2 Mittel-Gründauer Lehrer im Zuchthaus


Bitte rufen Sie jetzt nicht beim staatlichen Schulamt, beim Bürgermeister, bei der Schulleitung oder der Polizei an. Nach den Urkunden wurden die beiden Lehrer nicht 2009 sondern 1830 und 1850 verurteilt und/oder nach Amerika abgeschoben. Es sind auch nicht die beiden am Doppelmord beteiligten Lehrer von 1923 gewesen. Die kamen auch nicht ins Zuchthaus, sondern nebeneinander auf den Mittel-Gründauer Friedhof. Zum Doppelmord kam es, weil ein Hilfslehrer den Hauptlehrer öffentlich beschuldigte, eine Schülerin der 8.KLasse sexuell belästigt zu haben. Der Hilfslehrer versprach sich von diesem Rufmordsein Aufrücken in diedannfreiwerdende Hauptlehrerstelle. Der Angeschuldigte holte sich zuhause seinePistole, kam zurück in dieSchule und stellte den Hilfslehrer zur Rede, nachdem er alle Kinder nach draußen geschickt hatte. Im Treppenhaus erschoß er dann den Hilfslehrer und anschließend sich selbst.Doch das ist eine andere geschihcte, die ich hier schon einmal geschrieben hatte. Hier geht es jetzt um das auffinden der daten der beiden verfolgten Mittel-Gündauer Lehrer und Demokraten Paul Nagel und Bernhard Kaffenberger.Paul Nagel hatte die folgenden Forderungen an der Fürsten von Isenburg-Büdingen nach Diskussionen und Beschlüssen der Mittel-Gründauer Bauern (Unter Anführung des Tobias Meininger) formuliert und aufgeschrieben und höchstwahrscheinlich auch als Emissär dem Fürsten übergeben:

Forderungen der Mittel-Gründauer Bauern
an den Fürsten von Isenburg-Büdingen:

Wir verlangen und sind entschlossen
im nötigen Falle mit unserem Blute zu erkämpfen:

1. die Aufhebung und Vernichtung
der Stempelpapiere;

2. die Aufhebung der Verbrauchssteuer,
Akzise und alle dergleichen ungebührende
Abgaben und Erpressungen;

3. die Aufhebung der Salzsteuer;

4. Verminderung der Pensionsbesteuerung;

5. einen besseren und kürzeren Rechtsgang;

6. wollen wir wieder unsere früheren Rechte,
unsere Gemeinde- und Gerichtswaldungen

Mittel-Gründau 1830

((Wer denkt da nicht an die Mehrwertsteuer? Wer denkt da nicht an die Mülldeponie im Wald? HaBE))

Im Hessischen Staatsarchiv existiert ein Verzeichnis über alle Lehrer und Schulen im Großherzogtum Hessen-Darmstadt .
Es umfasst Angaben aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert.

Auf den Seiten 256 und 257 dieses Verzeichnisses sind unter dem Kapitel 449a alle Mittel-Gründauer Lehrer von 1699 bis 1882 aufgeführt.

Darunter der erste Lehrer an der 1879 erbauten „Alten Schule“ , Johannes Frey, geboren am 19.01.1840 in Lorbach als Sohn des Lehrers Ernst Frey. Johannes Frey war 1860/61 zunächst Lehrer in Böllstein, dann von 1861 bis 1865 in Rülfenrod,. 1865/66 in Wallenrod. Nach 16 Jahren in Mittel-Gründau wechselte er 1882 nach Gräfenhausen wo er bis 1903 als Lehrer arbeitete. Er starb am 06.01.1917

2 der Lehrer der Schule in Mittel-Gründau wurden wegen ihrer demokratisch revolutionären Betätigungen zu Zuchthaus verurteilt, bzw zur Auswanderung gezwungen.
Aus dem folgendenOriginaltext des Verzeichnisses: ((in Doppelklammer Erläuterungen des Verfassers)) geht auch hervor, warum es sich bei den Mittel-Gründauer Schulen sozusagen um “ländliche Paulskirchen” handelt. Die Schulen und die Lehrer als Schriftführer der demokratischen revolutionäre waren Dreh- und Angelpunkt für die Verbindung der städtischen Revolutionszentren mit der Provinz, dem ländlich-bäuerlichen Hinterland, ohne das eine demokratische Entwicklung des gesamten Landes unmöglich war. Alle Schulen in Mittel-Gründau wurden jeweils ohne Unterstützung der Obrigkeit von den in der großen Mehrheit bitter armen Einwohnern errichtet.

„ Mittel-Gründau hatte schon vor 1700 eine Schule. Bald nach 1700 wurde ein großes Schulhaus gebaut, das kleine alte wurde zum Hirtenhaus ((vermutlich die Eckscheune Ecke „AlteSchulstraße/Bachgasse)) 1835 hatte die Schule 114 Schüler; Gehalt damals 202 fl., 1839: 237 fl.; 1842 265 fl.; 1858 260 fl.; 1865: 300 fl.; Ein um 1780/90 erbautes Schulhaus war 1835 noch gut ((Reste davon stehen heute noch in der „Alten Schulstraße“, die deshalb auch so heißt));

Lehrer waren:

1699/1700 Dietmar Höhne a.d. Amt Kassel; n. Lützelhausen ((soll heißen, wurde „nach“ L. versetzt)).

1707/10 Joh. Konrad Höhne (Vater d. Vg ?); nahm 1710 seinen Abschied, bgr. Wenings 30.12. 1713 ?

1710/14 Joh. Georg Möller a. Schmalkalden (S.d. Valentin M.; h. o1) , 01/10 L. Lieblos; bgr. 7.3.1714.

1714/(16) Balth. von Löhra. Neu-Wiedermus, 1700 L. Schwalheim.

1717/ … Joh. Friedrich Koch; n. Vonhausen 441b

1720/25 Joh. (Gg.) Wilh. Böttger a . Wolf; n. Hain-Gründau 444

17../45 Jakob Kauß; n. Düdelsheim 443

1746/72 (Heinrich) Peter Grün a. Büches (S. d. Schultheißen G.);
gest. 17.3.1772, alt 50 ½ J.

17(77)/89Nikolaus Weinel a. Mittel-Gründau (h. 77).

17../1803 Joh. Adam Roth, gb. Düdelsheim 6.8. 1772 (S.d. Jakob R.; h. 1802);
gest. 21.2.1803.

1803/23 Joh. Nik. Reuß, gb. Lorbach 5.10.1768 (S. d. J. Adam R.; h. 89, II 1808),
89 V 95/1802 L Vonhausen. 1802/03 G Aulen-Diebach; gest. 29.11.1823.

1824/..Joh. Paul Nagel, gb. Vonhausen 12.9.1783 (S. d. Peter N.) 1803/24 L Calbach

(( Wie lange Paul Nagel Lehrer in Mittel-Gründau war geht aus diesen Unterlagen nicht hervor. 1831 wurde er für seine führende Rolle bei den Oberhessischen Bauernaufständen von 1830 zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilt. Ihm wird auch die schriftliche Verfassung der Forderungen der Mittel-Gründauer Bauern zur Last gelegt. Die Meldung über seine Verurteilung ist das Letzte, was über ihn nach 1831 noch zu recherchieren war. Entweder ist er im Zuchthaus „umgekommen“ oder er musste direkt nach seiner (eventuell vorzeitigen) Haftentlassung nach Amerika auswandern. Allerdings war er auch auf allen Passagierlisten nicht zu entdecken. Jedenfalls blieb die Schule in Mittel-Gründau bis 1832 geschlossen. Paul Nagels Nachfolger kam 1832.))
1832/39Konrad Traumüller, gb. Vonhausen 13.1.1806 (S. d. L. Matthäus T.) 24 B 28/32 L Calbach ; gest. 4.6.1839.

1839/41 B Heinrich Koch a. Ober-Eschbach; n. Düdelsheim 443.

1841/42(Joh.) Friedrich Michel, gb. Himbach 28.11.1807 (S. d. L Johs. M.; h 36), F 27, 32 B Calbach, 34/41 B Düdelsheim; gest. 10.7.1842

1842 V 44/51 Bernhard Kaffenberger, gb. Langen 9.2.1820 (S. d. L Georg Chrn. K.) F 38, 38 V Leihgestern, 39/42 G Büdingen; ps 51, wurde an der Oberrechnungskammer Darmstadt angestellt.

(( Der Lehrer Bernhard Kaffenberger hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit in Leihgestern Kontakt zu den Giessener Schwarzen bevor er nach Büdingen kam, wo er den Konservativen späteren 48er und Heldmann-Gegner Thudichum kennen lernte. Er hat mit ebenso hoher Wahrscheinlichkeit bereits in den frühen 40ern anknüpfend an die Mittel-Gründauer 1830er baäuerlich-revolutionäre Tradition auf die Gründung des „Demokratischen Vereins“ hingearbeitet haben, den er dann mit Unterstützung Dr. Christian Heldmanns 1847/48 zusammen mit der Mehrheit der Mittel-Gründauer Bauern, Tagelöhner, Arbeiter und Handwerker gründete. Sehr wahrscheinlich ist auch, dass sich Heldmann und Kaffenberger aus der Arbeit in den landwirtschaftlichen Vereinen kannten. Bernhard Kaffenberger wurde nach dem Scheitern der 48er Revolution aus Mittel-Gründau nach Darmstadt strafversetzt. Ob ihm 1951/52 der Prozess gemacht wurde, was mit ihm weiter geschah, konnte bisher nicht recherchiert werden. Am wahrscheinlichsten ist auch bei ihm die Zwangsauswanderung nach Amerika… wie lange Kaffenberger nach 1849 noch Lehrer in Mittel-Gründau bleiben konnte, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Anzunehmen ist, dass es über zwei Jahre keinen öffentlichen Unterricht gab. Kaffenbergers Nachfolger wurde 1852 eingestellt.)) ((( NACHTRAG:2006 meldete sich via internet ein Rich Kaffenberger aus USA /Conneticut bei mir und wollte alles “about this little village” wissen, “called Mittel-Grundau”. Sein UrUrUrGroßvater Bernhard Kaffenberger “became a famous Physicion in the states after being forced to leave germany with his wife and a lot of children, which mainly survived”)))

1852/56 V Georg (Wilhelm Christian) Schenk a. Dolgesheim; IX 334 (Egelsbach)

185659/65 (Heinrich) Christian Diemer, gb. Erbacher Mühle bei Büches 27.3.1825, F 44, 44/52 V Langen-Bergheim. 52/54 V Hattenrod, 55 V Burghardsfelden; gest. 7.2.1865

1865V Hermann Berger a. Büches; n. Hain-Gründau 444

1866/82 Johannes Frey, gb. Lorbach 19.1.1840 (S. d. L Ernst F.), F 60, 61 V Böllstein. 61/65 V Rülfenrod, 65(66 V Wallenrod; 1882/1903 L Gräfenhausen, ps 1903, gest. 6.1.1917

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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