Für Rehema ist es zur Zeit eine erneute Fluchtursache, dass sie ohne ein Abschlusszeugnis einer deutschen Hauptschule in Uganda keine Arbeit findet, mit der sie sich und ihr Kind ernähren kann. Rehema war mit ihrer Restfamilie aus dem Grenzgebiet Uganda/Ruanda-Burundi nach Deutschland geflohen, nachdem ihre Eltern dort erschossen wurden, in den Kämpfen zwischen Gruppierungen, die durch die Kolonialmächte Deutschland, Belgien, Frankreich immer wieder gegeneinander aufgehetzt wurden: den Anfang machte die deutsche Kolonialverwaltung mit der Klassifizierung angeblicher Rassen und der Einstufung der Tutsi als höherwertige Rasse. Die Tutsi wurden als Kalfaktoren, Aufseher, Scharfrichter gegen die „minderwertigen“ Hutu eingesetzt. Dabei waren die Tutsi lediglich die reichere, besser genährte Oberschicht. Rehemas Familie gehörte von ihrem Sozialstatus her eher zu den Hutu. Das spielt jetzt aber keine entscheidende Rolle mehr. (siehe dazu den Hintergrundartikel über Ruanda-Burundi des Berliner Soziologen Andreas Schlüter: Ruanda: Die halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge!
Rehema versucht jetzt, am Goethe-Institut in Kampala ihre Deutschkenntnisse wieder aufzubessern. Der Kurs ist für sie kaum bezahlbar. Dafür habe ich ihr etwas Geld nach Uganda geschickt. So könnte das mit dem Kurs klappen, wenn nicht wieder eine Erkrankung, ein Rückfall in die Malaria bei ihren kleinen Sohn oder „Wasserkrankheit“, die Cholera bei Rehema wieder auftritt. (VEOLIA hat in Kampala die Wasserversorgung übernommen und kassiert auf Teufel komm raus bis zum kompletten Zusammenbruch, aber repariert die defekten Leitungssysteme nicht. So wird das Trinkwasser regelmäßig extrem mit Kolibakterien verunreinigt.). Dann braucht sie nämlich das Geld für die Medikamente. Wenn ihre Nachbarin sich um das Kind kümmert und sie nicht mit Cholera oder Malaria zu kämpfen hat, arbeitet Rhema gelegentlich als Fruchtsaft-Verkäuferin auf der Straße. Von dem geringen Lohn muss sie die Nachbarin auch bezahlen, denn die kann wegen ihrer Aufsicht auch nicht arbeiten gehen … sie betreut und versorgt eine ganze Reihe von Kindern neben ihrer Hausarbeit …
Rehema hat alle ihre deutschen Zeugnisse zusammen mit allen anderen Unterlagen, Duldungsbescheinigungen, usw. verloren, d.h. ihre Großmutter hat sie vernichtet, als sie Rehema aus der Familie ausgeschlossen und behauptet hat, sie sei nicht ihre Enkelin. Als erstes hat Rehema damit ihren Duldungsstatus in Deutschland verloren. Sie hatte keine Papiere. Sie musste zurück nach Uganda, um ihre Identität zu klären. Sie schaffte es auf eigene Faust von Deutschland bis in ein Flüchtlingslager im Süd-Sudan, bekam dort ihr Kind aus einer flüchtigen Beziehung zu einem der Wächter, der sie kurz vor der Geburt des Kindes im Stich ließ. Von dort erhielt ich ihre ersten Hilferufe. Sie war kurz davor, sich und ihr Kind umzubringen.
Sie schaffte es aber dann doch mit ihrem Kind alleine bis nach Uganda. Mittlerweile hat sie einen ugandischen Pass mit einem anderen als dem bisherigen Familiennamen, was bei Bewerbungen wieder zu Schwierigkeiten führen wird – denn die ihr jetzt fehlenden deutschen Zeugnisse lauten auf einen anderen Namen. Aber trotzdem braucht sie diese Zeugnisse für die Bewerbungen auf Stellen im Tourismus-Sektor. Ich hatte ihr geraten den wenig aussichtsreichen Versuch nach Deutschland zurückzukehren aufzugeben und sich in Uganda, Kenia oder Tanzania eine Arbeitsstelle zu suchen. Weitere Infos über Rehema und ihr Kind kann man finden, wenn man in der Suchfunktion Rema, Rehema oder Uganda oder Kampala eingibt
Bisher unterstütze ich Rehema aus den Spenden, die mir viele Menschen unter dem Stichwort „Rema-Return“ geschickt haben und aus den Gagen meiner Kinderbuch-Lesungen („Die Ziege ZORA“, „Enrico schreibt keine Liebesbriefe“, „93 Stickers für Giovanna“), aus den Lesungen meines Frankfurt-Romans „Die Putztruppen“, des Odenwald-Histo-Polit-Krimis „Der Damenschneider“ sowie aus den Gagen der aktuellen Lesungen „Das 7. Kreuz“ -sucht den Widerstand gestern und heute“ mit dem blinden Bariton/Akkordeonisten Philipp Hoffmann und der Hanauer DGB-Geschäftsführerin Ulrike Eifler – nächste Lesung zur Einweihung des alten/neuen Gewerkschaftshauses in Hanau am 8.Mai um 18.30 im neuen Dachsaal des DGB-Hauses sozusagen „am Himmel über Hanau“.
Wer mich bei dieser Unterstützung unterstützen will, darf das gerne tun, entweder über den PayPal-Spenden-Button auf meiner Homepage oder mit einer Überweisung auf mein Konto: unter dem Stichwort „Rehema“: VR-Bank Main-Kinzig-Büdingen IBAN: DE 5066 1639 0001 1400 86
Später Dank an einen veritablen Pädagogen:
Meine letzte erfolgreiche Zeugnisbeschaffung liegt schon weit über 30 Jahre zurück: eine junge alleinerziehende Mutter bat mich, ihr beim Abschluss ihres Sozialpädagogik-Studiums zu helfen. Ihr fehlte noch ein Schein für das Diplom. Ihr Kind hatte Hirnhautentzündung und musste intensiv gepflegt werden. Sie schaffte das notwendige Seminar nicht mehr, bekam keinen Schein. Als damaliger GRÜNEN Vorturner und Kreistagsfraktionschef hatte ich leidlich gute Beziehungen zu einem GRÜNEN Sonderpädagogik-Professor an der FFMer Uni oder der FH – nennen wir ihn Reisig. Meine Bitte, der Mutter doch einen Schein-Schein auszustellen, lehnte der empört ab: “Ich habe einen Ruf zu verlieren!” Der eifrige Fischer-Chor-Mitsänger behielt seinen Ruf, die Mutter ging leer aus. Für meinen unghörigen Versuch, seinen guten Ruf zu schädigen, rächte sich der Sonderpädagoge dann auch noch in der politischen Auseinandersetzung um Großmüll-Deponien im Main-Kinzig-Kreis: er bezeichnete mich öffentlich als Psychopaten und erklärte auf einer GRÜNEN Vollversammlung im Main-Kinzig-Kreis, er würde seiner Frau davon abraten, mich als Patienten in ihrer Psychotherapie-Praxis aufzunehmen.
Auf der weiteren Suche nach einer Schein-Lösung erinnerte mich an einen Alt68er, der als Sozialpädagoge, Assistent und Mittelbau-Vertreter 1968 bis71 im paritätisch besetzten “Uni-Parlament” neben mir saß: Dr. E.B. . Ihm schilderte ich die Lage. Er meinte, das alleinige Durchbringen eines Kindes, zumal eines schwer kranken sei allemal mindestens so viel intensives Pädagogikstudium wie der Besuch eines Seminars und schon deshalb mindestens einen Schein wert. Die alleinerziehende Mutter -während der Krankheit ihres Kindes vom Erzeuger im Stich gelassen, erhielt ihren Schein und konnte das Studium mit Diplom erfolgreich abschliessen.
Lieber Prof. Dr. E.B. dafür nach über 30 Jahren mein ganz herzliches Dankeschön. Solche Pädagogen brauchen wir.