Back to the roots: endlich HaBE ich eine Lesung Daheim mit ZORA im Lamboy in der Moschee

2002 so um den 1. mai – nein es wird kein Gedicht- also im Frühling vor 8 Jahren musste ich ohne Morgen-Cappuccino zur Arbeit fahren. Es war eine traumhafte Reise ins Lamboy – Kennen Sie nicht ? Sollten Sie aber. Hier im US-KASEREN-vIERTEL wurde nicht nur deutsche Rock-Geschichte geschrieben. Nö- hier haben meine Kids mir ihre Lieder und Bücher diktiert; von UncleDaddy erzählt und von Mammies abblätternder Nachtschicht, wenn sie morgensfrüh vom Dienst kam… noch im Halbschlaf an die Autobahn zwischen Auffahrt Gründau-Lieblos-MöbelWalther (oder wars schon nach dem Walther Mega-Infarkt, neben Media-Markt, dann hieß der Laden bereits Krieger oder Höffner – daran kann ich mich nicht mehr erinnern, aber an die Abfahrt von der A66/45, dort wo früher die große Essotankstelle war, die mit den Cocktail-Glas-Säulen (, die der Denkmalschutz leider vergessen hat,) und der Club Cherie, der Puff, die Hehlerzentrale, Lederjacken , Autoradios … aus der Alptraum ….  kurz hinter der Brücke über die A66, diese westdeutsche Antwort auf die Route 66 und Rollbahn nach Osten,  wache ich aus dem KoffeinEntzugsSchlaf auf … das geht Gottseidank automatisch. Denn ab hier könnten mir meine Kids vor die Stoßstange geraten…
Ach, was erzähl ich schon wieder vom letzten Krieg ? War da nicht noch was ? Klar, der Möbel Höffner heißt in Wirklichkeit nicht Kerkeling sondern Krieger. Jetzt kriegen die aus dem Möbel-Walther gnädig Übernommenen Verträge mit Arbeitszeiten und Löhnen aufgebrummt, dass jeder Widerstand verstummt. Um es mit der IM Angela zu sagen: der Höffner ist in der Region halt alternativlos. Oder alternativ haltlos, oder alternativ arbeitslos. Eine ARGE Geschichte, ärger könnt sie nicht sein. In den Ostkolonien ist der Höffner noch alternativloser: Dort sind es dann eben Kriegers Kollatteral-Schäden und Neo-Kolonial-Looser. Er wird ja regelmäßig mit seinem Kampfhubschrauber zu den Luftschlägen gegen die Altbelegschaften und ihre Restbetriebsräte eingeflogen und versprüht Adrenalinschübe bis zum Herzinfarkt und Lohnsenkungsmittel. Das drückt neben den Löhnen auch den Altersdurchschnitt , so verschlankt und verjüngt der MöbelKriegsHerr sein SöldnerHeer mit DumpingSold. Von irgendwas muss er ja das Kerosin und die Piloten und den Schraubhuber und die Reststeuern bezahlen.
Das waren noch Zeiten, als die drei goldenen W-Patriarchen Gründau beherrschten: Bauer Würfl, Apotheker Witte, Möbel-Walther. Der Alte, der jedes Jahr in Gründau oder Gelnhausen die Main-Kinzig-Schulchorkonzerte inklusive Verpflegung bezahlte. Good Times….,  vom Krieger kriegt mer heut nix mehr. Da wünscht mer sich den Alten Fritz, den Kaiser Wilhelm oder wenigstens den Ludwig Ehrhardt zurück, den erprobten, geläuterten ReichsWehrWirtschaftsführer. Oder halt den Alten Walther.
Upps, fast hätte ich die Ausfahrt Hanau-Lamboy verpasst.
Ich hatte die Espresso-Maschine Marke Rancilio Silva vorsorglich eingepackt und erinnerte mich rechtzeitig daran, bevor ich zur Gebeschus-Schule auch automatisch rechts abbog, automatisch ? Automatisch funktionierte an diesem chromglänzenden Suchtgerat nichts mehr.  Schlaftrunken hatte ich um 5 Uhr 45 den Kippschalter an der Machine vorschriftsmäßig gekippt und schon stand ich im Finstern. Die Schnell-Unterrichtsvorbereitung musste entfallen. So wird man zum Schwellenlehrer. Zwangsläufig. Glücklicherweise war die Sicherung auch per Kippschalter wieder zu sichern- im Dunkeln in den Keller und wieder rauf, schon fast im Dauerlauf. Noch Mal Kippschalter , noch Mal Sicherung raus, runter in den Keller und wieder und wieder…. Dann eben ohne Kaffee und ohne Vorbereitung: Eilabfahrt….
Der Kaffe-Maschinen-Händler in Frankfurts facegelifteter Bergerstraße wollte beim ersten Schaden gleich 300 Euro haben, was die Wertschätzung dieser Maschine dann auf 1200 Euro gesteigert hätte. Das wär heute meine komplette Monatrente…
Meister Targli, den ich an diesem Mai-Morgen noch vor seiner Kundendiensttour durch alle Eis-Cafés der Region in seinem Laden erwischen konnte – also, statt rechts in die Friedrich-Engels – nach links in die Karl-Marx-, dann politisch korrekt beschrieben  rechts durch die Breitscheid-Straße rund um das “Lückhardt-Dorf” – wieder auf die Vierspur-Lamboystraße,  diesmal aber stadtauswärts und STOPP vor der alten Lückhardt-Metzgerei mit ihrer neoklassizistischen Fassade, diesem ehemaligen Rechenzentrum des ganzen Blockes. Bis auf die Kasernen hatten die US-Bomber in Hanau alles platt gemacht, oder wars der Bomber Harris ? egal,  alles freie Sicht bis zum Feiheitsplatz, der heute schon wieder fast so aussieht wie 1944  und rund um die niederländisch-wallonische 44er TrümmerGedächtniskirche siehts ja demnächst auch so aus wie nach der Bombennacht.  Hanau haut um ! Die Stadt wird zum Privateigentum eines Hamburger GroßImmobilien Fuzzis…  Nur eines blieb bombenfest stehen: die als Hospital belegte Bezirksschule, die ganzen Kasernen, das Offizierskasino, wo später Elvis, BillHealy und die Tillmann-Brothers und die Monks auftraten …. und das “Lückhardt-Dorf” mit ein paar Häusern gegenüber und mittendrin die alte neoklassizistische Metzgerei (doch den halben Schweinen oder Rindern und den Lamboy-Kindern war das völlig schnurz, die wurden Worschd, ob lang ob, kurz!)  – klar, hier ging die Miete übern Ladentisch oder auch nicht, denn Metzgermeister Lückhardt, der längst in seinem Rinderhimmel Schafe hütet, verschenkte manchmal nicht nur Kuddeln, Nieren oder Leber an die armen meist tief roten Schlucker in seinem “Dorf” für die DPs und das ganze Gesocks “underdocks” wies die Amis nannten, er hatte auch ein Herz für seine Lamboy-Lumpen, die “LambeLumbe” …. und das bereits seit über tausend Jahren. Viele wohnten auf Kredit und wenn Lückhardt mit dem Schlachtbeil aus dem Hinterhof hinter die Theke kam, wurden auch die BlockwartsGroßmäuler kleinlaut. Die Oma Schwab, die Oma Schüssler mit ihrer über hundertköpfigen Sippe zwischen Zwangsarbeitslager,  Arbeitsamt und Jugendarrestanstalt. Wie halt im richtigen Leben eben oder im falschen Film. Aber dafür hat die Sippe ihn angehimmelt. Er war der Übervater, wenn die Alten einfach die Flatter gemacht hatten und die Weiber mit den Bälgern übrig und zurückblieben. Die Schüsslerweiber hatten in der Sippe das sagen, und die Oma das OmaKommando und die Sippe hat den ÜberMetzgerVater auch beschützt. Vorm Krieg und nach dem Krieg und vor dem Krieg und nach dem Krieg .. Und auch in den Kriegen, denn im Lamboy war immer verschärfte Heimatfront vor der Kaserne vor dem großen Tor…. Hehlerkneipen, Straßenstrich, Kinderparadies zwischen ausrückenden Panzern, eilmarschierenden Kompanien, Rushhour bei schichtwechsel, Pappa an der Kautschukpresse Mama aufm Strich und qwenn der Alte Nachtschicht hatte konnte Mama ihre Nachtschicht zuhause machen und die Kids schliefen bei der Oma. Oder nächtliche Kinderspiele zwischen Bahnschwellen-Stapeln auf den Gleisbauhof “Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?” Das roch herrlich nach Karbol und Terr und nachts war jeder schwarz. Angst? Wovor?  Ja, dass die Mammie nach der nachtschicht wieder  mit blutigem Hals rumlief und blauen Augen oder dass der  Alte nachts in die Kinderbetten stieg und stank wie die Pest, aber so waren die Männer egal ob schwarz gelb oder weiß…
Meister Targli – dieser aramäische Syrer mit armenischem Namen und kurdisch-jesidischen Wurzeln – ach weiß der Teufel, wo er herkommt – das ist mir zu kompliziert – und sooo wach bin ich jetzt auch noch nicht. Meister Targli kennt mich aus den Berichten der Kinder seiner zwei Angestellten. Drei Dichtungen (der Mann könnte Schriftsteller sein, und bei seiner Biographie muss er auch gar nix erfinden, der war bestimmt in Syrien Schriftsteller und kennt Rafik Shami, Kaffeeautomaten repariert der sicher als AutomatenDidakt, weil er hier nicht genügend Leser und Zuhörer findet mit seinem Aramäisch. Ich könnte ihm Deutsch-Nachhilfe anbieten gegen einen Rancilio Silva-Betreuungsvertrag ?)  Drei Dichtungen und eine Sicherung und ein neuer Kippschalter… Geben Sie mir 20 Euro, sagt er und ich weiß nicht, warum er mich nicht Duzt.  Und denke: Ey Alter, das ist doch vielleicht grad mal der Materialwert ! Und Deine Arbeit und der Mehrwert ?  Klar, schwarz und ohne Steuer. Ich geb ihm das Geld und zum Abschied die Hand und im Umdrehn biete ich ihm das Du an. Dass er schätzungsweise 20 Jahre jünger ist als ich, das ist mir nicht aufgefallen. Er hat im Laden auch keinen Spiegel. Ist ja ne Werkstatt,  auch der alte weißgekachelte Verkaufsraum vom Lückhardt im Rinderhimmel. Die Haken für das gut abgehängte hängen noch. Nur hängen jetzt dort Ersatzteile für Espresso-Maschinen.. der Meister Lückhardt würde sich drüber freuen. Über seinen Metzpresso-Laden.
Ja,  und dann komme ich 8 Jahre später auf der gleichen Strecke zum gleichen Parkplatz und habe wieder die Maschine dabei. Meister Sorgli hatte im Mai 2002 gesagt: jetzt hast Du mindestens 5 Jahre Ruhe und es waren dann doch etwas mehr als 8. Einen Tag vor dieser erneuten Hanaufahrt hatt ich dem unbeschreiblichen Teil, mit dem man den Kaffee an die Machine presst (Aha, daher kommt der EsPresso) den schwarzen Hebelarm abgebrochen. Wieder ein Morgen ohne Cappuccino. Aber es waren ja schon Sommerferien und ich musste erst um 9 Uhr dreißig in der Lamboy-Moschee zur Lesung sein. “Zora”, mein KinderBilderLeseBuch mit der Ziege, … Meister Sorgli schenkte mir noch vor der Lesung erst einen ungebrochenen Maschinenarm und dann einen Espresso ein…. Aufgekratzt erschien ich in der Moschee über dem SÜPERMARKET und der Döneria. Die drei Töchter des Immam begleiteten mich nach oben, zeigten mir die Schuhregale, bis sie an meine Gehbhinderung dachten und lachten – verlegen und ließen mich dann auch beschuht eintreten. Der Raum war voller Kinder, alles Jungen, die beiden Mädchen blieben draußen. Es war eine schöne und sehr kommunikative Lesung und nach ein paar Zugaben, Gedichten und Liedern und den fast überschwänglichen Dankesworten des Immam sagte ich zum Abaschied: Ich komme sehr gerne wieder, aber beim nächsten Mal wünsche ich mir von ganzem Herzen, dass die Mädchen mit dabei sind. Der Immam lächelte, nickte freundlich und versprach es.
 
 
Neue Wege
Einst haben mir die GRÜNEN die rote Karte gezeigt.
Wenn Du so weiterschreibst,
kannst Du sehen wo Du bleibst
Das hast Du dann von der Courage:
auch von LINKS gibts keine Gage.
Du tatst der SPD
seit über 68 weh
Du jammerst wegen Deiner Rente
Du schreibst, Du bräuchtest eine Spende
nix geklebt, geschafft, zu faul ?
immer ein zu großes Maul ? !
dann halts doch endlich
Ende
Das riet mir neulich ein Kollege, der junge Neue
jetzt geh ich in mich und bereue
HaBE 2008

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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