Matthias Claudius zum 200. Todestag & Arta, mailde Dich, wenn Du noch lebst

Lamboy-Kids der Hanauer Gebeschusschule
Das Lieblingslied von Arta war (neben den “Lamboykids)
die Neuvertextung des Matthias Claudius-Liedes “Der Mond ist aufgegangen”.
Zur letzten Strophe hatte sie gesagt, dass sie an diese Strophe denkt und sie singt, wenn sie in Sarajewo den Mond durch die Löcher der Kellerdecke sehen kann und weiß, dass wir den Mond auch sehen.
Arta kam einen Tag vor ihrer Abschiebung noch Mal in die Schule und fragte mich: “Darf ich eine Liedermappe mit nach Hause nehmen ?” Ich wußte nichts von der bevorstehenden Abschiebung – unsere Nachrichtenkanäle hatten versagt. Sonst hätten wir die Familie wieschon oft noch versteckt oder vorgewarnt –  Die Liedermappen mit allen unsren selbstgemachten Liedern, und dem gesamten LAMBOY-KIDS-Konzertprogramm durften nicht nach Hause mitgenommen werden, weil sie sonst bei den Auftritten fehlten. Ich sagte .”Nein, aber Du kannst sie ja hier lesen … und auswendig lernen … ” Arta brach in Tränen aus und ging stumm nach Hause.  Dass “nach Hause” Sarajewo bedeutete, konnte ich mir nicht vorstellen. Am nächsten Tag wurde sie abgeschoben, so wie Hülya mit ihrem kleinen Bruder, den sie gerne noch in die LAMBOY-KIDS gebracht hätte, die kleine mutige Kurdin und Mahmut aus dem Jemen, der so stolz auf seinen kleine Schwester war, die auch zu den LAMBOY-KIDS kommen sollte, beide abgeschoben. Ich weiß nicht, ob sie noch leben.  Hülya, die Drittklässlerin hatte bei der Überschwemmung der Hanauer Asylunterkunft Donaustraße beim Kinzig-Hochwasser in den 90ern nicht nur ihren kleinen Bruder sondern auch eine ganze Reihe von anderen Kleinkindern gerettet und betreute sie danach in der Notunterkunft in der Schulturnhalle. wenn die Eltern, die Mütter, die alleinerziehenden Väter auf den Amt waren, (illegal) Arbeit suchten …. Rasim ist zusammen mit seiner 7-köpfigen Familie die Flucht vor der Abschiebung in die USA gelungen. Er hat sich einen Liederordner gewünscht. Ich habe vergessen, ob ich ihm einen nach Atlanta geschickt habe.
Die Sekretärin der Gebeschus-Grundschule machte immer ihre Sekretariatstüre auf, wenn die Kinder das Lied sangen: ” Ich liebe dieses Lied. Ich kriege immer ne Gänsehaut dabei!” Nun, damit war sie nicht allein.  Wenn die Kinder bei den Konzerten das Lied sangen, konnte man im Saal oder auch auf dem Hanauer Marktplatz eine Stecknadel fallen hören …

Siehe auch http://www.barth-engelbart.de/?p=1065 hier kann man den Brief Rasims aus Atlanta nachlesen


Der Mond ist aufgegangen
die goldnen Sterne prangen
am Himmel hell und klar
der Wald steht schwarz und schweiget
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar
 
Jetzt kommt die Stadt zur Ruhe
das hektische Getue
im Häusermeer verweht
die großen Einkaufstraßen
stehn einsam und verlassen
und niemand der das Licht ausdreht
 
Am Fenster wird es leise
nur in der Einflugschneise
ein Flugzeug stört die Ruh
die Nacht wird wie ein Zimmer
mit warmem Kerzenschimmer
der Tag schläft ein und dann auch du
 
Nicht alle gehen schlafen
noch viele müssen schaffen
weit über Mitternacht
der Mond kann sie nicht sehen
wenn sie am Fließband stehen
so wird die Nacht zum Tag gemacht
 
Seht ihr den Mond dort stehen
er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön
so geht’s mit vielen Sachen
die wir so schlau belachen,
weil uns’re Augen sie nicht sehn
 
Wer sieht den Mond von hinten
wer nicht sucht kann nichts finden
der stellt sich blind und taub
es gibt so viele Leute
die seh’n nur eine Seite
die sehen Blätter und kein Laub
 
Der Mond scheint auf uns nieder
auf Menschen Schwestern Brüder
durchdringt mit mildem Licht
die Herzen und die Räume
begleitet unsre Träume
er geht doch er verläßt uns nicht
 

Alle Lieder habe ich zusammen mit den Kindern getextet und arrangiert.
Beim “Mond” haben wir zwei Strophen von Matthias Claudius unverändert
übernommen.
Gruß
Hartmut Barth-Engelbart

 

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Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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