„Zero-Covid“ in China!? – Leider nur das halbe Bild

Der Autor, Prof. Dr. Wolfram Elsner schreibt heute zu seiner Stellungnahme:

15.06.2021: Zero-Covid (Tageszeitung junge Welt)Ich erlaube mir, Ihnen/Euch meine ausführliche Stellungnahme zu dem oben genannten Beitrag zur Kenntnis zu geben. Dieser Beitrag in der jW gibt m.E. nur das halbe Bild der Realität wieder und tapst daher in einige bekannte Mainstream-Fallen. Es ist m.E. nicht hinreichend recherchiert und analysiert. Den Text habe ich der jW geschickt. Keine Ahnung, was sie damit machen werden.

Weiterleitungen wären erwünscht. Kommentare natürlich ebenso.

Weitere Ausarbeitungen am Text werde ich in den nächsten Tagen noch vornehmen.

Gruß, Wolfram Elsner

Hier steht der gemeinte jW-Artikel von Renate Dillmann.

15.06.2021: Zero-Covid (Tageszeitung junge Welt)

„Zero-Covid“ in China – Leider nur das halbe Bild

Wolfram Elsner

26.6.2021

Methodische Vorbemerkung: Ich verzichte im Weiteren auf den üblichen Quellenapparat, weil ich alles hier Gesagte, insbesondere die Chronologie der Virusausbreitung und der Virusbekämpfung in China (und im Kapitalismus) in meinem Buch Die Zeitenwende. China, USA und Europa „nach Corona“ (PapyRossa, April 2021) ausführlich dokumentiert habe.

Der Beitrag von Renate Dillmann gehört zwar zu den inzwischen nur noch etwa fünf Prozent des „Lesestoffs“ im Westen, der sich eine objektive und rationale Haltung zu China bewahrt hat und für China-Kenner und China-Interessierte noch lesbar ist – und nicht hasstriefend gegenüber dem frechen Aufsteiger, dem einzigen, der es unter der neoliberalen US-Dominanz noch geschafft hat, und vor lauter Wut und Angst über den eigenen unaufhaltsamen Abstieg den verbalen Kalten Krieg 2.0 gegen China (und Russland) zur Staatsdoktrin gemacht hat und den heißen inzwischen systematisch vorbereitet. Eine wohltuend kenntnisreiche Analyse im notwendigen scharfen Kontrast zur aggressiven geheimdienstlerischen, konjunktivistischen und faktenfreien Sprachakrobatik der westlichen medialen Kartell- und Zensur-Industrie mit ihrem Sprechgewusel und ihren Zitationskarussellen, in denen der seriös Nachforschende stets ins Bodenlose unüberprüfbarer oder leicht widerlegbarerer Verdächtigungen und Verleumdungen stößt.

Die neuste Masche der imperialistischen Gedanken-Regulierungs-Industrie ist ja, dass jeder, der etwas Positives über China sagt, Instrument der KP Chinas ist, „oft ohne es zu wissen“, wie die Geheimdienste und zum Beispiel der „Nachrichtendienst“ China.Table es für alle vorformuliert haben. Wir sind also nicht nur missbraucht, sondern auch noch zu blöd, es zu merken. Danke für das Kompliment an unseren Intelligenzquotienten und für den zirkulären Generalverdacht, aus dem wir logischerweise nicht mehr entrinnen können! Das hätte die Reichsschrifttumskammer nicht besser gekonnt.

Aber leider übersieht die Autorin einige wesentliche Fakten, die das Bild der Entstehung und Verbreitung von SARS-2/Covid-19 und seiner Bekämpfung in China erst vollständig und damit objektiv und realistisch machen würden. Ihre informatorischen „Leerstellen“ lassen sie prompt in einige Fallen der westlichen geheimdienstlich-medial-politischen Sprachregelung zu China treten.

Fangen wir mit dem „Fall“ LI Wenliang an, dem niedergelassenen Arzt, der Ende Dezember 2019 mit seinen Kollegen über die sozialen Medien kommunizierte, das „alte SARS“ von 2002/3 sei möglicherweise wieder da. Das schlug in den chinesischen sozialen Medien natürlich entsprechend ein. Die Polizei von Wuhan lud LI vor und verwarnte ihn, keine Gerüchte in die Welt zu setzen. Und beide hatten irgendwie Recht, LI, denn es war letztendlich ja ein SARS-CoV-Virus, und die Polizei, denn es war eben nicht das alte SARS-1. Tatsächlich lag LI also nur halb richtig, und eben auch halb falsch. Am Zentralkrankenhaus in Wuhan und am Wuhan Institut für Virologie (WIV) wusste man es in den letzten Dezembertagen 2019 ja bereits besser. Basierend auf einer Coronaforschung im Anschluss an SARS-1, die das WIV zu einer der führenden Virusforschungsinstituten der Welt gemacht hatte, in dem die Virusforscher der Welt (aus den USA, England, der Schweiz, Deutschland …) sich die Klinke in die Hand gaben, deren führende Forscherin, Shi Zhengli, trotz China-Bashing und Asiat*innen-Hatz in den USA in die US-Akademie für Mikrobiologie berufen wurde, haben die Forscher des WIV zusammen mit internationalen Biomedizinern, Virologen und Epidemiologen in internationalen Veröffentlichungen (in Lancet, Nature, Science usw.) seit den 2010ern klar publiziert, dass das Corona-Virus eine solche genetische Breite entwickelt habe, dass mit „erfolgreichen“ Mutationen und einer Pandemie mit Wahrscheinlichkeit nahe 1.0 zu rechnen sei. Wann und wo genau entsprechende Clusterbedingungen entstehen würden, konnte man angesichts der nahezu nicht reproduzierbaren globalen Interaktionen zwischen 7 Milliarden Menschen natürlich nicht vorhersagen. Dazu noch unten.

LI nun hatte mit dem Zentralkrankenhaus in Wuhan Kooperationsbeziehungen und wurde daher nur wenige Tage nach der polizeilichen Verwarnung (keinesfalls „Inhaftierung“, „Verschwinden“, „Folterung“ und andere westliche antikommunistische Räuberpistolen) und über das chinesische Gesundheitsministerium national öffentlich rehabilitiert. Seine Motive seien ehrenhaft gewesen, er habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, seine Beobachtungen seien nützlich und hilfreich gewesen, auch wenn er die notwendige Analytik als niedergelassener Arzt nicht hätte besitzen können. Die Polizei von Wuhan nahm kurze Zeit später die Verwarnung zurück, was wiederum durch die nationalen Medien ging. (Man wünschte sich einmal ein freiwilliges Fehlereingeständnis der Polizei in den westlichen plutokratischen Herrschaftssystemen, etwa zu ihrem Bürgerkrieg gegen die G20-Demonstrant*innen 2017.) Dass LI, der anscheinend in seiner Praxis mit Corona-Infizierten in Berührung gekommen war, wenige Wochen später selbst an SARS-2/Covid-19 starb, ist schlicht eine Tragik. Er wurde in China als Held, der frühzeitig auf die neue Mutation (die er ursprünglich für die alte gehalten hatte) aufmerksam gemacht hatte, mit hohen staatlichen Ehren beerdigt. Ganz „nebenbei“ war LI übrigens Mitglied der KP, ein simpler Fakt, der im Westen tabuisiert wurde, weil er nicht ins Bild vom „Widerstandskämpfer“ gepasst hätte.

Was dieser Fall mit „einer Mischung aus Ignorieren und Bagatellisieren“ oder einem “behördliche(n) Unwille(n), (…) zu erkennen und angemessen zu reagieren,“ zu tun haben soll, erschließt sich zumindest demjenigen nicht, der die chinesischen nahezu Echtzeit-Posts der dortigen Erkenntnisfortschritte in tagesgenauer Dokumentation auf den Websites der WHO und den Seiten der GISAID verfolgt. Dieser Mühe hat sich die Autorin offenbar nicht unterzogen. Daher füllt sie ihre Wissenslücke mit der Reproduktion der üblichen westlichen geheimdienstlichen Fake-Wuselei vom „Ignorieren und Bagatellisieren“. Sogar der erzkonservative Medieneinflüsterer G. Steingart bestätigte: „Nach einer Schrecksekunde hat das dortige Gesundheitssystem generalstabsmäßig reagiert und die im Westen bis heute vertretene Logik – hohe Fallzahlen gleich hohen Todesraten – gebrochen.“ (Morning Briefing 13.3.2020). Die „Schrecksekunde“ über das Unglaubliche dauerte in China tatsächlich nur wenige Tage. Ab Anfang Januar wurde die Welt in Echtzeit informiert.

Fakt ist, dass wenn es ein „Ignorieren und Bagatellisieren“ gegeben hat, dann in der westlichen Gesundheitspolitik und den hiesigen Gesundheitssystemen, die auf die vollständigen und vollständig kommunizierten Erkenntnisse des WIV, die komplett Ende Januar vorlagen, erst einmal sechs bis acht Wochen lang gar nicht reagierten, weil die westliche „Geo“-Politik erst einmal voll mit China-Häme zu tun hatte.

Tatsächlich hatte das WIV die Genomsequenz der neuen Virusmutation in Rekordzeit (knapp zwei Wochen) analysiert (was in früheren Fällen, bei MERS, Ebola usw., in den Instituten des CDC der USA noch vier Monate gedauert hatte) und sodann die Tier-Mensch-Übertragbarkeit und schließlich die Mensch-Mensch-Übertragbarkeit in Rekordzeit nachgewiesen. Das alles war gegen Ende Januar 2020 geschafft und auf den internationalen Websites tagesgenau nach jeweiligem Erkenntnisfortschritt verfügbar. Die Stadt Wuhan, die Provinz Hebei und die Nationalregierung jedenfalls reagierten noch am selben Tag mit flächendeckender Quarantäne der Provinz und Mobilisierung von Ärzten, Pflegekräften und freiwilligen Helfern aus ganz China.

Mit einem tiefen Einbruch der Wirtschaft für zwei Monate, bei zunächst unüberschaubarem vollem wirtschaftlichem Risiko, bei Unkündbarkeit jeglicher Arbeits-, Miet-, Kredit- oder Versicherungsverträge für die Haushalte, bei deutlich gesunkenen Profitraten für staatliche und private Konzerne und Banken in China (was sogar McKinsey beklagt) – was ökonomisch erheblichen Sinn machte, da China von der Konsumnachfrage und der Vertrauensbasis der Haushalte und Arbeitnehmer her sofort auf hohem Niveau starten konnte, soll angeblich „auch in der Volksrepublik China das Wachstum der Wirtschaft Staatsräson“ sein „wie in fast allen Staaten dieser Welt“ (Dillmann). Da fühle ich mich nicht nur als kritisch Denkender vergackeiert sondern auch als Ökonom in meiner Urteilsfähigkeit angegriffen. Wenn McKinsey beklagt, dass die Banken und Konzerne in China mit ihren Profitraten dauerhaft unter dem Weltdurchschnitt liegen und dass die chinesischen Banken Millionen von Jungunternehmer*innen und Startups in 2020 zu Lasten ihrer betrieblichen Rationalität aufgrund staatlicher Anweisung die Liquidität sichern mussten, finde ich diese bequeme Äquidistanz nicht nur denkfaul und uninformiert sondern geradezu lächerlich. Da die Autorin aber einige dieser Facts sogar selber benennt, widerspricht sie sich nicht zuletzt selbst.

Und „natürlich“ erwies sich China als das einzige relevante Land, das die alten WHO-Beschlüsse aus den 2000er Jahren, entsprechende Bestände an Schutzkleidungen aufzubauen sowie Krankenhaus-weise, lokale, regionale und nationale Notfallpläne zu entwickeln, umgesetzt hatte, wie die WHO-Inspektionsteams in China erfreut feststellten. Während im Westen weder das eine noch das andere umgesetzt worden war, der neoliberale Kahlschlag wütete, Krankenhaus-, Ärzte und Pflegekapazitäten abgebaut wurden und man in Berlin Ende 2019 die Anweisungen der Bertelsmann-Stiftung umzusetzen begann, jedes zweite Krankenhaus zu schließen. Aber in China: Behördlicher Unwille? Ignorieren? Bagatellisieren? Dieses Narrativ würde ich gerne verstehen.

Die internationale Biomedizin / Virologie / Epidemiologie / Gesundheitsforschung jedenfalls wusste Ende Januar 2020 Bescheid – aber deren Gesundheitspolitiker verbaselten wertvolle Wochen, wie zum Beispiel auch der Schweizer Arzt und Klinikchef Paul Robert Vogt, der das WIV kennt, in seinen inzwischen millionenfach geklickten Interviews sagte. Und was US-Ärzte und WHO-Ärzte vielfach bestätigten. Vielen, von Ärzten über Manager bis Sinologen, die China aus ihren Arbeitszusammenhängen konkret kennen, platzte angesichts des neuen westlichen Sprach- und Denk-Regulierung der Kragen. Sie alle sprachen aus eigener Erfahrung auch von einem der professionellsten und sichersten Virenforschungsinstituten der Welt, in dem nie Biowaffenforschung stattfand. Nur tröpfchenweise konnte all das den Weg in „unsere“ Medien finden, denn es handelt sich hier definitionsgemäß auch nur um instrumentalisierte Idioten, die ihren eigenen Missbrauch durch das Politbüro des ZK der KPCh nicht wahrnehmen …

Belüge dich weiter, Westen! Die Welt wird trotzdem nicht wieder eine Scheibe werden, sondern eine Kugel bleiben und sich weiterdrehen, egal wie sehr sich der Westen intellektuell, mental und kulturell von der Menschheitsentwicklung abkoppelt. Oder anders: Die Hunde kläffen (und sie werden es nicht mehr wagen können zu beißen), doch die Karawane zieht weiter, mit oder ohne das alte Europa, jene Halbinsel am Rande des eurasischen Kontinents. Und selbst ohne die USA, die erkennbar zunehmend an ihren eigenen Schwächen leiden, auch wenn die westlichen Medien Biden gern zur neuen, lange erwarteten Lichtgestalt, zum Heiland und Erlöser erklären wollen.

Während die Normalbürgerin die Seiten von WHO und GISAID aufrufen kann und in China und Südostasien allein die GISAID-Seiten in den Monaten Februar und März 2020 über 8 Milliarden (!) mal aufgerufen wurden, gibt man sich im Westen mit Ammenmärchen, neudeutsch: Narrativen, Gutenacht-Geschichten für Klein-Erna, zufrieden, mit Fakes, Spams und hassmotivierten Verdrehungen, freien Erfindungen und Lügen, wovon die meisten als solche eben durchaus für jedermann überprüfbar sind, wenn wir denn im Westen eine Kultur des Wissen-Wollens und des Kennenlernen-Wollens des Anderen hätten (so wie etwa die Chines*innen, die viel mehr über uns wissen als wir über sie) und von unserer Medienindustrie nicht täglich sinophob besoffen gemacht würden.

Ein gutes Duzend Blogs, Websites und investigative Forscher- und Journalisten-Gruppen, einige davon sogar in den USA und Kanada, machen sich täglich verdient, die praktisch toten Säue, die täglich von unseren Medien durchs westliche Dorf gejagt werden, zu zerlegen, die heiße Lüfte als laue Medienpupse, die scheinbaren Vulkane als lächerliche Aschehaufen nachzuweisen und die westliche Medien- und Bewusstseins-Käseglocke etwas anzuheben und den frischen Wind aus der realen Welt hereinzulassen.

Während China also eine Schrecksekunde in den letzten Tagen des Dezember 2019 gehabt haben mag, da man das neue Genom noch nicht kannte, kann von einer „Gemeinsamkeit des staatlichen Vorgehens in China und dem Rest der Welt“, selbst „in der Anfangszeit der Pandemie“, wie Renate Dillmann schreibt, keine Rede sein. Zweite Falle, in die die Autorin tappt. Man muss es sich schon reichlich einfach machen, diese Parole westlicher Denk- und Analyse-Faulheit einfach so zu übernehmen. Ich sehe keinerlei Parallelität. Eine Verharmlosung in der Form „eine Art Grippe“ (Dillmann), bekannt von Trump bis zu verschiedenen faschistischen Todeskultlern unter seinen diversen „Proud Boys“, die den Heldentod sterben wollen, von Bolsonaro über Modi bis zur schwedischen Regierung, die allesamt, neoliberal ruiniert, ihre staatlichen Handlungsunfähigkeiten und -unwilligkeiten rationalisieren müssen, wird die Autorin eben aus China definitiv nicht belegen können.

Warum gibt es diese Parallele nicht, warum ist dieses verlockend bequeme, mainstreamige Narrativ, wonach alle Staaten/Systeme letztendlich irgendwie gleich seien, nicht nur dumm, denk- und analysefaul sondern auch faktenwidrig?

Was durch die zahlreichen internationalen Nachforschungen, Nach-Aufbereitungen von Krankenhaus- und Toten-Akten, nachträgliche Analysen regelmäßig genommener und gelagerter Abwasserproben sowie durch die sogenannten dynamischen phylogenetischen Netzwerkanalysen (das sind populationsbasierte Zeit-Ort-Rekonstruktionen der Virusdiffusion), allesamt in 2020 möglich geworden aufgrund der schnellen chinesischen Analyse der Genomsequenz von Covid-19, inzwischen Stand der Erkenntnis ist, ist folgendes: Das „Wuhan-Virus“ ist, sowohl in der Trump’schen wie in der neuerlichen Biden’schen Variante als Wuhan-Labor-Virus, Hirnschrott des schrägen Washingtoner aufgeheizten Politzirkus und seines Tiefen Staates der DEM-REPs und ihrer Geheimdienste, die bis heute nicht in der Lage sind, auch nur ein einziges Fakt für ihre medialen Kettenbriefe auf den Tisch zu legen. Da protestieren Wissenschaftler und Ärzte weltweit, es nützt nichts. Da wird jeder verdächtigt, desavouiert und fertig gemacht, der noch zu denken wagt, namentlich nun gern die WHO-Ärzte.

Herausgefunden wurde in dem oben genannten guten Dutzend eingehender Nach-Studien (ich nehme den WHO-Abschlussbericht aus, der bereits lange vor Fertigstellung in den westlichen Medien als „politisch nicht konsensfähig“ gesprachregelt worden war – Q.E.D.), dass „Corona“ zuerst in der Region Hongkong/Shenzhen und/oder Singapur entscheidend mutiert war und SARS-2/Covid-19 dort seinen Ausgangspunkt hatte. In einer früheren Mutationsvariante, hatte es von der Fledermaus die erste Hürde über Schuppentiere als Zwischenwirte und die Hürde zum Menschen genommen.

Bereits im Spätsommer und Frühherbst 2019 (August, September) war das Virus um die Welt, nachgewiesen aufgrund von Kranken- und Toten-Akten, die allesamt von „Influenza mit atypischer Symptomatik“ sprachen, in Norditalien, Bayern, Frankreich, Spanien, den USA und Japan. In den USA kam die Sache Anfang 2020 hoch, nachdem ein japanisches Ehepaar, das im Januar 2020 auf Hawaii Urlaub gemacht hatte, ohne je mit Chines*innen Kontakt gehabt zu haben, mit Covid-19 nach Japan zurückkehrte. Auf einer US-Kongress-Anhörung dazu bestätigte Fauci (auf YouTube ist sein „Testimony“ vor dem Kongressausschuss zu sehen) im Sommer 2020 zahlreiche Todesfälle von „Influenza mit atypischer Symptomatik“ seit August und September 2019 in den USA.

Und wir reden nicht über kaputte Länder (failed states) wie Brasilien oder Indien, wo Corona-Leugner die Regierungen beherrschen und Tests verhindern, von Sequenzierungen oder Minimaltherapierungen ganz zu schweigen, und wo wir, ebenso wie in den USA, England oder Schweden sehen, dass im neoliberal ruinierten „Westen“ ein Menschenleben eben nur noch ein Fliegenschiss wert ist. „Menschenrechte“! Und „regelbasierte Weltordnung“. Friedämm änd Dimmockrässie.

Alle Staaten und Systeme sind gleich? Denkfaule und feige Äquidistanz, die der vorangegangenen Analyse-Unfähigkeit und/oder -Unwilligkeit von Covid-19 im Westen in den Jahren 2019 und 2020 in nichts nachsteht. Dillmann in ihrer dritten Falle.

Die einzige Entschuldigung, die die westlichen Gesundheitspolitiken sich für diese Zeit noch zugutehalten lassen könnten, ist die Tatsache, dass es sich noch nicht um eine so infektiöse und letale Mutation handelte wie die, die dann in Wuhan zum Vorschein kam.

Aber warum ausgerechnet Wuhan? Wir wissen virologisch und epidemiologisch um die Dichtebedingungen in den Interaktionsnetzwerken der Viren und ihrer Wirte, um die Cluster in den Netzwerkstrukturen, die die Mutationshäufigkeiten positiv beeinflussen. Und hier kommt das bestgehütete Tabu der westlichen medialen Käseglocke zum Tragen, unter der es bereits erheblich stinkt. Und zugleich eine weitere Leerstelle bei der Autorin, die es ihr erleichtert, lieber mal zu schwadronieren statt zu analysieren. Ein letztes Beispiel: Chinas Totenzahlen könnten geschönt sein! Oh ja, sagt man. Könnten. Wird überall behauptet. Muss also stimmen.

Das gut gehütete Geheimnis: Ende Oktober 2019 fand in Wuhan die Militärolympiade statt, mit Tausenden von Militärsportlern, darunter ein Kontingent von 300 Militärs der USA, die wie die Spanier, Franzosen, Italiener, Deutschen und Südostasiaten die noch relativ harmlosen Mutationen des Virus mitbrachten. Mehrere Wochen intensivster körperlicher Interaktion von Tausenden von Sportlern – ein Paradies für das Virus, in dem es milliardenfache Mutationen ausprobieren konnte. Und mindestens eine davon „saß“.

Seitdem, seit „Alpha“, „Beta“, „Gamma“, „Delta“ und „Epsilon“, ist allmählich ein allgemeines Bewusstsein auch bei Laien davon entstanden, dass Viren, ja, dass Leben schlechthin, Experimentieren und Mutation, „Trial and Error“ für die Erhöhung der relativen „Fitness“ (zu bestimmten Zeitpunkten und in einer bestimmten, sich ständig wandelnden Ökologie) ist (nur der Mensch hatte es geschafft, sich weitgehend vom Fitness-Druck zu befreien). Dass „Wuhan“, nur ein kleiner Schritt in einer Kette, ein kleiner qualitativer Sprung auf dem Lebensweg eines genetisch sehr fähigen Virustyps war, diese gedanklich logische Konsequenz soll beim westlichen Publikum immer noch verhindert werden.

Dass der „Rüstungswettlauf“ zwischen Viren und Menschheit noch ganz andere Dimensionen annehmen wird, umso mehr als wir die Natur zerstören, sickert allmählich auch ins allgemeine Bewusstsein. Die westlichen Medien und Politiker in ihrem Niedergangskampf und Aggressions- und Kriegsmodus tun alles, um solche Erkenntnisse noch mit China-Bashing vereinbar zu halten. Leider sind auch relativ unabhängige und kritisch denkende Zeitgenoss*innen nicht ganz gegen die tägliche mentale Jauchewelle gefeit und müssen so manches Gliedmaß in den vom Mainstream aufgestellten Fußfallen hinterlassen. Die obige Kritik sollte dennoch als solidarische verstanden werden können, denn wir sind nicht viele. Aber um das reale Gesamtbild geht eben kein Weg vorbei.

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Die folgenden Hinweise HaBE ich hier angefügt, um den Mitlesenden die Möglichkeit zu geben, sich davon zu überzeugen, dass hier kein verspäteter Pseudo-Maoist mit auswendig gelernter “ML”-Vor-Einbildung schreibt:

Dr. Wolfram Elsner

Professor of Economics, University of Bremen, Business Studies & Economics (retired)

https://www.uni-bremen.de/ierp/.

RECENT CONFERENCE TALKS AND KEYNOTES:

Old Globalization, De-Globalization, Re-Globalization

https://eu.bbcollab.com/collab/ui/session/playback.

“Complexity Ideas in the History of Economic Thought”, May 2021:

https://www.youtube.com/watch?v=bnoUBMzmm0A.

RECENT BOOKS IN GERMAN (2020, 2021):

http://shop.papyrossa.de/Elsner-Wolfram-Die-Zeitenwende

www.westendverlag.de/buch/das-chinesische-jahrhundert

English interviews and talks on the book:

https://unifirenze.webex.com/recordingservice/sites/unifirenze/recording/dc473ee6a7281039bff400505681a6ba/playback

http://www.economia.unam.mx/cechimex/index.php/es/actividades-academicas/11-academicas/403-ciclo-de-conferencias-2021-2

https://wx.vzan.com/live/tvchat-855923607?v=1605676517263#/.

https://www.dropbox.com/s/31j812xexmkew4b/Globalisation_De-Globalisation_Re-Globalisation_Talk_MVI_9992_11_20.MP4?dl=0.

https://wx.vzan.com/live/tvchat-855923607?v=1605676517263#/.

https://mailchi.mp/646610dd2c7d/summer-2020-newsletter-association-for-social-economics?e=be8ce60873.

German interviews and talks on the book:

http://www.esig-ev.de/politische-matinee-das-chinesische-jahrhundert-die-neue-nummer-eins-ist-anders/

http://www.esig-ev.de/kategorie/rueckschau/rueckschau-2021/

https://www.youtube.com/watch?v=vxnrVNj2inQ

https://weltnetz.tv/video/2425-china-bashing-ist-brandgefaehrlich-teil-i

https://weltnetz.tv/video/2426-china-bashing-ist-brandgefaehrlich-teil-ii

https://youtu.be/atxlitkCECs
https://youtu.be/OiUXJw005nM

https://weltnetz.tv/video/2313-corona-seidenstrasse-sozialismus-von-china-lernen

https://www.konfuziusinstitut-berlin.de/veranstaltungen/das-chinesische-jahrhundert-die-neue-nummer-eins-ist-anders/.

*  Academic Member, Entrepreneurship and Innovation Center, and Guest Professor, School of Economics, Jilin University, Changchun, PR

    China.

*  Past President, EAEPE—European Association for Evolutionary Political Economy, 2012-2014, 2014-2016.

*  Editor-in-Chief, REPE—Review of Evolutionary Political Economy, Springer, 2018-.

Review of Evolutionary Political Economy.indd

Inaugural editorial:

https://link.springer.com/article/10.1007/s43253-020-00011-6

https://www.springer.com/economics/journal/43253.

https://eaepe.org/?page=repe.

https://twitter.com/eaepe/status/1261380074781077510.

http://econpapers.repec.org/RAS/pel202.htm.

https://www.researchgate.net/profile/Wolfram_Elsner.

https://arxiv.org/user/.

https://www.econstor.eu/handle/10419/158766.

https://papers.ssrn.com/sol3/cf_dev/AbsByAuth.cfm?per_id=356430.

ORCID-ID: orcid.org/0000-0001-6678-7879. 

SELECTED RECENT ARTICLES and CHAPTERS:

   *  Collapse. Institutional Decline and Breakdown, Its Endogeneity and Its Asymmetry vis-à-vis Emergence, Journal of Economic Issues, LV(1), March 2021, 79-102 (forthcoming).      

Trust and Social Control: Sources of Cooperation, Performance, and Stability in Informal Value Transfer Systems, with Claudius Gräbner and Alex Lascaux, Computational Economics, forthcoming 2021; https://link.springer.com/article/10.1007/s10614-020-09994-0.

* Shrinking Trust in Growing China: A Trade-Off Between Fast Growth, Change and Institutionalized Cooperation?, with Shuanping Dai, Forum for Social Economics, forthcoming 2021; https://www.tandfonline.com/eprint/XUCSDSQCGIEG5TBHKAIC/full?target=10.1080/07360932.2020.1747516.

   * Growth and Development of China: A Developmental State ‘With Chinese Characteristics’, with Nikolaos Karagiannis, Moula Cherikh, Forum for Social Economics, forthcoming 2021; https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/07360932.2020.1747515.

   *  Social Leverage, a Core Mechanism of Cooperation. Neighborhood, Assortativity, and Network Dynamics, with Yanlong ZHANG, Journal of  Evolutionary Economics, 30(3) 2020, 867-889.

   *  Institutional and Economic Decline and Collapse, in: Jenseits der Konventionen. Alternatives Denken zu Wirtschaft, Gesellschaft und  Politik, hg. v. S. Pühringer, S. Graupe, K. Hirte, J. Kapeller, S. Panther, Marburg: Metropolis, 2020, 177-214. 

   *  Collaborative innovation and policy support: the emergence of trilateral networks, with Y. Song, Z. Zhang & R. Berger,Applied Economics 52(34),2020, 3651-3668; https://doi.org/10.1080/00036846.2019.1708254.

   * Innovation depends. Between sustainable change and destructive over-turbulence; on the complex “deep structure” of innovation, Ch. 1 in: China’s Quest for Innovation. Institutions and Ecosystems, ed. by S. Dai and M. Taube, London: Routledge, 2020, 10-49.

TEXTBOOK:

              MICROECONOMICS of Complex Economies. Evolutionary, Institutional, Neoclassical and Complexity Perspectives, Amsterdam,

              Boston et al.: Elsevier/Academic Pr., 2015, with T. Heinrich and H. Schwardt.

ONLINE TEACHING VIDEOS:

    All my major Bremen classes and invited teachings at other universities are online @exploring economics:

https://www.ulule.com/exploring-economics/.

https://tube.switch.ch/cast/videos/f528c8f2-066f-4c4b-aefb-bebc9ca0ba11.

https://www.exploring-economics.org/de/entdecken/suche/?perspective=&topic=&language=&q=wolfram+elsner

https://www.exploring-economics.org/de/studieren/buecher/suche/?perspective=&topic=&language=&q=Wolfram+elsner

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

4 Gedanken zu „„Zero-Covid“ in China!? – Leider nur das halbe Bild“

  1. Danke für die Veröffentlichung meiner grundsätzlichen Infragestellung der Motive des Autors. Für mich ganz offensichtlich ist Herr Elsner auf einer Linie mit Bill Geiz, der schon seit Jahren vor “Pandemie”-Ausbrüchen kassandrisch warnt. Oder auch zB mit dem RKI bzw. W.H.O. die die Verharmlosung der Pandemie-Definition aktiv zu verschleiern versuchen.

    Siehe etwa hier https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Pandemie/FAQ20.html

    und versuche dem dort als “Beleg” angegebenen Link zu folgen: (http://www.who.int/influenza/resources/documents/pandemic_guidance_04_2009/en/ (der Link führt zur Meldung: “We have revamped our website.”)

    Also: der Autor hier behauptet, der Ausbruch einer Pandemie wäre vorhersehbar gewesen – aber verschleiert, dass diese Tatsache nicht durch einen Virus sondern durch eine Umdefinition des Begriffes “Pandemie” real wurde: eine “Pandemie” wird ausgerufen durch die W.H.O., wird als formal damit zum “Fakt”.

    Und dieses Ausrufen Anfang 2020 erfolgte nicht wegen einer neuen Situation, sondern wegen der Gelegenheit, die neue Pandemie-Definition gegen die Bevölkerung zu verwenden.

    Nicht neue Umstände machen unserer heutige Situation aus, wie der Autor – zusammen mit W.H.O., Geiz, Fauci, Ferguson, Drosten, … – suggeriert, sondern ein neues “Wording”.

    Realität findet nicht mehr statt sondern wird ex cathedra erklärt und dann immer wieder weiter und weiter erzählt in den Echokammern der Medien.

    Jean Baudrillard nannte diesen Zustand das Zeitalter des Simulacra: nicht das, was ist, zählt, sondern nur das, was über das angeblich Seiende erzählt wird. Die Zeichen und Symbole schieben sich vor die Dinge und Tatsachen. Der Autor Elsner arbeitet genau daran mit.

    Es ist im vordringlichen Interesse der durch Geldmacht Herrschenden, die Realität durch die dominanten Erzählungen unerkennbar zu machen und damit der Gestaltungskraft der Menschen zu entziehen.

    Jeder, der die Behauptung in irgend einer Form untermauert – nämlich es gäbe aktuell die Ausbreitung eines besonderen, “neuartigen”, besonders infektiösen, besonders gefährlichen Virus, gegen den es gar keine Grundimmunität gäbe, dem der Mensch schutzlos ausgeliefert sei (außer er vereinzelt sich völlig und/oder lässt sich “impfen”) – arbeitet im Sinne des Herrschaftsnarrativs.

    Dies zu erkennen und zu verinnerlichen halt ich aktuell für die revolutionärste Tat die momentan auf breiter Ebene möglich ist. Und dazu gehört auch, genau die auszusortieren, die diese Erkenntnis verhindern wollen – wie auch immer, von “links”, von “rechts”, esoterisch oder “wissenschaftlich”, teil-/pseudo-kritisch oder offen völlig hörig, verspinnert oder scheinbar klar – die Methoden der PR-Agenturen sind völlig frei von Ideologien und Erkennungsmerkmalen – einzig für die zählt: Narrative einpflanzen und immer weiter festklopfen. Scheinbar aus allen möglichen Richtungen. Scheinbar mehrheitlich im Konsens. Scheinbar wissenschaftlich, logisch, rational abgesichert. Scheinbar in verschiedensten Lagern trotzdem gleichartig gesehen.

    Die offensichtliche Wahrheit kann auf Dauer nur durch die allergrößte, mit gewaltigem Aufwand und Konstanz und größter Vielfältgkeit verbreiteten Lüge unterdrückt werden.

  2. ich erkenne hier ein ganz klare Desinformations-Strategie. Das kann nicht Zufall sein:

    indem man eine Falsch-Aussage (wir hätten gerade eine gefährliche Seuche, hier als “‘erfolgreiche’ Mutationen” und “Pandemie” unauffällig verpackt, aber klar die gewünschte Meme beim Rezipienten aktivierend) in einen sonst kritisch erscheinenden Text gestellt wird, (“Belüge dich weiter, Westen!”, …) wird die zentrale Mainstream-Erzählung (wir wären mitten in einer, einzigartigen, tödlichen, weltweiten Seuche) hintenrum plausibilisiert.

    Die zentrale Information fehlt im Zusammenhang: die “Trivialisierung” der W.H.O.-Pandemiedefinition (mW war das 2009 erfolgt) indem die Gefährlichkeit gestrichen wurde und nur noch die weltweite Ausbreitung als Kriteriuem stehen blieb (ein Kriterium, das für jedes “Grippe”-Virus in jedem Jahr zutrifft, was also eine völlige Bagatellisierung des Begriffs “Pandemie” bedeutet.).

  3. ” seit den 2010ern klar publiziert, dass das Corona-Virus eine solche genetische Breite entwickelt habe, dass mit „erfolgreichen“ Mutationen und einer Pandemie mit Wahrscheinlichkeit nahe 1.0 zu rechnen sei. ”

    Das klingt nach einer großartigen, wissenschaftlichen Erkenntnis. Die Wahrheit ist aber die, das einfach die Definition von “Pandemie” der W.H.O. so definiert wurde, dass JEDE alljärliche, saisonale Atemwegserkrankung ab der Neudefintion eine Pandemie war.

    Nur wurde eine solche Pandemie eben erst 2020 herbeigetestet – man hätte es aber schon jedes Jahr vorher – seit der Definitionsänderung – mit Influenza-, Rhino-, Adeno- und eben Corona-Viren herbeitesten können – man hat es nur eben erst 2020 das erste mal getan!

    Also nochmal: was da “klar publiziert” wurde war nichts weiter als eine Erkenntnis, die jeder Mittelschüler aus der Defintions-Änderung für “Pandemie” und den üblichen, alljährlichen weltumlaufenden Grippe-Wellen hätte ableiten können.

    Ein Artikle, in dem gleich zu Anfang so ein Bock geschossen wird (die “Pandemie” hat nämlich überhaupt nichts mit dem Virus (“Corona”, “genetische Breite”) sondern nur etwas mit dem einzigartigen Testregime zu tun, das ist offensichtlich. Noch nie wurde so ein gewaltiges Testregime auf einen Atemwegsvirus durchgezogen. Schon gar nicht weltweit. Also gibt es keinerlei Vergleichsmöglichkeit, keinerlei Maßstab, keinerlei Kriterien zur Einordnung für diese täglich herausgeschrienen “Pandemie-Fallzahlen”), kann ich nicht mehr ernst nehmen.

    Wieso wird solchem Unsinn Raum gegeben? Wieso werden wir sogar in Alternativmedien ganz offensichtlich für dumm verkauft?

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