihr war
der Vierundzwanzig-
stundenjob
zu schwer
der Reiterhof
gleich nebenan
versprach ein
angenehmres Leben
Da hat
der Schorsch
sich aufgehängt
Jetzt fehlt
im Männerchor
ein Baß
Sein Sohn
der Fred
singt
im Tenor
der schnitt
ihn morgens
leichenblaß
im Flur
von dem Geländer
das war
im letzten
winter
Schorsch hinterläßt
vier Kinder
der Älteste
der Fred
will jetzt
den Hof
nicht übernehmen
Mistbauer
will der Fred
und soll der Fred
nicht werden
Bub, geh zur Polizei
zur Post
zur Bahn
beim Staat
in Lebensstellung
sagt die Tante
Fred geht zur Bahn
lernt Gleisbauer
doch ausgelenrt
will ihn
die Deutsche Bahn AG
nicht übernehmen
Und weil er
weiß wie man
die Schwellen legt
und weil er
in der Schule lernte
Leg dich nicht quer
du Puddelbauer
wie die Frau Bachmeier
ihn nannte
legte er
sich jetzt
mit letzter Kraft
das erste und
das letzte Mal
quer
vor den Zug
HaBE geschrieben 1989
=================================================
Bauer bleibt Bauer
sagte die Lehrerin
und korrigierte sich
kürzlich
Na dann
halt Gleisbauer
und hatte
schon wieder unrecht
so ändern sich
die Zeiten
HaBE geschrieben ca. 1988
ausgemärzt
(ausgemerzt?)
(Greenkeapers Mourning-March)
Die Bauern
räumen
das Feld
einer nach dem anderen
Die Bauern
träumen
vom Geld
und einer nach dem anderen
fällt
aus Träumen von früherer
Hülle und Fülle
auf Rieselfelder
für Gift und Gülle
Einst goldener Boden
wird aus dem Morgen
bis zum Abend
der Acker
zum Schlachtfeld
Schlachtprämien
gibt es für Kühe
und Kälber
und etwas danach
für den Bauern selber
Das Streichorchester
der eegee
(der EU)
spielt ihm das
passende Lied dazu
mit dem hohen Cee
und eine
Dickebackenkappelle
aus Bonn
bläst ihm hinterher
den Trauermarsch
und treibt ihn zum Kreuz
an der Urne
er eignet sich noch
erst Stimmvieh
dann Schlachtvieh
der Ochs unterm Joch
der Bauernarsch
pfeift
auf dem
letzten Loch
Im Märzen der Bauer
sich selber aufhängt
die Milch bringt zu wenig
der Kornpreis gesenkt
er zackert
und rechnet
bis spät in die Nacht
Milch und Korn hat
die Schlächter
so mächtig gemacht.
No Milk Today
Der letzte
Milchbauer
im Dorf
hat der Moha
ein Schnippchen
geschlagen
Bevor sie
ihn legen
konnte
hat er
sich aufgehängt
Bauernregel
Weiß der Bauer
sich kein Rat
nimmt er
Kordel
oder Draht
(doch die Balken
von sein’m Dach
war’n zu schwach!)
weiß er dann
gar nicht
mehr weiter
nimmt er
Strick
und Anstellleiter
und so weiter
leider
bevor ich irgendwas veränder
schneid ihn sein Bub schon vom Geländer
Drei Käse hoch, erst dritte Klasse
gut gefüttert, beste Masse
Pudding-Mobbing bringt auf Dauer
den kleinen Mops zur Superpower
jetzt wird er nie mehr Puddelbauer
HaBE das 2025 etwas erweitert