Einar Schlereths VORSCHLAG FÜR EIN KULTURPROJEKT

Es ist dies ein etwas aus der Not geborener Vorschlag. Zur Zeit versuche ich an einer meiner bis zu einem Duzend nach Weiterbearbeitung schreienden Nebenbaustellen, Ursula Behrs Bilder zu katalogisieren, Ausstellungen zu versuchen, Magazin-Plätze zu finden. Ein befreundeter Ex-Prof der Frankfurter Städel-Schule macht mir da keine große Hoffnung. Die Bilder eines seiner Kollegen, die zu dessen Lebzeiten noch vierstellig gehandelt wurden, landen jetzt in Ramschverkäufen zu einstelligen €-Preisen oder beim Sperrmüll.

Bei Ursula Behrs Portraits der syrischen IS-Opfer wäre das deren zweite Ermordung …

Der Versuch eines befreundeten Frankfurter Historikers und Mitgliedes der Hessischen Historischen Kommission, seine Bibliothek der Frankfurter Uni-Bibliothek, der Deutschen Bibliothek zu übereignen, scheitert. Seine Bibliographie dürfte den gleichen Umfang wie die von Einar Schlereth haben. Seine historische Quellensammlung ist unbezahlbar. Es ist ein Elend.

Einar Schlereth

14. Januar 2021

Wir, d. h. ich und etliche Freunde, alles betagte Herren, haben ein sehr großes

                                                PROBLEM.

Ich glaube, dass ich schon am längsten darüber grüble, weil ich fest überzeugt war, dass ich wohl gleich nach der Pensionierung das Zeitliche segnen würde. Und daher begann ich, mir große Sorgen um meine

                                               BIBLIOTHEK

zu machen. Ich sprach die Stadtbibliothek in der Provinzhauptstadt Växjö an, die dann 2 Herren schickte, die einen Blick auf die 6000 Bücher warfen. Einige

wertvolle Bände fassten sie ins Auge und sagten dann: “Dann wollen wir nun

mal anfangen.” Aber Hallo, meine Herren, da muss irgendjemand etwas völlig

falsch aufgefasst haben. Ich wollte eine Schenkung machen, die nach meinem Tod ausgeführt werden sollte. Dann erklärten sie mir das procedere. Sie würden ma. 2 – 5 % aussuchen und der Rest geht auf den Müll. Das war wie ein Schlag auf den Kopf. An Stelle von Hitler ist jetzt also die Müllkippe getreten. Ist ja

auch etwas diskreter. Das eigentliche Problem ist, dass sowohl die Bibliotheken als auch die Museen und Kunsthallen in Donationen ertrinken. Sie haben dafür weder Platz, noch das Personal, diese Massen zu handhaben.

Das Problem besteht also in allen reichen Ländern und ins besondere auch für die Verlage, die für ihre nicht verkauften Bücher die Lagerung nicht bezahlen können. Täglich gibt es unter vielen Toten einen gewissen Prozentsatz Bücher- und Bilderfreunde. Und unter ihnen wiederum viele, die fast einen Herzschlag bekommen, wenn sie davon hören. Ich begann mich also an die Freunde zu wenden, von denen ich wusste, dass sie Bibliontheken haben. Für manche war das ganz neu, für manche nicht, aber allen machte es Kummer. Und alle waren ratlos, bis auf meinen guten Freund Hartmut Barth-Engelbart. Er machte folgende Vorschläge:

“Das muss über den Freidenker-Verband, die Arbeiterfotografie, die Nachdenkseiten  usw…  veröffentlicht werden. Wir müssen Strukturen aufbauen und Sponsoren auch im bürgerlichen Lager gewinnen, die daran interessiert sind, den Brand der Bibliothek von Alexandria und Granada, die Bücherverbrennung, die Hexenprozesse und die McCarthy-Tribunale sich nicht noch Mal wiederholen zu lassen. Das Abfackeln der Anna -Amalia-Bibliothek in Weimar, das die Treuhand-Breuel zu verantworten hat, gehört auch in diese Reihe.”

Hartmut hat auch schon Vorschläge für Lagerungsorte gemacht, die Quandt’

schen  Villen zwischen Bad Homburg und Königstein z. B.  Es gibt da auch

unter Hamburg riesige Katakomben, die genutzt werden könnten. Was das Personal angeht, wäre es kein Problem, wenn endlich mal Juristen auf den Plan treten, um die Kriegshetzer und Waffenproduzenten anzuklagen, zu verurteilen und einzubuchten. Dann würden die Milliarden für die Bundeswehr für Kultur frei werden. Aber all die Plätze und Kräfte würden nicht ausreichen.

Nun können wir ja schwerlich unsere Hoffnungen in die über alle Maas-sen hirnrissigen Kulturbanausen in ihren Regierungssesseln setzen, sondern eher in Menschen, die wissen, was Kultur ist und das sind z. B. die Chinesen. André Vltchek hat in mehreren Essays über das kulturelle Leben in Beijing, Shanghai und anderen Städten berichtet. Er erzählte von den zahllosen Kunstgalerien, Bibliotheken, Musikhallen, dass es in den Galerien auch viele innovative und  kritische Werke gibt, die eifrig diskutiert werden. Überhaupt gäbe es in China eine enorme Diskussionskultur, die im Westen so gut wie nicht vorhanden ist.

Und da kam ich auf folgenden  Gedanken:

Ihr alle habt von dem gigantischen chinesischen Projekt OBOR (One Belt One Road) gehört und von den geplanten Endpunkten in Europa, als da sind der Bahn-Endpunkt Duisburg und Wien, sowie die Häfen Rotterdam, Genua, Triest und Piräus, sowie geplant auch Rostock und Verona (siehe unter Wiki OBOR englisch, spanisch, russisch, deutsch etc.). Es böte sich an, Piräus und Triest als Punkte für den Empfang von Bücher-Containern zu nutzen, wo die gigantischen China-Container-Schiffe sie mühelos zuladen könnten und auf dem Rückweg durch den Suezkanal und das Rote Meer in afrikanischen, thailändischen und indonesischen Häfen ausladen könnten, je nachdem wo Punkte zur weiteren Verteilung an die neu entstehenden Bibliotheken, Universitäten und Museen angelegt werden können.

Ich denke, es ist selbstredend, dass die Ausstattung mit wissenschtlicher und technischer, medizinischer, belletristischer, Literatur zu Architektur und Kunst auf dem ausgebeuteten, unterdrückten und vernachlässigten Kontinent Afrika, aber auch in Ländern wie Indien, Indonesien, Vietnam Billionen kosten wird. Anfangs wird es natürlich eine eingleisige Angelegenheit sein, aber im Zuge der Modernisierung könnte es zu einem weltweiten Austausch führen.

Ich werde dieses Papier jetzt an Freunde und Bekannte schicken und möchte euch bitten, eure Meinung dazu zu äußern, eventuelle Fehler mir mitzuteilen, vor allem auch die Leute zu finden, die Kontakte zu chinesischen Institutionen,

Diplomaten  oder Professoren haben, die es an maßgebliche Stellen weiterleiten können. Danach sollten wir es korrigiert, vielleicht als Petition (we.act?) dann zur Unterschrift an weitere Freunde schicken.

Sollten wir zu einem positiven Ergebnis kommen, kann man dann immer noch überlegen, wie der Transport am günstigsten zur nächsten Sammelstelle gesandt werden kann und wie man am besten die Hilfe für ältere Freunde bereitstellen kann, die nicht mehr schwere Arbeit leisten können oder die nicht hinreichende  finanzielle Mittel zur Verfügung haben.

Mit herzlichen Grüßen

Einar

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Ein Gedanke zu „Einar Schlereths VORSCHLAG FÜR EIN KULTURPROJEKT“

  1. Was für eine wunderschöne Idee! Unbedingt sollte das verfolgt werden. Peter Sodann mit einbeziehen und seine Rettung der Bücher der DDR. Das Gedächtnis der Menschheit ist in den Büchern gespeichert, eine weltweit organisierte Rettung der Bücher bedeutet Rettung der Kultur vor der Barbarei!

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