Original Meddel-Grinner Kwetsche-Wal-Hasel-Mus oder auch kurz LadWaSel

Original Meddel-Grinner Kwetsche-Wal-Hasel-Mus oder auch kurz LadWaSel
Main-Kinzig-Kreis – Gründau
Geschrieben von: Hartmut Barth-Engelbart
am: Montag, 21. September 2009 um 23:01 – Gelesen: 7598 mal
was haasd: Ladwersch mit Wal- un Haselniss
– in Alt Wiedermus haasd des LadWaMaSel, weil die hawwe noch Marone debei.

Das Rezept hat mir die letzte Backgretel nachts auf dem Schulhof verraten. Wir trafen uns immer bei den letzten Rundgängen : sie vom Backhaus ich von der Alten Schule, ob auch das Licht aus ist, die Türen geschlossen, kein Kind eingeschlossen usw. oder sie schaute, ob auch niemand mehr im warmen Sand überm Backofen rumknutschte. Ordnung muss sein. Ab 24 Uhr werden keine Kinder mehr gemacht! Auch nicht gebacken. Sie meinte, das Kwetsche-Mus-Rezept stamme von ihrer UrUrUrUrUrOma aus Altwiedermus und die hätte es dort beim Abbau des Wingerthauses so um 16Hundert un e poar zerkwetschte an der Ronneburg gefunden. Na Ja.
In Altwiedermus musste man die Rezepte auch nicht vor den marodierenden kroatischen Reitern im Fachwerk verstecken, wahrscheinlich hat sie das Rezept einfach nur dort aufgeschrieben oder einen der Schreiber von der Vor-Burg schreiben lassen. Die Inspirierten wohnten ja in der Burg, und viele von denen konnten genauso gut schreiben wie die Hugenotten (die schrieben aber meist noch Französisch und sicher hieß bei ihnen das Kwetsche-Mus kurz:
l’ advergée woraus die Altwiedermuser Laddwersch gemacht haben)
Ach ja die Rundgänge ? Nee, erst Mal : woher komme in Meddel-Grinn die Haselnüss un die Walnüss?
Die Haselnüsse kommen zuerst vom Hasselbach, wochnach der auch benannt wurde. Die Walnüsse kamen von der fürstlichen Bannmühle am heutigen Bahnhof, da standen schon immer im Aufsichtsbereich des Bannmüllers die Walnussbäume. Hier musste man sie klauen. Am Ende der Weißwiesenstraße.
Die Haselnüsse waren frei zugänglich, weil die auf den Almenden standen. Auch die Kwetsche-Beem, die standen em Goarde oder im Judengrund , am Meddel-Grinner-Wingert am Stickelsberg und in Widdermus am Wingert unter der Burg zwischen den Weinstöcken, dort stehen sie heute noch.
In Niedergründau am Kirchberg in der Südlage usw…. Die Haselnüss holten man auch am Mühlstück über dem Mühlbach oder aus der Wagnershole. (eigentlich hieß die auch noch Hasselhole aber das führte zu Missverständnissen, weil viele leute dann meinten, der Hasselbach wär durch die Wagnershole gekommen. Das stimmt nicht der Mühlbach überquerte die Wagnershole …

Ach sou, die Rundgäng nachts um die Alt Schul!:
Da war nix möglich mit Vandalismus und Amoklauf. Von Norden wachte die Backgretel über die Schule, kam ja auch immer rein wegen dem Feuerturm und der Feuer-, Sterbe- , Hochzeits- und Taufglocke und von Osten wachten die Wirtsleute von der “Alten Post”, oder später der Hussein mit seinen Kindern und von Süden die Paula und dann die Reifs, die putzten und teils ehrenamtlich Hausmeister machten, und die Engelbarts und Schmidts von Westen …
Und der Weg zur Schule ? Verkehrssicher ging es Bei’s Tobiase durch den Garten durchs Hintertürchen. Da verunglückte kein Kind.
DAS WAR EIN DORFMITTELPUNKT: Jugendzentrum, Seniorentreff, Kreativ-Zone, Fort- und Weiterbildung, Kino und die IAS-Bücherei mittendrin, direkt neben der Hausaufgabenhilfe, dem Deutschkurs und die Kleinstkinderbücher direkt neben den beiden Krabbelgruppen… die (Kinder-)Bücherei.
Und im Sommer im Regen unterm Dach der Pausenhalle – so was hat die neue Schule nicht zu bieten. Die Fahrradwerkstatt open-air mit den Regenwerkstätten-Ersatzteillagern im alten Schulhofklo. (natürlich mit verschlossenen Deckeln über den alten Jauchegruben) …
DAS WAR DIE ORTSMITTE

und das Rezept ?

Klar kam das aus Altwiedermus. Der Ort hieß ja Jahrhunderte danach Alt-widdermus, Neu-widdermus, auch die Auswanderer haben den Namen in die USA mitgenommen : in Konnettikatt gibt es ein Village, das heißt Schonwiddermus. Ich weiß nicht, wie die Amis das aussprechen und das Deutsch, was dort von den Alten noch gesprochen wird, ist auch nicht mehr so ganz lupenrein. Die Gebietsreform hat dann aus Alt-Widdermus und Neu-Widdermus teils Ronneburg und teils Hüttengesäß gemacht, was im Volksmund auch Budenarsch genannt wird. Der Ortsname kommt natürlich vom Schreckensruf aller Kinder im Herbst, wenn der Daumen die Pflaumen schüttelt unn mer se awwer aaach sou esse koann: “Blos nedd schon Widder Mus!!!”
Die Kinder fandens echt rührend. Und manches hat sich beim Rühren die Hände verbrannt, und die Zunge und es sind auch schon Kinder in den Bottich gefallen – da mus ein Kind eben auch durch ! Kindermus!

In AltWiddermus wurde aber ein anderes Mus gemacht: hier gabs zwar auch Haselnüss und Walnüss, wobei man die im Wäldchen unter der Burg klauen musste, weil es im Dorf keine Walnussbäume geben durfte: das war fürstliches Privileg wie auch die Maronen: das Alt-Widdermuser Kwetsche-Mus hatte noch einen Anteil an Esskastanien, an Maronen dabei. Die hawwe die Alt-WidderMuser aach beim Ferschd geklaut. Awwer saaaachs nedd sou laud! Was? Hä? Nein die Inspirierten auf der Burg waren keine Mormonen, die sind erst in Saltlake-City entstanden, wahrscheinlich, weil da die Siedler erst den Indianern das Wasser abgegraben haben – das kannten sie noch aus der Heimat, wo es der Büdinger Fürst mit ihnen gemacht hat und dann ist ihnen selbst das Trinkwasser ausgegangen und dann ist der Salzsee entstanden und wenn man zu viel Salzwassser trinkt, dann gründet man auch jetzt noch neue Religionen, mit Vielweiberei oder so Sachen, die heute nur noch die Bin Ladens machen..

Also das Rezept:

1 Kilo Kwetsche
80 Gramm Brauner Zucker (Rüben-Rohr oder sonstwoher)
70 Gramm Weißer Zucker
1 halbe Stange Zimt (also die sollte man schon klein reiben !!! sonst bleibt sie im hals stecken!)

Die entsteinten, halbierten oder gevierteilten (das kennen die Bauern gut schon seit sie der Martin Luther nach den Bauernkriegen so behandeln wollte)
in eine Auflaufform schütten und mit den Zutaten vermischen. So 4 bis 10 Stunden durchziehenlassen-

(wie schwedische Reiter durchs Dorf, wie haben die Bauersfrauen, die UrOmas ihre (UrEnkel-)Kinder beruhigt: „Hoppe , Hoppe Reiter, wenn er fällt, dann schreit er , fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben, fällt er in den Sumpf, dann macht der Reiter : plumbs!“ — wenn man in der Gründau-Aue im Schilf mal richtig suchen würde, man könnte noch einige Reiter aus den Bauernkriegen und auch welche aus dem 30-jährigen Krieg finden, mit Rüstung – aber ohne Ross, denn das hatten die Bauern dann doch als Tier(sch)(n)ützer gerettet. Der Reiter war mit Rüstung viel zu schwer. Sie sollen dabei auch gerufen haben: In der Rüstung sind sie fix, für uns Bauern tun sie nix!! – was natürlich so nicht stimmte. In der Rüstung waren die Ritter eben ohne Pferde sehr langsam … Hoppe Hoppe war selbstverständlich nicht das gleichnamige Modehaus in Gelnhausen !! Und dann haben sie noch gesungen „Winter adé, Scheiden tut weh…!“ und „ Die Reiter-Rüstung, die sinkt fix, so tun sie auch den Bauern nix!“ – aber das ist wieder eine andere Geschichte)

Dann für 1 bis 2 Stunden in den Herd bei Umluft vorgeheizt mit 180 Grad.

Früher kam die Ladwersch nicht nur in den Waschbottich , wo meist die Kinder stundelang rühren mussten, damit nix anbrennt, sondern eben auch so ganz ungerührt ins Backhaus und war dann über dem Ofen nach 3-4 Stunden auch so weit. Und in der Resthitze im Backofen zusammen mit dem Riwwel-Kwetschekouche auch in spätestens einer Stunde.

Jetzt ist es aber ein ziemlich langes Rezept geworden.

Ach noch was: nach dem Herd kommt das Kwetsche-Mus in ausgekochte Schraubgläser und abgekochte Deckel drauf zu unn feddisch.
Guuden Abbedidd
Nix verschlabberd
Nix
Verschidd
Unn jetz iss
Schluss
Mit
Kwetsche-Mus
Isch muss noch nach Altwiddermus

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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