HaBE zu meiner kurzen Freundschaft mit Peter Kurzeck ein paar Zeilen:

File:Peter-Kurzeck Lesung-Kirschkern-2008-15-08.jpg

Wann ich mit Peter Kurzeck über meine KuKoop-Pläne und die ersten Widerstandslesungen gesprochen habe, weiß ich nicht mehr so genau. Es muß im Zusammenhang mit den Kulturseiten der „Neuen Hanauer Zeitung“, der sogenannten NHZ-KULTUR-WERKSTATT gewesen sein. Wo genau weiß ich auch nicht mehr: ob in Nieder-Rodenbach oder Bruchköbel, eventuell in Maintal-Bischofsheim … Wer besser weiß, wo Peter Kurzeck in den 80ern im Raum um Frankfurt wohnte und arbeitete, soll mich korrigieren.

Peter Kurzeck war über die „Neue Hanauer Zeitung“, über Horst Bingel auf meine Initiative „KulturKooperative“ und „Wanderwerkstatt“ aufmerksam geworden.

Beate Hübner  und Harald Reuss, beides Kulturpreisträger des Main-Kinzig-Kreises und an der NHZ-Werkstatt aktiv beteiligt, hatten vorgeschlagen, auch Peter Kurzeck in die NHZ-Werkstatt einzuladen.

 

Peter Kurzeck ist dieser Einladung zuvorgekommen. Er hat mich als ihren Initiator und Motor eingeladen. Sein Interesse galt aber weniger dem Organisatorischen. Schon gleich bei unserem ersten Treffen machte er mir klar, dass er sich nicht an der NHZ-Werkstatt beteiligen wolle, sie sei ihm politisch zu überfrachtet.

Was ihn zu der Einladung bewog, waren meine Erzählungen und Gedichte, die ab Mitte der 80er in der nhz publiziert wurden und zum Teil im Selbstverlag erschienen waren.

Peter Kurzeck hat mich einerseits ermutigt weiter zu erzählen, er hat mich aber auch mit vorsichtiger Schärfe kritisiert. „Warum lässt Du Deine Geschichten nicht erzählen, die Dinge sprechen ? Warum musst Du Deine Geschichten immer wieder interpretieren ? Politisch kommentieren ? Das haben sie nicht nötig. Die sprechen für sich und die Leser können sich ihre eigenen Reime daraus und darauf machen.  Bringe die Straßen, die Häuser, die Menschen zum Sprechen,  so wie Du es in Deinem „Kotau“ gemacht hast. Du entmündigst Deine Leser…“

 

Peter Kurzecks Kritik hat mich vor 30 Jahren schmerzlich getroffen, schmerzlich deshalb, weil ich sie nicht wegrationalisieren konnte, weil ich spürte, dass er zumindest in Teilen Recht hatte. Ich habe Peter Kurzeck in den 80ern für sein nicht-Partei-ergreifendes Schreiben kritisiert und dabei nicht verstanden, dass er mit seinen alltagsprotokollierenden Erzählungen die Menschen tiefgreifender erreicht und fasziniert, als ich es (damals) mit vielen meiner Erzählungen und Romane schaff(t)e.

Peter Kurzeck verführt zum genauen Hinschauen, läßt einen in sich blicken, verschüttete Kindheits-Erinnerungen aufleben. Es ist so wie den versiegelten Boden aufbrechen, lockern. Und das schafft und erhöht die Möglichkeit … aber jetzt komme ich schon wieder in die Interpretation… schon bringt sich der Missionar in Stellung.

 

Lieber Peter Kurzeck, es hat lange gedauert, aber ich glaube, ich habe Dich endlich zumindest ansatzweise verstanden. Bei den monatlichen “Erzählabenden” hier im Dorf habe ich von den Dörflern sehr viel von dem gelernt, was Du mir vor 30 Jahren schon versucht hast nahezubringen.

 

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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