Bauern, Banken, Bio-Gas – Gift & Gülle, das macht Spass

Das goldene Kalb macht keinen Mist

Alles neu macht der Mai

Gift & Gülle, Geld wie Heu?

 

Es gäbe noch viele Titelzeilen zur Lage der Bauern. Die Bauern? Kleinbauern gibt es so gut wie keine mehr. Glück gehabt haben einige, die in den Randbezirken der Bankenzentralen lagen, der noch produzierenden Industriezentren auch . Nur da stellt sich die Frage, wie lange bleibt Opel noch in Rüsselsheim, Heraeus & VAC in Hanau. Opel Kaiserslautern ist dicht wie Bochum. … Quelle, Neckermann, Schlecker, Karstadt, wann macht SIEMENS was zu? ….

 

Aber bleiben wir den DEN Bauern. Abgegebene Milchquoten waren bei vielen nicht erst der Anfang vom Ende. Ein mittlerer Hof ernährt keine Familie mehr schon lange nicht mehr. Nebenerwerbslandwirtschaft. Mondscheinbauer. Doppeljob. Wenn es in der Provinz noch Jobs gibt. Töchter und Frauen in der Industrie, im Handel, bei UPS oder AMAZON, beim TEGUT oder beim Aldi-NORMA-LIDL-PENNY-REWE-NAHKAUF, die Väter mit dem einen Bein im Wald oder beim Straßenbau, die Söhne nicht viel anders. Nebenjob als Altenpflegerin, Pediküre, Friseurin … und das reicht nicht für die Ausbildung der immer noch zahlreichen Kinder. Die kommende Erwachsenen- Generation geht nicht nur in der Ex-DDR in den Geburtsstreik. Kinder kriegen ist eine Frage an die SCHUFA.

 

Aber es gibt doch noch Bauern. Es gibt doch einen mächtigen Bauernverband. Es gibt doch die Ausbildung zum Landwirt, zum Agraringenieur. Pferdewirt, Fischwirt, Winzer, Forstwirt, Milchtechnologe, Pflanzentechnologe, Milchwirtschaftlicher Laborant, Revierjäger, Tierwirt, Gärtner, Brenner

 

In den letzten Jahren meiner Provinz-Recherchen haben mir viele LandwirtINNeN in Interviews berichtet:

 

Eine Eigenkapitaldecke ist bei nahezu allen Landwirten nicht mehr vorhanden.

Das war früher das „Privileg“ der Klein- und Mittel-Bauern, besonders in der „kleinstrukturierten Landwirtschaft“ in den deutschen Mittelgebirgen und in den klassischen Notstandsgebieten wie Fichtelgebirge und Bayrischer Wald, Hunsrück-Eifel, Westerwald, Rothaargebirge, Waldecksches Upland, Harz, Rhön, Odenwald, Pfalz, Main-Franken, Harz u.ä. usw…

 

Heute ist auch bei den Groß-Agrariern die Eigenkapitalausstattung fadenscheinig wie Leinenbettwäsche in der fünften Erben-Generation.

 

Waren in der 50ern, 60ern, 70ern die kleinen- und mittleren Höfe die „Gelddruckmaschinen“ für Lanz, Fendt, Mengele, Porsche, Stayr-Puch, Enzinger … und die noch zu Beginn der 60er tatsächlich „genossenschaftlichen“ lokalen/regionalen Raiffeisenbanken und in der Kredit- und Hypotheken- Folge die „Erben“ vieler kleinbäuerlicher Betriebe, Häuser, Stallungen, Felder und Wälder und des gesamten Maschinenparks (der immer unverkäuflicher wurde und schließlich als Exportgut in der europäischen Peripherie oder in Afrika, dem Nahen Osten und seit der Wende im Ex-Ostblock landete, bis auch dort das große Bauernlegen und –Sterben begann und sich per Landgrabbing das Agrargeschäft auf wenige Agrarindustrielle konzentrierte, die meist noch die ehemaligen LPGs, Kolchosen, die Staatsbetriebe usw. an sich rissen und den deutschen 60erJahre-Schrott nicht mehr brauchten.

 

Während die Immobilien-Abteilungen der VR-Banken kräftig zulegten wurden die meist in der Provinz angesiedelten kleineren Landmaschinen-Fabriken geschlossen oder die entsprechenden Zweige großer Hersteller stillgelegt.

Das Geschäft mit den Groß-Ernte-Geräten, den Fütter- & Melkanlagen boomte. Kompletternter beherrschen die Wälder. Entsprechend verlieren auch die Mondschein-Kleinbauern ihre ortsnahen Zweitjobs.

 

Dörfer sterben, Schulen werden geschlossen, Kirchen nicht minder, Kindergärten, Kneipen, Geschäfte. Einige können sich bei günstigerer Verkehrsanbindung noch als Schlafsiedlungen am Rand der Ballungsgebiete halten.

 

Letzte Äcker können noch eventuell vor dem Zugriff der Banken in (nicht landwirtschaftliche) Ausbildungsfinanzierung umgewandelt werden, in Neubauten vielleicht, auch in Mietshäuser, wo sich die noch vermieten lassen   wer zieht schon in die Hocheifel, den Hunsrück, den Vogelsberg oder nach Hunger und Elend im Harz, nach Rom in Meck-Pom .… aber die große Mehrheit – auch der „Neueinrichter“ in den neuen Ostkolonien- geht in die Schuldknechtschaft, Privatinsolvenz und die SCHUFA-Dauerauskunft. Spätestens mit der Finanzierung von Altenpflege und/oder mangels ausreichender Altersversorgung/Rente ist nichts mehr zu erben außer den Hypotheken, den Schulden und die Feierabendbetreuung der Alten…

 

Wie aber schaffen es die großen Vorzeigebetriebe, bei denen an Futtersilos und BIO-Gas-Reaktoren die großen Transparente hängen: „Arbeit mit Leidenschaft — die deutschen Bauern“

 

 

Zu 95 % gehören diese Betriebe nicht den stolzen Bauernverbandsmitgliedern oder höheren Funktionären dieser Standesorganisation.

Das galt mit einiger Sicherheit bereits auch für ein prominentes Bauernverbandsmitglied, den ehemaligen sozialdemokratischen Landwirtschaftsminister Funke (unter Gerhard Schröder 1998 bis 2001)

 
 Karl-Heinz Funke (2006)

Wie es Karl-Heinz Funke gelingt, seinen Hof „in schwerer See“ über Wasser zu halten, kann ich nicht sagen. Ob es mit seiner Funktion als Wasserverbandstags-Vizepräsident zusammenhängt, wage ich nicht zu beurteilen. Sicher liegt es an seiner Eigenschaft als friesischer Buur und deren traditionellem Widerstand nicht nur gegen die Bremer „Pfeffersäcke“.

Nehmen wir ein anderes Beispiel:

Der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider, macht sich gerade im TV für die (Dürre-&Hitze-) notleidenden hessischen Bauern stark, denen jetzt nach den Dürreschäden die Unwetter zigtausende Hektar Weizen, Raps, Zuckerrüben und mager stehenden Mais zu vernichten drohen oder bereits vernichtet haben.

Verteilt wer Gilft und Gülle,  ist es kein böser Wille

Ob’s Wetter sich ändert oder bleibt wie’s ist

Das Goldne Kalb macht keinen Mist

weil es weder Heu noch Silage

sondern nur Erträge frisst

 

 

WIRD FORTGESETZT

Hier folgen einige Gedichte, Lieder und sonstige Texte von HaBE zur Lage der Bauern

Und wem nicht so nach Liedern und gedichten ist, der kann hier gleich weiterlesen:

Bauern, Banken, “BIO-Gas”, … Gift & Gülle mit dabei .. Teil 2

 

 

No Milk Today    (schönen Gruß an die BEATLES und Danke für den Titel! :-O))))))))

Der letzte

Milchbauer

im Dorf

hat der Moha

ein Schnippchen

geschlagen

 

Bevor sie

ihn legen

konnte

hat er

sich aufgehängt

 

 

Bauer bleibt Bauer

Bauer bleibt Bauer

sagte die Lehrerin

Frau Bachmeier

und hatte unrecht

 

 

Dem Schorsch

lief seine Frau

davon

ihr war

der Vierundzwanzig-

stundenjob

zu schwer

der Reiterhof

gleich nebenan

versprach ein

angenehmres Leben

 

Da hat

der Schorsch

sich aufgehängt

Jetzt fehlt

im Männerchor

ein Baß

Sein Sohn

der Fred

singt

im Tenor

der schnitt

ihn morgens

leichenblaß

im Flur

von dem Geländer

 

das war

im letzten

winter

 

Schorsch hinterläßt                                                                                                  3

vier Kinder

der Älteste

der Fred

will jetzt

den Hof

nicht übernehmen

 

Mistbauer

will der Fred

und soll der Fred

nicht werden

 

Bub, geh zur Polizei

zur Post

zur Bahn

beim Staat

in Lebensstellung

sagt die Tante

 

Fred geht zur Bahn

lernt Gleisbauer

doch ausgelenrt

will ihn

die Deutsche Bahn AG

nicht übernehmen

 

Und weil er

weiß wie man

die Schwellen legt

und weil er

in der Schule lernte

Leg dich nicht quer

du Puddelbauer

wie die Frau Bachmeier

ihn nannte

 

legte er

sich jetzt

mit letzter Kraft

das erste und

das letzte Mal

quer

 

vor den Zug

 

 

Bauer bleibt Bauer

sagte die Lehrerin

und korrigierte sich

kürzlich

Na dann

halt Gleisbauer

und hatte

schon wieder unrecht

 

so ändern sich

die Zeiten

4

=================================

ausgemärzt

 

(Greenkeapers Mourning-March)

 

Die Bauern

räumen

das Feld

 

einer nach dem anderen

 

Die Bauern

träumen

vom Geld

 

und einer nach dem anderen

fällt

aus Träumen von früherer

Hülle und Fülle

auf Rieselfelder

für Gift und Gülle

Einst goldener Boden

wird aus dem Morgen

bis zum Abend

der Acker

zum Schlachtfeld

 

Schlachtprämien

gibt es für Kühe

und Kälber

und etwas danach

für den Bauern selber

 

Das Streichorchester

der eegee

spielt ihm das Lied

mit dem hohen Cee

und eine

Dickebackenkappelle

aus Bonn

bläst ihm hinterher

den Trauermarsch

und treibt ihn zum Kreuz

an der Urne

er eignet sich noch

erst Stimmvieh

dann Schlachtvieh

der Ochs unterm Joch

der Bauernarsch

pfeift

auf dem

letzten Loch:

 

Im Märzen

der Bauer

sich selber aufhängt

die Milch bringt zu wenig

der Kornpreis gesenkt

er zackert

und rechnet

bis spät in die Nacht

Milch und Korn hat

die Schlächter

so mächtig gemacht.

0000000000000000000000000000000000000

 

Alptraum

im Schatten der Siegessäule

 

 

Die Siegesgöttein schaut

hoch über mir

von ihrer Säule

stahlblauen Bickes

durchs Trümmerfeld des Ostblocks

kühn bis hinter den Ural

zum Hafen Wladiwostoks

 

Fährt nicht verträumt

die Karte lesend

wie gestern noch

mit ihren goldnen Fingern

über unendliche Weiten der Taiga

wo das Tundragras im Winde wogt

wie damals Laras lange Locken

 

Boris Pasternak

hat ausgedient

Schiwagos Töchter

Legionen von Bolschoi-Ballerinen

landen jetzt containerweise

als Billigobst

in Sonderangebotsregalen

deutscher Supermärkte

 

Der Nippes steht zum Ausverkauf

Schwagos Enkel

schieben Kohldampf

fressen strahlendes Gemüse

am Hungertuche nagend

träumen sie

von Coca-Cola und McDonalds

 

Omar Sharif

spielt aufgedunsen

und ergraut

die Rolle des eifrigen

Filialleiters

namens Boris Fastersnack-

Jelzin

mit Wodka-Nase                                                                                                                  6

und Schnellmastnacken

 

Und aus dem Urschlamm

aus den Giftmülldeponien

aus Mittelalterbandenkriegen

brodeln Goldgräberphantasien

aus dem Wilden Osten

keimen Visionen

riecht es nach Markt

und Machtzuwachs

da heißt es auf dem Posten

sein, Stützpunkte schaffen

mit Weitsicht spekulieren

die Claims abstecken

den Krieg nicht noch einmal

verlieren

 

Die Siegesgöttin fährt

– wo war ich stehn geblieben –

fährt transsibierisch

aufgewühlt

den Wendepunkt

der Barbarossapanzer überspringend

grenzenlos High nach Sachalin

beflügelt von letzten Riesen-Joint

den nächsten schon fordernd

fliegt sie dahin

der Dealer hieß Genscher

der lieferte zum Dumpingpreis

der Stoff hieß Joint-Venture

 

geliefert wird nicht mehr aufs grade Wohl

die German-Connection zeigt Zähne

Die Bodyguard-Leibstandarte “Kohl”

schützt weitergehende Pläne

 

Die Siegesgöttin greift im Flug

in alle Nischen und Winkel

mit nato-Oliven-Zweigen getarnt

schickt sie Merkur, ihren Götterboten

in Springerstiefeln mit Einsatzflügeln,

den Gott der Krämer und Banditen

vollgepackt mit Hermeskrediten,

den Dealer Merkur, den feinen Pinkel….

 

 

da wache ich auf

der Alptraum verblaßt

 

nur,

wer der Merkur war,

das hab ich verpaßt.

Ich glaube,

es war Klaus Kinkel.

 

Ich bin mir jetzt

nicht mehr ganz sicher

vielleicht war es

auch Joschka Fischer

 

 

Oh Leonardo

du hast viele Namen

 

(da Vinci in Speyer)

 

Nebelschwaden

über dem Rhein

vermilchen die Sonne

 

die Augen tasten

nach den Silhouetten

Auenriesen

Weidengnome

Heckenzwerge

wiegender Wind

lautlos

tanzende Schleier

 

Zwei totenstarre

Vertikale

päpstliche Finger

zerschneiden

den Schemenreigen

drohen von Weitem

in den Himmel gereckt

werfen ihre

scharfen kalten

Schatten

bis in den Dunst

vor der Stadt

gebieterisch fordernd

urbi et orbi

ora et labora

 

demütig

gebeugt

liegen die Häuserzeilen

ihm zu Füßen

über allem

thront

der Dom

 

das riesige

romanische Portal

schluckt mich

ich muß mich ducken

trotz der Höhe

unter der Last

der Tonnengewölbe

 

Roms Wille

herrscht

Klingelbeutel                                                                                                             8

Opferstöcke

an jeder Säule

darf die Seele

in den Kasten springen

 

die Seelen kriechen

in die Krypta

Grabesstille

gebietet der Bischof

vor den Sargophagen

mit den kaiserlichen Knochen

vor Heinrich dem Würger

sinken selbst

gestandene Sozialdemokraten

in ehrfürchtiges Schweigen

und andere in die Knie

des Papstes heiliges

römisches Reich

und seine deutschen

Reichsstatthalter

sind allgegenwärtig

im Geruchsgemisch

der Blutopfer

und Täter

 

Blutspuckend

schuftend

die einen

 

die anderen

die höfischen

und bischöflichen

Auftragstestamentsvollstrecker

im Namen des

allmächtigen Vaters

saufen derweil

fressen und huren

bis zum Speien

 

Aus den Fenstern

des bischöflichen

Ordinariats

hängen ihre Hälse

wie die gewaltigen

Wasserspeier

vom Dach des Domes

 

ihre feisten Ärsche

quellen

aus den Erkern

nach dem letzten Gang

Scheiße Kotze Pisse

ergießt sich

in den Jauchefluß

der Gasse

Wisse!

Hoc est corpus

dies ist mein Leib

dies ist mein Blut                                                                                                      9

nehmet hin und esset

nehmet hin und trinket

 

 

 

 

 

Das Volk

im Schlamm der Gosse

den Buckel

fronbeladen

dankt demütig

für den bischöflichen Segen

Alles Gute

kommt von oben!

 

Für das Wunder

wie aus Schweiß

und Wasser

Wein wird, weiß

und rot

und aus Haferschrot

und Hungersnot

Braten

kann der Pöbel

die Zauberformel

bei seinem nicht

tagtäglich Brot

nur erraten

bei der Messe

mit der Abendmahls

abspeisung der Gemeinen

der Gemeinde

verstehen die

ganz weit entfernt

vom Ort der wundersamen Wandlung

das hoc est corpus

als hokuspokus

 

Es kann nicht sein

daß ihre Muskelkraft

ihr Fleisch

nur dieses

ungesalzne

Häppchen schafft

den Gotteslohn

den Brosamen

der von der Herren

Tafel fällt

und ihrem Hunger höhnt

und ihrer Fron

 

einzig

im Wein

liegt etwas Wahrheit

für den haben sie

geblutet

doch der bleibt ihnen

vorenthalten

 

 

 

 

 

Ich dränge mich

durch Weihrauch-

und durch Pilgerdünste

halb betäubt

im Mittelalter wähnend                                                                                             10

dem Ausgang zu

mir ist zum Kotzen

mir wird klar

woher der Flecken

seinen Namen hat

 

Ich hole Luft

doch kaum im Freien

verschlägt es mir

erneut den Atem

“Speyer soll leben

Dasa muß bleiben!”

ein Wallfahrtstransparent

der Industriegewerkschaft

der Metallarbeiter

ruft die hohe Geistlichkeit

und das Pilgervolk zu Hilfe

 

da fährt es mir

von hinten

in den Nacken

der Hauch des Abendlandes

holt mich wieder ein

des Reiches Geyer

der seit 1871

drohend von der Westfront

des Speyrer Kaiserdomes

gegen Frankreich stiert

und giert

beginnt zu zucken

und alte Westfrontlieder

vorzukrächzen

“Warte nur Napoleon…”

Er hat sich in der Zeit geirrt

und altersstarren Sinnes

hat er statt Dasa

Krupp gelesen

Henschel, Thyssen

oder Stinnes

 

Dasa soll bleiben

schallts dem Dom entgegen

Der Bischof soll

die Waffenschmiede halten

doch diese Waffenschmiede hält

den Bischof aus

nur wer dem Stern folgt

folgt dem Herrn

grad wie der Bischof

in der Limousine

 

 

 

 

Hat jetzt vielleicht der Papst

die Sperrminorität

bei Daimler-Benz

fliegt seine Heiligkeit

im Airbus

und schickt er jetzt

die Missionare

im Eurofighter

um die Erde                                                                                                  11

damit es Frieden werde

und Speyer weiterlebt

werfen Petrus reiche Erben

Bomben auf die Antichristen

nicht nur auf die Serben

 

Und Speyer lebt

auch wenn der Rest

der Welt

in Scherben fällt

wir werden weitermarschieren

für solche Arbeitsplätze

 

Kriegsschauplätze

gibts in Speyer

zur Zeit nur

vor dem Videorecorder

 

Brot für die Weltmachtspiele

für viele

kommt

Adveniat Misereor

das Gnadenbrot

der Gnadentod

aus Speyer

 

Speyer soll leben

Dasa muß bleiben

 

Ein integrierter

Cappuccino

mit dicker deutscher Dosensahne

steigert auf dem Rathausplatz

noch meinen Brechreiz

mein Blick streift Bankfilialen

SpeyerGeyerKaiserDom

und bischöfliches Ordinariat

bleibt hängen am Plakat

des Genius

in Überlebensgröße

und ich erinnre mich

weshalb ich eigentlich

in dieses Kotzkaff kam

veni

vidi

Vinci

Leonardo da

der Meister kommt

nicht aus dem Vatikanstaat

der Papst wird längst gesponsort

engagiert und

zwischendurch direkt gestellt

durch Forza Kapitalia

der Lega Nord

derer von Sforza

und von Medici

 

und als die Macht

und Herrlichkeit                                                                                                        12

der Banca

Spiritu sanctu

bancarotta war

und Rom und Mailand

und Florenz

nichts weiter waren

als zusätzliche Edelsteine

in Frankreichs Krone

freilich mit

der wunderbaren Gabe

sich tagtäglich zu vermehren

für Frankreichs Thron

veni

vidi

vinci Leonardo

da folgt der Meister

mit der Masse des Konkurses

dem neuen Stern

am Machthimmel des Abendlandes

Ludwig der Zwölfte

beabsichtigt

sich seiner “zu bedienen”

“den teuren und geschätzten Maler,

den Ingenieur unsres Vertrauens”

an seinen Hof zu holen

der Jesu Abendmahl

mit gleicher Präzision

gestaltet

wie Panzer und Kanonen

 

Der Meister

ist sich treu geblieben

ein neuer Stern

kann sich des Genius bedienen

wenn es um höhre Weihen

für die Waffenschmieden geht

die unsterblichen Überreste

der Allzweckwaffe

unsres Okzidents

zur Schau gestellt

von Daimler Benz

drei Wochen vor der Nagelprobe

für Killer-High-Tech

aus der Pfalz

endlich wieder

unter eigenem Kommando

über Städten

die schon einmal

im Kreuzeszeichen

mit und ohne Haken

unter diesem Stern

verglühten

 

der Stern

im Sternkreiszeichen

blieb der gleiche

nur aus der Allianz

aus Stern und Hakenkreuz

aus Pius dodeci

und dolce Duce                                                                                                                    13

aus der Machterhaltungsinzucht

nach den großen Krach

der einst zerstrittnen Sippe

unterm Kreuz des Nordens

und des Mordens

mit Stars and stripes

und Doppelkreuz der Union Jack

und ausgewaschnen Trikoloren

und Kriegsgewinnlerjungfern

Sternenkranz

auf blauem Grund

wurde im Rund

des Fadenkreuzes

wo die Achsen sich

im Nullpunkt treffen

ein neuer Stern

durch Kernfusion

erzeugt

nato

nasa

dasa

näselt der neue

mit digitalisierter Stimme

nato ergo sum

primus in terra

deus ex economachina

bellum est pater noster

et centro di tutti

est cd-rom meus

Galiläo widerlegend

erklärt er sich

zum Mittelpunkt

des Überalls

den Krieg der Sterne

spielt er gerne

zum Gloria dei

Victoria

in eternam

pro caput capitalis

 

Versunken

in die Genealogie

des heiligen Geistes

der Auftragsforschung

steh ich

in der Bildungsbürgerschlange

vor dem Pfalz-Museum Speyer

wie einst die Pilger

in Kolonnen vor dem Dom

bei Messe mit und ohne

Leonardos Abendmahl

hoch über mir

der alte Griesgram

 

dezent plaziert

Sponsorenspuren

hängen ihm wie Speisereste

im langen Vollbart

der ihn dem Volk

als säkularen                                                                                                            14

Kirchengroßundübervater

erscheinen läßt

und lassen soll

 

der Mann tut

keiner Fliege was zuleide

man könnte glatt vergessen

was da an Hochkarätigem

in seinem Bart

sich tarnt und sonnt

im schönen Schein

der Maler, Dichter

und Denker

 

Der aufgeklärte

Killerkader

der Ingenieur

der Henker

als Humanist

und Philantrop

klebt mir wie

eine Hostie

im Gaumen

 

der pure Geist

verteilt

die Feierabendmahlsrationen

aus reiner Wissenschaft

und Forschung

im Auftrag von Merzedes Benz

und IBM

 

Die Speisung

der Zehntausend

mit heiligem Schein

in Aufschnittsscheiben

dieses Januskopfes

lockt Hunderttausende

mit Anteilsscheinen

für die Beteiligung

an einer sorglos

reichen Zukunft

unter ihrem guten Stern

auf allen Straßen

im Himmel

und auf Erden

 

 

 

Der Weg ist frei

zu neuen Horizonten

posaunt

die Kraft-durch-Freude-Lotterie

für Akademiker

angetreten

wie zum Essenfassen

beim Volkseintopf

des Winterhilfswerks

 

Die Speisung

riecht leicht ranzig                                                                                        15

nach letzter vorsorglicher

Ölung

beim Fahneneid

nur wer dem Stern folgt

folgt dem Herrn

nur diesmal

liegt der Korridor

nach Danzig

nicht mehr so ungemütlich

nahe vor der Tür

er liegt

gott seis gedankt

im Überall

auf jeden Fall

liegt Speyer

noch weit ab vom Schuß

er liegt viel weiter südlich

 

 

ich folge

streubend fasziniert

neugiergelähmt

der Schleimspur

meiner Herkunft folgend

dem Geist des genialen

ingenieurs der Macht

und laß mich unterweisen

in Tradition und Fortschritt

in schönen Künsten

Mäzenatentum

und Mordexport

 

Merlin, Miraculix

Mephisto, Doktor Faust

und deutsches Wesen

Wernher von Braun

und Oppenheimer

von Weizäcker, die IG-Farben

die Gen-Technik und Otto Hahn

die Liese Meitner

Manfred von Ardenne

schwirren mir

durch meinen

guten Geist

getrübten Kopf

 

oh Leonardo

du hast viele Namen

und Rom und auch der Papst

sind lang nicht mehr

der Mittelpunkt

des Universums

 

der Mittelpunkt

schwebt multinational

und überreligieus mobil

rund um die Erde

bis zur Sonne

zur Freiheit                                                                                                               16

des Urknalls

 

da springen

noch längst

balsamierte Stalinisten

aus ihren Kisten

zum Lichte empor

 

ich stehe

nicht allein

geblendet

 

vor mir

steht graubehaart

mittvierzig bartgestutzt

mit Nickelbrille

das Firmenlogo

klein und unauffällig

am Revers

der ökobaumwollweste

ein Dasa-Ingenieur

und murmelt kritisch

stirngerunzelt

vom Mensch ansich

der stets das Gute will

und doch das Böse schafft

Ambivalenz

sagt er

in Leonardos Werk

und meint doch wohl

Schizophrenie

und seinen Job

bei Daimler-Benz

denk ich

 

doch so weit

kann er sich

am Wochenende

nicht aus seiner Haut

bewegen

 

Am Ausgang des Museums

treffe ich ihn wieder

 

Vor uns flattert ein Transparent

Speyer muß leben

Die DASA muß bleiben

 

Klar

 

Wer sonst

sollte

da Vincis

Visionen

für Abermillionen

weiterentwickeln

und seine Träume

wirklich werden lassen

 

veni                                                                                                                                      17

vidi

Leonardo Dasa Vinci

Tor

Torna

Tornado da Vinci

Leo

Leopard

Leopardo da Vinci

 

Oh

Leonardo

du hast viele Namen

 

 

 

geschrieben 1995 mit der Bitte an die LeserInnen, mir mein mangelhaftes Küchenlatein nicht zu entschuldigen, sondern mir korrigierte Fassungen zuzusenden

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert