Überfall auf die Wohnung (genannt “Hausdurchsuchung zwecks Beweisaufnahme”) des Künstlers Prof. Dr. Rudolph Bauer: Stellungnahme Prof. Dr. Metscher

20230718_113249.jpg
Quelle der inkriminierten Bildmontage: 
Rudolph Bauer: Charakter-Masken. Bildmontagen. Bergkamen: pad Verlag 2023 (= pad Edition Kunst #2), 84 Seiten, 9.00 Euro.
Bestelladresse (direkt): pad-Verlag@gmx.net

Sehr geehrte Frau Hetscher (Weser Kurier),

sehr geehrte Damen und Herren,

Kolleginnen und Kollegen,

Freundinnen und Freunde,

mein ehemaliger Kollege und Freund Prof. Dr. Thomas Metscher hat mir erlaubt, seine Stellungnahme zu dem am Morgen des 10. August erfolgten Überfall – einer vom Amtsgericht Bremen angeordneten und als Ermittlungsverfahren kaschierten Hausdurchsuchung – zur Veröffentlichung weiterzusenden. Das staatliche Überfallkommando hat mein Smarthone und die Hefte #1 bis #5 der Edition Kunst (pad-Verlag Bergkamen) zwecks “Beweissicherung” beschlagnahmt und bis zur Stunde nicht zurück gegeben bzw. auch keinen Zeitpunkt der Rückgabe in Aussicht gestellt. Ich bin daher in meiner Kommunikation mit der ‘Außenwelt’ erheblich behindert, bitte daher um Weiterverbreitung.

Ich danke Thomas Metscher für seine kollegiale Stellungnahme, die ich nachfolgend zur Kenntnis gebe.

Mit freundlichen Grüßen, Rudolph Bauer

Thomas Metscher, Prof. i.R., Dr. phil., ehemals Professor der Universität Bremen, FB 10, schreibt:

Am 16. 08. 2923 erreichte mich ein Schreiben meines ehemaligen Kollegen und jetzigen Freundes Rudolph Bauer über den Einsatz einer offensichtlich antiterroristischen Einheit der Bremer Polizei gegen ihn, das mich mit Entsetzen und zunehmend mit Zorn erfüllt. Da der Charakter dieses Einsatzes von Bauer ausführlich beschrieben und meines Wissens bislang auch unwidersprochen ist, brauche ich den Vorgang an diesem Ort nicht zu widerholen.

Meiner Auffassung nach wurden hier mehrfach Prinzipien des Grundgesetzes der BR Deutschland in einer Weise verletzt, die eine Wiederherstellung des beschädigten und entwendeten Eigentums sowie die Entschuldigung, möglichweise Bestrafung des oder der für den Einsatz verantwortlichen Personen notwendig macht. Ich verweise hier allein auf die Freiheit der Kunst und der damit gegebenen Freiheit der Meinungsäußerung. Der Vorwand, Bauer verharmlose durch seine Bildmontagen die Verbrechen des Nationalsozialismus, ist lachhaft für jeden, der die Forschung und Lehre seiner Tätigkeit an der Bremer Universität sowie seine Arbeit als Künstler kennt. In diesen kritisiert er erbarmungslos die im Namen Deutschlands begangenen Verbrechen gegen Russland und andere Völker der Welt sowie den eliminatorischen Antisemitismus, den er auch im Handeln gewählter Vertreter der gegenwärtigen Bundesrepublik wie der gegenwärtigen Außenministerin am Werke sieht. Der deutsche Krieg hat ungezählte und unzählbare Opfer an Menschen gekostet, die Zahl der Opfer Russlands kennen wir. Es waren 28 Millionen Tote und ein zerstörtes Land. Angesichts dieser Tatsache ist es moralisch verbrecherisch, wenn es die deutsche Außenministerin als ihr Ziel betrachtet, “Russland zu ruinieren” – eine Absichtserklärung, die diese bislang weder zurückgenommen noch bedauert hat. Hier von einer Kontinuität deutscher Politik und deutscher Verbrechen zu sprechen, scheint mir mehr als berechtigt. Solche Kontinuitäten aber bringt Bauer in seinen Texten und Montagen ans Licht – eine Tätigkeit, die hohes Lob verdient und nicht ein Einschreiten der Bremer Polizei, als ginge es um ein Vorgehen gegen eine terroristische Verbrecherbande. Ich selbst war ein knappes Jahrzehnt an einer britischen Universität in Forschung und Lehre tätig und kenne die Verhältnisse dort. Ich kann versichern dass ein solcher Vorgang dort undenkbar wäre – gleiches kann man von den akademischen Institutionen im der USA sagen. Ein terroristisches Vorgehen von der Art, wie wir es hier in Bremen am Beispiel Rudolph Bauers erleben, hat in vieler Hinsicht einen ‘deutschen’ Charakter und bestätigt sehr genau dir politische sowie künstlerische Wahrheit von Arbeiten, wie sie Rudolph Bauer als Teil seines Spätwerks vorlegt. Hier ist, wie Brecht sagte, “der Schoß fruchtbat noch, aus dem das kroch”.

Als Zeugen für Bauer möchte ich noch Jean Ziegler nennen. Doch dazu, wenn gewünscht, mehr.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert