Die “junge Welt” braucht ein revolutionäres Feuilleton

Das “revolutionär” muss nicht mit “rrrrr” beginnen. Ein “r” reicht durchaus.

Vor über 6 Jahren habe ich diesen Brief an die junge Welt geschrieben und dabei noch nicht einmal das segensreiche Wirken Wiglaf Drostes rezensiert. Bis heute kam keine Antwort. In Anlehnung an F.K. möchte ich ihn heute als “Brief an eine Akademie” bezeichnen.

Die junge Welt braucht ein revolutionäres Feuilleton

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Liebe KollegINNen und GenossINNen in/bei der jungenWelt,  die jungeWelt braucht dringend ein anderes Feuilleton.
Das bisherige ist zu über 90% ein schlechter Abklatsch der Feuilletons bürgerlicher Zeitungen.

Das jW-Feuilleton propagiert ein fast ausschließlich konsumptives Kulturverständnis, glorifiziert eine elitäre Kultur anstatt einer breiten Kulturarbeit und einer Demokratisierung von Kunst und Kulturbetrieb Möglichkeiten der Entwicklung zu bieten, sie zu unterstützen.

Aufgabe eines fortschrittlichen linken Feuilletons wäre es neben der Kritik der bürgerlichen Kunst und des Kunstmarktes Foren zu bieten und zu schaffen für die Entwicklung einer breiten aktiven, kreativen Kultur der Massen, für die es durchaus nicht nur Vorbilder aus den 20er und 30er Jahren in Deutschland, in der Sowietunion, in Frankreich und Spanien, sondern auch in der Nachkriegszeit in Italien, Frankreich und auch in Deutschland gibt und das nicht erst mit den 68ern und ihren Nachfolgern.

So wie es der jW mit der Blende gelungen ist,  zumindest rudimentär eine tendenziell breite kreative kulturelle Bewegung in Gang zu setzen, so wäre es auch möglich dies in den Bereichen Literatur und Musik zu initieren, bei denen man die jeweiligen local heroes der Rapper-szene, Poetry-Slamer usw … gewinnen könnte, die bildenden Künstler, interessierte ambitionierte Laien vor allem.
Bei jedem Streik und jeder anderen Aktion mache ich immer wieder die Erfahrung, dass man den Leuten einfach nur die Möglichkeiten zeigen und geben muss, sich und ihre Interessen kreativ auszudrücken, dann sprudelt es nur so vor Ideen ….:

Denkbar wären Schreib- und Kompositionswettbewerbe – Ausschreibungen zu bestimmten Themenbereichen, so wie es die Trierer nonatoLiLi bereits gemacht hat.
Die jW sollte dieses Experiment auch zentral wagen, dass zu bestimmten Bewegungen, Aktionen, Politikfeldern Lieder, Kurzgeschichten, Gedichte veröffentlicht und zur Diskussion gestellt werden, dazu müsste eventuell auch ein interaktives jW-Kultur-internetportal geschaffen werden, es müssten die Wochenendbeilagen zum Teil dafür zur Verfügung stehen.

Möglich wäre es eine solche “Schreibbewegung” parallel zur Entwicklung der jW-Initiativen auch dezentral aufzubauen mit literarisch-musikalischen workshops und entsprechenden Angeboten der bildenden Künstler (Plakatgestaltung, Grafitty, Transparente, Objektkunst, Gesangsgruppen und Chören etc…, die unabhängig von der ZentralRedaktion und dem Verlag ihre regionalen Aktivitäten entwickeln können: Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Straßenaktionen, Straßentheater usw….

Uns bleibt der bürgerlich-kapitalistische Kulturbetrieb in der Regel verschlossen, manches von uns schluckt und entwertet dieser Betrieb, nicht wenige der dort Entwerteten würden sich gerne an  fortschrittlichen Projekten beteiligen ..auch darin sehe ich für eine solche Umgestaltung des jW-Feuilletons eine Chance und eine Aufgabe.

Um es Mal ganz unpathetisch auszudrücken:
Aufgabe eines revolutionären Feuilletons ist die Förderung des kreativen Potentials der lohnabhängigen Massen – nicht hauptsächlich durch Anreiz zur Konsumption sondern zur eigeninitiativen Produktion.

Mit Eisler und Benjamin-Zitaten brauche ich euch hoffentlich nicht zu langweilen, wenn ihr sie dringend braucht, wendet euch an  Heiner Goebbels, der hat die Eislerzitate für sein Eisler-Material alle benutzt und sie so zerstückelt und wieder  zusammengemixt, dass keiner sie mehr versteht. Aber er hat sie ja auch noch im Original, so wie die Leute sie noch verstehen können.

Hier meine Auseinandersetzung mit Heiner Goebbels über das Eisler-Material

http://g-a-l-e-r-i-e.de/virtual-museum/magazin/20/briefe/eislermaterial.html

oder auch hier zur Demokratisierung von Kunst

http://www.barth-engelbart.de/?p=48

http://www.barth-engelbart.de/?p=196

http://www.barth-engelbart.de/?p=147

http://www.barth-engelbart.de/?p=45

Ich freue mich auf Antworten

Gruß
HaBE

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Ein Gedanke zu „Die “junge Welt” braucht ein revolutionäres Feuilleton“

  1. “Um es Mal ganz unpathetisch auszudrücken:
    Aufgabe eines revolutionären Feuilletons ist die Förderung des kreativen Potentials der lohnabhängigen Massen – nicht hauptsächlich durch Anreiz zur Konsumption sondern zur eigeninitiativen Produktion.”
    Wer sagt, dass die jW ein revolutionäres Feuilleton sein will? Ist sich die Linke mit – manchmal durchaus guter – reformerischer Parlamentsarbeit nicht genug? Schließlich muss sie sich erhalten für den Zeitpunkt, da das Kapital den Karren an die Wand gefahren hat und sie den Arzt 2.0 am Krankenbett des Kapitals 2.0 spielen darf, obwohl – dafür ist das Original noch besser geeignet.

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