Auch ganz nett: statt Pentagon spiel’n wir Quartett

An einen Kölner Freund:

‘S gibt viele Gründe Köln zu meiden,

und einige, um hinzufahren

nun gibt es außer diesen beiden

seit vielen, vielen Jahren

Marx’schen Erbschaftsredakteuren

Davon eine, ich kanns schwören,

Redakteurin, Gott sei bei uns!

Keine Hinz und keine Kunz

Anneliese, vielleicht kennt ihr

euch aus dem gleichen Ur-Revier

Du kennst es, ich als Preuße tipp es

Yeah, mei best frends  se-i kamm from Nippes

Die mit mir den Bund erlitten

die Schütze Arsch, ich Offizier-

sanwärter, konnte nix dafür.

Die waren’s Gegenteil von lammfromm

Und fragten mich, wie sie da rauskomm

(Ich hab sie einfach mitgenomm!)

Jetzt gibt‘s in Kölle noch nen Dritten

(ja, manche Gründe haben Titten!)

Der vierte und der fünfte Grund

Die haben beide keine

Der eine schrieb einst für DÜ MUNT

Im Kölner Stadtanstreicher

(dort wurd er nicht viel reicher!)

hat meine Texte oft getadelt

Das hat mich aber nur geadelt

Weil er mich, wie die „junge Welt“

Für nen Asphalt-Poeten hält.

Jetzt teil ich diesen Adelstitel

Mit einem, der hätt so geschrieben,

Ohne Tadel, ohne Mittel

Der Spitzweg hat ihn Mal gemalt?

Nein, Albert war noch nicht so alt.

Sie haben ihn nicht mitverbrannt

Mit seinen Büchern und Gedichten

Sie haben ihn verjagt, verbannt.

Man kann Menschen zu Grunde richten

Vernichten, ohne sie zu hängen,

zum Benjaminizid zu drängen

mit solchen Titeln rufzumorden

war einst der Job der Fascho-Horden

mich richtet dieser Mob nicht hin

auf deren Lob kann ich verzichten

ihr Geifern hilft mir ehr mich aufzurichten

als mich zu vernichten

Und als ein Lyriker mir schrieb

Ich schriebe asphaltiert wie er

Lang, lang ists her

Das sollt mir eine Ehre sein:

„Du schreibst wie Albert Ehrenstein.“

Den Asphaltitel trag ich gern

Das ärgert unsre Herrn!

Die Herrn der alten und der jungen Welt

Und andere Baals-Gestalten

Die sich für gottgleich halten

Der Andre, der  zieht Leine

Ihr wisst nicht wen ich meine?

Wenn er mich nur von Weitem sieht,

vergeht ihm Sehn und Hören

Er hat mich schon sehr früh gerügt

Er rügt mich nicht mehr. Das genügt,

hat er beim ersten Mal gedacht

und sich nicht mehr die Müh gemacht,

mich noch einmal zu rügen.

Das wäre dann zu viel der Ehre

Dann folgte nur noch reine Leere

in meiner Box, ich kanns beschwören.

Ich rätsle, woran könnt es liegen

ich weiß es nicht, ich müsste lügen

Ich zieh den Hut vor seinen Werken

Die uns Kopf und Rücken stärken.

Doch nähert er sich Geßlers Hut

krieg ich Wut.

Ich geh nicht gerne auf die Knie

Auch nicht vor solch einem Genie.

Drei Gründe reichen, das ist nett

Statt Pentagon spieln wir Quartett

un kütt der Zuch nit janz bis “KÖLN”

treffen wir uns halt in Mölln

der Bräutigam und seine Braut

sind dort seit Langem schon getraut.

Da laden wir uns einfach ein

und feiern mit unsren Toten

quietsch Fidel bei einer Flasche Roten

(grammatisch korrekt wäre:

und feiern unterm Toten-Totem

quietsch fidel bei einer Flasche Rotem.

Das wäre zwar richtig, klingt aber bescheuert.

Ich habe das Ende jetzt so erneuert:

Wir feiern mit unseren Toten

quietsch fidel mit vielen Roten

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert