Stirbt Gründau aus? Gründe für Gründauer Geburtenrückgang

Gründau wäre eine Geistergemeinde mit leerstehenden Gehöften, Werkstätten, Geschäften, Kneipen …. wie Görlitz nach dem Aufbau Ost,
gäbe es nicht die Flüchtlinge (z.B. auch die aus fernen Städten wie Frankfurt und Hungerländern wie NRW mit den typischen Namen für Ruhrpott-Wirtschaftsasylanten wie Kaminski, Dembinski, Grabowski, Bednarsky, Skowski usw…),
Aber auch der Zuzug seit 1945 aus Schlesien, Sudetenland, Egerland, Ostpreußen und Pommern und anderen Gegenden der Ex-UdSSR, Polens und Tschechiens, aus Italien, Griechenland, Spanien, Portugal,  Jugoslawien, aus den USA und aus der Türkei, aus Russland, Frankreich und Zaire … alle diese Einwanderungen konnten zwar die Einwohnerzahl steigern aber das Sinken der Geburtenrate nicht aufhalten. Auch diejenigen , die vor dem Aufbau der blühenden Landschaften im Osten in den vergangenen 20 Jahren in den Abbau-West geflohen sind, konnten den Abwärtstrend auch bei bestem  Willen und voller Anstrengung nicht wirklich bremsen. Die Entvölkerung des Ostens hat nicht unbedingt eine Bevölkerung des Westens zur Folge. Liegt es an den a-sozialen Verhältnissen, an zu wenig Zukunftsperspektive für Kinder, mangelnden Krippenplätzen, zu großen Schulklassen, heimlichem Schulgeld und wieder drohenden Studiengebühren, zu wenigen Ausbildungsplätzen, zu niedrigem Einkommen ?

Um dem Geburtenrückgang in Gründau auf den Grund zu gehen, muss man die Geschichte der Backhäuser studieren:

Am Beispiel des Unterdorfer Backhauses in Mittel-Gründau lässt sich der Geburtenrückgang gut erklären.
Vor 60 Jahren konnten Kinder noch rund um das Backhaus Fangen spielen, denn es gab auf der damaligen Haupt- und heutigen Haingründauer Starße erheblich weniger Verkehr als im Backhaus selbst.Und die Lücke zwischen der “Post”-Scheune (heute Firma Mike Lorenz) und dem Backhaus war noch nicht zugebaut.
Das Backhaus war nicht nur zum Brotbacken da, es war auch Feuerwehrhaus: hier lagen rechts neben dem Eingang, wo heute nur das Backreissig und das Backholz gelagert wird, die Feuerwehrleitern, auf dem Dachboden lagen die Löscheimer – auch noch nach dem Bau der Alten Schule 1878 mit dem 1904 angebauten “Feuerwehrturm”, dem Treppenhaus, in dem in einem Schacht vom Dach bis in den Keller die Schläuche zu Trocknen aufgehängt wurden (vielleicht existiert der Schacht auch noch?). Im hinteren teil des Backhauses standen über/auf der alten Viehwaage auch die ersten mechanischen Feuerlöschpumpenwagen, dort wo heute die Plakatständer für die Wahlen lagern.In diesem Backhaus lagerten auch die anderen Gerätschaften der Feuerwehr, der Gemeindediener, der Wasserschieber, der gemeindlichen Gänse-, Ziegen- und Säuhirten: es war ein Zeughaus. Es war aber auch aus anderem Grund ein Zeughaus:

Früher wurde jede Woche feste gebacken, heute gibt es im Jahr ein (!!) Backfest.

Nicht nur im und ums und vor dem Backhaus herrschte wöchentlich reges Treiben. Viele trieben es auch auf dem Backhaus. Auf dem Dachboden herrschte an zwei, drei Tagen in der Woche reger Verkehr, denn im Sand auf dem Dachboden über dem Backofen herrschte eine angenehme Temperatur. So gesehen regelte die “Back-Gretel” – eine feste Einrichtung der Gemeinde – nicht nur die Backdienste, sie regelte wahrscheinlich nebenbei auch den Verkehr. Sie war in den vergangenen Jahrhunderten wohl auch als Kupplerin tätig. Sie musste darauf achten, dass es vor dem Mittel-Gründauer Backhaus nicht zu Staus kam. Und dafür, dass dort oben zusammenkam, was auch zusammenpasste. Wozu der Sand auf dem Dachboden des Backhauses hauptsächlich diente, wurde hier schon Mal in einem Artikel über die über 300jährige Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Mittel-Gründau beschrieben: er diente als Sprinkleranlage gegen Brände im Backhaus und als Löschmittel für Fettbrände im Ort. Er war dort immer greifbar und musste nicht erst aus der Sandkaute Richtung Reitzeberg herangeschafft werden.

Der warme Backhaus-Sand war auch ein Wundermittel gegen den sogenannten Mittel-Gründauer “Torbogen-Katarrh”, den sich heimisch-heimliche Pärchen in der zugiken fürstlichen Domänen-Einfahrt bei nächtlich regen- und textilfreien Leibesübungen zuzogen.

Man kann mit Fug und Recht behaupten: nicht nur in Mittel-Gründau haben sich die leute früher ihren reichlichen Kindersegen selbt gebacken – auch in den Nachbardörfern gabe es Backhäuser mit der gleichen Ausstattung.

Es wird Zeit, dass wieder jede Woche gebacken wird.
Zum Glück sind ja die Störche wieder da. Die organisieren dann den home-deliver-service frisch aus dem Ofen.
Das kriegen wir schon gebacken

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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