Konzentrations-fördernde Sonderschulzentren!? Das Argonner-Kasernen-“Förderschulzentrum” in Hanau-Wolfgang

Der Autor der folgenden Stellungnahme hat als Grundschullehrer, Jugendarbeiter, ehrenamtlicher Sozial-, Schullaufbahn-, Fortbildungs- und Drogenberater und Erwachsenenbildner über 35 Jahre in sozialen Brennpunkten in Frankfurt, Offenbach, Maintal, Gelnhausen und Hanau gearbeitet

Verstärkung des Sonderschul-Ghetto-Effekts

die bevorstehende Realisierung des Planes der Stadt Hanau und hier besonders des Herrn Schuldezernenten Piesold (FDP) bringt bisher in der Öffentlichkeit nicht oder viel zu wenig beachtete Verschlechterungen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen, für die Eltern, die LehrerINNEN und die Anwohner des geplanten Sonderschul-Ghettos.
Zynisch könnte man ja argumentieren, die Stadt müsse nur die militärische Umzäunung beibehalten und die Streifen der MP  an HARTZ-4 bestückte Security-Unternehmen übergeben verstärkt durch eine freiwillige Polizeireseve der örtlichen Reps oder NPDler und andere Blockwarte ….

Aber das würde den Bedenken der Wolfgänger Bevölkerung nicht gerecht werden. Tatsächlich ist die Schaffung eines “Förderschul”-Ghettos  auch für die Anwohner ein Problem -entweder man schließt diese Kinder hermetisch weg
oder man hat sie hochkonzentriert im Stadtteil, in dem sich an die Tradition der Freizeitbedürfnisse der dort vorher Kasernierten anschließend ein entsprechendes Angebot wiederentwicklen wird. (Mal abgesehen von der Nähe der demnächst vielleicht drei statt bisher zwei Atommülllager. Ich bezweifele, dass Herr Piesold seine Kinder in diese Gefahrenzone schicken würde.)

Die in Hessen zunehmende Tendenz angesichts mangelnder Ausstattung der Regelschulen “problematische” und “schwache” und behinderte Kinder auszugrenzen und an “Förderschulen” zu überweisen wird mit einer solchen Maßnahme weiter perpetuiert. Bisher waren beide Schulen zwar etwas beengt, aber doch in die Stadtteile integriert und die Schülerzahlen einigermaßen übersichtlich. Jetzt würde ein relativ gigantisches Zentrum entstehen, das von seiner Ausbreitungs-Erweiterungskapazität (und wegen der günstigen Immobilienpreise) den Trend zum Auslesen, Ausgrenzen, Ausstoßen Nachdruck gibt.

Für die Kollegien der betroffenen Schulen ergeben sich durch Synergie-Effekte Stellenstreichungen bzw. Mehrarbeit und weniger Neuzuweisungen. Hausmeister- und Sekretariatsstellen oder Stunden werden gestrichen und /oder “outgesourced”. Wo bisher  kleinere Gruppen und Klassen möglich waren, werden Klassen und Gruppen dann zusammengelegt und damit vergrößert. Denn überall wird die Maximalgröße ausgereizt, wo bisher auch Minimalgrößen mehr Gruppen ermöglichten.

Die jahrzehntelange Aufbauarbeit der jeweiligen Schulgemeinden ist hinfällig, Akzeptanzaufbauarbeit in den Stadtteilen entwertet und das sinnvolle Zusammenleben von “lernbehinderten”, “behinderten”, “lernschwachen” Kindern und Jugendlichen , “SonderschülerInNNEn” und “Normalbevölkerung” entfällt, weil diese “Sonderschul-Population” jetzt in
einem riesigen Ghetto am Stadtrand weggeschlossen ist.

Außerdem ist diese Ausverlagerung, dieser Ausschluss der Kinder, Jugendlichen und Lehrer ein weiterer Schritt zur Entvölkerung der Hanauer Innenstadt und der Hanauer Stadtteile, nach der Ausverlagerung der
EberhardtSchule, der Schule am Schlossplatz, der Hohen Landesschule …
Kommt als nächstes die Auslagerung der Brüder Grimm-Schule ?
Das Grundstück steigt im Immobilienwert, wenn der Freiheitsplatz zur reinen Commerzarena umgestaltet wird.

Für die Eltern und Kinder wird das zusätzliche Fahrtkosten und Fahrtzeiten bedeuten. Aber entscheidend ist das Abschneiden der Kinder vom Kontakt zum “normalen” Leben , zu den Ex-Schulfreunden … auch die optisch-mentale
Reduzierung der Aussicht auf Rückkehr in die Regelschulen wird sich katastrophal auswirken.

Und es wird durch die herrschende Bildungspolitik für die rechte Stimmung gesorgt:  die UpperClass-Damen und Herren ziehen sich in toppversorgte (private) Gymnasien zurück, der obere Mittelstand darf auf öffentliche Halbgymnasien gehen und der  Rest kommt in die zusammengelegten Haupt- und Realschulen.
Und dann geht ein Aufschrei durch das Land -bis nach rechtsaußen Hand in Hand: um das Niveau der Restschulen nicht zu entwerten wird die Sonderbehandlung der “Problematischen” außerhalb gefordert: von den “Lernbehinderten” bis zu den körperlich Behinderten, von AsylbewerberKindern bis MigrantenFamilien ohne ausreichende Deutschkenntnisse, von den
Jossgründer RestbauernKindern bis hin zu den Gören mit HARTZ-4-Genen: AB IN DIE KASERNE !

Die LOOSER haben Mal wieder die Arschkarte gezogen – bekommen!
Aber wen interessierts ? Wenn dann ein Brennpunkt dort draußen brennt, der ist schnell gelöscht und abgeriegelt ist er eh schon.

Und die Wolfgänger ? Die konnten doch die Amis aushalten, dem Führer seine Atombombenwerkstatt, die Cyclon-B-Produktion, die Atombetriebe, die Atommül-Lager,  und wenn es denen nicht passt, können die sich doch nach Oberrodenbach zurückziehen in die Waldsiedlung kurz vorm Golfplatz Hof-Trages. Da strahlt nur die Sonne und
es gibt kaum Sonderschüler an diesen Löchern. Oder gibts wie beim Tennis jetzt auch Balljungen oder Ballmädels für Golf und AfterGolf ?
Und wer das nicht bezahlen kann, der muss halt in Wolfgang bleiben, für Streifelaufen um das “Förderschulzentrum” kriegt die freiwillige Polizeireserve den Ehrenamtsbonus, freien Eintritt ins LindenbauBad und einen Unkostenbeitrag.
Manche Wolfgänger haben da schon für weniger den Widerstand aufgegeben …

Zu fordern ist die Integration aller Kinder in die Regelschulen und die Ausstattung der Regelschulen mit ausreichend Lehrerstellen, damit die Klassenstärken auf 15 als Regelfall gesenkt werden können. Unsere Kinder brauchen Zeit. Wir brauchen Zeit für uns und unsere Kinder. Das Fassadenstreich-Programm der Bundes-& Landesregierung und der Kreise und Kommunen reicht nicht aus. Es muss der “Personalschlüssel” verbessert werden und die LehrerINNen müssen wie die Kinder und Eltren entlastet werden.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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