Wüteten in Hanau etwa die Bilderstürmer ?

Was im Weg steht, wird weggeräumt, sortenrein entsorgt: Humanabfall in Altenpferche namens “SeniorenWohnPark”, zertifiziert denkmalgeschützt Steinernes oder Fachgewerktes ins Freilichtmuseum Hessenpark und der Rest auf die Bauschuttdeponie – wobei der “Denkmalschutz” kostenbewusst wegschaut. (zum Hinschauen reicht das Personal nicht aus!)


Organisierte Unkenntlichmachung ganzer Kleinstädte und Dörfer ist die Regel, Bauschutt deckelt Keltengräber, Ortskerne werden entkernt- über die Ortsgeschichte lässt man Gras wachsen. Zeitzeugen werden zerlegt: in Hanau ging es jüngst an das Eingemachte. Bagger zerstörten ein Mosaik eines der berühmtesten Künstler der Goldschmiedestadt. Und plakativ beklagen Politiker jeder Couleur den Identitätsverlust, die Gesichtslosigkeit und mangelndes Geschichtsbewusstsein. Viel Lärm um Nichts ???

Es geht immerhin um die mögliche Rettung weiteren Hanauer Kulturgutes und nicht nur um den Fund eines Hanauer Lehrers , der gestern das schon fast zerstörte Peukert-Mosaik im ehemaligen Gesundheitsamt  – meines Wissens nicht in der Nussallee, wie die FR schreibt, sondern in der Eugen-Kaiser-Straße – eventuell noch vor der totalen Zerstörung hat retten können.

Das Mosaik des Hanauer Malers und Bildhauers Peukert befand sich in dem gerade vom Main-Kinzig-Kreis verkauften Areal des historischen Landratsamtes und dort im Gesundheitsamt-”Neubau” aus den 50er Jahren.

Das Gebäude wird zur Zeit abgerissen, um einer Wohnanlage für betreutes Wohnen Platz zu machen. Wenn die beteiligten Investoren später mit den Alten so umgehen wie jetzt mit den “Altertümern”, muss einem Angst und Bange werden.

Den Vorzeige SenioreINNEN aus Hanau, wie dem Kabarettisten Rainer Bange (Spitzname “Pure Angst”) oder der Frauengeschichtsschreiberin und FR-Großmutter Ilse Werder ist nur zu empfehlen, dort nicht einzuziehen!


Die Vernich6tung des Peukert-Kunstwerkes durch Abrissfetischisten steht in der stahlenden Goldschmiede-Grimmstadt nicht alleine:

Bei der Planung von Lesungsreihen im Heinrich-Fischer-Hallen-Bad kamen bei verschiedenen Orts-Terminen mit den Pächtern des ehemaligen “Palmengärtchen”
– der ehemaligen  zweiten Milch-Bar Hanaus (die erste befand sich dort,
wo heute der Foto-Edel am Freiheitsplatz seinen Laden hat(te?),

.- hinter dem Tresen und den Regalen für die Gläser, Schnapsflaschen etc. das
Peukert’sche Mosaik zum Vorschein, das Peukert nach einer Fotovorlage mit
Silvio Francesco und Catharina Valente geschaffen hatte : Silvio
stilisiert mit dem Saxophon , Schlagzeuger im Hintergrund, Gitarrist
etc. und Catharina Valente ebenfalls stilisiert im Pettycout beim Tanzen.


In Hanau bestand zunächst die Hoffnung und auch die feste Überzeugung, dass bei einer Renovierung des Heinrich-Fischer-Bades dieses
Mosaik wieder zur Geltung gebracht würde. Mit Schrecken haben dann aber
KunstkennerINNEN die vollendeten Entkernungsabrisse zur Kenntnis nehmen müssen. Sie hoffen jetzt, dass das Mosaik nicht auf dem Bauschuttcontainer und in einer Bauschuttdeponie oder in einem Lärmschutzwall an der A66 gelandet, sondern zur Rekonstruktion an einem angemessenen Ost im erneuerten Bad sicher gelagert ist.

Sollte das nicht der Fall sein, so hoffen die KunstrettungsversucherINNEN ,können sie durch ihre Pressearbeit Menschen zu erreichen, die das Mosaik fotografiert haben oder (bereits verrentete) MitarbeieterINNEN aus der Stadtverwaltung, die wissen, wo die entsprechenden Pläne, Vorlagen, Anweisungen für die Handwerker/Plattenleger etc. archiviert sind.

Sie wollen sich nicht noch einmal den Vorwurf machen, zu spät
eingegriffen zu haben, wie das beim Abriss des Hanauer Badehauses am
Frankfurter Tor der Fall war, bei dem eines der schönsten komplett
erhaltenen Baushausdenkmäler der Einfahrt in eine Tiefgarage “geopfert”
wurde.

Die Kulturschützer wissen wohl, es gibt Schlimmeres als ein weiterer zerstörter Peukert, das ausradierte Bagdad z.B. hatte wertvollere Kunstwerke bis sie befreit wurden oder durch den US.-Überbau konserviert wie die Fundamente des sagenumwobenen Turmbaus zu Babel, der jetzt als Panzerabstellplatz sinnvoll genutzt wird …

Fortsetzung auf www.barth-engelbart.de.vu (diese seite mit rund 6 Roman-Manuskripten und ungezählte Gedichten existiert seit dem Festplatten-Crash 2008 nicht mehr. Eine Sicherheitskopie gab es nicht)
P.S.:
ein nicht unwichtiger Grund für diesen Artikel ist die Tatsache, dass
dieses Mosaik in HaBEs Hanau-Roman “Grenzgänger” eine wichtige Rolle
spielt- so wie das Heinrich-Fischer-Bad insgesamt-  Da er am 6.9.
(15.00h) und am 7.9. (13 & 16.00h) beim Bürgerfest in der “HSB-Haltestelle” aus diesem Roman “Geschichten aus dem Nahverkehr” zum 100. Geburtstag der HSB vorlesen wird, wird dieses Mosaik dort auch zur Sprache kommen.   So wie das Café Schien, der Schlachthof, das “Sky-Line”, das “Jazz-“Café Krebs – als das Nürnberger Tor noch auf der richtigen Seite stand,  der Club Voltaire in der Nussallee, the “Goldsmith-House” of course und das Rathaus, der Knutschkreisel in der Niederländisch-Wallonischen, das “Goldene Herz” mit dem original-Willem, die verschiedenen Spanier vom CeDO bis zum Centro
Recreativo, das Lückhardt-Dorf und das Deutsche Haus, die freieste
Tankstelle der Bundesrepublik, bevor es die überhaupt gab, die
Frankfurter Allee mit echten Bäumen aber schon mit etwas Krebsgeschwüren
na ja, die Dunlop und der gegen den Streik bereitschaftspolizeidirigierende OB Dröse, der echte linke Fabian (von links unne nooch rechts obbe!”) und ein beinamputierter Polizeichef namens Holzbein – so nannten ihn die DPs, “Zischeuner, Kommunisde un annern Kriminelle” und später dann die Halbstarken aus dem Lamboy ….
Berlin hatte seine Waldbühne, Hanau das Lamboy-Fest und das Sky-line und
das Kommando führte Oma Schlüssler. God Times aber mager!

Nachbemerkung 2020: das Mosaik im Heinrich-Fischer-Bad hat die Restaurierung überstanden. Es ist noch vorhanden. Das vom Gesundheitsamt leider nicht. Oder doch?

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Ein Gedanke zu „Wüteten in Hanau etwa die Bilderstürmer ?“

  1. Baukultur ist eben nicht Systemrelevant. Ebenso wie die Kulturschaffenden und ihre Wirkungsstätten. In der schönen neuen Welt, die uns ab nächste Ostern blüht, wird politische Satire, Kabarett a la Hildebrand und Co. wieder im Untergrund stattfinden müssen damit das Social Scoring nach dem Besuch nicht ins negative sinkt. Wieder bekommen wir blühende Landschaften versprochen. Und jede Kritik wird mit Sanktionen belegt. Wenn die Vernichtung von Menschenleben und Existenzen nur Kollateralschäden sind spielen so Kleinigkeiten wie Kultur erst recht keine Rolle mehr. Früher standen die Konservativen dem Fortschritt im Weg Heute der NWO. Immer das gleiche Muster. Nur diemal global.

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