Ein Leben für Frieden, Versöhnung und Wahrhaftigkeit. Eine Hommage an den Israeli Reuven Moskovitz (1928-2017).

Reuven Moskovitz mit Walter Herrmann

bei der Karlspreis-Verleihung in Aachen. Dort wurden wir Freunde. Ich habe mit Walter Herrmann zusammen Reuvens Mittagsschlaf vor der Kundgebung am Elisenbrunnen bewacht. Aber Reuven schlief immer hellwach und hat in unsere geflüsterten Gespräche eingegriffen. “Ich habe -wie unzählige palästinensische Kinder- keinen Tiefschlaf mehr.” Fotos: arbeiterfotografie (HaBE)

Siehe dazu auch:

Al-Quds-Jeru-Salem-Shalom-aleikum Reuven Moskovitz nachgerufen – barth-engelbart.de

Reuven Moscovitzs Brief zur Shoah, zum Tag des Holocaust – aus Jerusalem – barth-engelbart.de

Ein Leben für Frieden, Versöhnung und Wahrhaftigkeit. Eine Hommage an den Israeli Reuven Moskovitz (1928-2017).

Von Wolfgang Effenberger

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16.11.2023

Reuven Moskovitz wurde 1928 im nordrumänischen Schtetl Frumușica geboren, überstand die Schrecknisse des Zweiten Weltkriegs und konnte 1947 nach Palästina einwandern. Er erlebte am 14. Mai 1948, dem Tag vor dem Ende des britischen Israel-Mandats, wie sich die letzten britischen Streitkräfte aus Palästina zurückzogen und David Ben Gurion als Ministerpräsident die israelische Unabhängigkeitserklärung verlas. Das führte jedoch noch in der gleichen Nacht zu Kriegserklärungen seitens Ägyptens, Saudi-Arabiens, Jordaniens, des Libanons, des Irak und Syriens. Am Morgen des 15. Mai 1948 begann die Massenvertreibung der Palästinenser durch den neu gegründeten Staat Israel, die den Auftakt für blutige Aufstände und Kriege bildete. Während die arabische Welt Israels Staatsgründung, die Vertreibung großer Teile der palästinensischen Bevölkerung und die Niederlage im Krieg als “Nakba”, als Katastrophe, wahrnahm, wird in Israel der Waffengang von 1948/49 als “Unabhängigkeitskrieg” tradiert.

1950 war Moskovitz Mitbegründer des Kibbuz Misgav-Am an der libanesischen Grenze. Er arbeitete als Baggerführer im Straßenbau und erlebte den „Sechstagekrieg“ (5.-10. Juni 1967) als baggerfahrender Pionier in der israelischen Armee. Seine direkten Erlebnisse in dieser Zeit ließen Reuven Moskovitz zum Friedens- und Versöhnungsfreund werden. Er wurde nach dem Sechstagekrieg Sekretär der neu entstandenen “Bewegung für Frieden und Sicherheit”. Besonders hatte ihn berührt, dass ihm ein geflüchteter Palästinenserjunge seine Mundharmonika schenkte – sie wurde zum Markenzeichen von Moskovitz. Nachdem er an der Hebräischen Universität Jerusalem Geschichte und hebräische Literatur studiert hatte, gab Moskovitz seine Sichtweise zum Sechstagekrieg an die dortigen Studenten weiter.

1974 erhielt er ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung. Dies ermöglichte ihm ein Forschungsjahr an der Freien Universität Berlin. Für sein Promotionsthema “Deutsche und Juden zwischen der Macht des Geistes und der Ohnmacht der Gewalt” verglich Moskovitz die damaligen politischen Tendenzen in Israel mit der Situation im Deutschland der Weimarer Republik. Leider reichte das Jahr nicht, um die Promotion zum Abschluss zu bringen, dafür fand Moskovitz viel Interesse und Solidarität für Israel. Er gewann Freunde und Mitdenker, besonders im Umfeld der “Aktion Sühnezeichen” und von “Pax Christi”(1).

Seitdem empfand er es als seine Aufgabe, die Deutschen, die sich bemühen, ihre geschichtliche Last aufzuarbeiten, zu ermutigen. Sie sollten ihre Zurückhaltung überwinden und ihre Verantwortung erkennen, überall dort Unrecht zu bekämpfen, wo es geschehe, auch in Israel.

Weiterlesen: https://apolut.net/ein-leben-fuer-frieden-versoehnung-und-wahrhaftigkeit-von-wolfgang-effenberger/

PDF:

https://apolut.net/ein-leben-fuer-frieden-versoehnung-und-wahrhaftigkeit-von-wolfgang-effenberger//?print-posts=pdf

oder: WE16.11.2023

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Weitere Schriften von Wolfgang Effenberger:

https://afsaneyebahar.com/category/wolfgang-effenberger/

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Siehe auch:

Nur durch Frieden bewahren wir uns selber

Die Bergpredigt als Zeitenwende

Von Eugen Drewermann

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Friedensfähigkeit und Kriegslust

Von Hans-Joachim Maaz

Erste Auflage 2023, Verlag Frank & Timme, Berlin

ISBN: 978-3-7329-0972-8

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Ein Gedanke zu „Ein Leben für Frieden, Versöhnung und Wahrhaftigkeit. Eine Hommage an den Israeli Reuven Moskovitz (1928-2017).“

  1. Moshe Sharet, der auf Ben Gurion gefolgte zweite israelische Ministerpräsident, vertraute seinem Tagebuch an: “Ich habe gelernt, dass der israelische Staat in unserer Generation ohne Betrug und abenteuerlichen Geist nicht regiert werden kann. Dies sind historische Fakten, die nicht zu verändern sind. Es mag sein, dass die Geschichte die Betrugsstrategien bestätigen wird, genauso wie die abenteuerlichen Aktionen [Anm. W.E.: Moshe Sharet meint damit die blutigen Vergeltungsaktionen]. Was ich, Moshe Sharet, weiß, ist, dass ich nicht fähig bin, so zu handeln, deshalb bin ich auch nicht fähig, diesen Staat zu regieren.” (Zitiert nach Wolfgang Effenberger) Mitnichten aber hat dieses Bekenntnis Moshe Sharets nur und allein dem Staat Israel zu gelten, sondern ausnahmslos allen modernen Staaten.

    Mit zwei aus jüdischer Ahnenreihe hervorgekommenen politischen Ökonomen, mit dem großen Deutschen Karl Marx und dem großen Deutschenfreund Wladimir I. Lenin, zeigt sich die moderne Welt spätestens seit dem Vorabend des Ersten Weltkriegs als vom Monopolismus übergegangen in den Imperialismus. Und mithin als regiert von einer “supranationalen Finanzoligarchie,” so Lenin. Dessen Schrift «Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus» macht diese Oligarchie als Vereinigung organisierter Schwerstkrimineller erkennbar.

    Und jetzt!? Das Bundeskriminalamt bitten, tätig zu werden!? Sicherlich nicht, so blöd und dumm wollen wir nicht werden. Jene Schwerstkriminellen tun lediglich, was ihnen eine chronisch sinkende gesamtmarktdurchschnittliche Kapitalrendite und die daraus logisch folgenden Notlagen von Staatshaushalten, Kapitalmärkten und Privathaushalten diktieren. Welche Logiken allesamt angetrieben sind von etwas allseits und geradezu aufs höchste Heiliggehaltenem mit dem wunderschönen Namen Produktivitätszuwachs.

    Wer von diesem letzteren und seinen ruinösen logischen Folgen nicht reden will, der darf selbstverständlich weiterhin fromme Lügen beschwören. Welche da sind: Menschen- und Völkerrecht, Regelbasierte Ordnung, Friedensverpflichtung, Gewaltenteilung, Rechts- und Verfassungsstaat, Demokratie. Und so weiter.

    Was ist moderner bzw. industrieller Kapitalismus in seinem tiefsten Grunde, was macht sein Wesen aus. Woraus unabwendbar logisch hervor kommt das moderne bzw. industrielle Kapital mit seinen Erscheinungen namens Monopolismus und Imperialismus. Und woraus kommen ganz logisch dann auch Produktivitätszuwachs bzw. die politische Herrschaft organisierter Schwerstkrimineller hervor. Aus etwas ganz Einfachem und Banalem, aus der betriebswirtschaftlich-buchhalterischen Erfassung der Zeiten von in der Warenfertigung geleisteter händischer Arbeit.

    Kann das denn Sünde sein? Nein, nicht doch — wie denn auch sollte man anders verfahren mit Nutzvieh.

    “Die moderne Form von Herrschaft ist eine von Sklaven über Sklaven,” stellte Friedrich Nietzsche als Quintessenz seiner Kritik der Moderne fest. Wer die Tragödie Palästinas beenden will, sollte nicht von Klassenkampf träumen — so genial Marx und Engels waren als politische Ökonomen, so miserabel war ihre Geschichtstheorie. Wer die Tragödie Palästinas beenden will, muß nicht einen klassenkämpferischen Willen zur Macht entwickeln. Sondern einen weit höheren Willensakt vollbringen, muß die Tragödie namens Moderne beenden wollen. Muß aufhören, Sklave sein zu wollen.

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