Vom Umgang mit “jüdischen Vermächtnissen”

die Regierung Koch, die ihre Wahlkämpfe schon mit als “schweizer jüdische Vermächtnisse” getarnten Schwarzgeldern finanziert und nicht nur die Wähler belogen sondern überdies noch die Opfer des deutschen Faschismus auf das Übelste verhöhnt hat, will jetzt die Villa Sondheimer in Gelnhausen versilbern, ohne der Öffentlichkeit zu erklären, wie das Land Hessen in den “Besitz” dieser Liegenschaft gekommen ist.
Die Villa des jüdischen Rechtsanwalts und Mitherausgebers der Frankfurter Zeitung haben die örtlichen Nazis – die Großeltern mancher heute hier politisch verantwortlichen Politiker “arisiert” d.h. den jüdischen Familien geraubt, noch bevor sie sie ins Exil oder in die Gaskammern trieben.
Die Villa Sondheimer haben die Nazis ihrer Massenorganisation “Kraft durch Freude” vermacht und das Inventar an die Gelnhäuser Bevölkerung öffentlich versteigert. Nach dem Krieg wurde die Villa Sondheimer nicht etwa deren überlebenden Mitgliedern und Nachkommen zurückübereignet, sondern sie ging auf wundersame Weise an die KdF-NachfolgeOragnisation “Müttergenesungswerk” unter der Schirmherrschaft der BundesPräsidentenGattin Elly-Heuss-Knapp. Die wiederum übereignete die Villa später an die mit vielen Altnazis bestückte Hessische Landwirtschaftskammer, die dort zusammen mit dem Land Hessen eine Landwirtschaftsschule einrichtete. Nach deren Schließung ging die Villa komplett in das “Eigentum ” des Landes Hessen, beherbergte Kreis- und Landes-Institutionen und zuletzt das Amt für “Bodenmanagement”. (( Ansässig in diesem Landwirtschaftsamt waren auch die sogenannten “Ringberater”, die den Landwirten schon in den 20er Jahren aber auch wieder nach dem 2. Weltkrieg Nitrophoska verkauften bzw. sie drängten, diesen Kunstdünger in Massen zu bestellen. Die “Ringberater” wurden von den IG-Farben-und ihren Töchtern finanziert. Dabei ging es um das Unterlaufen der Versailler Verträge nach dem 1.und der alliierten Sprengstoffproduktionsverbote nach dem 2. Weltkrieg: genehmigt wurde nur “zivile” Produktion für “zivile” Nachfrage. Kam jetzt aus der Landwirtschaft eine gigantische Nachfrage nach Kunstdünger, konnten die Sprengstoffproduktionskapazitäten der Chemischen Industrie erhalten und weiter ausgebaut werden. Zivil getarnte Aufrüstung.))

Es ist unerträglich mit ansehen zu müssen, wie das Land unter Herrn Koch zunächst zur Sanierung der Fürsten- und Grafenhäuser Büdingen und Erbach durch zigmillionen Euro schwere Geschenke Löcher in den Landeshaushalt reißt um jetzt mit dem Versilbern eines schmerzenden Denkmals deutscher Geschichte, dieses finstere Kapitel mit schäbigen 1,25 Millionen Euro zuverschütten.

Aufgabe des Landes, des Kreises und der Stadt Gelnhausen wäre es, hier ein historisches regionales Zentrum zur Erinnerung an den deutschen Faschismus und den Widerstand dagegen einzurichten. Wo in der unmittelbaren Nachbarschaft aus der Vergangenheit für Gegenwart und Zukunft gelernt werden kann. Nicht irgendwo in Berlin, sondern vor Ort, zugänglich für die kommenden Generationen in diesem Schulzentrum mit über 10.000 SchülerINNEn zwischen Langenselbold und Wächtersbach: erfahrbar und greifbar, denn das Unrecht hat Namen und Adressen und Dienstränge und geerbte “Judenschnäppchen” in Kellern und Speichern.
Das zu erfüllen wäre dann kein erlogenes sondern ein echtes jüdisches Vermächtnis.
Schon einmal wurde die Geschichte in Gelnhausen so drastisch verleugnet, als die neue Bahnhofstraße mit dem neuen Arbeitsamt das jüdische Autohaus Blumenbach anonymisierte: statt Café 17 hätte es wenigstens “Café Blumenbach” heißen können – mit einer Erinnerungstafel, mit Bildern und Texten..

Jetzt darf die Villa Sondheimer nicht genauso spurlos verschwinden.

Zur Finanzierung des Zentrums sollte die Dresdner Bank, die Commerzbank und die Kreissparkasse Gelnhausen die über 70 Jahre verzinsten Einlagen der Firma Blumenbach und anderer jüdischer Familien, Handwerker und Geschäftsleute spenden, die spätestens 1938 ebenfalls “arisiert” wurden. Das sind bestimmt Einiges über 1 Millionen Euro bei einer Durchschnittsverzinsung von 5 %.
Weitere Spenden zur Finanzierung eines Gedenkzentrums könnten aufgebracht werden von Geschäftsleuten in Gelnhausen und Umgebung, die auch arisierte Geschäfte, Immobilien von ihren Eltern und Großeltern geerbt und deren Vorgänger Zwangsarbeiter beschäftigt haben.

Und das sind so gut wie alle traditionellen Gelnhäuser Unternehmen.
Angesichts dieses Finanzierungsvorschlags ist auch die Ausrede nicht mehr möglich, das sei nicht zu finanzieren.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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