Frankfurter Linie: Wo & wann wird die Linie zum Strich & der Strich zur Linie

feuilletonistische Granatsplitter zum Nachlesen und Vorlesen
über Gradwanderungen, Abgründe, Aufstiege, Abstürze, Ab- Seilschaften und Männerfreundschaften beim Erklimmen der schwindelnden Höhen zwischen den Gipfeln der Hochfinanzmetropole

Wenn die “EUROFIGHTER” jetzt mit “WUMS” in den GRÜNEN Wahlkampf ziehen, sollte man wissen, dass Sikorsky nicht nur ein Frankfurter Stadtrat sondern auch ein Kampfhubschrauber ist. Der Text soll zeigen woher sie kamen und wohin sie noch gehen werden – soweit die Springerstiefel tragen – nicht sie selbst sondern die KanonenFutterFütterer
Der folgende Text beginnt mit einer tonbandprotokollarischen Aussage des Ex-FFMer Multikultur-Derzerneten  Daniel Cohn- Bendit angesichts der Prügelorgien der Polizei gegen einen Hungerstreik der Kurden an der Frankfurter Hauptwache
“Ich bin gestern nach verschiedenen Diskussionen die ganzen Tage telefonisch in Verbindung gewesen und nach Beurteilung der Lage gestern morgen habe ich mich entschlossen, hierher zurückzufliegen, um mich zu informieren, zu versuchen, das was man die Frankfurter Linie nennt zu retten und für die Zukunft einiges vielleicht zu sichern und werde heute abend wieder wegfliegen. Für die Zeitungen, die immer was böses ahnen, das habe ich auf eigene Kosten getan. Für die, die’s genau wissen wollen, kostete mich der Flug 1280 DM.

Ich habe einen Kommentar gelesen in einer Zeitung, wo sinngemäß gesagt wird, daß allenfalls der in Frankreich im Urlaub weilende Cohn-Bendit und das Amt für Multikulturelle Angelegenheiten würden sich freuen, daß Frankfurt wieder Zentrum gewaltsamer Auseinandersetzungen wird… Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich bin zutiefst traurig, daß sich dies so ereignet hat. Ich will auch keine Schuldzuweisung machen. Meine Position ist: Wenn beim Einsatz der Polizei etwas falsch gelaufen ist – es gibt Zeugen – dies werden die Gerichte entscheiden müssen. Ich bin weder Staatsanwalt noch Richter und bin weder befugt noch willens, hier ein Urteil abzugeben.

Zweitens will ich, daß wir uns nicht in die Tasche lügen. Veranstaltungen, die von bestimmten kurdischen Gruppen organisiert wereden, sind schwierige Veranstaltungen. Diese Erfahrung haben wir in den letzten Jahren gemacht. Und daß die PKK beteiligt ist, ist unstrittig. Die Frage, die für das Amt für Multikulturelle Angelegenheiten im Vordergrund steht: Wie kann man verhindern, daß es eine Massensolidarisierung der 12.000 im Rhein-Main-Gebiet lebenden Kurden mit der PKK gibt. Das heißt: Argumente, die sagen, die PKK hätte ein Interesse an einer Eskalierung, sind nicht falsch. Das Problem: Wie reagieren wir auf so eine mögliche Eskalation? Die Frankfurter Linie war – und das hat sich in der Zeit, wo das kurdische Zentrum in der Kleyerstraße besetzt war, in einer Zeit, die genauso brenzlig im wahrsten Sinne des Wortes war – wenn ihr euch an die Bilder der Autobahnen erinnert und Demonstrationen in der gesamten Bundesrepublik. Es war ein besetztes Zentrum, das durchsucht werden mußte von der Polizei aufgrund des PKK-Verbots, das besetzt war von mehreren hundert Menschen mit Benzin, mit der Androhung, sich anzuzünden, was in anderen Städten passiert war. Alles also nicht aus der Luft gegriffen. In der Situation haben wir es geschafft, die Frankfurter Polizei vermittelnd durch die Kommunale Ausländervertretung und das Amt für Multikulturelle Angelegenheiten die Sache zu entschärfen. So zu entschärfen, daß wir zu einer gemeinsamen Lösung gekommen waren, die in der Bundesrepublik als die Frankfurter Linie bekannt war, die dann zum Erfolg hatte, daß in der gesamten Republik sowohl im Polizeipräsidium als auch bei uns angerufen wurde: wie haben wir das gemacht?”

Aus Versehen voll neben der Frankfurter Linie, Frau Wolf-Almamasreh, vom Amt für Multikulturelle Angelegenheiten und Daniel Cohn-Bendits (DCB) Vize: “Ich sehe keine Möglichkeit, nach diesem Vertrauensbruch durch die Polizeiführung, in Zukunft glaubwürdig vermittelnd zu wirken. Offenbar ist die Zeit nicht reif für eine vernünftige und humane Arbeit. Ordnung, Sauberkeit und Zuschlagen sind nach wie vor Ausdruck deutscher Kultur. Über den Anteil, den ich daran habe, schäme ich mich.” (aus einem Brief an den Frankfurter Pfarrer Stoodt nach dem Polizeiüberfall auf die Hungerstreikenden)

Fürsorglich-patriarchalisches Dementi DCB’s auf der Pressekonferenz: “Diese Äußerung, die Frau Wolf-Almanasreh gemacht hat, ist falsch. Sie ist kontraproduktiv und meiner Meinung nach verschärft sie eher die Situation als sie sie pazifiziert. … Da sie öffentlich geworden ist, will ich sie auch von mir aus öffentlich zurücknehmen. Alle Forderungen nach Disziplinarmaßnahmen sind deswegen unsinnig – weil, wer mich kennt, weiß, ich weiß überhaupt nicht, was das ist…..” Unklar bleibt, ob Cohn-Bendit nun Diszis gegen Frau Wolf-Almanasreh oder gegen prügelnde Polizisten gemeint hat.

Wer sich im Kotau vor der Macht tief genug unterwirft, kann nicht mehr unterworfen werden. Wen er dabei unter sich begräbt, dem kann nichts mehr passieren.

“Ich habe voooollstes Verständnis für die dramaaaatische Situation, in der sich kurdische Menschen heute in Kurdistan befinden. Die Bundesrepublik ist nicht Kurdistan. Ich werde den Teufel tun, um zu diskutieren, was der richtige Weg der Auseinandersetzung in Kurdistan ist. …………..

…………Ich kann aber sagen, was der richtige Weg in der Bundesrepublik ist.”

“Wenn du nicht gleichs Maul hälst. komm ich zu dir und zeig dir was im Grundgesetz steht!” Die zwei zivilgekleideten Herren an der Hauptwache im Outfit ältergewordener Jünger der Frankfurter Schule würgen weiter von der Gürtellinie aufwärts bis zum Hals einer Mitarbeiterin von medico international, die verzweifelt einige Fotos festhält, die ihr ein dritter entreißen will. Mitten in einer halben Hundertschaft, halb in Zivil, halb uniformiert, teils nervös mit Greifer-Geifer-Schaum vorm Mund, Hand am Knüppel, Colts entblößt, mitten drin also versuche ich zu deeskalieren: “Lassen Sie doch die Frau los, die hat doch nur Fotos gezeigt, die von öffentlichem Interesse sind. Öffentliche Bedienstete bei der Durchführung eines auch von mir mit Steuermitteln finanzierten Auftrags.” Ich bewege mich, so kann ich später nachlesen, auf der vom Frankfurter Dezernenten für Mulikulturelle Angelegenheiten sogenannten “Frankfurter Linie” der Deeskalation. Doch Daniel Cohn-Bendits (DCB) -Linie scheint nicht zu fruchten. Angesichts massiver Drohungen seitens des Einsatzleiters -sieht aus wie ein akademischer Rat der philosophischen Fakultät, gemäßigter Öko-Dress von Hess-Natur mit gepflegtem Dreitagebart- unterbreite ich einen letzten Vorschlag: die Konfliktparteien sollen sich jeweils um drei Meter zurückziehen. Hohngelächter der öffentlichen Greifhände: “Nehmt doch mal das lange Großmaul fest! Personalien feststellen! Aufforderung zum Widerstand!” Ich ziehe mich leicht bibbernd aus dem Getümmel zurück. Mir aus alten Frankfurter Hochzeiten bekannte Zivilgesichter pöbeln mich -Volksseele miemend- an: “Geh doch schaffen. Ab ins Arbeitslager. Euch hätt man früher an die Wand gestellt! Kannakkenstricher!” Einem wohlmeinenden Kirchgänger, der die Polizei gegen solche Naziparolen zum Eingreifen auffordern will, wird das Revers zerknittert und eine Faust unters Kinn gehalten, worauf der ganz klein und demütig wird. Eingedenk der Tatsache, daß ich solcher Szenen seit längerem entwöhnt keinen Personalausweis mit mir führe und auch nicht gewillt bin, im Frankfurter Polizeipräsidium zu nächtigen, besinne ich mich meines Auftrags, öffentliche Lesung meiner Kurdistantexte unter megaphonartigem Einsatz der Stimme, halte mich an meinen Lyrik-Blättern fest und beginne wieder -mit ängstlichem Tremolo- meine Gedichte zu deklamieren. Nicht schön, aber schön laut, was nicht nur geschäftige Zeilpassanten sondern auch bis dahin unauffällig herumlungernde öffentliche Ohren und Hände zum Näherkommen animiert. Bekenne ich mich doch ganz offen zur PKK und ihren Zielen die Gunst der immer noch freien Kunst nutzend, was wiederum -ich muß es eingestehen- die Lage nicht befriedet, sondern anheizt. Die Ordnungshüter, die noch vor ein paar Tagen eine Blut- und Knüppelorgie organisierten, verlieren jetzt zum Teil das Interesse am Einkassieren der Bilder einer Ausstellung, die sie in vollem Einsatz zeigen. Sie wenden sich dem Lyrik-Schreihals zu, der ihnen grade einen Hinweis gibt, wo sie einer kompletten kriminellen Vereinigung von PKK-Propagandisten habhaft werden könnten. Die Redaktionen aller Frankfurter Gazetten bejubeln schon seit Wochen das Vorgehen der PKK. Die Täter seien jetzt kurz vor der Mittagsstunde in flagranti zu erwischen und durch einen Erstschlag mattzusetzen. Hasenfüßig und dem Sinn des Polizeihirns für Satire nicht vertrauend, dechiffriere ich noch kurz bevor die Greifer greifen unterm Grinsen der Passanten das Kürzel PKK als Parlamentarische Kontroll-Kommission. Die Neigung hier den Held zu spielen, hält sich bei mir in Grenzen, von wegen Weib und Kind und Job und außerdem beginnen immer dann die alten Kriegsverletzungen zu brennen und ich weiß aus Erfahrung, das Beste ist, ganz laut zu bleiben und nicht wegzurennen.

Bei einer Pressekonferenz am 1.8.95 erläutert DCB, was er die Frankfurter Linie nennt:

“Wie kann man verhindern, daß es eine Massensolidarisierung der 12.000 im Rhein-Main-Gebiet lebenden Kurden mit der PKK gibt.”

“Ich habe mich heute morgen mit der Oberbürgermeisterin getroffen und wir haben in vielen Punkten Übereinstimmung feststellen können.. Die Konfliktsituation sind die Symbole der PKK.”…

“Ich habe voooollstes Verständnis für die dramaaaatische Situation, in der sich kurdische Menschen heute in Kurdistan befinden.”

“In dieser Phase ist jeder Angriff gegen irgendeine türkische Einrichtung, einen türkischen Laden nicht nur kontraproduktiv, sondern in der Verlängerung der Aktionen von Solingen, Mölln und anderen….. Ich bin der absoluten Sicherheit, daß Teile der PKK dies auch machen.”

DCB hätte als politisch-analytisch denkender Mensch eine ganze Reihe von Erklärungsmustern für Anschläge auf türkische Einrichtungen:

1. Neonazis machen Anschläge auf türkische Einrichtungen

und dies ganz direkt

2 oder sie legen Spuren, die auf kurdisch/türkische oder innertürkische Konflikte hinweisen, mit der Absicht, die Forderung nach Türken/Kurden, egal, alle raus, sollen ihren Krieg zuhause führen, zu verstärken

3. DCB könnte mal aufschlüsseln, wie viele der betroffenen türkischen Geschäftsleute Aleviten sind oder waren, die nicht nur in der Türkei von den Fundamentalisten zu Tode gejagt werden

4. Wie viele waren eventuell Anhänger der über dreißig Schriftsteller, die in der Türkei durch fundamentalistischen Mob in einem Hotel verbrannt wurden

Die Wohlfahrtsspartei treibt mit brutalsten Mitteln Spenden für ihre paramilitärischen Verbände in der Türkei ein, die zum Teil an der Kurdenvernichtung hervorragend

beteiligt sind.

6. Die Wohlfahrtsspartei hat großes Interesse, sich eine Gefolgschaft zusammenzubomben und Exempel gegen schwankende säkularisierte Türken in Deutschland zu statuieren

7. Der niemals zimperliche türkische Geheimdienst, durchsetzt bis in die Spitze von faschistischen Grauen Wölfen, muss für die großtürkischen Pläne mit allen Mitteln die Volksgemeinschaft gegen den separatistischen inneren Feind schmieden.

Auf “Kurdisch” getrimmte Anschläge gegen schwankende Elemente oder auch auf nationalgesinnte Nobodys sind dazu gut geeignet.

Weiter westlich gelegene Geheimdienste könnten auch vitale Interessen an solchen Anschlägen haben, um die Position der PKK zu schwächen.

Wie sagte George Bush zu Journalisten: “Ein kleingebombter Hussein ist besser zu kontrollieren als eine kurdische Revolution.”

DCB könnte auch der Frage nachgehen, ob die Opfer etwa keine Schutzgelder bezahlen wollten, an welche Organisation auch immer.

13 türkisch-islamistische Organisationen mit über 30.000 Mitgliedern

gibt es in Deutschland.

Welche Rolle haben Rauschgift- und Waffenschieber-Ringe

bei welchen Anschlägen gespielt?

Die Aushebung türkisch-islamistischer Söldner (auch die für Gotteslohn),

ihre Ausbildung und Ausrüstung kosten Geld, das besonders in der türkischen Geschäftswelt in Deutschland einzutreiben ist.

Was passiert mit denen, die nicht zahlen?

Die Bosnisch-muslimischen Einheiten wurden und werden nicht nur aus iranisch-kuweitisch-saudischen Mitteln gesponsert.

Die möglichen Erklärungsmuster und Ermittlungsrichtungen sind damit noch lange nicht ausgeschöpft. Motive für die von DCB genannten Anschläge gibt es wie Sand am Meer.

Doch DCB ist ohne jede Prüfung “der absoluten Sicherheit, daß Teile der PKK dies machen.”

“Dass diese Auseinandersetzung um Symbole was Kindisches hat, ist auch richtig. … Und dann meine Bitte – ich bin heute Nachmittag noch im Polizeipräsidium- an die Polizei wird sein, das PKK-Verbot ernst nehmen und die Verhältnismäßigkeit der Mittel ernst nehmen. Wir befinden uns in pädagogischem Raum: Es ist so wie in einer Schulklasse, wo das Trinken von Coca-Cola verboten ist und ein Schüler besonders zeigen will, wie oft er auf der Schulbank seine Coca-Cola-Dose zeigen wird. ….”

DCB setzt sich zu Beginn einer weiteren Pressekonferenz zusammen mit städtischen und polizeilichen Spitzen aufgeräumt und gutgelaunt direkt neben den Sprecher des Polizeipräsidiums. Noch bevor der Polizei-Pressesprecher schildern darf, wie im pädagogischen Raum das Zeigen von Coca-Cola-Dosen mit Schlagstockeinsatz, Platzwunden, Würgemalen, Gehirnerschütterungen usw. unterbunden wurde, neigt sich DCB von Mensch zu Mensch dem mitmenschelnden Polizeimenschen zu: “Das Eintrachtspiel gestern hat mich unheimlich mitgenommen.” Das Polizeihirn und -Herz geht auf. Mann tauscht enthusiastisch Einschätzungen der Spielerleistungen, verurteilt Schiedsrichterentscheidungen und fiebert gemeinsam phantasierend der nächsten Paarung entgegen. Traute Eintracht unter Männern, ein ungleich unvergleichlich gutes Paar.

“Die Symbole der PKK sind für viele Menschen in Kurdistan wichtig.

Es ist unsere Pflicht, ihnen zu sagen, daß dies kollidiert mit einer Rechtssituation, die wir hier haben. Es ist schwierig, ich weiß es. Nun ist es unsere Pflicht, es ihnen immer wieder klar zu machen, sobald sie sich entschieden haben, auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland zu leben.”

Unsre Pflicht,
wir knüppeln nicht,
Schotten dicht,
Gewaltverzicht,
Geh vor Gericht,
wir foltern nicht,
Ausweispflicht,
aus meiner Sicht,
Abschiebepflicht,
laut Polizeibericht,
mich trifft das nicht,

Muttersprachen-Unterricht
gibts für Kurdenkinder nicht,
kein Dolmetscher der Kurdisch spricht,
wahrscheinlich gibts die Kurden nicht
Oder kennen Sie den jüdischen Witz von dem armenischen Juden, der sich beim Völkerbund beschwert, nachdem Armenien aufgeteilt war:

“Nach Palästina darf ich nicht, weil die Araber mich für einen Armenier halten und die seien schlimmer als die Juden.
In die Sowjetunion darf ich nicht, weil sie mich dort für einen türkisch-islamischen Agenten halten.
Nach Deutschland darf ich nicht, für die Deutschen bin ich ein separatistischer Bergtürke und Deutschland ist mit der Türkei verbündet.
Nach Frankreich darf ich nicht, weil ich als Bergtürke ein Verbündeter Deutschlands bin.”
Der Völkerbund ist tief betroffen, erkennt ihn an als Staatenlosen, lässt ihn in eine Kellerwohnung einziehen und verschafft ihm einen Job als Archivar für Völker- und für Menschenrechtsverfahrensakten. Als freier Mitarbeiter macht er noch heute Reportagen vom Völkerbund für Radio Eriwan.

Das Deutsche Reich hat der Abschlachtung der Armenier durch die Türkei aus strategischen Interessen tatenlos zugesehen. Da nützte es auch nichts, daß sich die armenischen Christen an ihre deutschen Brüder in Christo wandten. Kupfer, Öl, Molybdän, Mangan, Eisenerz, da lacht das Herz zwischen Batumi, Tiflis, Eriwan, Täbris und Baku, der Herr hats gegeben, die Herrn hams genommen…

Nicht allzu weit von Diarbakir, Mossul und Kirkuk
“Die Polizei hat einen Weg gewählt, die Absperrung der Stadt Frankfurt. Dagegen will ich nichts sagen…..”

Kursiv: DCB’s Zitate nach dem Tonbandprotokoll der Pressekonferenz vom 1.8.95 zu den Ausschreitungen der Polizei nach der Auflösung des Hungerstreiks der Kurden und Kurdinnen in Frankfurt

So viele Vorworte für ein bißchen prosaische Lyrik, die sich schon lang nicht mehr an den Angesprochenen richtet:

Deutschland im Mai

Frankreich im Mai

längst vorbei
vergiss es
sag ich Dir
und hoffe immer
noch das Gegenteil
Weißt Du noch
vor 27 Jahren
als Du ins Exil getrieben
von Frankfurt aus
erfahren musstest
daß Bürgerkriegsmiliz
und Militär
Paris absperrten
Paris umzingelten
und General Massu
der Schlächter
die Panzer auf die Hauptstadt
rollen ließ
im Auftrag Charle de Gaules
Frankreich im Mai
Paris brennt
Deutschland im Mai
und jeder Anschlag
auf Börsen, Zeitungen
Kasernen
wurde uns und Dir
in unsre fast noch
Kinderschuh geschoben
Weißt Du noch
damals haben wir skandiert
CRS-SA-SS
USA-SA-SS
Kapitalismus
führt zum Faschismus
Kapitalismus
muss weg
und wir haben gemeinsam
Straßen und Autobahnen blockiert
Zehntausend auf dem
Marsch nach Forbach
um Dir Deinen Heimweg
zu erzwingen
nach Paris
Und Zehntausend singen
das in Deutschland
immer noch verbotne
Lied
La Lutte Finale
die Internationale
erkämpft das Menschenrecht
das war nicht schlecht
und Du in unsrer Mitte
keiner nein keiner
schiebt uns weg
wir waren stolz
wie die Indianer
als wir die Geheimen filmten
Andre fuhr den SDS-Mercedes
und die Schlapphüte verfolgten
Dein feurig rotgesproßtes Double
bis vor unsre Wohngemeinschaft
und Du warst längst
nach London abgetaucht
im Minicooper
einer kleinen Blonden
von der BBC
Wir scherten uns den Teufel drum
ob es um Frankreich ging
um Deutschland
um die Tschechoslowaklei
um Vietnam
Bolivien
oder Chile
wir diskutierten
halfen desertieren
sammelten und unterstützten
was da um Freiheit kämpfte
und besetzten
die Nachschubbasen
Propagandazentren
der Menschenschlächter
egal wo wir
sie trafen
Schlagt das Kapital
international
Oh ja,
wir waren guten Mutes
wortgewaltig aber friedlich
Wir konnten es sein
Wir wurden nicht erschossen
wir wurden nicht vertrieben
unsre Häuser wurden weder
durch deutsche, französische
noch amerikanische Panzer
niedergewalzt
Wir konnten
ohne Todesstrafe
den Kriegsdienst
noch verweigern
und durften auch
in Grenzen
die Verbrechen
unsrer Oberen
Obristen, Generäle, Wirtschaftsbosse
anprangern,
ja sogar bekämpfen
solange das Geschäft
nicht ernsthaft Schaden nahm
solang aus unsren ernstgemeinten
Spielen
nicht blutiger Ernst wurde
Wir wurden gehandelt
und behandelt
in der Regel
als verlorene Söhne und Töchter
mit Rückkehrgarantie in die
Arme der Volksfürsorge
Wir blieben am Leben
Ohnesorge (?)
Nun ja es gab Unfälle
und Grenzfälle
manchmal wurden einige erschossen
Aber das war nicht
die Tagesordnung
zur Aufrechterhaltung
der Ordnung
dieser Schönwetterdemokratien
Schon wieder vergessen
wider das Vergessen
Hast Du und haben wir
bei Einhaltung aller
Gesetzesregelungen
mit sozialem Widerstand
und friedlichen Mitteln
Kriege verhindert?
Ausbeutung gestoppt?
Verschuldung verhindert?
Plünderungen gebremst?
Wer könnte Dich hindern
die Mörder und ihre Komplizen
zu verfolgen in jeden Winkel
dieser Erde
die Mörder Deiner Eltern
Deiner Kinder, Nachbarn, Deiner Freunde
die Brandstifter, Plünderer
Vergewaltiger, die Zwangslehrer
die Dir Deine Muttersprache
ausprügeln wie bei gemeinen Kurden
Deine Kinder und Geschwister foltern
Dein Zuhause zerstören
Dich und die Deinen
in die Flucht schlagen
Wer darf Dich verurteilen
Dir befehlen
bleibe friedlich
und lasse Dich schlachten
Du hast nicht das Recht
Du hast nicht verhindert
daß auch in Deinem Namen
die Mörder aufgerüstet wurden
und werden
Und Du lebst
vielleicht
mit schlechtem Gewissen
aber doch
wie die Made in Germany
im Speckgürtel
im Profitnes-Center
Die Abschussraten
an der Peripherie
zwischen Mostar und Mozul
versprechen Dir tot sicher
die höchste Lebenserwartung
Und Du vergaßest
daß das Vergasen
kurdischer Flüchtlinge
Dir einen Teil
der Rente sichert
die Auftragsbücher
Deiner Herren füllt
und Deinen
Arbeitsplatz erhält
Was heißt denn da
verbotene Symbole
die SWAPO-Fahne
die ZANU-Fahne
die Fahnen der FNL
Algeriens und Vietnams
der PASOK und der Al-Fatah
des ANC, der MPLA
der KPD, der Solidarnosc
waren hier oder dort
oder hier wie dort
verboten
Du hast sie gezeigt
wir haben sie gezeigt
und keiner schob uns weg
und kaum eine der
genannten konnte
wählen
zwischen
friedlich abgeschlachtet werden
oder ganz gewaltig überleben
Oder rätst Du heute
allen
sie sollen
wie Europas Juden
vor 55 Jahren
sich ganz friedlich
fast ohne militanten Widerstand
in ihr sogenanntes
Schicksal fügen
Vor 27 Jahren
hast Du mit uns
noch offen gesagt
was war
und was heute noch ist
Rechtsstaat?
Wo Recht zu Unrecht wird
wird Widerstand zur Pflicht
und wo Unrecht recht ist
Geh vor Gericht
so sagst Du heute
Geh vor Gericht
und Du wirst letzten Endes
oder auch von Anfang an
be- und verurteilt
je nach Hautfarbe
Rasse, Religion, Klasse
und Geldbeutel
Wo stehst Du?
Auf dem Grundgesetz
der Grund des Gesetzes
und seiner Fortentwicklung
ist der gesicherte
Standort Deutschland
die Sonnenseite des Globus
die Inkassozentrale
aller armen Schlucker
der Geldbauch
der Motor des Mammonmolochs
das Dealerzentrum
für Gifte, Gase und Grananten
und der Hochsicherheitssitz
der Kriegsgewinnler
und Wiederaufbauprofiteure
Was sind ein paar
vom Pflasterstrand noch
übriggebliebene Pflastersteine
gegen deutsch-amerikanisch gedrillte
Killer- und Folterspezialisten
gegen deutsche Fregatten
und Schützenpanzer
Düsenjäger und Hubschrauber
und Raketen
und wer hat das Recht
bei allem Vorbehalt
gegen biblische
Begründungslegenden
für Herrenreligionen
dem David
die Schleuder zu entreißen
um des lieben Friedens willen
und Goliath gleichzeitig
aufrüsten zu lassen?
Wo bleibt Dein mutiges
Einschreiten gegen
das Zeigen nicht verbotener
Symbole
unzähliger Staatsterroristensysteme
die greifen sich keine Steine
die holen sich vor Deiner Nase
Massenvernichtungswaffen
Killer-High-Tech
zu Dumpingpreisen
Und aus den gigantischen Extraprofiten
solch blutiger Geschäfte
fallen fette Brosamen
von den Vorstandstischen
für etwas social-öko-sponsoring
und Konflikt-Management
die Frankfurter Linie
ein Frankfurter Strich

Dieser Text entstand Mitte/Ende 1995

Woraus sich der Frankfurter Strich schon früher entwickelte, ist dem Text “C’est la vie  oder war sind wir doch für Schweine geworden” zu entnehmen. Dieser Nachruf auf den legendären “PflasterStrand” des “RK” & der FFMer Spontis liest sich besser unter dem Arbeitstitel “Von der Dreistigkeit des Schweins”. Erschienen ist er u.a. in der “Neuen Hanauer Zeitung” und vom Amsterdamer internationalen Institut für Sozialgeschichte wurde er als mediengeschichtlich relevanter Beitrag ebenfalls veröffentlicht.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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