Mikis Theodorakis ist gestorben. Ein Nachruf

2. September 2021
 
 
Mikis Theodorakis – Foto: Neu Züricher Zeitung Nachruf: Mikis Theodorakis, unser Vorbild und Freund, ist in Athen gestorben.   Die Griechisch-Türkische Friedensinitiative und das KulturForum TürkeiDeutschland trauern mit dem griechischen Volk und allen friedliebenden Menschen weltweit um eine historische Persönlichkeit. Der große Komponist und Friedensaktivist war Gründer unserer Griechisch-Türkischen Friedensinitiative, die er 1987 mit seinem Freund und Kollegen Zülfü Livaneli bei ihrem ersten gemeinsamen Konzert in Köln initiierte. Theodorakis wurde 29. Juli 1925 auf Chios geboren. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er als Mitglied des griechischen Widerstands gegen die deutschen und italienischen Besatzungstruppen inhaftiert und gefoltert. Im anschließenden Bürgerkrieg (1946 bis 1949) kämpfte er ebenfalls auf der Seite des demokratischen Widerstandes. Er wurde später in einem Lager interniert und schwer misshandelt. Mit der Lambrakis-Jugend hatte Theodorakis 1962 die größte zivile Friedensorganisation dieser Art in seiner Heimat mitbegründet. Zwei Jahre danach war der damals 39-Jährige als Abgeordneter der KKE ins Parlament gewählt worden. Auch gegen die 1967 etablierte Militärdiktatur ging er in den Widerstand, wurde festgenommen und auf der Insel Leros gefoltert. Eine internationale Solidaritätswelle erzwang schließlich seine Ausreise; bis zum Sturz der Junta 1974 lebte er in Paris im Exil. Theodorakis hatte zuvor in Athen und in Paris Musik studiert. Er komponierte zunächst klassische Musik, wandte sich in den 60er Jahren verstärkt den griechischen Musiktraditionen zu und interpretierte sie völlig neu. Zum Film „Alexis Sorbas“ mit Anthony Quinn in der Hauptrolle lieferte er die Filmmusik, die ihn über die Grenzen Griechenlands hinaus bekannt machte. Zülfü Livaneli und Mikis Theodorakis – Foto: Kültür Postası Theodorakis hat 1.000 Lieder, Kantaten und Orchesterwerke wie Opern komponiert; er vertonte Texte großer griechischer Dichter, etwa der Nobelpreisträger Odysseas Elytis und Giorgos Seferis, aber auch des türkischen Dichters Nazım Hikmet, die er der Griechisch-Türkischen Friedensinitiative widmete. Sein Liederzyklus „Mauthausen“ wurde mit Gisela May als Interpretin an der Gedenkstätte des Konzentrationslagers uraufgeführt. Er galt vielen Künstler:innen als musikalisches Vorbild, wie etwa Nana Mouskouri, Giorgos Dalaras oder Maria Farantouri. Sein besonderes Augenmerk galt der Freundschaft zwischen den Völkern, insbesondere zwischen den Griechen und den Türken. Auf die Gefahr hin, von bestimmten Kreisen in den jeweiligen Ländern zu Verrätern abgestempelt zu werden, traten er und sein Freund Livaneli gemeinsam mit Yaşar Kemal, Aziz Nesin und anderen Persönlichkeiten auf Konzerten in jeweiligen Ländern, die von Zehntausenden von Menschen als Volksfeste gefeiert wurden. Seine Vision war eine entmilitarisierte Zone „Ägäis“, in der Griechenland und die Türkei ihre Rüstungsausgaben in gemeinsame Projekte für Frieden, Kultur und Bildung bündeln würden. Wir verneigen uns voller Respekt vor einem großen Komponisten, Denker und Rebellen, der Zeit seines Lebens für Frieden und Demokratie, für die Würde aller Menschen eintrat: „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“. Wir werden Mikis Theodorakis stets ein ehrendes Andenken bewahren. Athen / Istanbul / Köln
2. September 2021 Asteris Koutoulas        Zülfü Livaneli        Osman Okkan   “Die Zeit ist für die Lieder und gegen die Panzer” – Erstes Konzert nach  Ende der griechischen Militärdiktatur, 10.10.1974
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ViSdP: Osman Okkan
Ausgabe: 2. September 2021

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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